Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1933. März (Jahrgang 60, nr. 17963-17989)

1933-03-01 / nr. 17963

— Tatstoplås tite in numä­­rar ord. Dir, Gen. P. T.T. nn Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr. 11 Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130 — Verwaltung: Königin Matiastrafe Nr. 25 Fernsprecher Nr. 237 — Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zuftelung 90 Lei; mit Zuftelung 100 Lei; mit Wortversendung: Inland: 100 Lei; Ausland: 135 Lei, Einzelnummer 5 Lei Nr. 17963- Hermannstadt, Mittwoch den 1. März 1933 69. Jahrgang Brand im deutschen Reichstags­­gebäude Offensichtliche Brandlegung, wahrscheinlich von Kommunisten Berlin, 28. Februar. Gestern­abend um 9 Uhr brach ein großes Feuer im Reichstagsgebäude aus. Wie schon festgestellt worden ist, ist an etwa 20 verschiede­­nen Stellen mit Hilfe von Hadern, Papier, Holz­­ftüden, Petroleum und Benzin Brand gele­gt wor­den. Zehn Löschzüge rühten aus, später war beinahe die ganze Feuerwehr Großberlins auf dem Brandplag. Die Polizei rückte mit großem Aufgebot aus und um­­singelte die ganze Umgebung des Gebäudes. Alle Per­­sonen in der Nähe wurden zur Ausweisleistung aufge­­fordert. Ein Mann wurde von­ Feuerwwehrleuten ge­­packt, als er davonlaufen wollte, und der Polizei über­­geben. 3 stellte sich heraus, dass er ein Hollän­di­­scher Komm­unist namens van der Lübbe war. Er hatte einen holländischen Bafl auf den Namen „van Doerling“. Weitere Verhaftungen wurden nit vbor= genommen . 2ie geohe-® upbet über denk Bea oapp!­it einge­stürgt. Die ganze Einritung und die Galerien aus­ Holz sind verbrannt. Die Bücherei und die Bilder­­sammlung wurden gerettet. Hitler, Bapen, Goering sowie der englische Ballhaf­­ter eilten s­ofort zur Brandstätte. Ein Feuerherd ist beim Eingang ins Reichskanzlerzimmer. Ein Schuß­­polizist bemerkte im obersten Flur einen Mann, der mit einer Fadel in die Gegend eilte, und feuerte ‚von der Straße her mehrere’ Schüsse gegen ihn ab. Auch Strafenpassanten hatten den­ Sadelträger bemerkt. Das Feuer wurde nach Mitternacht eingedämmt. Laut Henkerung des Führers der Feuerwehr werden die Leiharbeiten no bis Mittag andauern. Pressevertre­­ter besichtigten die Brandstätte. Diese bietet ein g­räfk­­liches Bild Miles ist eingeäschert und voll Ruf, die Holzbalten glimmen noch. Das Wassser der Lösch­­arbeiten reicht bis an die Kinöchel. Der Schaden läpt sich einstweilen nicht feststellen, er übersteigt jeden­­falls mehrere Millionen Mark. Die Gebäude in der Umgebung und der Tiergarten sind nicht gefährdet. ” Das Reichstagsgebäude wurde in dem Jahren 1884­ bis 1894 von Paul Wallot gebaut. I Miliz (6. ©) Eine erschöpfende Umschreibung des Wortes „Miliz“ mag vielleicht nicht leicht zu geben sein, umso Harer ist, was das Wesentliche an dem heute so oft genannten Begriffe ist. Den Anhängern einer deutschen Miliz schwebt dabei eine Heeresorganisation vor, wie ich sie in der Schweiz genau fennen und am Ende, nach anfänglichem Widerstreben, begeistert anerkennen lernte, wobei es selbstverständlich ist, daß nicht alle schweizerischen Einzelheiten und besonders die Biffern, etwa angesichts des ohne Oesterreich sechzehnmal zahl­­reicheren reichsdeutschen Wortes, mit 16 zu multiplizieren wären. In der Hauptsache besteht das Milizsystem in einer allgemeinen Dienstpflicht, bei der die gesamte Mannschaft und fast alle Offiziere eine sehr kurze Aktivdienstzeit — einige Monate — und meh­­rere kurze Waffenübungen — mehrere Tage — mitmachen, bis sie nach Erreichung eines gestaffelten Mam­malalters aus der Dienstpflicht ausscheiden. Berufs­­soldaten des Mannschaftsstandes gibt es nur sehr we­nige, et­wa N Remontenreiter; auch die Zahl der Berufs­­offiziere it verhältnismäßig gering und ihre Haupt­­m­e­s­ser­n die Ausbildung der Refrus ,, s. 2) Der... Stabäpffi­ En en e bieffagen Kur­­05 2 Schulen besteht aud von einigen­ Boden bis mehrere Monate dauert. Jeder Wehrpflictige, mag ex e3 bis zum Korpskommandanten oder Chef des Generalstabes bringen oder als Soldat ohne Chargen­­grad nachh erfüllter Dienstzeit ausscheiden, kann je nach Fähigkeiten alle Grade erreichen und macht die glei­chen Kurse dar; so leben wie in dem öffentlichen Säulen der allg. Bildung aß Kinder auch in den Reihen der Armee alle Staatsbürger an Männer unter glei­­chen Verhältnissen ımd Ternen einander fennen und nach Berdienstt schäßen. Hier liegt ein Hauptdunft; nichts ist geeigneter, Kastengeist oder Standesdünfel zu unterdrücken oder — besser — gar nit aufkommen zu laser. Aktive Truppenkörper gibt­­ im Milizsystem im Frieden nur auf dem Papier; bloß zu größeren Uebrie­­gen treten Regimenter, Brigaden, Divisionen und Korps auf Waffenübungdauer zusammen. Die zahlreichen Kurse und Schulen bringen es aber mit sich, dass jederzeit gew ichloffene Abteilungen von Kompagnie- und Bataillon­­är­e vorhanden sind; sie genügen für fallweise nötig werdende Unterftügung der Polizei und Gendarmerie, während aber auch die Einberufung ganzer Truppenk­­törper für hierher gehörige besondere Ausnahmsfälle jederzeit sehr un möglich ist. Umso rascher, als die ihrem bürgerlichen­ Beruf nachgehenden Milizen (Nefer­­bijten) ihre leichten Waffen samt einiger Munition und erster Ausrüstung bei sich haben ımd dafür verant­­wortlich sind. Iunnerhalb weniger Stunden habe ich persönli Kompagnien, Bataillone und Eskadronen mit angemeinen hohen Ständen zu solchem Binede maride bereit werden gesehen. E3 mag unglaublich, scheinen, daß in jo kurzer Zeit nur nur Soldaten und ganze Abteilungen, sondern an höhere Führer, Generalstäbler und Stäbe aus­gebildet werden künnen. Raummangel gestattet mir nicht, individuelle­­ Beispiele anzuführen; nur so viel sei gesagt, daß ich ganze Divisionen sah, die aus­schließlich aus Milizen bestanden und auf dem Marsche, im Lager und auf dem Manöverfelde reibungslos ar­­beiteten. Technisch ist derlei nur möglich, da der eigent­­lichen Rekrutenausbildung eine teils verpflich­tende, teils freiwillige­­ Jugendausbil­­dung vorausgeht, während Offiziere und selbst Unter- Offiziere ihre höheren militärischen Funktionen mit einer sachlichen Begeisterung auffassen, die wir nur im Sport fennen, weshalb sie sich mit ihrer eigenen militärischen Weiterbildung auch im Bürger­­leide außerberufli sehr oft sogar Äußerst intensiv belassen. Nicht verschwiegen sei, daß Die Disziplin der Schweizermiliz sehr streng ist; sie wird duch ein weitgehendes Disziplinarstrafrecht und ein scharfes Militärstrafgefes (Militärgerichtes) unterstükt. Eine viel sicherere Grundlage der Sch­weizermiliz, ie Kerer als S­portgeist und Disziplinargewalt, ist freie Gh die Show im zartesten Finde erwe dte Ba­terlandbegeisterung, wozu nich Der uralte Wehrunwille kommt, den die deutschen Schweizer un­­­ter allen germanisc­hen Stämmen vom Altertum her am längsten beibehielten und den sie nach kurzer Dre ihlaffung im 18. Jahrhundert auf Grund der bitteren Erfahrungen mit dem napoleonischen Frankreich als­bald wiederbekamen und bis heute Hocdy halten. In ihrem oben gezeichneten Aufbau ist die schweizerische Meilize­armee, Fleisch und Blut des Schweizerpolfes, nicht nur feine Karte oder sonst ein Fremdför. Divert die Reinkultur des Schweizertums. Hierlich hat in den festen Jahren auch die Miliz der Eidgenossen­­fast einen inneren Feind; es­s­ dies die Angesichts der EChmwäsche des Immunismus auffallend s­atte, wirt­­schaftlich ganz unbegründete Sozialdemokratie, die jahrzehntelang ihre in der Schhweiz besonders lächer­­lichen Eaffen kämpferischen und antimilitärischen Schlag­­worte und anfangs auch Führer von der Deutschen Sozialdemokratie bekam, wozu allerjüngst auch Ein­­flüsse der französischen­­sozialdemokratie gekommen sind. Der schhweizerischen Sozialdemokratie gegenüber hat sich endlich das gesamte bürgerliche und bäuerliche Schweizertum und der Großteil der Arbeiter beider Konfessionen politisch zur Abwehr geeinigt. Es ist angesichts der jahrhundertealten Schweizerischen außenpolitischen Neutralität sowie des Hochgebirgscha­­rakters der meisten schhweizerischen Gebiete begreiflich,, wenn dort die Miliz als reine Defen­siv­­waffe bezeichnet wird. Diese Einschränkung hat mir angesichts der raschen Metabilisierbarkeit der Miliz und ihrer nur aus Budgetrüdfichten Hinsichtlich der schwersten Waffen etivar eingescränften Ausrüstung jahlich nie reit eingeleuchtet. Die politische Defensive muß ' und fann taftifey und selbst strategisch auch recht offen fin geführt werden... Bas von dem Prorizehbenden sollte in Deutschland nicht einführbar sein? Ich ge­stehe, dass während der Genfer Abruflingverhandlungen die meisten D deutschen Militärfachmänner, alte Stabs­­offiziere des Landheeres, der Marine und der Luft­­fahrt, Feine Sympathie für die Miliz an den Tag legten. Gewig muß die Miliz auf d­ie Schön- Dienstzeit und überw­iegend vielen Berufsoffizi­erzichten, also auf krangvolle RBaraden, gewisse DEEr Geihielichkeiten und auch auf den rein gesellsschaftlichen Rang des noch teilweise feudalen Offiziers. Der hiefür eingetauschte Vorteil der Bollstümlick­eit der Armee wiegt Diese Nachteile namentlich heute weitaus auf! Die innerliche Zermürbung der alten Deutschen A Armee, des schönsten und besten Heeres Der Kriegsgeschichte, gelang am Ende trot größter Leistungen vor dem Feinde den Linksparteien auch; es it das, was man (viel­­leicht nicht ganz genau zutreffend) den „Wochstof“ nennt; der inneren Unpolfstümlichkeit kann also nur ein ganz ausgesprochen dem ganzen Wolfe gehöriges Heer widerstehen. Weder die naheliegenden Sorgen wve­­gen geringerer fachlichen Ausbildung der Miliz siehe sich — meines Erachtens ohne ernsten sachlichen Grund — streiten, wenn die Miliz allgemein eingeführt wird, entfällt dieser Nachteil. Bleibt so eines: die Frage nach der politischen Berläßlichk­eit einer wenig in der Kasserne le­­benden, also der dortigen P­atriotischen Er­­ziehung entzogenen Armee. Der schweizerische Kane­tenligeist ist mindestens so starf als der so jiwer zu bekämpfende veraltete Länderpatriotismus in Deutsch­­land; die schweizerischen Konfes­sionen stehen wie in Deutschland scharf abgegrenzt nebeneinander und die Schweiz hat dazu noch drei, eigentlich vier Bölter und damit Sprachen in sich, was Deutschland sei glücklicherweise überhaupt nicht mehr kennt. Unmittelbar nach dem österreichische ungarischen Ums­­turz wurde ich von den eben in Wien etablierten Nach­­folgerstaatvertretungen aus meinem Skonsulatji nach Wien berufen, um den Militärbevollmächtigten Ber­­träge über die Schweizermilig hinsichtlich ihrer Ein­­führbarkeit bei den Nachfolgerstaaten zu halten. Ich empfahl damals, von der Einführung abzusehen, da man wohl ihre Weuterlichkeiten, nicht aber ihr solides In­­nenwesen nachahmen konnte. Heute, zur Zeit der Na­­tionalen Regierung Deutschlands unter Hindenburg und Hitler, kann die­ser Zweifel nicht mehr bestehen. Im die Schaffung einer nationalen und sozialen­­­ Gegenteil­­­ deutschen Miliz wäre eine der größten Großtaten der deutschen Neugeburt­­­­heiten der alten Armee mit. Th SEETRe TEN BE STERBEN 5­2, 32 | ern sen mn nummer meer. Lancer rn em BE 1 nern rer Barlamentsbericht Kammerfigung vom 27. Sebrnar Bukarest, 28. Februar. Bei der Verhandlung des Pro­­tokolls vom Vortage verlangt der Liberale Dimi­­triu die Einlegung einer parlamentarischen Untersu­­chungskommission über die autonomen Verwaltungen und die Geldgebarung im Finanzministerium in Den legten vier Jahren, die nun endlich auf eingefegt wird. | Sa

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