Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1934. Mai (Jahrgang 61, nr. 18312-18334)

1934-05-01 / nr. 18312

,­­ .­­ Taxele plä­­tite In numä-, «rwoktl·l)jt. Gen, P. T.T. Eee Säriftleitung: Hermannstadt Honterusgasse Ar. 11 Fernsprecher Nr. 11 und Nr.130 — PV Verwaltung: Königin Mariastrake Ar. 25 Fernspieger Nr. 237 Monat in Hermannstadt ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustellung 100 Lei; mit Boftnersendung im Inland 100 Lei; ins Ausland 150 Lei; Einzelnummer 5 Lei Nr. 18312 Hermannstadt, Dienstag den 1. Mai 1934 — Bezugspreis für eine me 61, Jahrgan |. Die kö­­nigliche Botschaft zum Parlamentsschluß Bukaresti, 29. April. Die königliche Botschaft zum Schluß der Parlamentstagung hat folgenden Wortlaut: Meine Herren Senatoren, Meine Herren Abgeordneten! Die verlängerte ordentliche Tagung gereggebenden Körperschaften wird heute nach fruchtbringender Tä­­tigkeit geschlossen. In wirtschaftlier und finanzieller Hinsicht hat sie die ersten Maßnahmen verwirklicht, Die berufen sind, eine Erleichterung und Festigung der all­­gemeinen Lage des Landes zu bringen. Unter ihnen bedeutet das Umschuldungsgeseg­nis nur Die endgültige Lösung eines großen und störenden finanziellen und sozialen Problems, sondern es sichert gleichzeitig auch Die günstigen Bedingungenn für eine Wiederbelebung des Kredit und Wiederaufnahme schöpferischer Arbeit und Initiative auf allen Gebieten der Landeswirtschaft. Die Durchführung Des Geheges eröffnet derart die weitesten und für den Wiederaufbau sichersten Möglichkeiten. Zugleich werden die Steuererleichterungen und Die bei der Organisation der Berufskammern und De Gliederung einiger autonomen Region erbrachten Ber­­einfachungen zur Förderung der wirtscaftlichen Tätig­keit und Wiederherstellung des Gleichgewichtes in der allgemeinen Wirtschaft des Landes beitragen.­­ Auf kulturellem,adminstrativem und sozkavem Ge­biet entsprechen die verabschiedeten Gehege tiefempfun­­denen Bedürfnissen und werden durch ihre Anwen­dung ein Werkzeug der Entwicklung und Fertigung Staates werden. Indem IH Ihnen für die im Laufe der Tagung 9 leistete Arbeit danfe, von deren unwohltätigen Ergeb­­nissen Sch überzeugt bin, erkläre Sch kraft Art. 90 der Verfassung die Tagung der gejeggebenden Körperschaf­ten fürgeschschossen - Leichte Aufhellung (6. ©.) Die beginnende Reifezeit läßt sich gut an, mindestens insoweit es Die verschiedenen Staatsbahe­­­nen und dort wieder das Geschäft in Salonwagen anbelangt. Schon lange sind nicht mehr so viel Staatse­männer gereift als im der zweiten Aprilhälfte! Und Dabei gar nicht einmal deshalb, weil etwa die kirma­­tische Station Genf über Besuchermangel zu Fragen hätte! Denn die diplomatischen Reisenden wie Bars­chou, Suvih, Eden, Titulescu, Beneih, Bed, Seftitich, N­ushtü Hätten einander auch am Dual Wilson treffen und auch Mushanow hätte seine verschiedenartigen Gastgeber (ausgenommen die Deutschen) im Diploma­tenhotel in der Westschweiz finden können. Auch dort gibt 3 verschwiegene Winkel zu Touren und Extras touren, im Wölferbundpalast wie in verschiedenen Vill­­en, in Dudy, Thoiry usw. Warum also reisen? Sie wissen es gut, die Herren der Stunde! Die bevollmächtigtesten Staatsmänner­­ stellen si immer wieder als nicht genügend bevollmächtigt heraus und die Ministerräte, Staatsoberhäupter und som­it maß­­gebende Faktoren in den einzelnen Staaten behalten trog der Genfer Debatten (Balaver genannt) volle Ak­­tionsfreiheit. Wie man eine Fremdsprache nach bester Vorbei­ errang doch nur im Landes selbst gründlich ser kann, erfaßt man ae Bandes ei­nbeiten u­­ s» war den­­n­en Genfer Buch zu ei­nes Konfliktes mit dem feren leinen Li­ Dr Woldemaras unbefriedigt genug. MacDonald ist müde und ihrwach, und so fuhr Eden zu Muffe­sini, Suvih zu MacDonald. Der Italiener vertritt italienische Rezepte mit englischen Zutaten, der Enge­länder englische Rezepte mit italienischen Beilagen; so gering der praktische Unterschied zwischen ihnen sein mag, so ist dennoch nun die Herren Eden und Savid) die schon lange gesuchte Vereinheitlichung in der Ab­rüstungsfrage zwischen London und Nom noch immer nicht erzielt worden. Beide wollen eine offiziell an­­erkannte, begrenzte und kontrollierte Deutsche Auf­rüstung, während London sichtlich nur aus Gründen der Dogmatik und des Prestiges eine mehr formelle aß wirfliche Abrüstung F­rankreichd anstrebt, auf die Rom aus Gründen der Praxis verzichtet. Die ehemals neutralen Staaten haben allen Mut, über den Heine Belferbündler verfügen, zusammenge­­nommen und stehen (nun offiziell) et­wa zwischen Nom und London, und wenn man dem bestunterrichteten, französischen Journalisten Bertinar, Vertreter des fran­­zösischen Generalstabes, weiterhin glauben man, steht eigentlich nur Brag voll auf dem Pariser Stand­­punkt, der unter Doumergue und Barthau alle seit Briand-Stresemann geführten Verhandlungen vertwirft und Bersailles wieder in volle Kraft legen möchte. Versailles und in­ Genf! Denn in Versailles und den übrigen Pariser diplomatischen Vorstädten rechn­ete man nicht bloß mit dem Weiteren­­ Zu­sammengehen von Paris mit London, Rom und Washington, jene denn auch mit Petersburg, das damals nach Moskau übersiedelte. Und seit Berlin und Tokio, die wirklichen Gegner des Bolsschewismus, in Genf­ nicht mehr ver­­treten sind, möchte Paris die Moskauer nach­­ Genf bringen, wovor er eigentlich alle zünftigen Genfer betreuten. ... Einen besonderen, persönlichen Erfolg hat Titus­­lescu,in Paris erzielt. Die französische Vresse feierte ihn in ganz besonders herzlicher Weise; man be­­zeichnete ihn geradezu als „Den großen Eur päer”. Ueber die Ergebnisse seiner Besprechungen werden allerdings — wie bei den sonstigen Diplomaten­reifen auch — genauere Angaben nicht gemacht; umso­­mehr ist der persönliche Erfolg dieses Staatsmannes einzuträgen. Bent man von den sekundären Reifen der Herren Subidh und­ Eden, dann von den Besuchen der Mittel­­und Kleinstaaten als für die Weltlage nicht entscheidend absieht, bleibt eigentlich nur die Reise des Herrn Louis Barthou nach Warschau und Prag übrig. Ob­­wohl das Reisepr­ogramm dieses für seine bald 73 Jahre nach genügend unternehmenden alten Ss nur zur Hälfte­­­ erfüllt ist. so stehen Bujarest und, vba mestau mas kommt, als wichtigste Fahrt, diejenige in Rom. Briand weigerte sich aus welteinhaufigh-grundläglichen Erwägungen heraus die Hauptstadt des Faszismus zu beeindhen und Baul-Bandour, der einst Mussolini einen Karnevalfaijer genannt hatte, konnte er deshalb den unverläßlich gewordenen Weltkrieg genossen nicht auf­ruhen. Barthou­ld meint troß seiner von Briand und P­aul-Bonwur nicht allzu verschiedenen Weltanschauung die französische Außenpolitik der eigenen Weltanschaus­ung u. der Innenpolitif über­ordnen zu wollen, obwohl ihn sein vor wenigen Tagen mit dem polnischen Diktator Pilfudsfi geführtes Privatgespräch kaum dazu ermutigt haben kann. Wie schon an dieser Stelle betont: Pil­­fudsfi ist eben grundtäglich sein Deutschenfeind, Fein Franzssenfreund und Dafür umso mehr NRussenfeind, Er ist Pole und nichts als Pole! Und in dieser Feststellung gipfelt wohl das erste Reiseergebnis des Herrn Barthou. Als der französische Außenminister in Warschau aufstieg, fand er dort (zeremniell gesehen) eigentlich keinen erstklassi­­gen Empfang. Der polnische Außenminister fehlte am Bahnhof wie bei Beds Besuch in Paris der damalige französische Außenminister nicht beim Zuge stand. Und auch sonst sah der Franzosenbesuch in Polen demjenigen der Poten in Frankreich genau glei. Der Hauptinhalt selbst Der offiziellen und offiziösen Kundgebungen drehte sich um Die Tatsac­he, daß Polen nicht bloß den Titel „Großmacht“ ehrenhalber (wie et­wa. Belgien, Spanien oder die Türkei) führe, sondern daß es eine Grßmacht wirklich sei, die zunächst durch die Ranger­­sehnte Verleihung eines ganz (statt Halb-) ständigen Siges im Völkerbundrat und dann dur die Zubilli­­gung einer völlig freien politischen Hand anerkannt werden müsse Daraus, daß Diese Sache gar so starf betont wurde, mußte auch der naiv­te Zeitungleser, und Rundfunkhörer erkennen, Daß etwas Neues­ ge­schehen sei. Und was das Neue ist, zeigten wenige Tage später die Reden in Prag, wo Herr Beneich, herzlich la­­hend, erklärte, er habe nie etwas von einer französis­­chen Hegemonie und tihechtischer Unterordnung bemerkt, was ihm Herr Barthou, weise lächelnd, sofort bestätigte. Und da greift der nationalste und bestunterrichtete Franz­­ose Pertinar ein, Dier in seiner gewohnten Klarheit feststellt, Prag sei heute der einzige unbedingt fügsame Franzosenverbündete und zwar wegen der diesem Welt­­staate­no ganz besonders mangelnden „Sicherheit“. Einst nannte der damals allmäc­htige (oder dafür ange­sehene) Zar aller Neffen den Fürsten der Schwarzen Berge Nifita seinen einzigen Freund! Schon die bekannte Operette schildert die Polin als schön und launenhaft. Seither ist sie, den Polenstaat als Weib versinnbildlichend, ASjährig, also groß­­­ « M M gezogen 5. November de­diziert worden war, folgte am 23. Januar 191 plößlicher tschechischer Angriff und ein neuer Bertr am 3. Februar, dem laut Beichlu des heute län historisch gewordenen Obersten Rates vom 27. tember 1919 eine Bollsabstimmung folgen sollte,­­ jedoch unterblieb und worauf die gleichfalls längst ver­­blidene Botschafterfonieren; am 28. Juli 190 d neuen Grenzen so zog, daß 80.000 Polen bei den Te­chen und 10. 000 Tichechen bei den Polen verblieb Die Tschechen künnen also den Polen unangeneh werden als umgekehrt; aber Die Polen sind fest Groß­­macht und ihre Interessen sind nicht mehr „beschränkter Natur”, wie der seit ee moderne Ausdruch la Etats auf interetS Timites.. Polen hat bekanntlich am 2%. Januar 1934 . Deutschland emmen jede Gewaltanwendung Ichliegenden, also außerordentlich weitgehenden Nic­­griffspart geschlossen, dem sechs Wochen später im­­ 1934 ein Handelsabkommen folgte. Im dazwischenlie­ben Februar war Bel in Moskau Mit Fra rer­ besigt Polen seit 1921 (1925) einen militärisch Bündnisvertrag, der Polen eventuell zur Waffen gegen Deutschland verpflichtet. Beide Verträge ge und werden auch von Barthou als giftig und einand nicht widersprec­hend erklärt und anerkannt. Wie ‚Luog macht Bolen diesen absoluten Widerspruch "wird, kann also im E­rnstfall nur ihre eigene Sache i­n Deutschland, das vor wenigen Tagen, den Geburtstag seines Kanzlers und das Ende des 5. Viertel­jahres seines Dritten Reiches erlebt hat, geht inzwisc­h einen Weg weiter. Die Arbeitlosigkeit jant an unter Die Hälfte ihres früheren Bestandes und V­ereinheitlichung des D­eutschen Volkes hat nach viel größere Fortschritte gemacht. Nichts beweist dies besser, als der Umstand, daß die sehon Taiıge­währe­­n schweren Konflikte zwischen dem nationalsozialistis Staat und den beiden Kirchen sich no verschärft konnten, ohne der äußeren und sozialen Einheit­­ deutschen Volles Abbruch zu tun. Die Ernennung d­ ­eren Joadim vd. Ribbentr op, icon lange Freu des Herrn d. Papen, im Januar 1933 Vermittler ihen Bapen und Hitler, später Sonderbeauftragter Reichskanzlers für außerdiplomatische militärische Rüstungfragen, nunmehr mit Dekret des Reichsp­sidenten zum offiziellen BON IT PEE tragten in diesem Neftort eram­t, fällt zwar auf, wird aber dennoch vielseitig nicht verstanden. Lebe­geschäftige sehen darin aus formalistischen Grüi einen Gegensab­ziwiligen Hindenburg—Hitler— Ba Tiger­a,­­ und Bel­­um zustande —­­

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