Ungarische Jahrbücher 6. (Berlin-Leipzig, 1926)

1926 / Heft 1-2 - Relković, N.: Aus dem Leben der sieben "niederungarischen Bergstädte" im 14-17. Jahrhundert

Aus dem Leben der sieben „niederungarischen Bergstädte“ im 14.—17. Jahrhundert. (Hierzu 6 Abbildungen.) Von Neda v. Relkovic. Entwicklung des Städtewesens. Die Entwicklung der sieben niederungarischen Bergstädte fällt in das 13. und 14. Jh. Die größeren Ansiedlungen, obzwar urkund­lich nicht nachweisbar, müssen schon um die Mitte des 12. Jh.s ent­standen sein.1) Die deutschen Ansiedler, welche unter Geisa II., aus der Rheingegend kommend, sich in Oberungarn niederließen, fanden hier reichlich Erz, und so erfuhren ihre Ansiedlungen einen raschen Aufschwung. Später gesellten sich Einwanderer aus mittel- und ober­deutschem Gebiete hinzu. Vor dem Tatareneinbruch ist jedoch von einer Städteorganisation nicht die Rede. Der einzige, auch urkundlich nachweisbare Ort Bana, das spätere Schemnitz (ungarisch Selmecz­­bänya) wurde durch den Einfall gänzlich zerstört. Dem Städtegründer, König Béla IV. ist es zu verdanken, daß sich das arg verwüstete Land langsam erholte. Um menschenleere Gegenden zu bevölkern, berief er deutsche Ansiedler ins Land, meistens aus Mähren und Schlesien, deren Vorfahren schon früher, bei der in das 12. Jh. fallenden Wande­rung von Westen nach Osten sich dort niedergelassen hatten; zu diesen gesellten sich auch viele Einwanderer aus Österreich. Zeugnis dafür legt die heutige deutsche Sprache der Bergstädte ab, in welcher das sächsisch-fränkische Element mit dem österreichischen Dialekt stark untermischt ist — ein lebender Zeuge für das, was urkundlich kaum nachweisbar ist. Johann Kachelmann macht noch auf ein Moment aufmerksam: auf die Vorliebe für die Zahl sieben, welche man sowohl im mitteldeutschen Gebiet als in den Bergstädten vorfindet. Sieben Bergstädte sind im Harz, sieben Bergstädte bilden in Niederungarn eine Städteeinheit; die Benennung Siebenberge findet man bei Bonn, Hildesheim, in Böhmen, sieben Berge umgeben Kremnitz (Körmöcz­­bänya). b Die Ansicht, daß einige Städte schon im 8. Jh. bestanden hätten, ist un­haltbar, wie aus dem Weiteren ersichtlich ist. (Vgl. Johann Kachelmann, Geschichten der ungarischen Bergstädte I Bd. S. 52).

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