Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-08-05 / nr. 61

­­u 262 Berechnung ihres leidenschaftlichen Charakters. Der Wunsch, sich­ des verdrießlichen Gatten zu entledigen, faßte Wurzel, bis er zum Festen Entschlüsse ward. Sie soll dabei, wenn man es, so nennen darf, ein freesicheres Ziel vor Augen gehabt haben: sie wünschte sie mit ihrem geliebten Mongeorge zu verhei­­rathen. * Wir­ besigen nur das Resume des Prozesses und müssen auf Glauben hinnehmen, was freilich sehr unglaublich­ klingt. Madame Tiquet vertraute sich zuerst dem Portier ihres Hauses, Jacques Moura. Sie hatte ihn durch Geschenke , und, hieß es, durch Gunstbezeigungen völlig in ihr In­­teresse gezogen. Dieser zog einen Lohnlaquaien, August Catelain, hinzu, der sich derselben Belohnungen im Voraus erfreute. Dies waren aber noch nicht genug Theilnehmer. Beide gewan­­nen für­ ihren Zwe> noch einen Gardisten Claudius Desmarques , zwei Bediente des Hauses „, Philipp Complet und Claudius Roussel, die beiden Kammer­­jungfern der Madame Tiquet, Jeanne Lammirant und Maria Lafort , einen verarmten Adelichen, Jean­ Desmarques , den Kutscher des Hauses, Jean Loiseau , und wog (!) einige Soldaten und Taugenichtse ! So furchtbar diese­ Verschwörung klingt, so erfolglos ging sie vorüber. « Der Parlamentsrath sollte an­ einem Abende, wenn er nach Hause kam, auf der Straße überfallen und niedergeschossen wer­­den , aber er ging unbemerkt an den Banditen vor­­über. Madame Tiquet schien dies als einen Finger­­zeig anzunehmen, von dem Vorsage einstweilen ab­­zustehen. Sie ließ den Verschworenen sagen , sie möchten sich nicht weiter bemühen. Ihren Ver­­trauten aber schärfte sie unverbrüchliches Geheim­­halten ein und belohnte sie noch außerdem für das Versprechen , die Sache mit in ihr Grab zu nehmen. Unbegreiflich erscheint­­ es , daß nach dem Vor­­angegangenen noch die Eifersucht des Ehegatten gewachsen sein soll. Wir wollen annehmen, daß es ihm jeit nur noch darum zu thun war, das öffentliche Aergerniß zu vermeiden. Um deshalb verbot er dem Portier, den Kapitän Mongeorge in's Haus zu lassen. Aber der Portier war nicht seine, sondern die Creatur seiner Gattin. Der Ka­­pitän kam nach wie vor in's Haus. Der Parla­­mentsrath jagte den Portier fort und bewachte selbst das Haus. Dei Anbruch der Nacht verschloß er eigenhändig die Hausthür , ließ selbst ein und aus, steckte den Schlüssel zu sim, wenn er fortging und legte ihn des Nachts, unter sein Kopfkissen. Aber die Vorsicht war ‚wie sich “ denken läßt, eine b­erichte. Der Kapitän schlu­) nac wie vor zu seiner Geliebten und diese­ sann nach wie vor auf Pläne , den verhaßten Mann aus der Welt zu schaffen. Ihre Absicht war nur, das erste Attentat vergessen zu machen und die Erinnerung daran auch im Gedächtniß der leichtsinnigen Theilnehmer erster­­ben zu lassen. Deshalb wartete sie lange Zeit. Zugleich hatte sie die Moral aus dem Vorfall ge­­zogen , daß, wenn man ein Verbrechen begehen will, man so wenig Mitwisser und Gehülfen als möglich dazuziehen müsse. Sie wollte nun allein das Werk übernehmen Nur der ehemalige Portier Moura war noch in ihrem Vertrauen. Durch seine Vermittelung verschaffte sie sie Gift. Ihr Gatte befand sich eines Tages unwohl­­­ durch seinen Kammerdiener eine Suppe. Der Die­­ner aber schöpfte Argwohn. Er stolperte absichtlich, als er die Suppe überbringen sollte, und ließ den Napf fallen. Auf der Stelle forderte er seinen Ab­­schied , erzählte aber, sobald er außer Dienst war, öffentlich den Vorfall. Auch diese unwahrscheinliche, lückenhafte Geschichte müssen wir, wie sie uns ge­­geben wird, hinnehmen. Madame Tiquet gab, um deswillen ihren Vor­­saß nicht auf: Sie kehrte nur wieder zu ihrem ersten Entschlusse zurück, ihren Mann ermorden zu lassen. (Fortsetzung folgt.) Briefe aus und über Siebenbürgen. 1. S. den 14. Juni 1842. Ja es ist wahr! und mir aus der Seele ges­­prochen , was Sie da sagen: „so mußte es "nicht kommen, wie es genommen ist, wenn die Hoffnun­­gen auch nur theilweise wahr werden sollten, welche uns und gewiß alle Vaterlandsfreunde am Anfang des nächst abgelaufenen Decenniums wohl allzu­ fan­­guinisch erfüllten.“ Es schien die Morgenröthe an­­zubrechen,­ welche den Tag, der das übrige Europa längst erleuchtete , nun endlich auch über Ungarn und Siebenbürgen heraufzuführen verhieß ; aber, wie so manche Erscheinung dieser Art in der Natur, hat auch diese uns nur Stürme und Ungewitter verkündigt und statt des befruchtenden Thaues den tödtenden Reif über unsre Hoffnungen ausgegossen. Sie schickte ihm .

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