Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1938. September (Jahrgang 65, nr. 19604-19629)

1938-09-01 / nr. 19604

— Taxele plä­­tite in nume= rar ord. Dir, Gen. P.T.T. 22372/9277 Bu) Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Direktor: Hermann Plattner, Handtschriftleiter: Alfred Hönig, Verantwortlicher Schriftleiter: Hans Plattner, — Eigentümer: Siebenbürgisch-Deutsche Berland-Aktien-Gesellschaft Eingetragen in das Register der Veröffentlichungen beim Hermannstädter Gerichtshof untersahl 2281938 · Nr. 19604 Sibiu- Hermannstadt, Donnerstag 1. September 1938 65. Jahrgang Gespannte Stimmung (9. BL) In den ersten Junitagen machte der geiretene französische Ministerpräsident Llandin der Deffent­­lichkeit Mitteilung von einer Meußerung des heutigen Ministerpräsidenten Daladier, die ein bezeichnendes­­ Bit auf die kurz vorangegangenen Tage i­arf. Dala­­dier habe gesagt, da Europa in den Tagen vom 21. bis 25. Meat­um eines Messers Schneide am Krieg Dior­ beigegangen sei und daß in jenen Tagen der weiße Bie­­gen der Mobilisierungzordre bereits auf freizem Tisch gelegen sei. Die Nichtigkeit der Ieiteren Reulierung wurde unmittelbar darauf von Daladier selbst durch eine Erklärung in Abrede gestellt, die erste Meußerung von seiner eben überst­andenen nahen Kriegsgefahr Biteb bestehen. Sie bezog sie auf die Tage, die auf die Nachricht angeblicher deutscher Truppenbe­wegungen im Grenzgebiet gegen die Tschechoslomwafei die tschechischen Garnisonen in Mobilisierungszustand verfest, an den von Deutschland heranführenden Zufahrtstraßen feld­­mäßige Befestigungen errichtet wurden. Die Kriegsge­fahr scheint damals tatsächlich nahe ai zu sein. Min & besprieben, order ur­ge iaie Regierung ee Tagen En Ende Teri Defolgt Es ist wahr, daß die Verhandlungen un­­ fäglich langsam fortschreiten, daß es in den drei Monaten­ seither wiederholt geschienen hat, als seien alle Aussich­­ten auf eine Einigung erschöpft. Aber auch diese bri­­tischen Tage wurden immer wieder überwunden und Die Zatsache besteht, daß die Verhandlungen auch heute noch in vollem Gange sind. Die vorgestrige Unterredung seihen Lord Runeiman und Konrad Henlein auf Chlog N Rothenhaus ist ver­sprechendste Beweis dafür. Troß dieses Fortgang, der Einigungsverhandlungen macht sich seit vem regten Sonnabend in der Breite ver­­schiedener Länder eine starre M­erbosität geltend. Leit­­aufiäe erscheinen mit der Mutfschrift „Frieden oder Krieg?", in den Rundfunfsendungen wird eine unge­­wöhnlich scharfe Sprache geführt, unmittelbar bevor­­stehende Entscheidungen werden angekündigt. Wer die inneren Gelegmäßigkeiten des politischen Lebens kennt, der weiß, daß auch solche Meuterungen der Nerthosität eine Gefahr in sich tragen. Wo es um sehhwierige Ver­­handlungen geht, da vermehren sie noch Die ohnehin vorhandenen Schwierigkeiten, steigern die An­sprüche und erschweren das Nachgeben. Ueber die Gründe für die­se Stimmung der Nerbosi­­tät in den legten Tagen liegen dabei kaum fonfreie Tatsachen vor, die geiwichtig genug wären, sie zu er­­lären. Meist ist man auf den indiveksen Weg angewiesen, Anhaltspunkte dafür zu finden. So entnehmen wir erst aus den Widerlegungen der deutschen Presse, es seien Meldungen in Umlauf gelöst worden, daß Die Deutsc­he Regierung offizielle Demarden in Belgrad, Bukarest und Mioskau unternommen und erklärt habe, man dürfe ein ge3 Deutsches Eingreifen zugunsten der Cuts­chetendeutschen nicht als fliegerische Handlung betrach­­ten. Diese Meldungen­ sind von Berliner zuständigen Stellen mit aller Entschiedenheit demen­­tiert worden. Haben sie dennoch eine Wirkung hinter­­lassen, die in der erwähnten Stimmung der Nervosität ihren Ausdruck findet? Es gibt ein lateinisches Sprich­wort, das besagt, daß auch bei den gewagtesten Ber­­leumdungen immer etwas hängen bleibt. Die eng­­­lische Regierung hat es in anerkennensiwerter Objektivi­­tät für richtig befunden, gegenüber den Londoner Blät­­tern diesen gefährlichen Gerüchten gleichfalls Demen­­tierend entgegen zu treten. Andere Berichte von gleicher Tendenz besagten, die diplomatischen Vertreter Deutsch­­lands in den amerikanischen Staaten seien nach Deutsch­­land berufen worden, weil man mit ihnen über die Rolle der Staaten Amerikas in einem etwaigen eurd­­päischen Konflikt beraten wolle. Das eine ist dabei zu­ treffend, daß eine Reihe deutscher Diplomatischer Ver­­treter nach Deutschland gereist ist. Aber es handelt sich um die üblichen, alljährlich wiederkehrenden Reifen, die im­me­re mit der Sttuttgarter­­ Tagung der Auslanddeutschen und mit dem bevorstehenden Reichs­­parteitag in Ninhberg stehen. Nimmt man noch die Marmnadricten hinzu, die im Zusammenhang mit den deutschen Manövern verbreitet wurden, dann vergibt es ein deutliches Bild, wie man das Gespenst Der Kriegsgefahr an die Wand malen fann, wenn man Die eigenen politischen Zwecke damit zu fordern glaubt. € 3 ergibt js aber auch die andere Folgerung, da man übertriebene Nervosität bannen kann, wenn­ man mit gutem Willen und in gutem Glauben die Wahrheit sucht und das schöne Amt der öffentlichen Meinungs­bildung in den Dienst wahrheitsgetreuer Aufklärung der Deffentlichkeit stellt. Nehmen wir Doch die Tatsachen so, wie sie von be­­rufener Seite erst kürzlich im unzweideutiger Weise fest­­gelegt worden sind. In seiner Rede vom Testen Sonntag hat der englische Finanzminister Sir Simon, der selbst hier nicht zu langer Zeit Außenminister gewesen ist mit sede starrem Wachbruch für den unveränderten Frie­­denswillen Englands Zeugnis abgelegt. Er hat ji im Namen der englischen Regierung neuerlich auf Den Standpunkt festgelegt. Den Ministerpräsident Chamber­­lain in seiner Rede vom 24. März eingenommen hatte und der damal von der gesamten Deffentlichkeit als ein verdienstvolles Werk im Sinne der Erhaltung des Friedens in Europa ge­wertet worden war. Er hat Worte der schärfsten Verurteilung für Diejenigen gefunden, die den Krieg al unvermeidlich Hinsteffen,­­und auf die Gefahr des unbegrenzten Weltenkrandes hingeimie­­jen, die der Ausbruch eines Krieges heute bedeuten würde. Der Friedenswille der englischen Regierung steht nac­h dieser Nede Sir Simons unverändert aufrecht. Ebenso aber ist der Standpunkt der deuten Reichsfüh­­rung so woll in Geltung, dem der Stellvertreter­ des deutschen Führers und Reichskanzlers Rudolf Heß Aus­­druck gab, als er darauf hinwies, dag­udolf Hitler die Erfolge seiner Arbeit für das Deutsche Reich und Wolf nicht in einem Kriege aufs Spiel­ regten, werde. Iin allen Heukerungen der deutschen Reichsführung in fetter Zeit ist Dieseg Bekenntnis zu, einer Politik des Friedens gleich starr und überzeugend zum­­ Ausdruch gekommen. Das sind die Tatsachen, die heute allen Bölfern vor dem Berwußtsein stehen müßten. Sie müßten stärker sein al überhiste Berichte und übermieffende Sinfor­­mationen, die in bestimmter politischer Wirkung­ willen in Umlauf gejegt werden. Es ist seine Frage, das sude­­tendeutsche Problem in der Tschechoslowartei ist ernst und es­st umso gefahrdurfender, je länger seine Entschei­­dung sich Hinzieht. Aber die beiden stärksten Mächte Europas sind mit gutem Willen darum bemüht, daß­ es nit zum Anlaß eines neuen Kriegebrands in Europa werde. G Einfegung des bessarabischen Statthalters Großer Ministerempfang in Kifchinew — Die Einfegungsfeier Bufareit, 30. August. Wie aus Kifchinem berichtet wird, fand Dort Heute v­ormittag Die feierliche Amts­­einfegung des neuen Statthalters des Gebietes „onjeitr“ statt. Die Stadt war festlich geschmückt. Vom Bahnhof bis zur Kathedrale wiesen alle Häuser Tep­­pie, Fahnen, Blumen auf, Girlanden zogen si über die Strafe. Auf dem Bahnhofprag war ein Triumph­­bogen errichtet. Um 10 Uhr vormittag langte der Zug von Gzerniowis ein, der Die drei Minister brachte. Die dort gestern die Amtseinlegung des Statthalters von Buceada vorgenommen hatten: Calinescu, Gher­megeanu, Marinescu. Zur Begrüßung harrten auf dem Bahnhof der neue Statthalter Dinu Simian, Un­­terstaatssek­etär für P­resse und Propaganda Titea­­nu, der im Flugzeug am Morgen aus Bukarest einge­­troffen war, der Generalsekretär des Gebietes, der Be­­fehlshaber des dritten Armeekorps und andere. Rach der üblichen Begrüßung fuhr man in eindrucks­­vollem Zug, den eine Schwadron eröffnete, zur Kathes­trale. Auf dem ganzen Weg standen Schulen, die Bar­­militärs, die Wächter des Landes und andere Absord­­nungen Spalier. In der Kirche, vor der eine Ehren­­kompagnie des dortigen Infanterieregiments aufgestellt war, fand der feierliche Gottesdienst statt. Im An­schluß daran wurde im großen Saal des erzbischöflichen Palais die A­mtseinjfegung vorgenommen. Nach Berle­­fung des Ernennungsdekretes ergriffen der Reihe nach die Minister, dann der Bürgermeister und schließlich die Vertreter verschiedener Behörden das Wort zur Begrüßung des Statthalters. Ihnen allen antwortete Dinu Simian. Am Nachmittag begaben sich die Gäste in die Gemeinde Strafenn, wo ein Gedenkkreuz einge­­weiht wurde. . -1-'..-»«.-..»...« II -.» «-..-« , ie ee A­MA 7 ni > ee I ee za en a 2 Richtlinien für den Minderheitenunterricht Bukarest, 30. August. Wie die Blätter berichten, wird im Ministerium für B Vollserziehung im Einver­­nehmen mit dem Generalkommissariat für Minderhei­­ten daran gearbeitet, wie der Unterricht in den Min­­derheitensprachen an Staats, Bolls- und Mittelschu­­len in Ortschaften mit entsprechender Minderheiten­­bevölkerung einzurichten ist.. Die bestehenden Minder­­heitenschulen des Staates bez­v. die Minderheitenab­­teilungen an staatlichen Schulen sollen alle bestehen bleiben. Wo es solche Schulen bezw. solche Abteilungen so nicht gibt, soll die Minderheitensprache als Lehr­­gegenstand für Minderheitenschüler der Staatsschulen mit Beginn des Schuljahres eingeführt werden. Ent­­sprechende Weisungen werden an Die Schulrekitoren ergehen, um das Lehrpersonal für den Unterricht in den Minderheitensprachen auszuwählen. Bei den Lehrerbildungsanstalten sollen ebenfalls die Minder­­heitensprachen als Lehrfach eingeführt werden. Bei den Uebungsschulen dieser Schulanstalten sollen auch Minderheitenabteilungen eingerichtet werden. Bezüglich der Einschreibung von Minder­­heitenschülern in die Minderheitenschulen bezw. Abteilungen der Staatsschulen sowie in die konfessionel­­len und Privatschulen mit Minderheitensprachen als Schulsprache hat das Unterrichtsministerium den Schul­­revisioraten eine längere Nundverfügung zugesandt, worin er darauf himmeist, daß nach Artikel 19 des V­olkss­chulgeseßes bezw. Artikel 35 des Privatschul­­geseßes, sowie auf Grund der Verfügung des Minister­­rates 1750 dem 1. August d. %., bei der Einschrei­­bung von Minderheitenschülern in die privaten und konfessionellen Schulen nichtrumänischer Sprache, sowie bei den Minderheitenabteilungen der Staatsschulen fol­­gendes zu berücksichtigen sei: Die Verfügung enthält im einzelnen die von bekannten Vorschriften für die Einschreibung, die vom 1. bis 10. September statt­­findet. Eltern bezw. Vormünder, die ihre Kinder den Unterricht einer Minderheitenschule genießen lassen wollen, sind verpflichtet, persönlich die entsprec­hende suristlihe Erklärung bei den Staatsschulen einzurei­ Ken. Die Verfügung stellt fest, daß diese­ Erklärung von jeder Gebühr befreit ist. Die Verfügung bestimmt noch, was zu geschehen hat, wenn die Eltern oder Vormünder des Schreibens nicht fundig sind. In diesem Falle sei die, Erklärung beim Ortsvorstande aufzufeßen, ebenfalls gebührenfrei. Die Erklärung wird hinsichtlich der Sprache und nicht der­ Konfession abgegeben. Bei Schülern, deren ru­­­mänische Herkunft unzweifelhaft ist, gibt es nur eine Einschreibung in die Staatsschule. Die Verfügung be­­ en Re ' EN a er ae we A ee Ö Fa

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