Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1936. Dezember (Jahrgang 63, nr. 19089-19113)
1936-12-01 / nr. 19089
Taxele plätite in numerar ord. Dir, Gen, P,T. F, 22372/9287 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Säriftleitung % Verwaltung: Aoram Jancu(Reuper-)gafse 10. Fernsprecher: Schriftl. Nr. 11 u. 12, Verw. Nr. 237, Boftihedionto: in Rumänien Nr. 62,119, Oesterreich 4.590, 7 Tschechoslowakei 501 10 Ungarn 3.474, ©. 9. ©. 7.598, Bentshland: Banfsfronto 77.211/22 Dresdner Bant, Berlin W, 56. Bezugspreis: für einen Monat 9 Lei, mit Aufteilung oder Postversand 100 Lei; Dienstag,den 1.Dezember 1936 Nr. 19089 mit Ausland 1Zv Lei 63. Jahrgang | -" Abgeordneter Dr. Hans Otto Noth zur Thronrede Rede, gehalten in der Rammerfigung vom 28. November 1936 Programmatische Erklärungen zu unserer Außenpolitik — Deutsche v. Rumänen Schulter as Schulter gegen die Weltgefahr Herr Präsident! Meine Herren Abgeordneten! Wir leben Zeiten, in denen es seinen Sinn hat, viele Worte zu machen. &3 genügt, wenn wir uns auf das Notwendigste und Wesentlichste beschränken. Die Mienschen von heute sind Hellhörig genug, um auch Die leiseste Andeutung zu bezitehen. Die Thronrede ‚wendet si mit einem lauten Anruf an die politischen Parteien und deren Führer, die Streitart endlich zu vergraben und an Stelle des Trennenden wenigstens in Zeiten erniterter Gefahr das Einigende und Verbindende zu fegen. Wir piliten dieser Aufforderung des Herrschers aus tirfster Meberzeugung bei, befürchten aber, daß auch Sein Ruf verhalten wird, ohne gehört und beherzigt zu werden. Vielleicht itbie Verve apahleh Entwicklung auch schon zu weit mit der fienden einbt · «·««·niøch einen gemeinsamen Nenner für fitk zu finden. Was aber dann? Sehen die führenden Politiker unseres Landes immer mad nicht ein, waz Wir uns in schwerster Vemängnis bes finden und Dakei der Sturm Der europäischen Verwischungen jeden Augenblick über uns entladen fan? · Man braucht kein Schwarzfederzsusse im umernsteste Gefahrenvomus zu sehsam Wer sich vor kurzem noch in Illusonen wiegte,muß durch die grenzienlose Tragik,die das spanische Volk ergriffen hint,aufs tiefst seies rschüttiert sein.Es gibt meiner festen Uebers Zugang nach für dise ex gropäischen Völkern um sosch sein«sentwedser—volher! Alle lavierendem und vermittelndens Einstsellungien sind vichebe.Die Zeit ist heute völlig anders gesart seh als sie manchem noch vor kurzem erschien.Sies erfordert von Menschen und Völkern klare undsetzije Entschheßungen.Das gilt für die innere Ausrrichtung der gesamten Politik. sDcie Lage unseriech und es ist giewiß nicht leicht,s Es ist wie ein Prellb so sckhin cingiert seht zwischen zweiWsekten,die in schwerem Ringen miteinander fahsen.Einer sichseiklen Lage kann man nur gierecht wierden wenn man bei allen Erwägungen ausschließlich das Schicksal des eigenen Staates vor Augen hat. Wünschen Die rumänischen Parteien die Grundlagen unserer Gesellschaftstonung zu ändern? Ich glaube, es gibt seine einzige Partei im rumänischen Parlament, die diese Frage nicht vereinen würde. Der Bolfgewismus als Herrschaftsspitem und als soziale Lebensform wird von allen politischen Gruppen des Parlamentes abgelehnt. Wird der Bolidevismus in seinen politischen und sozialen Tendenzen aber innenpolitisch auch entsprechend bekämpft? Das ist Die Frage, die entscheidende Bedeutung hat. Unsere auswärtige und innere Politik müßte angesichts der schweren Lage unseres Landes jeder Sentimentalität entfleidet werden. Sie müchte in allen ihren Funktionen wieder unabhängig und eigenständig gestaltet werden. Es steht außer Zweifel, das die rumänische Außenpolitik ihrem Wesen nahh an weiterhin in die fenfido sein wird. Umso dringender erscheint es, das Wort Professor Jorgas zu beherzigen, der vor kurzem erst sagte, wir sollten rein rumänische Außenpolitik machen und endlich davon haffen, Weltpolitik zu treiben. Aus einer wahrhaft eigenständigen Politik ergeben sie erst die richtigen Erkenntnisse und Schluß "olgerungen nach innen und außen. Der beste Bundesgenosse Rumäniens wird in aller Zukunft die Vorsicht u. Die Klugheit sein. Dazu kommt Die Notwendigkeit der Zusammenballung aller Kraft, um für den Augenblick der Gefahr geswappnet zu sein. Das gilt für die Rüstung der Armee ebenso wie für die Politik derarteien. Während im Heere die gesamte physische Kraft des Wolfes gesammelt wird, muß in der Politik die sittliche Kraft zusammengefaßt werden. Aus all diesen Gründen begrüßen wir den Entschluß des Königs und der Regierung, alles zu tun, um Das Heer starr und kampffähig zu machen. Kein Opfer dafür darf uns zu ho sein. Aus denselben Gründen begrüßen wir auch den Ruf des Herrschers zur Sammlung der politischen Kräfte Des Landes. Sollte diese Zusammenfassung der Kräfte nicht gelingen, so bleibt uns Gas treffende Mewußtiein, weh mir einen König Haben, der weih, was er will und in dessen starren Händen sekten Endes die Entscheidung siegt. Warum gebe ich diesen Gedanken so breiten Raum? Weil wir alle Dasselbe Schiesal Haben, weil wir Deutschen mit den Rumänen gemeinsam bestehen oder untergehen werden, und weil wir im Grunde alle Derselben gewaltigen Gefahr gegenüberstehen: Der zersiegenden Kraft des Boljdemwismus. Machen wir uns darum im Innern stark gegen ihn. Das geschieht am besten duch einelanvolle, aufbauende Politik auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens. Wenn dem aber so ist — und wer künnte es bee zweifeln —, dann sollte auch alles geschehen, um am Zeutigen vieles Land in allem heimatlich und liebenswert zu machen. Leider wird gerade heute vielfach eine Politik getrieben, die unser Bolf im Bestande bedroht. Vor kurzem erst wurde die Deutsche Sprache aus den Ratstuben der von uns bewwohnten Städte verbannt. Zur selben Zeit wird der Gebrauch der althergebrachten deutschen Ortsnamen von der Raitverwaltung verboten und die Breite verwarnt, wenn sie nicht die rumänischen Ortsnamen gebraucht. Die Vererwaltung der Gemeinden und Städte aber wird durch ungerechte Bestimmungen auch dort in rumänische Hände gespielt, wo wir zahlenmäßig in der Mehrheit sind. Hunderte von heuten Beamten sind durch rumänische Sprachprüfungen aus staatlichen und städtischen Nestern vertrieben worden. Der Unterricht in den staatlichen Bolfs- Schulen des Buchenlandes, Bessarabiens und vielfach auch des Banates wird völlig rumanisiert. Der Beitrag des Staates und der Gemeinden für Die Erhaltung der deutschen konfessionellen Schulen ist troßgeseklicher und internationaler Bindungen im Vorjahr völlig gestrichen worden. In Bessarabien fcließlic bat die Komitatsverwaltung erst vor kurzem das ansehnliche Liegenschaftenvermögen der evangelischen Kirchengemeinden, darunter an mehr als 150 Schulgebäude, in willkürlicher Weise beschlagnahmt. Man fragt ss angesichts Dieser schweren Beeinträchtigung unseres Wolfslebens, weice politischen Bemweggründe Anlaß zu Diesem Verhalten der maßgebenden Kreise bieten konnten. Wir künnen uns des Eindrucks nicht verwehren, daß sich die Regierung um das Minderheitenproblem seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr kümmert, sondern es den Einzelressorts überläßt, zu tun,was sie für richtig Halten. Eine solche Politik des Gewährenlassens ist allerdings das Gefährlichste, was auf dem Gebiete der Minderheitenpolitik geschehen fan, dazu noch in Zeiten wie den heutigen, wo Die inneren Beziehungen zu Staat und Heimat von so entscheidender Bedeutung sind. Wir erfuhen darum die Staatsführung, die Politik gegen unsere Deutsche Volksgruppe einer grundlegenden Heberprüfung zu unterziehen und durch Fluges Eingehen auf unsreie Lebensnotwendigkeiten die seelischen und politischen Beziehungen von Volk zu Volk wieder särer und tragfähiger zu gestalten. Es ist heute nicht gleichgiltig, wie ganze Gruppen zum Staate stehen. Man muß selbst versuchen, Die einzelnen Menschen für den Staat zu gewinnen und zu erwärmten. Wenn die Aufrüstung der Armee al vordringlichste Aufgabe der Staatspolitik angesehen wird, so ist es wohl ebenso wichtig, auch die Aufrichtung der Seelen zu versuchen. Der Spirat von morgen mu ebenso warmherzig ans Werk gehen, wie der Bürger von heute. Eine salsche Politik gegenüber der dentschen Bollagruppe aber it in den gegenwärtigen Zeiten, er, weniger am mal in Den mänen und Zentfihe sich feindlich denenlber« stehen-Memertkefften Neberzeugung nd werden Dentsche und Rumänen in der großen Auseinandersehung der nächsten Zeit Schulter an Schulter fliehen, weil sie Dasselbe Ge Danktengut zu verteidigen haben. Zascer: anlant mich, Ihnen umso eindringlicher und mit umso größerer Wärme nahezulegen, die Volitit gegenüber der Deutschen Bolfsgruppe einer grundlegenden Nederprüfung zu unterziehen und unsere Beziehungen zum rumänischen WBort und Staat von Grund auf neu zugestaltem Zi » # | 1 l l ee. . » 3 vi « Parlamentsbericht Kammersitztmg vom 28.November» Bukarest,29.November.·Miadgearu verliest die Erklärung der nationalzarkanistischen Partei,die mit" "einer Ergebenheitserklärung für"die Krone beginnt, um sich dann gegen die Regierung zu wenden Sie enthält den bekannten Standpunkt der Partei, auf dem Gebiet der Außenpolitis, der Rüstungen, der verfassungsmäßigen Freiheiten und bekämpft die Haltung der Regierung und ihr Werk. In den Schlußfolgerungen wird erklärt, daß die liberale Regierung abgewirtschaftet habe und ihrer Tätigkeit werden einige Programmpunkte der nationalzaranistischen Partei gegenübergestellt. Dann spricht Junian. Auch bei ihm nimmt einen großen Raum — wie diesmal in dulen Reden — die Außenpolitik ein, wobei er sich für eine Politik der rumänischen Interessen einlegt. So verlangt er erneut, das man bei dem Bündnis mit Frankfreibauch an Wahrung unserer Interessen bedacht sein müsse. Bemerkenswert ist seine Stellungnahme bezgl. Italienz. So gerechtfertigt auch ihm der Protest gegen die Erklärung des Duce in Mailand erscheint, dürfe man da auf dem Weg des Gegenjahes nicht weitergehen Er spricht sich auch entschieden Dagegen aus, nach der innenpolitischen Einstellung der Lände die außenpolitische Haltung einzurichten. Diese dürfe nur nach dem Gesichtspunkt der Bedeutung des einen oder des anderen Landes für und gehen. Wenn er an stets einerolitik der Freundigaft mit Rußland versi i