Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Oktober (Jahrgang 9, nr. 2673-2698)

1882-10-24 / nr. 2692

. ·Seite 992 Herm­annstathiengtag Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, wie sie sich nennen,bekanntlich keineswegs eingewinnt.Nicht nur in Mont-«­­ceausses-Mines dauert bekanntlich die Gährungsort und werden fast täglich neue Drohplakate aufgefunden, auch in Paris wurden dieser Tage von der Polizei zahlreiche auf einer Handpfesse gedructe rothe Plakate abgerissen, in welchen ein „Exekutiv-Komitee der Gerechtigkeitspfleger von Paris“ die Arbeiter auffordert, die Häuser der ihnen als hartherzig bezeichneten Haus­­­eigenthü­mer anzuzünden. Bezeichnend ist die Haltung der monarchistischen und intransigenten wie Die ersteren können ebenso wenig ihre­­­ Freude verhehlen wie die en. Im monarchistischen „Clairon“ beantwortet Andre Barbes die Frage des „Temps“, ob die Royalisten die Absicht hätten, einen Straßenkampf zu führen, wie folgt: „Gewiß ist Died unsere Absicht und wir wollen noch näher bestimmen, ‚wann wir von einer politischen zu einer streitbaren Aktion übergehen wer­deıt. "Die Republik von 1870 hat nach einer Existenz von­ sechs Monaten und vierzehn Tagen die Kommune herbeigeführt; sie wäre wohl im Stande, bald einen neuen Aufstand herbeizuführen. Der erste Hat sich durch die Anwendung des Petroleum ausgezeichnet, der zweite dürfte sich durch An­­­wendung de Dynamit3 auszeichnen, werden aber die Schattenbilder, in deren Händen die Gewalt liegt, starr genug sein, und zu vertheidigen ? ‚Werden sie nicht nach einem neuen St.­Sebastiano absegeln? In diesem leicht vorauszusehenden Falle wird es die Pflicht der Royalisten sein, die "bewaffnete Revolution zu bekämpfen, eine schwache und verächtliche Regie­­­rung zu verjagen und durch eine Regierung zu erregen, deren Recht umn­­­anfechtbar it: die Monarchie.“ „Der bekannte „Intransigent“ Rochefort schreibt: „Mit P­rozeffen ‘wie jenem gegen die Dreizehn und die Internationale gerichteten hat M­a­­­­poleon III. sein N Kaiserreich verloren. Mit B­rozeffen gleich dem von Montceau-le-Mines werden Die Duchmäuser, die ung regieren, die Re­­­publik unter den Boden bringen. Wuth, Feigheit, Habgier, Niederträch­­­tigkeit, alle gemeinen Leidenschaften haben sich bei le diesem gerichtlichen en vereinigt, von dem die Gerechtigkeit allein ausgeschlossen it.“ Zwischen Defterreich- Ungarn und Rußland werden offiziöse Jan und Friedensworte gewechselt. Die rufsische „Novosti” bes­­pricht den sympathischen Empfang des neuen rufsischen Botschafters 2o­­­banoff in Wien, und ist der Ansicht, daß, wenn Defterreich-Ungarn nicht wäre, ein solches geschaffen werden müßte. Defterreichs Untergang wü­rde ein Chaos in Central-Europa schaffen. E83 ernftire übrigens sein slavischer Stamm in Defterreich-Ungarn, der zu Rußland Hinneige, vielleicht mit Aus­­­nahme der Nuthenen. Die katholischen Tschechen widerstrebten einer Ber­­­bh­ngung dur) Rußland, ebenso die Kroaten, die Sympathien der öster­­­reichischen und ungarischen Slawen seien nicht auf russischer Seite, mit Oesterreich-Ungarn in Freundschaft zu leben. Siege in Rußlands Interesse. AZ weiterer Beleg der offiziösen Freundschaft gilt, daß in Folge des energischen Eingreifens des Ministers des Innern, Graf Tolstoi, die Angriffe der russischen Presse auf Oesterreich-Ungarn — und auch auf Deutschland — aufgehört haben. Mit dieser Botschaft tritt indeß zugleich die weitere Mitteilung auf, wonach­ vielleicht die Ministertage des Grafen Tolstoi gezählt sein könnten. E 8 wird nämlich wieder viel von einer Nachlehr des Grafen Ignatien in seine frühere amtliche Stellung, und was nicht wenig befremden könnte, in Baris gesprochen. Der Bariser „National“ erfährt, daß Duclerc als französischer Minister der auswärtigen Angele­­­genheiten vor zwei Tagen eine lange Unterredung mit dem­­­­ertreter Rupplands in Paris hatte. „Wenn wir gut unterrichtet sind“, schreibt der „Rational”, „so betraf diese Unterredung Hauptsächlich die mögliche Rü­ckkehr des General Ignatiew zu den Staatsgeschäften. &o wäre die Rede davon, ihm das Portefeuille des Innern anzuvertrauen, und er wü­rde zu reicher Zeit zum Konseilspräsidenten ernannt werden. In­ Petersburger Seiten wird versichert, daß Here v. Giers alle Mühe anwenden müsse, egen die Einflüsse Kad­omw’s und Aljakom’s, die si in leßterer Heit kat­­an machten, anzukämpfen. Die beiden repräsentiren das agressive Affenthum. Das zur Stunde freundschaftliche Verhältnis des Königs von Serbien zu Oesterreich-Ungarn behagt in Rußland nicht. Der „Solos”, eines der gelesensten Blätter in Rußland schreibt diesbezüglich: An Oesterreich-Ungarn eine Stütze zu suchen,ist keine sehr angenehm­e Aufgabe für einen slavischen Herrscher dessen Unterthanen durchaus seine Sympathien für die Oesterreicher empfinden.Der Gang der historischen Ereignisse bietet dem Königreiche Serbien etwas Besseres,als dem­ Vasall des Reiches der Habsburger zu werden.Vermöge seiner kulturellen Ent­­­wicklung könnte und sollte dieser slavische Staat an der Spitze dieser Kon­­­föderation der«südslavischen Staaten stehen,indem er vereint mit Mon­­­tenegro das Bollwerk gegen Oesterreichs Ungarn bildet,welchem die west­­­europäische Diplomatie zum Zwecke der Unterjochung des übrigen slawischen Theilen der Balkan-Halbinsel in Bosnien und in der Herzegowina einen Grüdpunkt gegeben hat Es ist natürlich sehr schwer die persönlichen Gründe festzustellen welche den König Milan,der vor kaum zwei Jahren nach Rußland reiste,bewogen haben,sich,von damals angefangem Oester­­­reich-Ungarn zu nähern.Allein die aus Serbien kommenden Nachrichten beweisen,daß König Milan dadurch eben das Gegentheil dessen thut,was sein Wort anstrebt. Literatur Die Verhandlungen des zweiten deutschen Geographen­­­tages,welcher am 12.,13.und 14.Aprill.J.in Halle abgehalten wurde und mit welchem eine auch von hier aus beschickte Ausstellung ver­­­knüpft war,sind im Druck erschienen und enthalten überalle werthvolle Miti­­theilungen.In der Eröffnungsrede konnte der Vorsitzende Professor Dr. A.Kirchhoff in Halle darauf hinweisen,daß der Besuch des zweiten deutschen Geographentages sechsmal stärker sei,als der des ersten,welcher im Jahr 1881 in Berlin zusammengetreten,und konnte Meister,Jünger und Freunde geo­­­graphischer Wissenschaft aus allen Stämm­en des deutschen Volkes in seinem alten großen Grenzumfang begrüßen.Aus der Reihe der sich anschließenden acht wissenschaftlichen Vorträge heben wirhervorden des Professoro A. Meitzen in Berlin-Das Nomadenthum der Germanen und ihrer­ Nachbarn in Wests Euwom Derselbe gipfelte in den Sätzem daß Kelten,Germar­en und Slaven die neuen Wohnplätze in Europa zunächst nur nomadisirend betreten und ihre ersten Einrichtungen als Nomaden getroffen haben,daß die westlichen deutschen Völkerschaften eher zur wirklichen Seßhaftigkeit ges­­­drängt worden seien,als die östlichen und die Slawen und daß der ebene Osten von dem Sturm­e der Völkerwanderung sehr wohl noch im halb­­­nomadischen Zustande betroffen werden konnte,daß endlich für bestimmtere Anschauungen ü­ber das wahrscheinlich sehr allmäliche und verschiedenartige Vorschreiten zur definitiven Siedelung für die einzelnen Stammesländer die an die Oertlichkeit angeschlossene,von der Gegenwart in die Vergaugenheit zurückgehende Untersuchung der Gestaltungeschichte derjenigen Gemein­­­wesen erforderlich werde,denen nach ihrer wirthschaftlichen und politischen Verfassung der Charakter fester Ansiedlungen zuerlannt werde.Besondere Interesse erregte der bereits in Nr.2680 dieses Blattes erwähnte Vortrag des Professor­ AR.Lehmann in Halle:Ueber systematische Förderung wissen­­­schaftlicher Landeskunde von Deutschland.Davon ausgehend,daß die deutschen Geographen mit Vorliebe in die Ferne schweiften und das Heimat­­­liche vernachlässigten und daßquolgedessen ein wirklich gutes und wissens­­­chaftliches geographisches Wert über Deutschland nicht vorhanden sei,— denn Geographie im heutigen Sinne des Wortes sei die zusammenfa­ssende Wissenschaft von den gesammten Erscheinungen der Erdoberfläche und ihrem innern Zusammenhange—bezeichnete der Vortragende es als eine wissen­­­schaftliche und nationale Pflicht,eine wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland zu schaffen.Auf den Schultern der Geologen stehend,sei das Retief der einzelnen Landschaften Deutschlands nicht nur zu beschreiben und zu kennzeichnen,sondern auch nach dem geologischen Aufbau und­ den im­­­dellierenden Einwirkungen der Atmosphärilien,wie des fließenden Wassers zu erklärenz im Zusammenhang mit den Forschungen der Meteorologen seien die Klimate und zwar besonders in ihrer Beziehung zur Vertheilung und Gestaltung des organischen Lebens zu erforschen,gestützt an die Er­­­gebnisse der T­ätigkeit der Botaniker und Zoologen sei den charakteristischen Zügen des Pflanzenkleides der Landschaften im Zusammenhang mit den örtlichen Bedingungen des Pflanzenlebens und der ursächlichen Verknüpfung und gegenseitigen Bedingtheit mit dem Thier-und Menschenleben nach­­­zuspü­ren,das örtlich Charakteristische der Thierwelt hervorzukehren und den Ursachen dieser landschaftlich bedingten Gestaltung der Fauna nachzugehen;endlich seien zu erforschender Einfluß der lokalen Be­­­dingungen—Relief und Bewässerung der Landschaft,Tragfähigkeit des Bodens u.s.w.—auf den­ Menschen,die Vertheilung und Beschaffen­­­heit seiner Siedlungen,sein Nahrungserwerb,die Bevölkerungsvertheilung und ihre Gründe,die Genesis der Orte,der Einfluß der Natur auf die Eigenart der Boltee,ursprünglicher Charakter desselben,Namens­­­forschung, Siedlungsweise, Häuserbauart,Tracht,Sitte,Sprache u.s.w. Zur Mitarbeit seen alle deutschen geographischen,wie naturwissenschaft­­­lichen und geschichtlichen Vereine durch einen zu erfassenden Aufruf heran­­­zuziehen,vielleicht auch die Regierungen für das Unternehmen zu interessiren, verdanke doch das höchst schätzbare vierbändige Wert Bavaria,Landes-und Volkskunde des Königreichs Bayern,der Initiative und Munificenz des Königs Maximilian IL von Bayerns sein Dasein. Auch der zweiten Seite seiner­ Aufgabe,der pädagogischen,wandte der Geographentag seine volle Aufmerksamkeit zu.Verhandlungen über­ schul­­­geographische Fragen legen Zeugniß davon ab.Eine derselben schloß sich an dehottrag des Oberlehrers in Kropatschek in Brandenburg a.H.:zur geschichtlichen Entwicklung des geographischen Unterrichts an und führte zur Annahme der These:Die Geographie ist durch sämmtliche Klassen der höheren Schulen im Unterricht wie in den Zeugnissen und daher auch in den Abgangsprüfungen als selbstständiger Lehrgegenstand zu behandeln-Banden­­übungen erwähnen wir noch den Vortrag des Dr.Hermann Wagner in Göttingen-Ueber Durchführung des metrischen Maßes im geographischen Unterricht.Im Anschluß daran beschlossen die Versammelten,die deutsche Meile und die ihr entsprechende Quadratmeile zu Gunsten der Durchführung des metrischen Maßsystems auch im geographischen Unterricht und in der geographischen Literatur ganz aufzugeben.Von beiden Beschlüssen wurde weiter festgestellt,seien die deutschen Unterrichtsbehörden in Kenntniß zu sehen. Als Ort für den 3. deutschen Geographentag (in der Osterwoche 1883) wurde Frankfurt a. M. gewählt; möge er die schönen Hoffnungen, zu denen er berechtigt, erfüllen! 24. Oktober 1882. Nr. 2692 Stimmen aus dem Publikum. Casinounterhaltungen. Der Ausschuß des Hermannstädter Casino’s Hat sich veranlaßt ge­­­funden, nachstehende Verfügungen zu treffen: 1. Die jeit in Umlauf befindlichen Einladungskarten zu den Casino­­­unterhaltungen verlieren mit dem Setten dieses Monats ihre Giftigkeit. 2. Für die Folge werden neue zu dem Besuche der Casinounter­­­haltungen berechtigende Karten betitelt „SIahreskarte zu den Casinounter­­­haltungen”, ausgefertigt. Diese Karten werden alljährlich En­de Oktober gegen Einziehung der früheren Karten erneuert und gelten für die Zeit vom 1. November eines Jahres Bis legten Oktober des nächsten Jahres. 3. Sede dieser Jahreskarten, ohne deren V­erweisung, falls bieselbe verlangt wird, der Eintritt zu den Casinounterhaltungen verweigert werden kann, hat auf bestimmte Namen zu lauten. Soll die Karte für eine Familie gelten, so sind auf derselben die einzelnen Familienmitglieder und deren Stand namhaft zu machen.­­­ 4. Diese Karten dürfen nur von den auf denselben namhaft ge­­­machten Personen benügt werden. 5. Mit diesen Jahreskarten sind über jedesmaligen dem Ausschusse dur ein Casinovereinsmitglied bekannt zu gebenden Wunsch solche Witwen, dann Wafsen, weiblichen Geschlechtes, zu betheilen, deren Gatten, Väter oder Brüder die Aufnahme in den Casinoverein nach unseren Statuten hätten beanspruchen können. Um jedem möglichen Anstande zu begegnen,werden auch die Casinom­itglieder mit solchen für Casinounterhaltungen bestimmten Jahre­s­­karten für ihre i­igene Person dann für ihre Frauen,Töchter und Schwestern betheilt.Weitere Verwandte weiblichen Geschlechtes von Casinomitgliedern gehören in die Kathegorie der im PunkteZ genannten Personen,während erwachsene zur Aufnahme in den Casinovereinberechtigte Söhne von Casino­­­mitgliedern die statutenmäßig festgestellte Mitgliedsgebühr zu entrichten haben. nu­­er Casinomitglieder werden mit den fraglichen Karten unentgeltlich erheilt. 8. Die im Punkt 5 genannten Personen haben bei Lösung dieser Karten für dieselben eine Jahresgebühr zu entrichten, die wenn die Karte auf eine Person lautet, mit 1 fl. 50 fr., wenn die Karte auf zwei Personen lautet (beispielsweise Mutter und Tochter oder zwei Schwestern) mit 2 fl, und wenn die Karte auf drei oder mehrere Personen lautet, mit 2 fl. 50%, bemessen wird. 9. Fremde nur vorübergehend und für kurze Zeit in Hermannstadt sich aufhaltende Personen können über Empfehlung eines ae mit für einzelne Casinounterhaltungen giltigen Eintrittskarten unentgeltlich betheilt werden. 10. Die für die nächste Jahresperiode d. J. für die Zeit vom 1. November 1882 bis Ende Oktober 1883 giltigen Jahreskarten für Casino­­­unterhaltungen werden im Bibliothekzimmer des Casinolokals vom 28. bis legtes Diese6 Monats von 4 bis 6 Uhr Nachmittags dann wöchentlich einmal nämlich an den Samstagen gleichfalls von 4 bis 6 Uhr Nachmittags verabfolgt werden. Besschloffen in der Casinoausschupfigung am 20. Oktober 1882, Der Ausfhuf. » .. .. Rofal- und Laaed-Chronik, (Aus dem Verordnungsblatte für das k.f. Heer.) Ueberlegt wird der Lieutenant in der Reserve, Heinrich Döhrmann, des Infanterie- Regiments Friedrich Wilhelm, ‚Großherzog von Mecienburg-Strelig Nr. 31, — in den Stand der königl. ungarischen Gestüt3-Brande, mit der Eintheilung zur Militär-Abtheilung des königl. ungarischen Staats-Hengsten- Depots zu Stuhlweißenburg. — Mit Wartegebühr wird als derzeit untaug­­­lich beurlaubt der Oberlieutenant Heinrich Beer, des Feld-Artillerie-Re­­­giments Freiherr von Hofmann Nr. 8. (Wohl·thätigkeitherstel­lung.­Heute findet unter der Leitung der Damen Göllner und Nemes im hiesigen Stadttheater die vom röm.­Tath. Brauenderein veranstaltete zweite Wohlthätigkeitsvorstellung zur Christbe­ Iheerung armer Schulkinder ohne Unterschied der Konfession mit nachstehendem Programme statt: 1. „Prolog“ von G. U. Nadler. 2. „Lebendes Bild", vorstellend die heilige Elisabeth. 3. „Zyrolienne brillante", pour Piano, par Fin Spindler. 4. „Singe mit“, Duett von Eduard Tauing, vorgetragen von zwei Träuflin“. 5. a) „Tausendichön", von Carl Ebert; b) „Allnächtlich im Traume“, von Mendelsjohn Bartholdy. 6. „Phantafie Impromptu" von Chopin, worges tragen von H. %. Diesem folgt: „Der Mann der Witwe.“ Luftspiel in 1 Akt von Dumas’ Vater. Zum Schluffe: „Nach der letten Re­­­doute.“ Luftspiel in 1 Akt von Betti Goung. 88 ist zu w­ünschen, daß auch diese Vorstellung, welche sich durch eine große Neichhaltigkeit des Programmes auszeichnet, gut besucht wird. (Zur Verschönerung Hermannstadt’8.) Die Kasino-Dilet­­­tanten= Gesellschaft veranstaltet am 1. I. Mts. eine Theatervorstellung zur Gunsten des „Vereins zur Vertönerung der Stadt Hermannstadt" und bringt dabei das für Dielen Zug auf vielen deutschen Bühnen stereotyp ge­­­wordene Nährstüc­­k der Müller und sein Kind“ zur Aufführung. Die Gesellschaft die sich bisher durch Vorführung hauptsächlich von Konversations Lustspielen förmlich in die Gunst des Publikums ein­­­gespielt hat, erhält hiebei Gelegenheit, ihr Können in einem andern Genre­­­m­­an­­ee­­r in seinen Verhältnissen zufrieden und glücklich.War das eine Rache,wenn er ihm­ das vorenthielt,von dem er keine Ahnung hatte!«Und wurden Merkel und Bolten davon betroen?«Seine Erbitterung wuchs noch,ab­­­er»trog alleö Nachsinnensiem­ittel,um seinen Haß zu befriedigen,fand: »Judem Gefühle seiner Ohmnacht hätten­ Alleg,was ihm im Wege stand,vertrü­mmern mögen.Die Tochter seiner Wirthin,ein stilles,­aber nichthübsches Mädchen,hatte schon seit längerer Zeit ihm ganz im Stillen Aufmerksamkeit erwiesen-in ihrem Kerzen schien eine Neigung für ihn eri­­wacht­ zu sein,die ihm nicht verborgen geblieben war,welches p er jedoch in­­­ ein­er Weise erw­iderte.Auf den kleinen Tisch unter dem Spiegel hatte sie am Morgen einen frischen Blum­enstrauß gestellt.Sein Blick fiel darauf, und erbittert erfaßte er die unschuldigen Blüthen und schleuderte sie in das Zimmer.Es erschien ihm wie ein Hohm daß dies Mädchen,dessen Pers ihm durchaus nicht begehrenewekth erschien,ihn liebte.­ Weshalb­­onnte er die Empfindungen,die er ihr einflößte,nicht aquklli übertragen. Er dachte daran,daß er der Generalin versprochen habe,an diesem Tage zu ihr gukommen und daß die Stunde,in der sie ihn erwartete, bereits herangerückt war.Schnell beendete er seine Toilette.Die alte Dame wünschte ja über den Maler nähere Auskunft zu erhalten,jetzt konnte er ihr dieselbe geben.Bolten’s Brief verschloß er vorsichtig in seinem Schreib­­­tische,er konnte denselben vielleicht noch bei irgendeiner­ Gelegenheit nöthig haben, his als er über die Straße hinschritt,sah it n jemand an,welcher­­­ Sturm wenige Minuten vorher seine Brust durchtobt hatte und wie er noch jetzt vor Erbitterung innerlich erzitterte.In das Zimmer der Gene­­­ralin trat er äußerlich vollständig ruhig und wie immertüßte er der alten JDmne die Hand ....«.»Heute kann ich Ihnen endlich die gewünschte Nachricht über den Bruder Ihres Herrn Gemahls bringen,«sprachet. .Die Generalin,welche in der letzten Zeit sehr schwach geworden war, richtete sich mit Mühe etwas empor,denn mit Spannung sah siedet­­eilung entgegen,da sie sich in Gedanken viel mit dem Maler und dessen Verh­ältnissen beschäftigt hatte. „Haben Sie ihn kennen gelernt ?“ fragte sie. „Gewiß, Ercellenz, ich habe Gelegenheit gefunden, mich duch die eigene Anschauung von Allem zu überzeugen,“ erwiderte der Candidat. „Ich erfuhr doch Zufall, daß er mit meinem Vater stubirt hatte und bes­­freundet gewesen sei, und dies bewußte ich, um ihn zu besuchen." „Wie nahm er Site auf?" „Sehr freundlich. Er gestand mir, daß er meinen Vater sehr gern gehabt habe, und einen Theil dieser Neigung übertrug er sofort auf den Sohn. Er hat in seinem Wesen etwas für den ersten Augenblick sehr Oemwinnendes." „Und wie fanden sie seine Verhältnisse .“ „Excellenz, wurchaus anders, als ich erwartet hatte. Das Haus welches er bewohnt und das sein Eigenthum ist, macht allerdings von außen den Eindruck, als ob er halb zerfallen sei, sein Inneres widerspricht jedoch dem äußeren Scheine und er gestand mir auch, daß er aus einer Art Laune nichts für das Aeufere thue; es anrüstre ihn, wenn die Leute, welche zu ihm kämen, weit mehr fänden, als sie nach dem Aussehen des Hauses erwartet hätten. Mir erging es ebenso, oben ein wachte ich an die Worte Ihres Rechtsanwaltes." „Sie glauben also nicht, daß seine Verhältnisse doch im Ganzen sehr einfach und beschränkt sind ?” warf die Kranke ein. „Ich habe mir vom Gegentheil überzeugt, wenigstens wünsche ich mir nicht, je besser zu leben. Alles in dem Hause zeugt für einen soliden Wohl­­­stand, und der Herr trinkt einen Wein, wie ihn mancher reiche Mann si nicht gönnt. Er hat ein offenes und schnell Vertrauen erweckendes Gemüth, er machte mir deshalb kein Hehl daraus, daß er sich so zufrieden und glücklich fühlte und in der That nicht mehr wünsche, als er habe. Sorgen fenne er nicht und da er nicht unbescheiden in seinen Wünschen sei, so brauche er sich seinen derselben zu versagen.“ Die Generalin schüttelte langsam, schweigend mit dem Kopfe. Sie führen sich die Worte noch einmal zu wiederholen. „Ich begreife nicht weshalb Darren mir die Lage des Diannes anders geschildert hat,“ bemerkte sie endlich. „Diefeicht mit guter Absicht," marf Thomas ein, „Sagten Sie mir nicht, daß er mit dem Mkaler befreundet sei? Nun einem Freund sucht man gern einen Gewinn zu verschaffen.” „Ich will mich aber nicht täuschen Lassen !" rief die alte Dame gereiit. „Es ist mir unbegreiflich, denn Darren weiß, welchen Werth ich auf die Wahrheit lege.“ „Er hat es für einen Freund gethan," bemerkte der Kandidat mit bes­­chwichtigendem Tone, wohl wissend, daß seine Worte diese Wirkung nicht ausüben m würden, „Und wenn er für seinen eigenen Bruder gesprochen hätte, so ver« „Wissen Sie, wie — der lange ich die Wahrheit," fuhr die Excellenz fort. Maler über meinen verstorbenen Gatten wennt ?" Thomas schien mit der Antwort zu zögern. „Es regt nicht in seinem Charakter, zu vergessen und si zu ver­ fühnen," entgegnete er halb ausweichend. „Sprechen Sie offen.” „Excellenz, es würde Sie aufregen und ich würde es mir nicht vergeben können, wenn ich Ihnen nur eine einzige unruhige Minute be­­reitet hätte.“ « „Sagen Sie mir die Wahrheit." „Bitte, nicht heute — ex hat Manches vieleicht nur in augenblich- Aufregung gesagt." „Was hat er gesagt “" Der Candidat schwieg. „Was hat er gesagt ?” wiederholte die Generalin mit fast befehlender Stimme. Die Aufregung schien ihre Kräfte zu stärken. „Er sprach sich nicht freundlich über seinen verstorbenen Bruder aus, er sagte, das Band, welches ihn einst mit demselben verknüpfte sei zerrissen für immer und wenn er in seiner Macht läge, dasselbe wieder anzuknüpfen, so würde er Lieber sein Leben waffen, ehe er sich dazu entschlösfe. Es gebe Feinde, die durch nichts zu versöhnen, und trennende Klüfte, die durch nichts auszufüllen seien.“ »Das hat er gesagt?«rief die Generalin. ..Excellenz,ich bin überzeugt,daß er die Worte nicht so böse gemeint hat.« BEDINGTEN-IN sicher « B Si Y»

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