Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Februar (Jahrgang 11, nr. 3081-3104)

1884-02-01 / nr. 3081

« Hermannstadt, S Freitag Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, Seite 110 zu unterbreiten.“ Die Partei nahm nun, nachdem mehrere Redner sich diesbezüglich geäußert hatten, den Vorschlag an. Der Abgeordnete Czernatomny, einer der Redner über den gemachten Vorschlag, stellte zum Schlusse seiner Rede an den Ministerpräsidenten die Frage, ob derselbe ohne Verlegung der der Krone schuldigen Ehrerbietung über seine jüngste Reise nach Wien und über die Berufung zweier hoher Wü­rdenträger irgend­­welche Aufschlüsfe zu geben in der Lage sei. v. Tipa erhob sich sofort und sagte Folgendes: „Was meine jüngste Reise nach Wien anbelangt, so muß ich vor allem anderen bemerken, daß dieselbe mit dem von mir hier vorgeschlagenen Protokollbeihluffe in feiner Verbindung gestanden ist, denn noch mehrere Tage vor dem Antritt jener Reife hatte ich das Präsidium des Abgeord­­­netenhauses ersucht, das Nuntium der M­agnatentafel auf die Tagesordnung einer der nächsten Situngen zu stellen. Nur auf allgemeinen Wunsch, daß die Verhandlung des Budgets nicht unterbrochen und die Debatte ü­ber das Nuntium vertagt werde, bin ich von meiner Forderung abgestanden und habe die Pause zur Reise nach Wien bemüht. Meine Fahrt dahin hatte als ersten und Hauptzweck, der Stone pflichtschuldigen Bericht über die Econtische Angelegenheit zu erstatten. Es ist natürlich klar, daß ich mit dem Entsehluffe nach Wien fuhr, falls die Ablehnung des Chegeseßentwurfes zur Sprache kommen sollte, dieser Angelegenheit nicht auszumeichen, vielmehr war es ja meine Pflicht, die Krone auch bezüglich dieser Vorgänge in Kenntnis zu­ fegen. Denn meiner Ansicht nach muß eine Regierung, die dem Lande gute Dienste leisten will, nicht allein darauf bedacht sein, das Vertrauen der Majorität des Hauses zu befiten, sondern auch das­­­ Ver­­­trauen der Krone, denn nur­­­ bei einem Zusammenwirfen dieser beiden Ver­­­trauenselemente ist eine gedeihliche Thätigkeit der Negierung möglich. Und in der That bildete auch die Abstimmung des Oberhauses den Gegenstand der Rücsprache mit der Krone. Bei diesem Anfaffe mußte ich, nachdem von verschiedenen Zonenalen die Nachricht folportiert und hartnäßig fest­­­gehalten wurde, daß die Regierung wegen des Botums der Magnatentafel das Vertrauen der Krone nicht mehr hefite, selbstverständlich auch diesbe­­­züglich eine unterthänigste Anfrage stellen. Ich bin so glücklich, jagen zu können und zu dieser Mitteilung ermächtigt zu sein, daß die Regierung die untrüglichsten Beweise des vollsten Vertrauens der Krone neuerdings empfangen hat. Was nun die Berufung der beiden hohen Würdenträger anbelangt, so war dieselbe natürlich nicht von mir abhängig, aber selbst wenn ich die­­­selbe vorgeschlagen habe, so bin ich der Ansicht, dadurch meine Pflicht gegen­­­über dem Vaterlande, meine Pflicht gegenüber meinem König, erfüllt zu haben, indem ich darauf hinwies, daß, welche Regierung immer die Ange­­legenheiten des Landes leiten möge, sie dieser Frage nicht werde aus dem Dege gehen können, sondern ich unbedingt mit derselben werde befassen müssen. Auch glaube ich nur pflichtgemäß und loyal vorgegangen zu sein, indem ich einer Möglichkeit das Wort redete, durch welche sich die Krone, unter Beachtung der „audiatur et altera pars“, durch die Führer jener P­artei, welche diesmal mit der Negierung in Widerspruch gestanden, und ‚mittelbare Information verschaffen konnte.“ Die Mitteilung des Ministerpräsidenten wurde von der Partei mit leb­­­haften Beifallsrufen aufgenommen. Wenn mun Herr v. Tipa glauben sollte, durch das Fallenlassen des Geießentwurfes den Konflikt beizulegen, so dürfte er sich irren. Wenigstens wird in einem Artikel in Nr. 30 des „Vaterlandes“, datiert aus Dienpest vom 26. d. M., so ziemlich das Gegenteil gesagt. E83 lautet nämlich der Schluß des fraglichen Artikels also: „Sollte jedoch Herr v. Tipa der Meinung leben, daß die einfache Zurücziehung des Mischehen-Gejebentwurfes alle Steine des Anstoßes zwischen ihm und der Oberhaus-Majorität fi in eitel Freundschaft für den Ministerpräsidenten und sein Regime verwandeln werde, so ist er gleichfalls­ sehr übel beraten oder er geht selber einer sehr falschen Ueber­­­zeugung nach). Die cristlich - konservative Partei in Ungarn ist seine zufällige Schöpfung ad hoc, sie zerfällt nicht mit der Auflassung der Juden-Christen- Ehen. In diesem Falle wäre ihre Existenz überhaupt nicht möglich ge­­wesen. Diese Partei ist das Produkt dringlicher Bedürfnisse; sie erfüllt einen langgehegten sehnlichen Wunsch vieler Tausende der ungarischen Staatsbürger, und sie wird fortbestehen, wachen und gedeihen, auch wenn Herr dr. Tipa seine Mischehen nicht mehr auf die Tagesordnung stellt. Diese Partei hat eine weitere und höhere Mission zur erfüllen. Es gilt, endlich den ersten Bersuch zu machen, ob Dieses Land des heil. Stefan noch aus den verderblichen Bahnen des modernen Liberalismus und des volkswirtschaftlichen wie sozialen und moralischen Beifalles zu retten ist. Wir haben noch die feste Hoffnung auf ein Gelingen dieses eminent pa­­­triotischen Unternehmens und fegen unser volles Vertrauen auf die Männer, die am 11. Dezember dv. 3. und am 12. Januar d. h. ihrer s­­chriftlich­­­konservativen Ueberzeugung in so sieghafter Weise Ausdrud Ba Herr dr. Tipa will, wie gesagt wurde, die Neuwahlen in den Reichs­­­tag möglichst beschleunigen; er rechnet dabei offenbar auch auf die vollendete Organisierung der konservativen Partei. Auch diese Rechnung dürfte ihm zu Schanden werden; denn auf diese Absicht hat man schon früher Bedacht genommen und wird danach zu handeln willen.“ Ueber das nächte Arbeitsprogramm des Reichstages wird offiziös folgendes mitgeteilt. Mit der sogenannten „Appropriationsdebatte“ werde in der nächsten Woche begonnen werden. Da der Finanzgefegentwurf un­­­verändert jene Schlußziffern aufweise, welche der Bericht des Finanzaus­­­schusses über das 1884er Budget enthalte, da während der­­­ Budgetdebatte nicht eine einzige Ziffer eine Nenderung erlitten habe, so werde diese De­­­batte wenig Zeit in Anspruch nehmen. Nach­ der Appropriations-Debatte gelangt der Geseentwurf über die Errichtung eines Gerichtshofes in Szolnor, der möglicherweise eine größere Debatte hervorrufen dürfte, ferner die Gesehentwürfe über die Einver­­­leibung einzelner Gemeinden in andere Komitate und über die Verfügungen, welche infolge Aufhebung des königlichen Kommissariats in Szegedin not­­­wendig erscheinen, zur Verhandlung, worauf dann, nach Erledigung des Budgets im Oberhause, der wichtige Gelegentwurf­ über die Reform der Spiritusteuer auf die Tagesordnung des Abgeordnetenhauses gelangen soll. Im preußischen Abgeordnetenhause wurde am 29. d. Ma­s. das Kultusbudget beraten. Aus dem Zentrum wurden bei dieser Gelegen­­­heit zwei Fragen an den Kultusminister gestellt. Der Abgeordnete Windt­­­horst fragte, ob noch im Laufe dieser Session Vorschläge wegen Re­­­vision der Mai-Gehege zu erwarten seien, und der Abgeordnete Sadzewfi wollte die Gründe für die Nichtrückberufung des Erz­­bischofs Ledochowski wifsen. Der Kultusminister entgegnete dem Abgeordneten Windthorst, er hab­e sie im Momente zu weiteren Erk­­lärungen nicht berechtigt, die Stellung der Regierung zur Revision der Mai-Gelege sei aus früheren Erklärungen übrigens ersichtlich. Dem Ab­­­geordneten Zadzerski bemerkte er, durch die Nrückberufung Ledochowsati’s würde die Herbeiführung des kirchlichen Friedens gefährdet, da die Polen in Ledochowski noch immer ihren Primas seden; die Regierung müsse die Augen offen Halten. Aus Rußland wird sein Heuer politischer Mord berichtet. In Charfow wurde am 26. d. M. abends ein Gendarmerie-Offizier namens Sahielerv, welcher von Sudejfin und Degajew zur Aufsuchung von Sozialisten entsandt worden war, erdolcht.­ Der Mord wurde sogleich entdeckt, die Nachforschungen ergaben das Vorhandensein einer geheimen Drucerei. Man fand auch eine geheime Korrespondenz der Terroristen-Chefs, in welcher ein Plan zur Revoltierung der Heinruffischen Bauern dargelegt ist. Ein Bäder in der kaiserlichen Bäckerei sollte die ganze kaiserliche Familie mit Strychnin vergiften. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen. Der „N. fr. Presse“ wird aus Bukarest unterm 29, d. M. tele­­­graphiert: „Mehrere Mitglieder der Partei Starcsevicz sind aus Agram hier eingetroffen, haben mit den als raffenfreundlich­­­ bekannten Führern der Opposition konferiert und sind nach Petersburg abgereist. Herr Stimmen aus dem Publikum., Erklärung Die im Jahre 1878 abgeänderten Statuten der allgemeinen Kronstädter Pensionsanstalt haben die Rechte der Mitglieder derselben bedeutend geschädigt, indem sie der Direktion der Anstalt eine außerordentliche Macht eingeräumt und die Kontrolle der Verwaltung illusorisch gemacht haben. Ich habe diese Ansicht und Neberzeugung in mehreren Generalversammlungen mündlich­ und in­ einem am 6. September v. a. im „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt” abgedruckten Aufruf an alle Mitglieder der Anstalt nah und fern schriftlich ausgesprochen und zur Mitwirkung behuft Umänderung der Statuten auf­­gefordert, darin auch diejenigen Bestimmungen bezeichnet, deren Abänderung im Interesse der Anstalt und ihrer Mitglieder nötig erscheinen. So glaubte mit diesem Aufrufe sowohl den eigenen Pflichten als An­­­staltsmitglied genügt, als au im Sinne und Geiste aller Anstaltmitglieder gehandelt zu haben, welche die Organisation dieser Anstalt genauer kennen zu lernen Gelegenheit hatten, und hatte erwartet, Aeußerungen der Zustimmung, sowie Zusicherungen der hpersönlichen Unterstüßung meiner­ Absichten in­ der nächsten Generalversammlung zu erhalten. Mit Bedauern muß ich es gestehen, daß ich mich hierin gründlich geirrt­ habe. Von Einheimischen haben kaum 5 oder 6 Anstaltsmitglieder mir ihre Befriedigung über meine Aufforderung von Auswärtigen, aber habe ich bis heute, also nach Ablauf von beinahe­ fünf Monaten, auch nur eine Bestimmung erhalten; meine Aufforderung ist erfolglos verhallt, ja es ist mir sogar aus einer unserer Schwesterstädte auf eine dahin gerichtete Anfrage die bedauerliche Antwort gegeben worden, daß unter den dortigen Anstaltsmitgliedern vollständiger In­­­differentismus herrsche. Unter solchen Umständen muß jeder noch so berechtigte Versuch zu Aenderungen der Pensionsanstalt an der Teilnahmlosigkeit der Anstaltsmit­­­glieder und an den Uebelständen scheitern, deren Abteilung eben angestrebt wird, und erkläre ich somit öffentlich und um jedem etwaigen Vorwurf der Sneonsequenz von vornherein zu begegnen, daß ich so lange von jeder weiteren Aktion in dieser Sache abstehe, also auch in der nächsten Generalversammlung weder einen diesbezüglichen Antrag stellen, noch überhaupt diese Sache zur Sprache bringen werde, biß ich nicht durch erlangte Gewißheit ausgiebiger Unterfrügung besonders auswärtiger Anstaltsmitglieder begründete Aussicht auf Erfolg erhalte­­­n Kronstadt, 29. Januar 1884, Karl Manger,­­­ ausgesprochen. Santragung Die am 21. Sept. 1883 durch eine verheerende Feuerabkunft in die größte Armut gestürzten Bewohner Blutroths, bringen hiermit dem Löblichen evan­ 1. Februar 1884. Nr. 3081 gelif d­en Presbyterium A. B. in Broos für die reichliche Unterstüung im Betrage von 53 fl. 30 fl. G. W. den tiefgefühltesten Dan. Blutroth, am 24. Januar 1884. Andrei Szegedi, Marie Stephani, Johann Szegedi, Michael Szegedi, Michael Kaft, Math. Kaft, Martin Luiften, Marie Luiften, Martin Luiften, Martin Szegedi, Martin Molnar, Martin Szegedi, Agnetha Szegedi, Georg Szegedi, Math. Szegedi, Zoh. Szegedi, Michael Zank, And. Laifter, Mich. Schafer, Sodann Schafer, Math. Schafer, Andre. Szegedi sen., Andr. Szegedi jun. 2ofal: und Tages: Chronik, (Adelsprädikat.) Ueber Vortrag des E. u. Ministers am aller­­­höchs­ten Hoflager geruhten Se. f. und apost. f. Majestät, dem pensionierten Irrenhaus-Kontrollor Franz Benel und seinen geieglichen Nachkommen das Prädikat „von Zalathna“ tatfrei zu verleihen. (Statutengenehmigung.) Die Satungen des Staufenburger Stadtverschönerungsvereins sind vom f. u. Innenministerium unter Zahl 5041 1. 3. genehmigt worden. « "(Lieferung für Rumänien.)Die Kronstädter Handels-und Ge­­­werbekammer macht folgende Mitteilung: Das rumänische Amtsblatt „Monitorul Oficial“ bringt in seiner Nummer vom 4. Januar 1. 3. eine Kundmachung des dortigen Ministeriums für öffentliche Arbeiten, in welcher der Konkurs wegen Lieferung von 80.000 bar. Reps-Del prima Dualität­ für die rumänischen Eisenbahnen eröffnet wird. Die Lieferung hat in folgenden Partien zu geschehen: 1. bis 31. März 1. 3. 20,000 Sgr., 2. bi8 15. Juni [. 3. 30,000 Kyr., 3. bis 15. Oftober I. 3. 30,000 er. Die Offerte sind bis 15. Febrar 1. 3. 2 Uhr nachmittags in Bukarest bei der Abteilung P. der Oberdirektion der Eisenbahnen unter Couvert „Oferta pentru uleiu de rapita ® einzureichen. Jedem Offert ist als Muster 1 Kr. und als Sicherstellung 5"), des Wertes beizuschließen. Die Stempel­­­gebühren und übrigen Tagen trägt der Anbausteller. Nähere Aufklärung kann in der Wirtschaftsabteilung der Kreisbehörde Târgovisei eingeholt werden. mapitener-Siegelung.­ Im Sinne des­ VII. Ges.-Art. vom 3a sind die Kataster-Arbeiten so weit vorgeschritten, daß nur noch­ die Durchführung der individuellen Reklamationen zurück ist. Das Hohe Finanz Ministerium Hat eine diesen Gegenstand behandelnde Instruktion unter Zahl 76140 ex 1883, herausgegeben, welche für Ortsämter und Grundbesiger von Wichtigkeit ist. Die deutsche Uiederlegung dieser In­­­struktion befindet sich im Drud und kannn dieselbe demnächst von W. Krafft in Hermannstadt bezogen werden. (Zusammenkunft im Hermannstädter Gewerbevereine.) Nächten Montag den 4. Februar abends 6 Uhr Zusammenkunft. Mit­­­teilungen des Direktors. Besprechung des Jahresberichtes der Mar­­­ienburger Kammer für 1881 und 1882. (Predigten in den evangel. Kirchen U 8) Am Feste Maria Reinigung (2. Februar) predigen; in der Pfarrkirche um halb 10 Uhr Prof. Neugeboren; in der Spitalskirhhe um 11 Uhr Sr Mid. Schuster; in der Johannisfische um 11 Uhr Seminarist Chr; »Son­ ntag(3.Februar)in der Pfarrkirche um halb 10 Uhr Stadt­­­prediger Kisch;in der Spitalskirche um 1­hr Stadtprediger Capesius; in der Johanniskirche um 11 Uhr Stadtpredige an Filtsch. (Kasino.)Morgen Sam­stag den 2.Februar ist ein Tanzkränzchen in den Kasinolokalitäten.sAnfangs Uhrabend. (Vorzeitiger Frühlingsbote.)Von befreundeter.and wurde unsein am 1.Januar gefangener Schmetterling zugeschickt.Die lauwarme Luft hat ihn trügerisch verlockt,sein schützendes Versteck zu ver­­­lassen.An kalten,stürmischen Tagen wird es wohl nicht fehlen.Sagt doch auch eine alte Waidmanns-Wetterregel,daß der Dachs,wenn er bei seinem ersten Winterausgange zu Maria Lichtmeß (2. Februar) warmes­­­ Wetter vorfindet, er zu einem zweiten Winter schlafe sich aufschidt. (Straßenreinigung) Das anhaltende Taumwetter hat unsere Saffen in einen außerordentlich unsauberen Zustand verlegt. Die aufge­­tauten Küchenabfälle von 20 Monaten liegen nun da und verbreiten einen recht häßlichen Duft, der gewiß nicht­ zur Gesundheit der Stadtbewohner beiträgt. Seit acht Tagen haben wir schon Taumwetter und nicht, einmal die Heltauergasse ist gereinigt, der anderen Straßen gar nicht zu gedenken! Gefangener Dieb.) Jener Dieb, dessen wir in unserem Dienstag­­­blatte erwähnten, Heißt nicht Sein, sondern, wie er später gestanden, Sramma. Auch ist bereits festgestellt, daß er ein wegen Diebstahls an einige Mal bestraftes Individium ist. In der Iesten Zeit übte er sich in seiner Kunst in Temesvar, dann in D.-Szt.-Marton, wo er aus der Unter­­­suchungshaft entsprang, um sich in Hermannstadt zu etablieren. Rumänische Agitatoren.­ Aus Deva wird dem „Nemzet“ vom 27. d. M. geschrieben:: 4 · »Großes Aufsehen erregt hier die Verhaftung des Vize-Stuhlrichters Emil de und des Köreich-Banyaer Kaufmanns Beovich. Gerichtsrat Seza Molnar hat die Genannten nach zwei Tage lang gepflogenen Bar­­­erhebungen in das Devaer Gefängnis abführen lassen. Ueber die Ursache der Verhaftung wird gemeldet: Kopverda und Beovich unterhielten sich im Wirtshause zu Körösh-Banya beim Weine über die bevorstehenden Abge­­­ordnetenwahlen, bei welcher Gelegenheit sie Drohungen gegen die Magyaren­­­. Er war der Kammerdiener des Herren Dumey; er überreichte Emmies line von seinem Gebieter ein sorgsam versiegeltes Päckchen und entfernte sich sofort. Emmeline öffnete dasselbe. Sie erwartete, darin fünf Etuis zu finden, doch sie sah deren sechs. Sie wollte gerne sofort wissen, wo das sechste Etui enthielt, das aus rosenfarbenen­ Sammt angefertigt war. Sie öffnete Dasselbe­ mit bebenden Händen ımd cerölidte eine herrliche, funkelnde Diamant-Niviere. Nachdem­ sie einige Augenblicke Diese prachtvolle Gabe betrachtet hatte, versperrte sie, flicc­tend, daß sie ü­berrascht werden. fünne, dieselbe in ihrem Schreibtisch ; sie ließ si dann aber noch Zeit, einen flüchtigen Bli auf die anderen, lang entbehrten Schäße zu werfen, dann legte sie alles in eine Schublade, zu der sie den Schlüssel immer bei sich trug. Als Frederic in sechs Uhr endlich nach Hause san, war sie nicht nur ganz ruhig, sondern sie empfing ihn mit dem Tiebenst wirdigsten Lächeln. XXI. Dive Time SiDee Abends sagte Frederic zu seiner Frau:­­­Emmel­ine,du sprichst gar nicht mehr von deinem Schmuck? "Wozu?Ich kann nicht das Unmögliche von dir fordern. Ich aber,Emmeline,ich will nicht,daß dein Schmuck verkauft werde. Ich bitte dich,sprich nicht mehr davon. Es mißfällt dirh Ja. Frederic bemerkte in der That,daß sie verstimmt sei und sich die größte­­­ Gewaltanthne,sich zu beherrschen. Am nächstm­orgen durchsuchte er Emmelinens Schränke,ihren Koffer, ohne das zu finden,was er wollte Des vergeblichen Suchens müde,näherte sich Frederic endlich dem Bett. ——Emmeline rief er leise. Sie antwortete nicht.Er rief noch lauter,sie regte sich nicht;erküßte ihre Stirne und legte sanft die Hand auf ihre Schulter. Diesesmal richtete Emmeline sich empor. — Was ist­’3 denn? rief sie, sich die Augen reibend. —. 3 wollte dich noch länger schlafen Lassen, aber ich finde die Scheine nicht. — Die Scheine? forschte sie Schlaftrunten. 4 — 3a, die Scheine des DVBerlagamtes, sie sind weder in den Kästen, noch im Koffer. —­­ch weiß nicht. — Was, du weißt nit? Gestern sich waren sie noch im Koffer, ich selbst habe sie gesehen; ich will sie mit mir nehmen, um heute nach den Ver­­­faßamte zu gehen, nun sag’ mir, morfle find., Emmeline antwortete nicht, aber sie war unruhig geworden, ihr Biid ich weifte unstät im Gemac­he hin und her und Frederic bemerkte es. — Emmeline, sprach er ernst, was hast du mit den Scheinen gemacht ? Einen plöglichen Entschluß fassend, richtete die junge Frau sich empor. — Nun, sprach sie mit fester Stimme, die Scheine sind eben nicht mehr hier. — Nicht mehr hier, ja wo sind sie denn? — Im Berlahant. — Im Verfaßamt, Emmeline, ich verstehe dich nicht. — Das ist doch leicht, ich wollte meinen Schmud haben und bin ihn holen gegangen. — Du hast ihn? N Sa. — Dazu bedurftest du aber mehr als z­weitausend Francs. — Zweitausendeinhundertundzwanzig Brancz, jawohrt. — Wie Hast du dir diese Summe zu verschaffen gewußt? — Was liegt daran, zu wissen wie, ich habe sie. — 63 siegt viel daran, ich habe das Recht, zu verlangen, daß du mir’s mitteilst. Emmeline, fuhr ‘er mit bebender Stimme fort, antworte mir freimütig, nicht Lüge, ich will die Wahrheit willen. Bon wen hast du das Geld .entlehnt? « Er sah,daß sie zögerte. —Aber so antworte doch,a­ntworte,rief er leidenschaftlich. —Ich habe das Geld von Herrn Dumey entlehnt. Frederic er bleichte,ihm war es zu Mute,als habe ihn ein Dolchstich iichung offen — Du Haft, e3 also gewagt, von jenem Menschen das Geld zu fordern? — a, ich habe e3 gewagt.­­­— Und du bist zu ihm gegangen? — ch mußte e3 wohl. Er warf ihr einen langen Blie zu, der mehr Mitleid als Born ent­­­hielt. — Unglückliche, wehlsagte er. Er ließ Sich Schwer auf einen Stuhl nieder und stüßte den Kopf mit der Hand. Regungslos, von der Wucht des Schlages, welcher ihn getroffen, voll­­­ständig niedergeschmettert, saß er so mehr denn eine Halbe Stunde. Emmeline war aufgestanden, hatte sich angekleidet und das Gemach ver­­­lassen, ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Bevor er endlich ausging, trat Frederic nicht mehr in das Wohnzimmer, in welchem sie sich befand. Es war das erstemal, daß er sich entfernte, ohne ihr Lebewohl zu jagen, ohne einen Ruß auf ihre Stirne zu drüden. Eine fire Idee hatte ihn erfaßt, er wollte das Geld sofort zurückerstatten, welches man seiner Frau geliehen hatte, er wollte es um jeden Preis. Aber two eine so bedeutende Summe auftreiben? Er wußte es nicht. Er zerbrach sich den Kopf und sann über jedes nur irgend mögliche Mittel nach. Er glaubte, das Geld sei nur entlohnt worden, es war ihm­ immer noch nicht möglich, es als ein Geschenk anzusehen. Durch­ ihren unüber­­­legten Schritt hatte Emmeline sich ernstlich komprommittiert, wenn er aber die Summe so rasch als möglich zurückerstattete, war das Uebel nach Möglichkeit wieder gut gemacht, sein Stolz, seine Manneswürde gerettet, die Ehre seiner Frau von jedem Makel befreit. Er fragte sich vor allem, ob er in dieser Ausnahmestellung nicht Hilfe suchen dürfe bei seinen Freunden und ging im Geiste die petuniäre Lage eines jeden Einzelnen duch­ ac, sie waren Alle ebenso arm wie er selbst. (Fortlegung folgt.) " IEE " »

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