Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. September (Jahrgang 20, nr. 5997-6022)

1893-09-15 / nr. 6009

Seite 944 . Hermannstadt, Freitag geht authentisch hervor, daß die Gefeßgebung unter dem Anspruche „a magyar ezredek kormányai“ des vielzitierten $ 9 des 6. Geiegartitels vom Jahre 1840 nur die Kommandanten der heutigen Regimenter, schlechterdings aber seine andere Militärbehörde verstanden hat. Aus bdiesem Sachverhalte geht auch hervor, daß bei diesem Sinne des bezeichneten Paragraphen die in der Repräsentation der Königlichen Freistadt unterbreitete Bitte, wonach ich dem zitierten Gejege Geltung verschaffen und obligatorisch machen soll, daß die Be­­hörde­n unter allen Umständen magyarisch korrespondiere, gegenstandslos it, denn Fraft meiner sub Präsidialzahl 2963 erlassenen Zirk­ularverordnung it nicht nur unser öfter ermähntes Gefeß in Kraft gelegt, sondern es sind über die Bestimmungen dieses Gefeges hinaus auch solche Militärbehörden verpflichtet — mein auch nicht in allen Fällen — magyarisch zu korrespondieren, welche auf Grund des von der Königlichen Freistadt zitierten Gejetes-Paragraphen hiezu nicht verpflichtet werden könnten.” Graf Ferdinand Zihn hat, anknüpfend an die jüngste Endiklifa des Bapstes, an die Redaktion des „Magyar Alam“ folgende Zuschrift gerichtet: „Der Brief unseres Heiligen Vaters gilt uns allen, begeistert uns alle und meist uns die Richtung. Dies Haben wir erwartet, denn hierin ist er kompetent und sein Wort entspricht seiner Mission. Wer darin etwas anderes sucht, rennt nicht die Katholische Kirche, nennt nicht unseren Glauben. Es ist zu bedauern, wenn man sich hierin irrt, noch mehr zu bedauern, wenn man daran Anstoß nimmt, daß der Heilige Vater uns mit dem Wohlwollen und der gütigen Fürsorge des apostolischen Königs ermuntert. Man glaubt, dies den Katholiken rauben zu können und doch haben alle Unterthanen gleichmäßig einen Anspruch darauf, und es leistet derjenige der monarchischen Verfassung des ungarischen Staates seinen guten Dienst, der dieses Vertrauen zu er­füttern trachtet.“ In den Petersburger Regierungskreisen wird, wie von der „Pol. Korr.“ gemeldet wird, in Bezug auf den bevorstehenden Besuch eines russischen Geschwaders in Toulon große Reserve beobachtet. Den Aeußerungen derselben ist aber jedenfalls zu entnehmen, daß er den in Peters­­burg herrschenden Intentionen durchaus zuwiiderlaufen würde, wenn die öffentliche Weinung Europas diesen Vorgang im Sinne einer herausfordernden Handlung feitend N Rußlands deuten wollte Indem der Besuch, den ein französisches Geschwader in Kronstadt abgestattet hat, nunmehr durch einen Gegenbesuch ruffischer Schiffe in Toulon erwidert­ wird, beabsichtigt die ruffische Negierung, wie man betont, damit nichts anderes, als einen völlig friedlichen At Freundschaftlicher Courtoisie gegenüber Frankreich, durch welchen Die politische Solidarität Rußlands mit diesem Lande eine feierliche Bekräftigung erfährt. „Aber du könntest troßdem nie der Spee Raum geben — ich meine, falls wirklich ernste Absichten vorlägen, — an eine Verbindung zwischen unserem Rinde und ihm zu denken?“ unterbrach Frau dr. Random die momentan eingetretene Stille, fragend. Mit dochdringendem Blide schaute der alte Herr in die von innerer Unruhe und Aengstlichkeit bewegten Züge. „Hast du denn selbst schon an die bloße Möglichkeit einer solchen ge­dacht, Elsbeth ?” „Eigentlich nicht. Der Gedanke daran erwecte stet3 ein bestemmendes Gefühl in meiner Brust“, lautete die offenherzige Erwiderung. „Wohlen! Du Hast mich vorher noch nicht zu Ende gehört“, sagte der Präsident in der seine Ausdrucks­weise besonders kennzeichnenden Entschiedenheit. „Ich wollte nämlich noch Hinzufügen, daß Mr. Gordon ungeachtet des unwider­­stehlichen Zaubers seiner Person ein Mann ist, dem ic niemals — hörst du wohl, niemals — mein einziges Kind zur Gattin geben könnte.” Frau vd. Random niete dabei still bestätigend mit dem Kopfe. „Ein Etwas liegt in feinem­­ Blicke, was neben der unheimlichen Flut, die darin lodert, an die un­­gebändigte Wildheit des Naubtieres erinnert. Sein Auge in zügelloser Leiden­­schaft oder im Borne flammen zu sehen, muß eine fürchterliche, ja dämonische Macht ausüben, welcher der Schwache rettungslos unterliegt. Und auch ganz abgesehen davon, — was vielleicht nur meine individuelle Ansicht ist —, würde ich num und nimmer mehr die Kraft: über mich gewinnen, das Kind, welches von vieren ung geblieben — unser jüngstes, unser streng behütetes, unter sorg­­fältigster Pflege aufgewachsenes Töchterlein an der Seite eine mir völlig fremden Mannes in ein uns fremdes Land hinausziehen zu lassen. Nein,­­13­­beth, das vermöchten wir beide nicht! Mag Vera immerhin mit ihrem Herzen einen harten Strauß auszufechten haben. Solche Jugendschwärmerei ist niemals tief und wird verschmerzt. Und der Amerikaner? Bah, Männer seines Schlages, von so südlich feurigem Temperament, seher die Liebe mit ganz anderen Augen an, als untereins. Wir zehren an diesen göttlichen Gnadengescheife ein ganzes langes Leben, uns verfüßt sie die Stunden schweren Harmes, uns drück sie die Augen zu und bettet uns schließlich ins Grab; t wogegen Thomas Gordon, möge er Bera heute auch noch so glühend lieben, schon nach wenigen Monaten in den Armen einer brünetten Beauty den schönen Blondkopf vielleicht ver­gessen haben wird. Die einzige, die mir bei der ganzen Sache wirklich Leid thut, das ist Maud“, fuhr Herr dr. Random, fast wehmütig den Kopf wiegend, fort. „Sie ist ein zu Huges Mädchen, um die Situation nit Fängst durchschaut zu haben, ist auch ein warmherziges Mädchen, voller Edelsinn und Gemüt,­tiefe, die durch diese mißliche Affaire und gegenüber in ein schiefes Verhältnis gekommen zu sein glaubt. Hier der Bruder — dort die Freundin, das ist freilich hart. Nun, du wirst mir sicher beistimmen, mein Herz, wenn ich morgen, was immer der Tag auch font bringen mag, vor allem mich undhaltlos offen gegen Maud ausspreche. Meine vielleicht notgedrungene Schroffheit wird ihr dann selbst nicht mehr so unmotiviert und hart erscheinen.“ „Sa, thue das, Friß, thue e8 baldi” vief Frau d. Randow, förmlich erleichtert aufatmend. „Grabe an Maud werden wir eine tapfere Verbündete finden.“ (Fortlegung folgt.) Siebenbürgisch-Deutsches Lageblatt. Nr. 6009 Vortrag, gehalten am 2. September d. J. von Dr. Karl Wolff im Hermannstädter Bürger- und Gewerbe - Verein. Der Det, wohin ih Sie, hochverehrte Anmesende, einlade, mir im Geiste ° zu folgen, ist zunäcst das drei Meilen von München entfernte bayerische Städtchen Bruch, auch Fürstenfeld-Brudh genannt nach der in der Nähe befindlichen Zisterzienser-Abtei Fürstenfeld, die, jegt zu militärischen Emweden bewußt, eine Unteroffiziersschule für die bayerischen Truppen in ihren Räumen aufnehmen sol. Es ist ein Städtchen mit 2400 Einwohnern, etwa von der Größe Heltaus, aber städtischer gebaut mit meistens zwei stodhohen Häusern auf dem großen, ein längliches Biere bildenden Marktplage, und in den Seitengassen mit einstößigen Häusern, von denen die meisten ihre breite Giebel­seite der Gasse zu fehren. Das Gehalten, Leben und Treiben hier ist das einer Kleinstadt, die Bürger ernähren sich meistens vom Handwerk und Aderbau; nach des Tages Mühen ergehen sie sich in dem freundlichen, ähnlich wie das Paradies zwischen Heltau und Michelsberg muldenförmig ausgestalteten Thale der wasserreichen Amper auf den sau­grünen Wiesen, auf der Kaiserwiese, auf welcher der deutsche Kaiser Ludwig der Bayer am 11. Oktober 1347 in den Armen eines Bäuerleins starb, nachdem er auf der Bärenjagd plößlich erkrankt war, und in den Forsten, welche das Amperthal bei Bruch zu beiden Seiten an und über den sanft ansteigenden Berglehnen umfäumen, oder fannegießern, wie es auch sonftwo vorkommt, abends bei einem Kruge des trefflich munden­ Besuch der Elektrizitätswerke in Fürstenfeld- Bruk (Bayern) und Heilbronn (Württemberg) und­­ die Verwendung von Elektromotoren in gewerblichen Betrieben, den bayerischen Bieres über die Weltereignisse, während die Frauen daheim den „verfehrten Kaffee” trinken — so nennt man in Bayern das mehr Milch als Kaffee enthaltende Getränk, das beim Kaffeeflatich und Stricstrumpf auch manches in Haus und Stadt „verfehrt” wird, dürfte bei den Bruder Damen wohl auch so vorkommen, wie bei uns. Fürstenfeld-Bruch dürfte bald ein Wallfahrtsort werden, zu welchem die Leute aus Nah und Fern, aus Deutschland und anderen Ländern, pilgern werden, nicht um den „verkehrten Kaffee, der an­sonstwo getrunken wird, sondern um etwas anderes zu sehen, das „verkehrt“ ist, aber in Fürstenfelds Bruch wieder in Ordnung gebracht wird: das kleine Handwerk, welches, wie überall in der Welt, im Niedergang und Verfall begriffen, aber seinen goldenen Boden in Fürstenfeld-Bruch mit Hilfe des dort von Kern Dsfar­d v. Miller erbauten Elektrizitätswertes wiederzuge­winnen beginnt. Das ist wie ein Wunder in der heutigen Zeit, in der man sie nachgerade daran gewöhnt hat, das Handwerk als eine überwundene Betriebsform und als einen verlorenen Posten anzusehen, welcher der übermächtigen Konkurrenz der mit Dampf­­maschinen, großen Arbeiterheeren, billigen Einlaufg- und Verlaufspreisen arbeiten­­den Großindustrie rettungslos erliegen müsse, und in der man bereits mit verschränkten Armen oder mitleidigem Achsel zu den dem Ringsampfe des einen und anderen sich tüchtig wehrenden Kleinmeisters zusieht, weil doch alle Hilfe vergeblich sei. In der Elektrizität ist aber dem kleinen Gewerbsmann unverhofft ein Netzer und Helfer in der Not erstanden, der ihn mit einer billigen Betriebs­­kraft ausstattet, welche ihn, ohne große Kosten, in die Lage verlegt, seinen hart angefochtenen Plan gegenüber der Großindustrie zu behaupten. Das war allerdings bisher mehr nur in der Theorie richtig; der erste aber, der es praktisch verwirklicht und die Wahrheit theoretischen Erkennens in einem größeren Bilde handgreiflich veranschaulicht hat, ist der Elektrotechniker Herr Oskar v. Miller, der Erbauer des Elektrizitätswerkes zu Fürstenfeld-Bruch, und — wie wir hoffen — der baldige Erbauer des vom ihm projektierten Hermann­­städter Elostrizitätswerkes. Das ist eine Großthat, die zu den bedeutungs­vollsten dieses Jahrhunderts gehört und welche dem Hause Miller neuen Ruhm zu dem alten sichert. Der alte Ruhm dieses Hauses wird jedem auch noch so flüchtigen Be­­sucher Münchens in den öffentlichen Straßen­tat auf Schritt und Tritt ver­­kündet., Die Bavaria, diese K­olossalfigur, melde sich am Stadtende Münchens riesengroß erhebt, die in Erz gegossenen Königsdenkmäler und die anderen ehernen Statuen großer Männer, welche die Pläge und Straßen Münchens so reichlich wie in seiner zweiten Stadt Deutschlands zieren — sie alle sind aus der von Ferdinand d. Miller, dem Vater Osfars, auf die Höhe ihrer Weltberühmtheit gebrachten und nach des Vaters Tode von den älteren Söhnen Ferdinand und Ludwig dr. Miller würdig weiter geleiteten Erzgießerei hervor­­gegangen, Wer das Museum dieser einzig dastehenden Kunsterzgießerei besucht und die Modelle der hier gegossenen großen Standbilder Gustav Adolf, des Washington- Denkmals in Rigmond, der berühmten Goethe- und Sciller- Gruppe in Weimar, der Herder-, Wieland-, Schiller-, Humbold-, Shakespeare- Standbilder, die in zahlreichen Städten Deutschlands und Nordamerikas aufs gefielt sind, und der vielen anderen Denkmäler, wie der Woronoziv - Statue in Odessa, der Reiterstandbilder Eberhards im Bart in Stuttgart, des Fürsten Michael Obrenovitich in Belgrad, des Generals Bolivar in Lima (Südamerika), des Schwedenkönigs Karl Johann in Stocholm, der Standbilder de Palatinz Erzherzog Sofef in Budapest, Peabodys in London u. a. m. betrachtet, wird den Weltruf dieser Kunstanstalt, welche den halben Erbball zu ihrem Kunden­­kreis zählt, Leicht ermessen. Und wer noch, wie ich und meine Tochter, das Süd Hat, die dem Publikum font nicht offenstehenden Arbeitsräume der Kunstgießerei, in melden u. a. gerade ein den gegenwärtigen Prinzregenten Luitpold von Bayern im SJandkostüm darstellendes Standbild zum Versandt eingepacht war und am Modell eines in Würzburg zur Aufstellung bestimmten wundervollen Brunnendenkmals, zu dessen Figuren auch die Walther von der Vogelweide gehört, unter der liebenswürdigen Führung des Herrn Ferdinand dr. Miller, dem älteren Bruder des Herrn Oskar v. Miller, zu besichtigen, erkennt sofort an den hier neu entstehenden Kunstschöpfungen, daß der alt­­begründete Weltruf der Erzgießerei von den genannten Söhnen in unnür­digster Weise behauptet und fortgepflanzt wird. (Fortlegung folgt.) der reisausschüffe belebe. So lebendiger die werkthätige Teilnahme und Mitarbeit an den Gesdiden unseres Wolfes, die er nicht nur auf der Schau­­bühne der Staatspolitik, sondern auch in der Werkstatt des Bürgers, im Hof und Feld des Landmannes, in den kommunalen und munizipalen Vertretungs­­körpern, in Kirche und Schule vollziehen, in den Kreisausschüffen ist, umso leichter wird sich auch der so sehr gewünschte Zusammenhang zwischen Zentral­ausschuß und Kreisausschüffen, jener natürliche Kreislauf einstellen, der allein den Organen des Sachsentages gesundes Leben und Funktionieren verbürgt­­ und den Zentralausschuß zum ausgleichenden Sammelpunkte der in den Kreisen thätigen Volkskraft, gleichsam zu ihrem Herzen, macht. Bei der Erörterung der unser Volk beivegenden Jagen man es nicht fehlen, daß­ eine mehr oder weniger fortschrittseifrige Richtung einer- und eine konservative andererseits zu Zage tritt. Beide Richtungen sind zu einer gesunden Entwirfung notwendig, A und e3 ’ist nur zu unwünschen, daß die Vertreter dieser Richtungen sich der Unterordnung unter das Ganze — das fächsiiche Volt —ı stets bewußt bleiben, De desselben und ihre gegenseitige Achtung niemals aus­ den Augen verlieren.“ Mit diesem Wunsche begrüße ich die geehrten Herren und eröffn­e die Situng des Zentralausschusses. Nach der mit Beifall aufgenommenen Rede des Vorsikenden Dr. Karl Wolf fragte sich Abgeordneter Dr. Oskar v. Melys von seinem Standpunkt als Abgeordneter bei dem Vorligenden in dem Zentralausschuß an, ob er und die anderen Reichstagsabgeordneten an der Beratung teilnehmen­ dürften. Formell hätten nämlich die Reichstagsabgeordneten sein Recht dazu, da sie nicht Mit­­glieder des Ausschusses seier. E 3 könnte allerdings geltend gemacht werden, daß der Zentralausschuß auch andere Persönlichkeiten, als die Mitglieder des Ausschusses seien, zu seinen Beratungen heranziehen könne. Er frage deshalb, ob­­ im Einklange mit der Meinung des Zentralausschusses stehe, daß­ er und die anderen Abgeordneten an der Beratung teilnehmen könnten oder nicht. Diese Anfrage der Reichstagsabgeordneten wurde vom Vorstßenden Dr. Karl Wolff im Einverständnis mit dem Zentralausfänk alein beantwortet, daß die Reichstagsabgeordneten an der Beratung als Gäste teilnehmen könnten, sich jedoch der Abstimmung über die zu entscheidenden Fragen zu enthalten hätten. Ferner brachte der Vorfigende den Vorschlag ein, er möge, da der Schrift­­führer Dr. Dr. Teutich nicht anwesend sei, der Reichstagsabgeordnete ED. Filtih zum Schriftführer erwählt werden. Der Vorschlag wurde angenommen. Vizepräsident Adam aus Kronstadt machte darauf aufmerksam, daß die beiden Reichstagsabgeordneten U. Zay und FW. Filtih als Delegierte des Burzenländer Kreisausschusses auch das Stimmrecht befigen müßten. Hierauf wurde die Liste der Delegierten richtiggestellt. ee — E3 waren zur Sagung folgende Mitglieder des Zentralausschusses eb­­­enen: Kronstadt— Burzenland: Karl Adam, Advokat, Karl Schnell, Advokat, Adolf Bay, Reichstagsabgeordneter, Franz Dobert, Stadtpfarrer, Dr. Wilhelm Zelt, Fabrilgriesiger, Franz Herfurth, Pharrer, Gustav Sch­iel, Prediger, Georg Nikolaus, Notar, Karl Bolesch, Notar, Zosef W. Fi­lich, Reichstagsabgeordneter. Hermannstadt— Heltau—Großau, Dr. 8, Wolff, Spartaffa­­direktor, Dr. W. Brudner, Advokat, Martin Schuster, Gymnasialprofessor, Karl Smitich, Landesfichensekretär, Gustav Binder, Moorhofer, Eugen Capejins, Pfarrer, Ernft Thullwer, Pfarrer, JYofef Horeth, Pfarrer. Schäßburg: Karl Roth, Advolat, W. Melzer, Senator, Mediathh: Johann R.Lehrer, Pfarrer, Wilhelm Binder, Privatier. Biftung: Friedrich Kramer, Pfarrer: Karl Müller, Pfarrer: NReps: Karl Abraham, Pfarrer: Agnetheln— Gregident: Franz Schreiber, Oberstuhlrichter, 8. A. Eitel, Pfarrer. Leihkirch: Johann Wagner, Pfarrer. Als Gäste waren außerdem noch an­wesend die Reichstagsabgeordneten Dörr, Meigl, Salmen, Schreiber und Schuster. Sächsischer Zentralausschuß. Die einberufene Versammlung des sächsischen Zentralausschusses, dessen Mitglieder fast vollzählig erschienen waren, fand gestern vormittags im Kleinen Saale der Gesellschaftshauses statt. Eröffnet wurde die Sitzung mit folgender Ansprache des Präsidenten Dr. Karl Wolff: göblicher Sächsischer Zentralausschuß! Dem Beschluffe des im November v. 3. tagenden Zentralausschusses gemäß wurde eine Resolution des Burzenländer Kreisausschuses, betreffend die Aufhebung der Verpflichtung der Mittelschull­ehrer zur Ablegung der theologischen Prüfung, den übrigen Kreisausschüsfen zur Weußerung übermittelt. Anläßlich der vom Burzenländer Kreisausschuß angeregten und anderen damit zusammenhängenden Fragen in den Stressausschüssen hat es auch nicht an Stimmen gefehlt, welche die Kompetenz der Kreisausschüsfe und des Zentral­ausschusses zur Verhandlung solcher Fragen bezweifelten oder mindestens darin eine unpassende Einmischung in den geiäßlichen Rechts- und Wirkungskreis der zur Entscheidung kompetenten Organe erblicken. Es ist sein Zweifel, daß eine solche Auffassung die gedeihliche Thätigkeit der Kreisausschüsse und des Zentralausschusses vielfach Hemmt, wie e3 auch nicht zu verwundern ist, daß eine solche Auffassung sich geltend machen konnte. Denn unser erst im Jahre 1890 geschaffenes Volksprogramm, welches den Schwerpunkt der Volfsarbeit in die innere Kräftigung und Sammlung, in die Pflege von Verwaltungs, wirtschaftlichen, sozialen und Kultur - Aufgaben verlegt, braucht Zeit, bis es ale Volfskreise durchdringt und sich Bahn bricht. Vor dem Sachsentage befaßten si unsere Ausschüsse nur mit politischen und Verwaltungsfragen, welche in den Gemeindekommunitäten und Somitatz­­versammlungen zur Austragung gelangen. Diese Körperschaften, weil schon daran gewöhnt, sehen daher auch in der Thätigkeit unserer Ausihüffe seinen Eingriff in ihre Kompetenz und in ihr geiegliches Verfügungsrecht und Haben auch aus dem stets Loyalen Vorgehen unserer Ausihüffe die­ Ueberzeugung gewinnen können, daß ihre geiegliche Kompetenz von dieser Geste nicht im mindesten angetastet wird und angetastet erden wolle. Dieselbe Erfahrung werden, wie ich überzeugt bin, auch die in Mitte unseren Volkes wirkenden, zur Pflege wirtschaftlicher und kultureller Aufgaben berufenen Vereinigungen und Institutionen machen, die bisher der Bethätigung des Interesses an ihren Spezialaufgaben in unseren Ausschüffen entbehrten. Diese Körperschaften werden die UWeberzeugung gewinnen, daß niemand in unseren Ausschüffen auch nur ein I-Tüpfelgen von ihren Rechten wegnehmen will, daß vielmehr die ich freiwillig ambietende, redlich gemeinte Mitarbeit eine wesentliche Förderung ihrer Spezialaufgaben ist, da das Volk eine von ihm erfaßte, in seiner Mitte z­wangslos besprochene und beleuchtete Frage viel eher zu einer Herzengsache macht, als bloß einen, von einer noch so autoritären Körperschaft Hinter verschlossenen Thüren gefaßten und noch so Heilsamen Beschluß, der vor seiner Fassung dem Bolte fremd geblieben ist und nach seiner Fassung nur die Durchführung, vielleicht an bedeutende materielle Opfer seitens des Volkes erfordert. Die regen Biele unseres Volfsprogrammes können mit Erfolg angestrebt und erreicht werden nur doch die Wolfsarbeit auf der breitesten Basis. Deshalb erscheint es als wünschenswert, daß unsere Preise den Bestrebungen und Verhandlungen der Kreisausschüsse und des Zentralausschusses größere Aufmerksamkeit widme. Ich kann nur den in der legten Situng des Zentralausschusses ausge­sprochenen Wunsch wiederholen, „daß ein möglichst reger Pulsschlag die Arbeit 15. September 1893. In dieser Sigung wurde am Schluß der auf die Resolution des Bırtzen­­länder Kreisausschusses gegründete modifizierte Antrag des Abgeordneten Bay, betreffend Reformen in Kirche und Schule, mit Stimmenmehrheit angenommen. Den weiteren Bericht dieser anregenden Sagung tragen wir nachh. Korrespondenzen. Kronstadt, 13. September. Ein Protestmeeting in Kron­­stadt. Im der dürren Wüüfte des Kronstädter Liberalismus ist ein frischer Duell aufgebrochen, eine Dase ist entstanden, zwar noch jung und Hein, aber doch groß genug, um den halbverschmachteten Wanderer mit neuem Mut und neuer Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu beleben! positiv angeregt durch die Aufforderung einiger Hermannstädter Gesinnungsgenossen und negativ erregt dur die Expertorationen eines Kronstädter Abgeordneten — dessen neu er­­fundene Redensart vom „einseitige nationalen Standpunkt“ ein geflügelter Wort zu werden verdient, — hat sich gestern abends eine Schar meist jüngerer Leute im Gewerbevereinslokal versammelt, um eine Kundgebung gegen die kirchen­­politischen Vorlagen der Regierung zu veranstalten. Das Verdienst, diese Versammlung durch einen Aufruf in der „SKronstädter Zeitung“ zu­stande ge­­selt zu haben, gebührt den Herren Dr. Lurk, Dr. Netoligia und Redakteur _­orodi. Die Situng wurde eröffnet durch den zum Präses gewählten Dr. Qurk, der in gediegener, von häufigen lebhaften Beifallsrufen unterbrochener Rede­wei und Motive der Zusammenkunft auseinanderfegte. Es sei, so führte er aus, durchaus nicht die Absicht der Versammlung, irgend­eine Einfluß auf die Entschließungen des demnächst in Hermannstadt tagenden­ sächsischen Zentral­­ausschusses ausüben zu wollen, schon die Betreidenheit verbiete”foletinns zu hoffen. Man wolle nur, da nun einmal leider die Entscheidung der offiziellen Kronstädter Kreise allem Anschein nach zu Gunsten der Negierungsvorlagen­­ ausgefallen sei, zur Kenntnis des Zentralausfgusses und der­ gesamten für fischen Nation bringen, daß in Kronstadt keineswegs die gesamte fächsische Be­­völkerung mit Begeisterung für die Kirchenpolitik erfüllt sei. Der Zentralaug­­[huß dürfe nicht etwa im Glauben an die Einmütigkeit des Burzenlandes fi „um des lieben Friedens willen“ zu einer Konzession an die offi ie! “geäußerte Meinung desselben veranlaßt sehen. Bei gewissenhaftem Forfgem­ach der wahren Volksmeinung stoße man an zahllosen Stellen auf einen ganz ent­­schiedenen Widerspruch gegen den kirchenpolitisch-liberalen Standpunkt unserer leitenden greife. Diesen weitverbreiteten Widerspruch zum offenen Ausdruck zu bringen, habe sich die Versammlung zur Aufgabe gefegt. Es solle dies in einer Eingabe an den Zentralausschuß geschehen, in welcher derselbe ersucht werde, ss gegen die kirchenpolitischen Vorlagen zu erklären. Die Versammlung fürchte den etwaigen Vorwurf der „reaktionären Gesinnung“, des„ Feudalismus“, „Kleritalismus” u.­­. w. nicht, sie Lasse sich durch Schöne Liberale Phrasen nicht dazu verleiten, ihrerseits eine Politik gutzuheißen, die unser Volkstum tief s­chädige. Man müsse in erster Linie Sachse sein und nichts anderes als Sachse, indem man den kostspieligen Schlagwörterlurus anderen, besser situierten Völkern und Staaten überlasse. Redner beleuchtet hierauf die einzelnen Punkte des fiächenpolitischen Programmes und führt im äußerst treffender und gut poin­­­­tierter Darstellung die vielfachen Nachteile und großen Gefahren, die dasselbe für ung in feinem Schoße berge, den Hörern vor die Seele. Die Rede gipfelt in dem Antrag, es möge beschlossen werden, daß an den Zentralausschuß der Fächsishen Volfspartei die oben erwähnte Eingabe zu richten sei. Hierauf sprac­hen noch einige Redner zur Sache, wobei besondere Erwähnung verdienen die Aus­­führungen Dr. Netolitas, das Eintreten für die Kirchenpolitik sei nichts weniger als ein Kampf „gegen Rom”, vielmehr werde einzig und allein die

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