Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. Dezember (Jahrgang 27, nr. 8197-8220)

1900-12-04 / nr. 8199

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Mazestät Gelegenheit, dem genannten Abgeordneten gegenüber in Deuter Sprache sich in den günstigsten Worten über die sächsischen Kunstid­re aus­­zusprecgen, die in Paris ausgestellt gewesen sind, und zugleich sich in gütiger undigen. _ Der Abgeordnete Pildner hat es verstanden, in seiner auf diese Leitere­bon gnädiger Anteilnahme zeugende Frage gegebenen Antwort, obwohl sie ss naturgemäß in wenigen Worten erschöpfen mußte, eine Art Programm unsere ® Boltes zu geben. Das sächsische Wort — das besagte die Antwort — erfüllt, in seinem Bestande geihüst durch seinen König, nach alter Väter Meile, treu dem Herrscher und treu dem Vaterland seine Aufgaben im Dienste dieses Vaterlandes. Zu den Worten „in der wirtschaftlichen Festigung unserer Lage“ könnte man wohl no eina die meiteren hinzumänschen „und in eifriger Arbeit an unserer deutschen Kultur” — wenn es nicht gar so müßig wäre, fern vom Schuß und in guter Ruhe eine vollständig abgerundete und ausgefeilte Antwort zu konzipieren, während der Gefragte selbst kaum eine Sekunde Zeit zur Ueberlegung hat. Der Gedanke, daß wir an Sacsen fortbestehen wollen, ist übrigens fon in der Betonung des „allerhöchsten Schußes“ ausgedrückt, die anderenfalls seinen Sinn hätte. Doch, um zu den bulbbollen Heußerungen Sr. Majestät zurüczukehren, so ist er zunächt überaus bedeutsam und muß und mit hoher Freude erfüllen, daß der König es für notwendig erachtet, in dem Wugenbiid, wo er in seinem Rundgang an einen Siebenbürger Sachsen kommt, die Sprache der bisherigen Konversation zu­mwechseln und ihn in seiner deutschen Muttersprache anzureden. Es ist an und für si etwas Selbstverständliches, denn — bo3 kann nicht nachdrücliich und oft genug betont werden — der König von Ungarn ist ein Deutscher seiner erlaubhten Abstammung und seiner Mutter- und hauptsächlichen Umgangssprache nach, und ein Deutssher kann mit einem Deutschen nicht ander8­al deutsch reden. Aber in einer Zeit, too. e8 auf allen Stufen der Beamtenhierarchie Leute genug giebt, die es für­ ihre patriotische und Amtspflicht ansehen, auf Grund des Z Trugschlufses, daß jeder ungarische Staatsbürger ein Magyare sei, mit jedermann nur magyarisch zu bek­ehren, da gewährt es die höchste Genugthuung, feststellen zu können, daß das Oberhaupt dieses auf das Ziel des ausschließlich magyarischen National­­staates 108 dirigierten Staatswesens, daß der „erste Ungarr — um daß gern zitierte Wort VBörösmartys zu gebrauchen — in der Behandlung seiner Unter­thanen die wolfliche Individualität jedes Einzelnen achtet und auch bei einer offiziellen Persönlichkeit, wie hoch ein Mitglied des ungarischen Abgeordneten­­hauses eine Solche in ganz besonderem Maße ist, deren Abstammung und Mutter­sprache berücksichtigt. Was den Inhalt der königlichen Worte anbelangt, so ist es ja eben die Erfundigung darnach, wie ed und Sachsen geht, die uns das väterliche Wohl­­wollen des erhabenen Herrschers in schlichter und sprechender Weise bezeugt. So fragt der Fürst, der um das Wohl aller einzelnen Gruppen seiner Landes­­finder besorgt is, der da­nn weiß, daß es dieser einen bestimmten Gruppe nicht immer so gegangen ist, als sie es verdient hätte und der den Wunsch hat, es möge ihrem V­ertester möglich sein, eine günstige Antwort zu geben. Die Erwähnung unserer Kunstschäge auf der Pariser Weltausstellung hat einen ganz besonders hochh­amzuschlagenden Wert. Nicht in erster Linie deshalb, weil diese Erwähnung von Ausdrücken des Vobes begleitet war, — bas­tik scließlich, so möchten wir sagen, bei dem feinen Kunstverständnis Sr. Majestät etwas Selbstverständliche. Wertvoll erscheint er uns vor allem, daß der König besonders betont, daß auf der Pariser Weltausstellung sächsisch­er Kunstgegenstände gewesen sind. Man wird si dher Berichte unseres Blattes erinnern, wonach seitens der Organe der ungarischen Abteilung der Ausstelung — wir nehmen an, nur der untergeordneten Organe in jeder Bedeutung des Wortes — so manches geschehen ist, um den besonderen Ursprung der fachli­cher Zeit ausgestellsten Gegenstände zu verwischen und dem fremden Besucher all hier wieder, der Schein des „Einheitlich - Nationalen“ vorzugaufeln. G ift leider als sicher anzunehmen, daß von den unzähligen Fremden, die von der Schönheit des Heltauer SKirchenjchages oder anderer sächsiicher Gegenstände mit Bewunderung erfüll wurden, nur dem allergeringsten Teil zum Bewußtsein gekommen it, daß er Erzeugnisse heutiger Kunft­­fertigkeit vor sich habe. Da ist es denn vom großer Bedeutung, wenn aus einem Mund, dessen Worte unter allen Umständen weithin gehört werden, des ganz besonderen fächlichen Anteil an den Erfolgen der ungarischen Aus­­stellungsgruppe gedacht wird. Es wird an uns liegen, biese Erwähnung aus fönigligem Mund nach Möglichkeit in Recht weite Kreise zu bringen, an deren Wissen darum uns etwas Liegt. Mit einem Wort: — wir Sachsen haben Grund genug, unserem uns allezeit gewogenen Herrscher für diesen neuen Beweis seiner Gnade, feines hohen Wohl­­wollens freudigsten Dank zu zollen. Wir wollen auch biese Worte tief in unsere Herzen schreiben, in die schon je­mander Anspruch gegraben ist, der uns mit der festen Zuversicht erfüllt, daß über dem Bestand unseres Wortes die weife, gerechte und starre Hand unsered Höchsten irdischen Herren maltet Raul Krüger. Die Sympathiekundgebung der französischen Pammer vom 29. dv. M., die den Tag darauf auch vom Senat mit derselben Ein­­stimmigkeit angenommen wurde, hat natürlich in London ihr böses Blut gemacht. Die Blätter sprechen sich Höhst mißfälig darüber aus und erklären in großartigem Ton, England werde keiner Drohung weichen und seine Ein­­mischung dulden. Die P­ariser Gemeindevertretung ließ am 30. vd. M. dem Präsidenten durch den Synbhilus Gay eine Goldmedaille zur Erinnerung an seinen Aufenthalt in Paris überzeigen. Krüger dankte Lebhaft für die in Paris empfangenen Beweise der Sympathie und flog mit der Bereicherung, daß nur die Einlegung eines Schiebegerichts den Frieden in Trand­­vaal wiederherstellen künne. Um 1.d. M. hat Krüger Paris verrafen und ist nach Belgien abgereist. Bei seiner Abreise war es ebenso Wegenstand lebhafter Opationen wie bei seiner Ankunft. Bei dem Hotel und in den zum Nordbahnhof führenden Straßen waren große Menigenmassen angesammelt. Gegen 1 Uhr verlieh Krüger das Hotel. Er sah ernst, fast traurig aus. Auf dem ganzen Wege bis zum Nordbahnhof erneuerten si­che Ovationen. Fahnen wurden geschwungen, Blumen geworfen. Infolge des ungestümen Drängens der­ Menge wurde das Spalier wiederholt durchbrochen, wodurch immer Feinere Störungen der Fahrt eintraten. Man hörte wiederholt die Rufe: „Schiedsgerichts” Der Pierron des Bahnhofes war für das große Publitum abgesperrt. Der Zutritt war nur etwa 300 Personen gestattet. Der B Vizepräsident der Munizipalität wünschte Krüger guten Erfolg. Die Menge rief „Vivat !” und „ourage!” Zahlreiche Mitglieder des Komitees und des Gemeinderats begleiteten Krüger bis zur Grenze. Am 1. d. Mts. ist Krüger durch Belgien durchgefahren. Die rechten Nachrichten reichen bis zu seiner Durchfahrt durch Lüttich abends halb 9 Uhr. Troß der verschiedenen Hindernisse, welche die Regierung den Krüger-Hind­­ebungen auf belgischem Boden in den Weg legte, gestaltete­ sich die Fahrt Krügers durch die belgischen Stationen zu einem großen Triumph­zug. In Charleroi, Namur, Wüttich. Überreichten Deputationen dem Prä­­sidenten Möretsen, warme Wünsche des belgischen Volkes für das Gelingen seiner Misstion ausdrückend. Ueberall wurde Krüger mit stürmischen Zurufen empfangen. Das Reiseziel Krügers ist angeblich Berlin, das er über Köln und Magdeburg Dienstag, den 4. d. M., erreichen wird. . Die große Frage, um die es sich handelt, ist nun, ob Kaiser Wilhelm den Präsidenten empfangen­­ wird oder nicht. Die Meldungen hierüber widerspiegen einander. Nach den legten Meldungen, die aus Berlin an­ amtliche Stellen in Köln gelangt sein sollen, wird der Kaiser den Präsidenten Krüger nicht empfangen Berner sol Krüger von Berlin aus in bestimmtester Weise unterrichtet worden sein, daß er sich von der Reise nach Berlin nichts zu versprechen habe. Die Brüffeler Transvaalgesandtschaft jedoch bezeichnet er im Gegensage dazu als sicher, daß Krüger vom Kaiser werde empfangen werden. Ferner wird feitend der Brüffeler Transvaalgesellshaft darauf hinge­wiesen, daß Krüger die Reise nach Deutschland nicht angetreten hätte, wenn nicht die Zusicherung des Empfanges erfolgt wäre. Schließlich wird auch dem „N. W. T.“ aus Berlin gemeldet, Staffer Wilhelm werde Krüger alle jene Ehren einweisen, welche einem Staateoberhaupte gebühren. Die Sache der Friedensvermittlung sol gut stehen, Heißt ed in den­­ . D­ia um di Ö 99 liegt auch noch ein Anzeichen dafür vor. E 3 hat nämlich in französischen politischen greifen Aufsehen gemacht, daß die Amtszeitung der französisgen Republik gerade am Tage der Abreise Krüger den Wortlaut der Haager Konvention veröffentlicht. Man erblicht darin einen Singerzeig dafür, daß Frankreich, welches die Konvention mitunterzeichnete, obwohl es nicht in der Lage ist, selbst die Initiative zu ergreifen, gewiß jede andere Transaktion kräftig unterfragen und fordern werde. Die meisten Kommentare der viel­­bemerkten Schritte der Regierung gipfeln in diesem Schluß, aber an­sonst wird in der Veröffentlichung der Amtszeitung ein großes Entgegen­­kommen für Krüger und sein Wort erblicht. Für den Fall des Mißlingens aller Vermittlungsper­iode will ein Berliner Blatt folgendes erfahren haben: Die N Rüdkehr der F­riedensgesandthaft ist für den Herbst 1901 vorgesehen. Noch vor Weihnachten sol ein Rundschreiben an die Kabinete aller zivilisierten Staaten mit der Bitte um Beendigung­­ des Blutvergießens gerichtet werden. Wenn dieser Schritt erfolglos bleibt, soll an die Völker appelliert werden. Aus den Staatsarchiven beider Republiken sollen zahlreiche Dokumente veröffentlicht werden, um nicht bloß Rhodes, Jameson und Chamberlain bloßzustellen, sondern auch­ von Chef der spekulierenden Chartered Company, den Herzog von Bife, den Schwieger­­sohn des Prinzen von Wales, diesen selbst und andere Mitglieder der künige­ligen Familie. Zuerst werden die gefälschten Depeschen des fap­gouverneurs Milner publiziert werden, worin dieser im Auftrage des Kolonialamtes zum Kriege trieb, zen. Bolitische Heberlicht. Hermannstadt, 3. Dezember. Ungarn. Der dritte Tag der Generaldebatte über den Staatshaushalt im Abgeordnetenhause am 30. v. Mid. verlief unter Levante zwischen der Bollspartei und ihren Gignern. Gegen den V­oranschlag praclten Zurif3 und Buzath von der Volkspartei und Csavolffy von der äußerten Linken, für ihn. Johann Wiboth, der ehemals zur Volkspartei gehört hatte, set aber Mitglied der liberalen Partei ist. Sonnabend fand mit Rücksicht auf die VBördsmartyfeier keine Sigung statt. Heute wird die Verhandlung über den Staatshaushalt fortgeseßt und morgen wird eine gemein­same Sichtung beider Häuser des Neidhstags stattfinden behufs Wahl eines Kronhüter. Wie verlautet, wird Baron Samuel Sofika gewählt werden, der an erster Stelle kandidiert werden sol. Wie der „B. 21.“ erfährt, ist die Ernennung des Abgeordneten Zadislaus Beldy zum Obergespan des Großkofler Komitats bereits als sicher zu betrachten. Infolge dieser Ernennung, die schon demnächst ver­­öffentlicht werden wird, ergiebt ei die Notwendigkeit einer Neuwahl im Kezdi- Bojarhelyer Bezirke des Harompeler Komitats. Die liberale Partei des Bezirkes gedenkt, dem genannten Blatte zufolge, an Stelle des neuen Ober­­gespans dessen Vater, den Gutsbesiger Theodor Beldy, zum Abgeordneten zu kandidieren. Die Vermutung, die ‚wir betreff3 der Person Beldys aus­ BEAT ACER Feuilleton. Künsler und Staatsmann. Vom Grafen Albert Apponyi. YAutorisierte Welterregung von Friedrich Klein. (Schluß.) Aber wenn wir noch weiteren Parallelismus suchen, so finden wir ihn mehr oder weniger alle insgesamt auch in uns selbst. Jeder gesund organisierte junge Mensch, der nicht, wie viele moderne Streber , Herrchen mit den Augengläsern auf der Nase und einer Rechenmaschine an Stelle des Herzens zur Welt gekommen ist, empfindet in seiner Jugend radikale Neigungen. Die überschwängliche Kraft der Individualität will sich in diesem WUlter geltend machen, soweit nur ihr Auge reiht. Wir glauben unverbrühlich an und selbst, an die Untrüglichkeit unserer Ideen, an unseren weltbeglücenden Beruf und wir möchten unseren Stempel der ganzen Welt aufbrühen. Daher haften wir jede Schranke, welche unserem Eroberungsfeldzuge sich in den Weg stellt und möchten die ererbten Institutionen zertrümmern, so daß sein Stein auf dem andern bliebe. Dem parallel gestalten sich unsere litterarischen Ideale: einen Shakespeare, einen Moliere lassen wir gelten aus Anstand, einen Johann Arany aus Patriotismus, Goethe aber halten wir im Grunde unserer Seele für einen Ph­ilister, dagegen schwärmen wir für Byron und entflammen für Betofi. In vorgerücterem Alter verglimmt dann unsere erste Begeisterung, zerfließen viele Focale, es sinkt unser sieghaftes Selbstbewußtsein. Wir sehen nunmehr in den übernommenen Institutionen heilssame Schugbarteien zur Bemühung hefsen, was wir erworben haben und nicht bloße Hemmnisse, welche unser siegreiches Vorbringen hindern. Diese defensive Auffassung des Lebens trägt an­ch unsere politischen U­eberzeugungen den konserbativen Gedanken hinein. Und diemit zugleich bildet sich langsam, unmerklich unser litterarische Geschmad um. Spärlicher steigt zu­ den Kunstgöttern unserer Augend der Weihrauchbuft von unseren Hausaltären empor; bei unseren alten Lieblingsdichtern suchen wir mehr die Erinnerung einstiger Stimmungen als den Widerhalt unserer gegenwärtigen Gefühle und mit wachsendem Ergegen bertiefen wir uns in die unnermeßlich reiche und objektive Vorstellungswelt Und hiemit muß ich diese fragmentarischen Geistesläufe beendigen, i­ie­­wohl ich selbst jenen Kreis nicht erfüllt habe, innerhalb dessen Schranfen ich eines Shak­speare, Goethe und Arany. Kann man folge auffällige und einschneidende Erscheinungen dem reinen Ungefähr zuschreiben? ‘Ich glaube nicht. Ein Gese offenbart sich darin, da Geseb der Entwicklung der menschligen Anschauungen und Neigungen. Diesem Gefege gemäß entspringen jene verschiedene Richtungen, nicht aus ver­­schiedenen Ergebnissen der Ueberlegung, denn die Uiederlegung steht unter strengem logischem Zwang. Wenn sie also richtig ist, fangt sie immer nur zu ein und demselben Resultat führen, ist sie dagegen falsch, so läßt sie sich leicht und sicher korrigieren und nimmt die Richtigstellng immer an, ausgenommen dann, wenn den Lehrer nicht ein Verstandesirrtum verursacht hat, sondern Steresse oder Leidenschaft. Die Ursache des Wechsels der Meinungen und Tendenzen ist eine ganz andere. Bei Durjchnittsmenigen bringen diesen Duchschnitt, sowohl vom moralischen al auch intellektuellen Gesichtspunkte aus betrachtet, äußere Umstände hervor, solche Umstände, welche der Natur der Sache nach einen veränderlichen Inhalt besigen: Familienüberlieferung, Erziehung, Interesse. Bei den selbständigen Individualtäten Hingegen, bei jenen, welche die Wahrheit selbständig und aufrichtig suchen, liegt der Grund der Verschiedenartigkeit dort, wo man die Prämissen der Uiederlegung ver­­schiedenartig sehen kann, wo die thatsächlichen Daten ladenhaft und unbestimmt sind, wo man also diese durch Mitwirkung der Phantasie und des Herzens ergänzen muß. Die verschiedenartige Qualität dieser beiden Kräfte bildet also die eigentliche Duelle der Abweichung der geistigen Richtungen. Und hiemit müssen wir jenes Bild abschließen, welches wir von der politischen Bedeutung der künstlerischen Eigenschaften gemalt haben. Wir haben gesehen, daß der Staatsmann der Phantasie und ded Herzend nicht entbehren kann; wir haben gesehen, daß die beiden Kräfte in dem Staatsmann von künstlerischer Art sein müssen, damit sie die erwünschte Funktion vollziehen können; jegt aber können wir als Endresultat feststellen, daß eben von der Beschaffenheit dieser künftlerischen igenschaften die Richtung de Staatsmannes abhängt, der Charakter seiner Politik. L * meinen Gegenstand zu beleuchten wünschte. So fehlt auch die Auseinander­­legung darüber, in meh­rer Art und wiefern die künstlerischen Eigenschaften jenen Einfluß befördern, welchen der Staatsmann auf andere auszuüben be­­rufen ist; aber diese Seite der Frage ist ohnehin die Leichteste und bekannteste. Diese Lüde Halte ich daher nicht für wesentlic., Worauf ich aber vor der Verabschiedung Hinzumeisen wünsche, ist eben der enge Kreis des Planes dieser Arbeit selbst, in Folge dessen eine große und richtige Seite des Gegenstandes kaum eine Beleuchtung empfangen könnte. Am ich mich nämlich anschicdte, einen Vergleich zwischen dem Künstler und dem Staatsmann, der Mesthetit und der Politik, zu ziehen, mußte ich irgend eine ässthetische Theorie zu Grunde legen. Um aber Kontroversen zu vermeiden und einen jedem annehmbaren Ausgangspunkt zu finden, habe ich nicht die Ausführung meiner eigenen ästhetischen Ueberzeugungen in den Vorder­­grund gestellt, sondern nur jene ästhetische Kategorie, welche am wenigsten umstritten ist: den Begriff des „Wahren“. Und so habe ich bei dem Künstler nur jene Kraft beleuchten können, mit der er das Wahre sieht und schafft; aber ich habe mich nicht mehr verbreiten künnen über jenes Geieg, demgemäß er jene Kraft benügen muß, um aus dem Reiche des Wahren abzubiegen in das Land die Schönen, ich habe nicht Sprechen können von dem künstlerischen Beihmad. In Folge Hievon konnte auch mein Vergleich bei der Kennzeichnung der lantsmännischen Wirksamkeit nicht weiter gedeihen, als bis zur Würdigung jener Kräfte, welche zur Feitstellung der politischen Ziele und Mittel und zu ihrer Durchführung dienen. Wie stark hierin das fünstlerische Element ist, haben wir erforscht, weiter konnten wir nicht gelangen. Und so habe ich auch bei dem Staatsmann von jenem Geieg nicht sprechen künnen, an dem er seine Kraft trainieren muß, damit seine Bethätigung sittlichen Fond befige: ich habe nicht sprechen Fünnen von dem politiigen Charakter. Ich gebe zu, daß viele, ja sogar eine sehr verbr­ütete Schule dieses auch für überflüssig halten wird. Eine ganze Flut von Foeen auf allen Gebieten der menschlicen Erkenntnisse bewegt si in gleicher R­ichtung diesem Ziele zu: in der Wissenschaft der Wgeorticismus, welcher der Erforschung der höchten Probleme achselruchend entsagt; in der Nesthe­it der Naturalismus, welcher das Häßliche dem Schönen für ebenbürtig erlärt; in dem Eigengefühl der Eynismus,

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