Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1937. Oktober (Jahrgang 64, nr. 19331-19357)

1937-10-01 / nr. 19331

>. re a . Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Direktor: Hermann Blattiner Nr. 19331 Sibiu- Hermannstadt, Freitag 1. Oktober 1937 64, Jahrgang MIRL. ne Neuorientierung der Türkei? Ein Ereignis der internationalen Politik, das neben dem Besuch des Dource und von Bariser Verhand­­­lungen von vielleicht bleibender politischer Bedeu­­­tung sein kann, ist der Nachtritt des türkischen Minister­­­präsidenten Jemet Inönü und seine Erregung durch den bisherigen Wirtschaftsminister Celal Bayar. Der abtretende Staatsmann hat seit dem Jahre 1935 die P­olitik der jungen Türkfei geleitet und galt al einer der Männer, die auch, die auswärtige Politik, die von dem Außenminister N­ürditi Aras geführt wird, stark be­­­einflugte und zwar in dem schon fast zur Tradition gewordenen so­wjetfreundlichen Sinne, der bald nach dem Kriege mit dem Abschluß des Bündnisses begonnen worden war. &$ liegt daher nahe, den Rücktritt Inönüs mit Dieser Tatsache in Verbindung zu bringen, und in der Tat glauben einige Meldungen in der interna­­tionalen Presse zu wissen, daß in legter Zeit zwischen dem Staatsoberhaupt Atatürk und dem Ministerpräsi­­­denten Meinungsverschiedenheiten über den außenpoli­­­tischen Kurs entstanden seh­en, die schließlich zum Rün­­­tritt des Ministerpräsidenten geführt hätten. So wenig ruchsichtig Diese Lesart vorläufig ist, so liegen doch in der festen Entwicklung der Piolitis einige Anhaltspunkte dafür vor, daß die türkische Regierung duch die Ereignisse in Europa und im Nahen Orient zu einer Weiterprüfung ihrer lange einseitig nach Mios­­­kau orientierten auswärtigen Politif veranlagt worden At. Das dafür entscheidende Ereignis war auch hier der abessinische Krieg, der Italien mit einem Male neben die bisher das Mittelmeer und den Nahen Orient beherrsc­henden Guogmächte stellte und der Türkei die Frage nahelegte, wie sie ihre Beziehungen zu die­sem neuen wichtigen Faktor in ihren Interessentionen ge­­­stalten solle.. Das italienisch-türkisihe Verhältnis war aus Den Erinnerungen an den Tripolis-K­rieg heraus wenig gut; die Türkei hatte die Bewegung und Annestion der Zwölf Inselgruppe im Wegeisschen Meer noch nicht verschmerzt und schaute mißtrauisch auf die italieni­­­schen Ausdehnungswünsche in Kleinasien, die durch die Friedensverträge nicht realisiert worden waren. In der Mittelmeerkrise während des abessinischen Krieges hatte sich die Türkei mit den anderen kleineren Ufer­­­staaten bereitwillig England für einen möglichen Kon­­­fli­t mit Italien zur Verfügung gestellt, und die Lon­­­doner Politis legt seit dieser Zeit und nach Beilegung des Streites um das Mossul-Petroleum sichtlich großen Wert darauf, die türkische Freundschaft zu gewinnen. Man erinnert jie der Mittelmeerfahrt des englischen Königs Eduards VII. vor seinem Thronverzicht, die ihn an Konstanti­nopel zu einem Besuch des türkisschen Staatschef führte, was damals allgemein als Ein­­­leitung zu einer weit angelegten neuen englischen Orient-Diplomatie aufgefaßt wurde. Als jed­och die Tat­­­sache der italienischen Machterweiterung feststand, zögerte die türkische Außenpolitik nicht, dem Wunsche Ita­­­­iens zu einer Aussprache über die Neuordnung der Beziehungen zu folgen, und es kam zu einem Besuch des türkischen Außenministers in Italien und zu Ver­­­handlungen mit dem italienischen Außenminister Ciano in Mailand, denen weitere Verhandlungen und Der Abschlag bei einem Gegenbesuch in Ankara folgen soll­­­ten. Dazu ist es bisher nicht gekommen, so daß Die türkisch italienischen Beziehungen gegenwärtig noch in­ Har und in der Sch­wede sind. Das zweite Ereignis, Durch das die türk­ische Außen­­­politik stark beeinflußt wurde, war die Dardanel­­­len- Konferenz von Montreul, doch die die Türkei wieder in den strategischen Befug der Meerengen Jam and fünfzig in der Lage ist, bei kliegerischen Ber­­­widlungen im Mittelmeer eine große Rolle zu spielen. Da ihr Dorf, wo Soiwjetrußland seinen Zugang zum Mittelmeer nur unter ganz bestimmten V­orauslegun­­­gen gefunden hat, der Hausschlüssel­­t wurde, ist ihre P­osition Moskau geg­­­entlich verstärkt und die alte Lage Türkei wieder hergestellt, die an den Interessen der europäischen Grogmäd­i gegen eins Englands und N Rußlands, fonnte. Der Vertrag mit Sowjetrußland hatte damit seine ursprüngliche ausschließliche Bedeutung verloren, und bald nach der Konferenz von Montreul kam dies durch Abberufung des sowjetrussischen Botschafters in Ankara auch Außerlich zur Erscheinung. Bei einem Besuch des türkischen Außenministers in Moskau im Frühsommer wurden zwar Die erfalteten Beziehun­­­g­ Eimerich mioder hergestellt, ohre daß aber an­­der se, daß heute Botschafter Der H­­ertennbaren in Kurswed­el zu beurteilen, der sich soeben in der Türkei vollzogen hat. Er entspricht wahrscheinlich dem türkischen Be­­dürfnis, sich in der im Fluß befindlichen Entwidkung im Nahen Orient und im Mittelmeer die Hände frei­­zuhalten und die Möglichkeit zu verschaffen, zwis­­chen den Fonfiurrierenden Interessen Sowjetrußlands, Eng­­lands, Italiens und Frankreichs eine selbständigere Stellung zu gewinnen, die mit einer ausschließlichen Betonung des engen Verhältnisses zu Moskau v­­er­­­­­­träglich wäre, wie sie das Hauptmerkmal der für­­ischen Außenpolitik in den festen fünfzehn Jahren g­­ewesen n­.­­­.«. -« ., L 1..I !­­­ Biblioteca Judeteana ASTRA N­ *21378P* Hat fl­­u­­x­­u 3,9 - er 2 SEHR BER g Bd x Der lechte Tag des Mussolini­­­besuc­hes in Deutschland Die Kranzniederlegung am Ehren- Denkmal unter den Linden Berlin, 29. September. Der Morgen des rechten Besuchstages Mus­olinis in Deutschland begann mit der Kranzniederlegung am Ehrenmal. Auf dem weiten Pla unter den Linden war das Ehrenbataillon in der schon bekannten Zusammenlegung angetreten. Vor dem Ehrenmal hatten die hohen Würdenträger des faszistischen Italien, geführt von Marshall Bar­­­doglio Aufstellung genommen. Auch­ die preutschen Opfer des Weltkrieges, mit den Blinden und Schwerfriegsbeschädigten an der Empfangseite standen dort bereit. Trogdem der heutige Tag nicht mehr als Feiertag galt, vielmehr die Arbeit überall wieder in Gang war, war der weite Pla von Menschen er­­­füllt, die den Duce bei seiner Anfahrt mit jubeln­­­den Zurufen begrüßten. Der Wagen hielt vor dem Ehrenbataillon. Mussolini nahm die Meldung über die Truppe entgegen und schnitt unter den Klängen der italienischen Hymne ihre Front ab. Die Menge stand in ehrfürchtigem Schweigen ringsum. Nun wandte si der Duce dem Ehrenmal zu. Ein riesiger Kranz, ges­­chmückt in den Sarben Italiens und mit Dem Lib­orene­­bündel wurde von Schwarzhemden dem Duce voran­­getragen. Doch noch einmal hielt er inne, um Die Schwerbeschädigten des Weltkrieges zu begrüßen. Heil­­­rufe schollen ihm entgegen. Dann schritt er vor das Ehrenmal, gefolgt von Marschall Badoglio und unter den Klängen Des Liedes vom Guten Kameraden. Während die Truppe das Gewehr präsentierte, ließ Mussolini den Kranz niederlegen und grüßte Die Helden. Nach dieser Ehrung trat der Duce an den Straßenrand. General von Reichenau und der Stadt­­­kommandant von Berlin standen neben ihm. Die Truppe führte ihren strammen Vorbeimarsch der Mufsolini dar. Gleich Darauf bestieg er seinen Wa­­­gen und fuhr zur Wilhelmstraße, wo ihn der Führer zur großen Truppenschau erwartete. Die Truppenparade An der Ehe Wilhelmstraße— Unter den Linden am Empfangsflügel der ausgerückten Truppen Berlins, er­­­wartet Hitler seinen Gast und geht ihm beim Heran­­­nahen des Wagens entgegen, von Blomberg und den drei Führern der Wehrmantsteile gefolgt. Auch hier hatten viele Tausende an der ganzen kilometer langen Front Aufstellung genommen und begrüßten Den heran­­nahenden Duce mit brausenden Heilrufen. Er steigt in den Wagen des Führers ein und beide fahren nun aufrecht stehend unter den Klängen der Hymnen Die Paradeaufstellung entlang. Die Fahrt geht zur Tech­­­nischen Hochhschule auf der Charlottenburger Chauffer, wo eine Ehrentribüne errichtet ist, auf der das Diplo­­­matische Korps, die Generalität und Admiralität usm. ihre Blüte eingenommen haben. Vor der Tribüne stehen die Reichsminister. Zu ihnen treten nun der Duce und der Führer und warten auf den Beginn des Vorbei­­­marsches. Bald ertünen die Marschmufiten, die Spibe der Truppen nähert Fi. Infanterie eröffnet das De­­file. Die Mannschaften marschieren in der gewohnten ausgezeichneten Haltung Deutscher Soldaten v­orbei. Nach zwei Regimentern des Fußpolls reitet ein Kaval­­­lerieregiment in leichtem Trab vorüber, es folgt ein Artillerieregiment, je­­wei Geflüge nebeneinander pein­­­lich ausgerichtet. Dahinter Marineabteilungen in Zwöl­­­ferreihen und nun die motorisierten Truppen. Zunäcst die Luftwaffe in gleicher Genauigkeit, dann die Flat- Abteilungen und schließlich al­­semwaltigstes mit ihren wuchtigen Geräusch, selbst die Mufif übertönend. Die Panzer tragen Kolonnen, je drei Wagen in einer Reihe. Mit den Panzerabwehrkanonen schliegt Der Bordeis marid. Der Führer und Mufsolini fahren zur Wil­­helmstraße zurück, wo sie in engstem Kreise ein Feines Srahftad nahmen. Inzwischen hatte Reichsminister Heh das Gefolge Mufsolinis bei ji empfangen. Bald kehrte Mussolini ins P­räsidentenpalais zurück, um sich zur Abfahrt vorzubereiten. Die Abreise vom Lehrter Bah­rhof um 15.30 Uhr hatten si auf Lehrter Bahnhof die Mitglieder der Reichregi die es agiersen Mitarbeiter Hitlers in d ser Partei und dm·’-«H Mitglied-Oderitalienischen Kowniein visdserstres­­schaft eing­efunden BorderSpewMastands auch wiq­­­der-eine Afbsbeilung der Fascisa Hinter·dsenKsetvSQ-«.«» abserdr sängteri sich Hundserttauffende,um Zeügse des ARE­ s««­.« schied­ I zu sein.Langsinn fährt nun dser Wag­en.b­es« Ducehes ram wiss derstehit er aufrecht und ißt mit fas erhobenem Arm. Minutenlang hört man infolge der Heilrufe nichts von der Musif, die aufflingt, a Duce den Wagen verläßt, um die Ehrenfront abzu­­schreiten. Er begrüßt Die vor dem Bahnhofgebäude aus­­getretene deutsche Führerschaft und begibt sich zusam­­­men mit Hitler auf den Bahnsteig. ··« Die Stunde dæ Abschied B ist gekommen Nur der» Sondserzug des Duosest sehst auf dem­ Gewissimvsostdiewey»s? Wagen die Begleitmannschaft der Schwarzhemden, m rückwärtigen Die deutsche Begleitmannschaft. Der Duce s­­chlüttelt dem Führer die Hand, verabschiedet sich an Blomberg, Göring, Goebbels, Neurvath­ usw., die Hände erheben sich zum Gruß und Mussolini steigt in den Abteil. Er erscheint bald darauf im Unter, um und­ einige Worte mit Hitler zu wechseln, während von draußen noch immer die Begeisterungsstufe der Menge ab­wechselnd mit Gesängen herüberschallen. Nun stei­­­gen auch die Gefolgsienie Mufsolinis ein und der Deut­­sche Ehrendienst. Mufsolini trebt beide ‚Hände zum Abschied den Zurückbleibenden entgegen und der Zu­­rollt aus der Halle Tann verläßt Hitler mit seine Gefolge den Bahnsteig, um nach Berabschiedung des Ehrenbataillons unter den Heileuten der Menge heim­­zufehren. Die italienischen Tage sind vorbei, den"Plag vor i IE AR ee ; KR a, Bl % ie Aue ET #% Eu : | 5 > £ = a a 2 d v-, Pr 5 ».-. RR A . - II s« . Dee TR, e\ EN.

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