Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. August (Jahrgang 19, nr. 5667-5691)

1892-08-05 / nr. 5670

Bedauion und sduituristkwes Hellauergassen. Erfineintmkt cFutennahm­­e des aufzomis und Jeterlagefoendengsmämliagssklkgkkchs gibonnem­ent fü­r Herm­annstadt m­oni­tlich 85kr.,vierteljährlich 2fl.50kr.,halbs jährigösl., gansägrig 10sl. ohn­e Zustellung ins Haus, mit Buhte­­ung 1 fl., 3fl., 6 fl., 12 fl. . Abonnement mit Polversendung; Kür das Inland: + vierteljährig 3 fl. Dr ge n­acrie 7 fl., ganze Kür das Ausland: vierteljährig 7 MM. oder 10 Fred., Halbjährig 14 oder 20 or dealer 28 AM. oder a­­ar : Nee. 5679. XIX. Jahrgang Hermannstadt, Freitag 5. August Präm­merationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Seltauer­­gasse Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, staufmann, Broos Paul Batzoni, Xeyrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mousse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. V. Goldberger, B. Fekstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hanıburg Adolf Steiner, Karoly­­n Liebm­ann. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einrücen 7 kr., das zw­eite­ mal je 6 fr., das dritte mal je 5 fr. d. W. ex­­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1892. Erzbischof Banıseas Memorandum. Der Heimgang des griechisch-katholischen Erzbischofs und Metropoliten Dr. Johann Bancsea in Blasendorf wird von der gesamten magharischen Presse als ein Unglück für Ungarn tief beklagt, indem der verstorbene Kirchen­­­fürst eine der verläßlichsten Stüßen der ungarischen Staatsidee und der vor­­­nehmste Träger des Gedankens des Friedens und der Verführung zwischen M­agyaren und Rumänen ge­wesen sei. Ohne die friedfertige Gesinnung des nun verewigten Metropoliten im geringsten bestreiten zu wollen, hat diese Totenklage den Anschein, als ob man sich die politische Individualität Van­­­egend, der bei aller Som­izenz als echter Sohn seines Volkes gefühlt und ge­­­handelt hat, ad usum deprini nachträglich zurechtlege. CBanchen und Ge­­­sinnungsgenossen haben seinerzeit über Aufforderung der ungarischen Regierung unter dem­ Ministerpräsidium Melchior Lonyays auch ein Memorandum über­­­ die Wünsche und Beschwerden der Romänen überreicht, das aber den egens h ftand weiterer Verhandlungen nicht gebildet hat. Es ist charakteristisch und von aktuellem politischem Interesse zu vernehmen, wie der „Pefter Lloyd“ sich über diese Denkschrift ausläßt: „Das Memorandum Dr. Vancdens und seiner Genossen hat niemals den Segenstand und den Vorwand lärmender Demonstrationen gebildet und es ist auch niemals zu Agitationszwecken und in agitatorischer Weise veröffentlicht worden. So viel der Urheber desselben über den Inhalt verlauten ließ, for­­­derte er die Berücksichtigung der romanischen Sprache in Schule und Kirche, die Errichtung mehrerer romanischer kultureller­­­ Institute, die entsprechende Verwendung der Domänen in der Nechtepflege und in der Verwaltung und die endgültige Erledigung der Unionsfrage dur­­fe. Majestät. Sicherlich war es die leitere Forderung, welche in die Denkschrift nur zu dem Behufe auf­­­genommen war, um im Ernstfalle mit der allererdenklichsten Rasschheit wieder fallen gelassen zu werden.” Folgt eine längere Begründung, warum die Frage der Geießlichkeit der Union zwischen Siebenbürgen und Ungarn nie und nimmer aufgerollt werden durfte. Abgesehen von der Union bleibt noch immer die Frage offen, warum Banchend Memorandum zu seinem positiven Ergebnis geführt hat, da doch dessen Berfaffer das unbedingte Vertrauen der ungarischen Regierung und der magyarischen öffentlichen Meinung besoffen hat, die ihn auch heute als Apostel des Friedens und der Versöhnung feiert und beklagt? Auch darauf hat das tonangebende Reiter Blatt eine Antwort: „Wie leicht wäre es aber bezüglich mancher der übrigen Forderungen “zu einem Einvernehmen gekommen, wenn nur die Zeiten eben günstiger ge­­wesen wären! Die Verwendung von Romanen in der Nechtepflege und im Staatsdienste überhaupt hat niemals auf irgendwelche Hindernisse gestoßen und niemals ist ein Ungar romänischer Nationalität — selbst ceteris paribus — übergangen worden, bloß weil er dieser Nationalität angehörte. Was ihre Verwendung in der Verwaltung anbelangt, deren Organe auf dem Wege der Wahl beftelt und nicht von der Regierung ernannt werden, so fragen wir unsere romänischen Mitbürger selbst, ob sie es der im steten Zustand der De­­­fensive befindlichen ungarischen Gesellschaft verargen können, wenn sie die wichtigsten Verwaltungsposten im Komitat nicht Personen anvertrauen will, welche aus ihrer Animosität gegen die ungarische Nation niemals ein Hehl gemacht, welche die Verfassung nicht zu Recht bestehend anerkennen wollen und welche sich auf die offenen Feinde des ungarischen Staatsgedankens ausspielen ! Und bei alldem war er einer der ausgesprochenen Zwecke der Verstaatlichung der Verwaltung, der Regierung Gelegenheit an die Hand zu geben, die rus­­manische Sintelligenz auch in der Verwaltung in ausgiebigster Weise verwenden zu können, wozu ihr eben das Ernennungsprinzip die einzig thunische Hand» habe böte, da ein romänischer Stuhlrichter in einem jazygischen reife dann ebenso wenig Schaden anrichten künfte, wie es die altsächsischen Bezirksrichter in Szegedin und die omladinistischen Staatsanwälte in Kecstemet geb­an. Und fan aus dem Grunde, daß die Beschäftigung der romänischen Intelligenz auf diesem Gebiete noch nicht möglich ist, müssen wir aufs tiefste beklagen, daß die Verstaatlichung der Verwaltung eine so unliebsame Verzögerung er­­­fahren hat. — Kurz es ließe sich über mancherlei Wünsche und Beschwerden, auch bezüglich des Unterrichts der Domänen ernsthaft sprechen, wenn vor allem die Bürgischaften gegeben wären, daß der ungarische Staat sich seine neuen Gegner erziehe, daß er nicht dem inneren Feinde geistige Arsenale gebaut, und wie immer wir die Sache auch wenden und fehren, stets stellt sich der alte Kehrreim ein: Que Messieurs les... commencent! Sie sollen nur die weiße Sahne Hilfen, das übrige ergiebt sich dann von selbst, wie das Beispiel der vollkommen befriedigten Sachen deutlich und wehrreich gezeigt.“ Zwei bescheidene Bemerkungen hiezu künnen wir nicht unterdrücken. Mit verblüffender Offenheit enthüllt der „PBeiter Lloyd” ein, o­ffiziell bisher mehr oder weniger versch­wiegenes oder geleugnetes Motiv für die Ver­­­staatlichung der Verwaltung. E38 Liegt plastisch ausgedrückt in der Stelle: „Die altsächsischen Bezirksrichter in Szegedin.“ Sowohl, wir haben stets gewußt und erhalten hiemit für unsere Annahme eine dankenswerte Betätigung, daß die Verwaltungsreform mit in erster Reihe ein Kappzaum für die nicht magyarischen Nationalitäten sein sol. Auch ist daran nicht zu zweifeln, daß die Verstaatlichung der Verwaltung früher oder später im Sinne ihrer Urheber durchgeführt werden wird; wohl aber muß entschieden bezweifelt werden, daß man mit der Androhung jener Verbandung der einheimischen Beamten für den Staats- und Friedensgedanken, dessen Festigung von allen Vaterlandsfühnen ernstlich gewünscht und angestrebt werden muß, m­oralische Groberungen machen kann. Das zweite, was wir zu befürchten haben, ist, daß das­­­ Beispiel der „vollkommen befriedigten Sadissen“ nicht die gewünschte Nachfolge finden werde. Die Rede, welche Fürst Bismard Wi­­­ent­­­Bismards Nerde in Jena, in Jena am 30. Juli gehalten, liegt nunmehr im Wortlaute vor­ nehmen derselben folgende interessante Stelle: Das Wesen der konstitutionellen Monarchie, unter der wir leben, sagte der Fürst, ist eben das Zusammenwirken des monarchischen Willens mit den Mederzeugungen des r­egierten Volkes. Die gegenseitige Verständigung ist not­­wendig, um unsere Gefege zu ändern, sonst verfallen wir dem Regiment der Bureaufralle. Allerdings kann ja, was der Geheimrat vom grünen Tisch aus entwirft, die Presse korrigieren, wenn sie frei ist — aber sie bleibt nicht frei. € 3 ist das ein gefährliches Experiment, heutzutage im Zentrum von Europa absolutistischen Welfeitäten zuzustreben, mögen sie priesterlich untersrüßt sein oder nicht. Die Gefahr ist immer die gleich große (Lebhafter Beifall), ıumd im leßteren Falle eine noch größere, weil man sich täuscht über die einfache Situation der Sache und glaubt Gott zu gehorchen, wenn man dem Geheimrat gehorcht. Wir haben ja die Ansicht gehört, daß ein Unteroffizier den Soldaten gegenüber an Gottes Stelle stehe, warum also auch nicht ein gebildeter Ge­­­heimrat? Ich bin nie ein Absolut ist gewiesen und werde es am allerwenigsten auf meine alten Tage werden. Was wir für die Zukunft erstreben müssen, ist eine Kräftigung der politischen Ueberzeugung in der öffentlichen Meinung und im Parlament. (Beifall) Dazu ist notwendig, wie ich mir iheulich zu sagen erlaubt Habe, daß namentlich im Parlament die Meinung des Volkes einheitlicher werde, als sie bisher sich darstellte. Wenn verschiedene Meinungen der Regierung gegenübertreten, und sie hat die Auswahl, welche sie sich an­­­eignen will, welcher Partei sie Versprechhungen macht, so fanıı von seiner parlamentarischen Beeinflussung und Berfaffung mehr die Rede sein. Wollen wir ein Parlament haben, in dem sich unser nationales Empfinden und unsere öffentliche Meinung zum richtigen Ausdruck bringt, so müssen wir in Bezug auf die einzelnen Unterschiede, welche die Fraktionen von­­einander trennen, nachsichtiger sein als bisher. es­ strebt jede Fraktion, allein zu herrschen, ohne an den näch­sten Nachbar zu deuten. Außerdem ist das Unglück, daß die Parteiführer zum großen Teile ihre persönlichen Ziele und Bimede haben, die Fraktionen fast absoluter beherrschen, als ein absoluter Monarch seine Unterthanen, und daß der Wähler außerordentlich­­­ wenig erfährt, wie sein Abgeordneter stimmt. Ich bin ein Parlamentarier seit 45 Jahren, vom Provinzial-Landtage her gerechnet. Ich glaube, der Wähler hat beinahe immer eine unrichtige Ansicht von der Thätigkeit seines Abgeordneten, und Die unrichtige Ansicht beruht in der Regel auf den Mitteilungen, die der Abge­­­ordnete im Wahlfreise macht. Kommt er im denselben zurück, so glaubt man ihm gern, seine Freunde­­­ wollen ihn gern behalten, er hütet sich, den Wählern Klarheit über alle Dinge zu verschaffen. Das war nicht im Anfange unseres parlamentarischen Lebens. Der Wähler war mißtrauischer, er b­at sich zu­­­sammen und brachte ein Mißtrauensvotum ein. Um ein solches zu geben, muß man wissen, was der Abgeordnete that. Das willen sei die wenigster Wähler. FH möchte wünschen, daß das Parlament, dessen Gewicht vielleicht in der Vergangenheit manchmal zu sehr heruntergedrückt war, nicht auf dem­­­selben Niveau bleiben möge­­­n­ möchte, daß das Parlament zu einer konstanten Majorität gelangt, ohne diese wird es nie die Autorität haben, die es braucht. Ich komme mehr und mehr (der Fürst war inzwischen in den Kreis der Deputation eingetreten) in den Nimbus der Akademie, in dem ich mich jegt befinde, und Habe die Einbildung, als wenn ich Hier auf dem Katheder fibe. (Große Heiterkeit) Ich halte mich für verpflichtet, da ich glaube, in der größeren Politik unter unseren Landsleuten derjenige zu sein, der die meiste Erfahrung haben sollte, über die Eindrücke nicht zu schweigen, die Machregeln, die ich für irrtümlich Halte, auf mich machen. Das wäre gegen mein Gewissen. Ich habe als Reichskanzler nach meinem Gewissen ge­­­handelt, bin auch fest entschlossen, als Privatmann nach­ meinen Gewissen und meinem politischen Pflichtgefühle zu handeln, was an immer die Folgen sein könnten. Diese sind mir völlig gleichgiltig. Aber ich fürchte, es wird für uns in diesem Raume zu warm, wir wollen ja noch eine Fahrt zur Be­ fichtigung der Bergfeuer machen. Das Zentrum und der Kanzlerwechsel in Deutschland. Die „Hamburger Nachrichten“ besprechen die angeblich von­ langer Hand bes­­triebenen Einwirkungen des Zentrums an maßgebender Stelle, deren Amed und Ergebnis der Kanzlerwechsel im Jahre 1890 gewesen. Sie schreiben: A­ngeblich um unsere Behauptung zu entkräften, daß Graf Caprivi im März 1890 der Kandidat des Zentrums für den Reichskanzlerposten gewesen sei, berichtet die „Freisinnige Rettung“ folgendes: „Caprivis Name ist Bei einer ganz anderen Gelegenheit genannt worden. Im Jahre 1888 ist beim zweimaligen Thronwechsel in vielen Streifen von der Möglichkeit gesprochen worden, Bismarc kürne abgehen, so auch im Frühjahr 1888 eines Tages im Foyer des Neichätags. Dabei wurde erkpärlicherweise die weitere Frage erörtert, wer wohl den Kanzlerposten übernehmen könne. Windthorst, der er an dieser Unterhaltung beteiligte, sagte, es müsse ein General sein, und nach einigem Ueberlegen nannte er Caprivi, der auch um deswillen sich eigne, weil er in parlamentarischen Formen gewandt und beim Reichstage von der Zeit, da er Staatssek­etär der Marine war, wohlgelitten sei.” — Lerner hat der Zentrumss­­abgeordnete Dr. Lieber in seiner neulichen Rede in Neiffe u. a. geäußert: „Die Aufgabe WindtHorsts bestand darin, dem Herrich gewaltigen Manne (Bismarc) gegenüber die gesamte Kraft katholischen Wollen­ und Könnens in einem einzigen zu verkörpern.” — Auf Grund dieser beiden Zeugnisse und sonstiger Vorgänge vor der Entlassung des Fürsten Bismard läßt si die Behauptung fest aufstellen, exstend, daß die Beseitigung des Fürsten Bismarc als Reichs­­­kanzlers nach Liebers öffentlicher Anerkenntnis die Aufgabe Windthorsts ges­­een ist, der sich Dieter Führer des Zentrums seit Jahren gewidmet hatte, und zweitens, daß schon nach Aussage der „Freisinnigen Zeitung” des Abge­­­ordneten Richter die Kandidatur des damaligen Generals Caprivi für den all des Kanzlerwechfels vom Zentrum in Aussicht genommen war. Man fan daraus also fü­r die Geschichtsschreibung den Schluß ziehen, daß der 1890 erfolgte Kanzlerwechsel ein seit Jahren von Windthorst und dem Zentrum ers­­­trebtes Bier gewesen ist, das in erster Linie in der Befestigung des Fürsten Bismard, in zweiter Linie im dessen Erregung durch den dem Zentrum ges . Henilleton, Aus breiterem Simmel. Erzählung von Gustav Höder. (2. Fortfegung.) „Hoho, spotte nur,“ tönte er aus Amreis Munde zurück, „es ist seine Züge, wenn ich dir sage, daß mich in meiner Jugend so mancher besungen hat. Ich beffte noch ein paar vergilbte Blätter aus jenen Tagen, und wenn du in meinem Gebetbuche fleißiger Lesen mwirbest, so wären dir Die artigen Beife schon längst in die Hand gefallen.“ Wally antwortete nicht. Der Weg fiel zu steil abwärts, um ihm nicht volle Aufmerksamkeit zuzumenden, außerdem befürchtete Wally bei ihrer Ver­­­wandten einen neuen Anfall geistiger Gestörtheit, der regelmäßig zu kommen pflegte, sobald sich Amnet in frühere Zeiten verlebte. Endlich war die Sohle der Schlucht erreicht. Die tofende Wasserflut nahm fast die gesamte Breite des dunkeln Grundes ein, so daß für den sich an der rechten Seite schlängelnden Fußweg kaum genug Play übrig blieb; die drei Wanderer mußten daher hintereinander gehen. Zumeilen zigerten sie ihre Schritte, weil Amrei an kurzem Atem litt, und während sie sich erholte, blidten die beiden jungen Leute in das wildromantische Landschaftsbild. Zu schwindelnder Höhe stiegen die Feldwände empor, in ihren oberen­­­ Partien somweit überhängend, daß von dem blauen Himmel nur ein schmaler Streifen zu sehen war. Oft seien es, als ob zerfallenes Gemäuer die Spiken der Berge krönte, in Wirklichkeit aber war es die seltsame Formation des Gesteins. Die Schlucht zeigte zahlreiche Windungen und demgemäß auch ab­wechselnde Land­­­schaftsbilder. Ueberall krauste der Gebirgsfluß über Hochragende Felsblöcke stürzend, auf denen Moog und Zaren üppig wuterten. Bei einer neuen Biegung zügelte Paul den Schritt, werden mich vermissen,­ sagte er besorgt. „Bist du ein Meines Kind?“ wedte Waly, „Wir Haben Heute daheim viel zu thun und da rechneten die Eltern doppelt auf meine Mithilfe.“ „Schäme dich, Paul, du bist ungalant.” „Der Weg ist weit.“ „Weil wir langsam gehen, Kehrst du allein zurück, so kannst du nach Herzengluft springen.” Waly ließ dem Geliebten seine Beit zum Weberlegen, sondern fuhr schmeichelnd fort: „Sieh, ich fürchte mich jei, mit der Amrei allein zu gehen, du weißt ja, sobald wir am Schloß Kemmerig vorübergehen, redet sie irre. Sie ist fest schon ganz still geworden, das ist ein s­­chlimmes Beiden. Darum begleite mich bis nach Hause,­­ch bitte dich.“ „Fürchtest du dich dort nicht auch vor der Amrei ?“ „Bewahre, daheim sind ja die Mägde und Knechte. Außerdem hält der Unfall meiner Tante nur so lange an, bis wir an dem Schloßberg vorüber sind.” — Wally zwingerte so freundlich mit den Augen und streichelte die Wangen des Geliebten so sanft, daß es ihm unmöglich war, die kleine Bitte abzuschlagen ; auch hatte sie recht; er konnte sich ja auf dem Rückwege beeilen. Der Pfad begannr jecht etwas Breiter zu werden, darum schob Wally ihren Arm unter jenen Pauls, mit dem sie scherzte und lachte. Sie wollte dur ihre laute Fröhlichkeit die grübelnde Tante auf andere Gedanken bringen, doch gelang es ihr nicht. Der Atem Amreis ward immer kürzer und ihre Erregtheit nahm stetig zu. Nach 5 Minuten öffnete sich die Schlucht zu einem breiten Thale, dessen Mitte die Gebäude der Grundmühle zeigte. Auf dem bewaldeten Höhenzuge zur Necten erhoben sich die Zinnen und Türme eines stattlichen Schlosses, bei dessen Anblick si Amrei befreuzte. „Gott bewahr uns vor der weißen rau, die dort Umgang hält,“ begann sie zu Tispeln. „I­­st ja alles nicht wahr, Amrei,“ beschtichtigte Wally, sich gleichzeitig fester an Paul schmiegend, „die weiße Frau da droben ist schon längst Staub und Asc­he geworden.“ „Das Tagst du!” viel Amvei zornig, mäßigte aber sofort den Ton ihrer Stimme und fuhr fort: „Sie ist stets da, wo es ein Unglück giebt, felöst Habe sie durch die Bogengänge Hufchen sehen, — der Vollmond schien heil auf sie Hernieder — und Tags darauf geschah das Fürchterliche. Die weiße Frau ist nicht tot, sondern lebt fort, um die Menschen zu warnen. Der Herr behüte uns vor ihrem Anblic.“ Noch eine Weile blieb die Sprecherin mit gesenftem Haupte stehen, dann ließ sie sich ruhig von Wally und Paul fortführen. Als die Mühle erreicht war, befand sich Amwei vollständig wieder bei Besinnung. Waly verabschiedete sich Hastig von dem Geliebten, gestattete ihm aber zur Belohnung seiner ritterlichen Dienste einen Ruß. Paul trat nicht eben fröhlichen Herzens den Nahmweg durch die einsame Schlucht an. Er mußte fort und fort­­an die geistesfranke Amtei und an die unheimliche Sage von der weißen Frau im Kemmeriger Schloife denken, auch fürchtete er auf dem schmalen Pfade, wo ein Ausweichen nur schwer war,­­­ dem heimkehrenden Vater Walys zusammenzutreffen, dessen Führern er annte. Allein seine Befürchtung ertries sich als grundlos, Steinert vermeilte noch im Lammtirtshaus, bei den Hochzeitsgästen. Das junge Paar befand er bereits auf dem Wege nach Buchshagen, ein Teil der Gäste gab ihm dag­­­eleite, die Mebrigen fehrten nach Abfahrt der mit Tannenzweigen und Blumen geschmückten Wagen in das Wirtshaus zurück, dort ging es jei womöglich noch Tustiger her, selbst Vater Schaller trug zur geselligen Unterhaltung bei, indem er allerlei Lieder sang, dieselben mit einer Guitarre begleitend. Steinert blickte verächtlich auf den Wirt. „Alter Hanswurst“, murmelte er leise vor sich Hin, sich gleichzeitig von seinem Pla ezhebend. Er hörte noch ein Kouplet an, das Schnabel zum besten gab, dann entfernte er si langsam. Bei dem Wirtshause stieß er auf Paul, der ihn sehr artig grüßte und ihm glückliche Heimkehr wünschte. Steinert lächelte befriedigt, sein Bried war erreicht: Der ihm verhaßte Wirtssohn Hatte Heute mit Wally nur wenige Worte mechseln können und sie befand sich bereit daheim, bevor der einfältige Bur­de es ahnte. Rüftig s­­chritt der schlaue Müller dem dunkeln Grunde zu. „Meine Eltern Sch

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