Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Juni (Jahrgang 49, nr. 14698-14721)
1922-06-24 / nr. 14717
Elite 3 Hermannstadt, Sonnabend Nationalpartei und Zaranisten. „Adeveruf” veröffentlicht eine Unterredung mit dem Sekretär der Nationalpartei Abgeordneten Sever Dan, der an dem Abschluß des Abkormens zwischen Nationalpartei und Zaranisten tätigen Anteil genommen hat. Nach scharfer Kritik an der Pofitik der Regierung Bratianu führte Sever Dan über den Pakt zwischen Nationalpartei und Baranisten folgendes aus: „Der mit den Zaranisten abgeschlossene Pakt enthält 6 Punkte. Nach der schriftlichen Ausarbeitung wird er dem Vollzugsaussichuß beider Parteien unterbreitet werden. Der Pakt ist ein Offensivund Defensivbindnis. Auf seiner Grundlage werden beide Parteien ihre politische Tätigkeit nun aufbauen. Wir sind fest überzeugt, daß in dem Augenblicke, wo alle Oppositionsparteien ihre Reihen zu gemeinsamer Tätigkeit schehen werden, die Liberale Partei, welche die Erwartungen des Landes mehr als die Aberescupartei enttäuscht hat, sich sofort von der Regierung zurückziehen muß.‘ "der Verhandlungen mit dem übrigen Oppositionsparteien erklärte Dan: „Es ist kein Anfang, sondern die Fortlegung eines bereits begonnenen Werkes, wenn die Nationalpartei bestrebt ist, alle Oppositionsparteien zu gemeinsamen Kämpfe zu vereinigen. Michael Popovici ist vom der Rettung der Partei ermächtigt worden, die Verhandlungen zu Ende zu führen, die vor vier Wochen begonnen haben. Aber sind die Grundlagen für Oppositionsparteien noch nicht endgültig festgestellt worden, doch handelt es sich dabei um folgende Punkte: 1. Eine neue Verfassung, die die Wahlfreiheit sorwie eine breite Dezentralisation des gesamten Staatslebens vollständig sichert. 2. Verwaltungsreform mit breiter Komitats- und Gemeindeautonomie. 3. Ein Beamtenstatut, das die Unabregbarkeit und Nichtöenießbarkeit, die einheitliche Besoldung, die Diseziplinar- und die Pensionsbestimmungen nach europäischen Muster regelt. 4. Beseitigung aller Ausnahmszustände auf wirtschaftlichem und politischem Gebiete, damit endlich der Friedenszustand verwirklicht werde. 5. Zulassung des fremden Kapitals bei der Wiederherstellung des Landes und bei der Ausbeutung der Reichüümer des Landes unter der Bedingung, da der romäntssche Staat nach 30 bis 50 Jahren das Nachlaufsrecht hat.“ Schließlich erklärte der genannte Führer über die nächste Tätigkeit seiner Partei: „Während des Sommers werden die Abgeordneten und Senatoren der Partei die verschiedenen Wahlkreise besuchen, um den Karlsburger Kongreß vorzubereiten. Die Nationalversammlung in Karlsburg wird unbedingt und voraussichtlich schon im Herbfte ftattfinden. Die Liberalen werden dem, was ie Fürchten, nicht eingehend der einzelnen Ausschüsse gewählt. Die Borsigenden der Ausschüsse bilden das sogenannte Tagesordnungskomitee, das die Verbindung mit den Rufsen aufrecht erhält. In der Gigung erklärte der Vorsitende, bisher sei von den Rufjen seine Nachricht eingelaufen. Die Konferenz sei über die Haltung Rußlands ganz unorientiert, da außer dem Telegramm, in dem die Ginreisebewilligung für die russische Kommission verlangt wurde, seine weitere Nachricht eingetroffen ist. Ernennung der französischen Beriieter. Paris, 22. Juni. Die französische Regierung teilte dem Präsidenten der Konferenz im Haag mit, daß die Sachverständigen Alphand und de la Dratelle mit der Vertretung Frankreichs auf der Konferenz betraut seien. Weitere technische no ernannt werden. 1 . Bezüglich n Zusammenschluß aller Sachverständige werden. Rumäniens Berirelung im Völkerbund. Butareit, 2. Juni. Brofeffor Difjescu, Corne- Ku ManolescuRamniceanu und Projejior Sertil Buscarim wurden an Stelle von Titulescu, Toma Yo ‚nescu und Virgil Negulescu zu Vertretern Rumäniens beim Berferbund ernannt. Unter Staatshaushalt. Bukarest,22.Juni.In den beiden ersten Monaten des laufenden Finanzjahres erzielte der Staat einen Ueber««schuß«·«boi692,.624.499 Lei. susammeniritt des sienec augschssfeg. kBukarest,22.Juni.Heute Nachemittaguine Uhst tritt in der Kammer der Ausschuß für die Steuergesetzgebung unter dem Boisitze des Finanzministers Vintila Bratianu zusammen. Dest ausländischer Finanzmänner in Siebenbürgen. Bukarest, 22. uni. Die Finanzgruppe, die die Konsolidierung der rumänisschen Schagicheine übernahm, hat eine Studienkommission nac N Rumänien entsendet. Die Kommission ist in der Hauptstadt eingetroffen. und mird ‘in den nächsten Tagen nach Besichtigung der See- und Donauhäfen des Altreiches eine Reise nach Siebenbürgen unternehmen. « ProtestgegendiePeusiouisteusVerorunns. Bukarest,21.Juni.Aus der Bjulowina ist eine Wrdnung in Bukarest s ein Ptroffem die beim Minister für die Bukowina Mstor wegen der Ausdehnung des romänist Pensionsgesietes auch auf die angeschlossenen Gebiete ersprechendikn Chii-naturgem-Inteismusss Inspeciors. iBukarest,22.Juni.JonJancu,getretener Landwirtschaftsrat des Komitates Bistritz.Napod wurde zum Insspektor der Enteignungsarbeiten in Siebenbürgen,Beinah Kreisch und Marmarochs ernannet . Mund-Itsinnatutchluqvohann Bukarest,22.Juni·Die Regierung wurde verständigt,daß die Bukaresters Reise des Marschalls Pilsudski für unbestimmte Zeitvertagt wurde.« ·sie Konferenz im Haag. Messunahme Frankreichs. Haag,22.Juni.Der Haager Korrespondent der ,,Chicago Tribune«meldett Die Teilnahme Frankreichs hängt davon ab,ob die,Pussen die französischen Bedingungen,nämlich die sofortige Zurückerstattung der Privateigentümer annehmem Insimring der sins sein Hang,22.Juni.Die Sitzung der ersten Kommission wurde von deren Ehrenvorsitzenden von Kamebeek milt Uhr eröffnet.Es wurden die Vorsitzenden . Sedentärging-Deurjigen Mingeiium Die Reparationsfrage, Der Erfolg der Roudouer Berafung. London, 22. Juni. „Manchester Guardian” zufolge besteht die größte Bedeutung des Besuches Poincares in London darin, da Poincare den Standpunkt Lloyd Georges annahm, wornach statt Sanktionen diplomatische Schritte und Verhandlungen zu unternehmen sind. In London wird den diesbezüglichen Erklärungen Boincares eine große Bedeutung zugemessen. Neue Beratungen. San Baolo, 22. Juni. Italienische Blätter berichten über eine benmrstehende Zusammenkunft zwischen Poincare, Lloyd George und Schanzer. Erweiterung des Verhandlungsstoffes. Frankfurt, 22. Juni.Die „Frankfurter Zeitung“ meldet aus London: Das einzige positive Ergebnis der Begegnung zwischen Lloyd George und Boincare scheint der Beschluß ‚einer zweiten Begegnung der beiden Staatsmänner gegen Ende des Monates Juni zu je. An den Besprechungen werden Vertreter Italiens, Belgiens und Spaniens eingeladen werden. Hieraus ist zu entnehmen, daß außer der Neparationsfrage dor allen Dingen die Frage von Tanger und die Orientpolitik Gegenstand der Verandlungen bilden werden. , « . Beschlüsse des Banaterdeutschen .Volk9mls. Am besten Sonnabend hat in Semesburg eine Beulfigung des deutsch-hmwäbiichen Bollsrates stattgefunden, die sich mit verschiedenen politischen und völfischen tagen beschäftigte. Abgeordneter Dr. Kräuter berichtete als Schulreferent des Bollsrates über Die Lage der DBanater deutschen Schulen. Die schwäbischen Parlamentarier und Dr. Muth haben an Diözesanbischof Stattfelder eine Vofschrift gerichtet, in dem u. a. der Wunsch nach Errichtung eines aus 90 Mitgliedern bestehenden Schulrates mit beratender Befugnis ausgesprochen wurde. Der Bischof hat diese Anregung zustimmend entgegengenommen und um die Namensliste der Mitglieder des Schulrates ersucht. Zur Buchführung der Vorarbeiten betreffs dieses Schulrates wurde ein Ausschuß eingelegt. Ferner wurde die Aouwendigkeit betont, es mögen möglichst viele Deutsche Klosterschulen errichtet und unterstügt werden. Nach eingehender Besprechung der Vorgänge bei der Modoscher Wahl wurde mit 19 gegen 3 Stimmen folgender DBeschluß gefaßt: „Das Vorgehen des Abgeordneten Michael Kaufe in der Modoscher Wahlangelegenheit wird auf das entschiedenste mißbilligt. Dieses Urteil wird der Deutschen parlamentarischer Gruppe mit dem Grjndhen vorgelegt, sie möge dasfelbe durch ein ganz unparteiisches Schiedsgericht (mit Ausschluß der DBanater Parlamentarier) überprüfen, und ihrer Beurteilung entsprechend Stellung nehmen“. Bei der Neuwahl der Leitung des Bosisrates wurden zu dessen Obmännern Dr. Kaspar Muth und Wilhelm Kopony und zu deren Stellvertretern Dr. Hans Eihfer und Ing. Beißer gewählt. Am Schlusse der Situng widmete Wilhelm Kopony Dr. Muth und Prälat Blaskopits zu ihrer Reise nach Amerika, die sie am Dienstag angetreten haben, herzliche Abschiedsiworte. — . | die Uebergabe Oberschlesiens. Dienstes-neun desi Versuchstruppen sgeräumt, Berlin, 19. Juni Nach dem Aebereinkommen über die Räumung wurden gestern abend um 6 Uhr im polnischen Oberschlesien Eisenbahnen, Selephthon, Bojt und Telegraphen übergeben. Die neue Zollgrenze erlangte heute Geistigkeit. Heute mittag wurden Die Flaggen in Oberglogau und in Kreuzburg ausgewechselt. Hiermit ist dieses Gebiet wieder in deutsche D Verwaltung übergegangen. Das französishe Militär ist heute aus Kattowig abgegangen. Einzug der Polen nach Kattowig. Kattowit, 22. Juni. Unter Führung des Generals Gepuichy trafen heute früh polnische Truppen in der Stadt Kattowik ein. »Um innre « Arnm Anstand vor wichtigencnilcheidungem London,22.Juni.,,D«ailyExpreß«meldetan .H"aag:Krassin ist in großer Eile nach Moskau abgereist, um die extremistische Entwickelung und die drohende neue Revolution zu verhindern. » Von der russischen Wehrmacht »Lasaette,22.Juni.»Times"zufolge bereitet die rote Armee große Manöver zwisch Smolensk und Kiew vor-Der Plan Trotzcki betreffend ein Flottenmanöver aus dem Baltischen Meere wurde nicht angenommen.Dersst der Volkskommissare soll beschossen haben den Stand der Roten Armee nur die Hälfte abzuseym Du tschechischsin sosmisuie Milctå cashouuuem Lasaette,«22.Juni...Times«meldet aus Belgrad, daß Paschitschin Käse nach Prag fahren wird um das Militärabkommen zwischen der Tschechoslowakei Magoslavieny zu unterfertigem — Hilfe der Tschechoslovakei tue-Demnach. Prag,22.Juni.»Im Parlament wurde ein Kreit von stillionen Kronen für Oesterreich in ersiek und zweiter Lesung bewilligt. Die Zimmermann-russerv um Baris, 22. Juni. Die Kammer genehmigte endgültig die Internationalisierung der Donaun. Die Wahlen in Irland. London, 22. Juni. Laut „Reuter“ ist das Ergebnis der Wahlen in Irland folgendes: Koalition zur Unterstagung des englischzirischen Vertrages 41 Mandate, republikanische Koalition 26 Mandate, Arbeiterpartei 10, Unabhängige 12, Partei des Trinity College in Doublin 4 Mandate, Tagesbericht. (Einweihung der ev. Kirche in Buzau.) . Stenntag, den 18. d. M. wurde durch Stadtpfarrer B. A Schullerus die neuhergestellte ev. Kirche samt Pfarrhaus in Buzau eingeweiht. Buzau als wichtiger Eisenbahnfintenpunkt ist Sig eines en. Reifepredigeramtes. An der Einweihung nahmen die Spiten des Komitates und der Stadt teil. Das Bukarester Dekanat war durch das Mitglied des Sknadalporstandes Schul- Bireftor YZileli. vertreten. « . «(Im Proszeß gegen die Senatsasttentrister, wie aus Bukarest gemeldet wird, wurden gestern die Verteidigungsreden beendet. Der Kommissär weist die Argumente der DVBerteidiger zurück. Es beginnt die Selbstverteidigung der Angeklagten. Man glaubt, daß das Urteil am Sonnabend versündigt werden wird. (Das jetige Oesterreich.) Nach Mitteilungen des Statistischen Amtes in Wien hat Oesterreich nach der Emperleibung des Burgenlandes eine Fläche von 38.991 Quadratkifometern, wovon 4107 Quadratkilometer auf das Burgenland entfallen. Auf dem gesamten Gebiet Oesterreichs wohnen 6.428.000 Personen. Davon 92.000 im Burgenland. (Ein Prozeß der Sozialrevolutionäre in Berlin.Der vom Führer der Sozialrevolutionären Partei und Herausgeber des Berliner,,Golos Rossij«. Tschernow,angestrengte szeß gegens den verantwortlichen Schriftleiter Der ehemaligen sowjetoffiziösen Berliner Zeitung „Nowy Mir“ wird, wie der „Ost- Srpreß“ erfährt, bereits in allernächster Zeit vor dem Berliner Gericht zur Verhandlung kommen. Der PBro- 32h verspricht sehr spannend zu werden, da er die gleihen Fragen vor einem westeuropäischen Gericht behandeln wird, derentwegen die Sozialrevolutionäre augenbiilih in Moskau abgeurteilt werden. Während derorbereitungen zum Moskauer Prozeß hatte nämlich das Berliner Sowjetoffiziöse Blatt „Nowy Mir“ gegen Tichernow die Beschuldigungen wiederholt, die den Gegenstand der Moskauer Anklage bilden, und Sichernow hat deswegen eine Berleumdungsfrage angestrengt. Ein besenteres Interesse dürfte der Prozeß dadurch gewinnen, daß er über die sowjetoffiziöse Presse und Propagenda im Auslande Aufklärung zu bringen verspriät. Als Zeugen sind im Prozesse eine Reihe hervorragender rujsiher und ausländischer Politiker geladen. (Solgenschwere Explosion in der Hamburger Bostanstalt) Am 19. d. M. mittag entstand in der Paketpostanstalt in Hamburg in der Ringstraße eine schwere Explosion. Ein Paket mit Patronen und Repolvern, das von einer schwedischen Firma aufgegeben und nach Paris bestimmt war, explodierte mit einem fürchterlichen Knall. Zwei Boftbeamte wurden schwer verlegt. Es sollen nu) mehrere derartige Balete aufgegeben worden sein. Einzelheiten stehen noch nicht fest. Die Untersuchung ist eingeleitet worden. (Der verprügelte französische Abgeordnete) Aus Paris wird gemeldet: In den regten Tagen fand eine von den Anhängern des Abgeordneten Marc Sangnier einberufene Bolfsversammlung mit der Targes getragen. Ordnung: „Die internationale Pflicht Frankreichs” statt‘ ‚Abgeordneter Sangnier hatte Ministerpräsident Poincare zu einer öffentlichen Besprechung in diese Versammlung eingeladen. Poincare hatte die Einladung abgelehnt.Royalisten sprengter die Versammlung und liegen Sangnier nicht zu Wort kommen, so daß der Saal polizeilich geräumt werden mußte. Marc Sangnier wurde leicht amt Kopfe verlegt. An ein Polizist hatte eine Verwundung am Kopfe haben- Trogdem konnte die Versammlung ettwas später wieder aufgenommen und zu Ende geführt werden. Abgeordneter Gouangnier sprach über die Beröhnung und die Solidarität der Wölfer Europas.