Arader Zeitung, Januar-Juni 1923 (Jahrgang 4, nr. 2-45)

1923-03-22 / nr. 22

E ... Bezugspreis: BE für wöchentlich zweimal, || für die ärmere Bevölke­ E Arad,­­den Donnerstag und rung wöchentlich nur ein­­|Y. . Sonntag ganzjährig 80 — mal am Samstag ganzjäh- Leb für Auterika 14.3 Dollar. -jsj­r­a 50 Lei. Einzel 1.50. Der Bezugs­preis ist im Borbinzin zu bezahle­n. “225 Folge 22, - Schriftleitung und Verwaltung : Str. Sparelui (Zoltangasse). Nr. 7.­­ i Schriftleiter Nik. Bitto. - Vertreter für Amerika: Nik 19 it, Coart Street 429 ) - Elisabeth (New­ J­ersey) * ara D. De­­­­nnerslag, den 22. März 1923. (2-malige­ AUS : Anzeigenpreis: : Der einspaltige Raum 1 Zentimeter hoch 10:- L Kleine Anzeigen das Wort 1' - Leut, fett gedruckte Wörter werden doppelt gerechnet. Bei mehrmaliger Einschaltung und Jah­­resanzeigen Nachlaß. Anzeigen werden in allen Annonzen­­erpeditionen angenommen u. sind im Vorhinein zu bezahlen 4.“ Jahrgang Festtage in Aradulnou-Meuarad. Concordia fol ihr -. ee = M 4 E r B j n n sein: : Schiller. Als Auftakt zu­ den­­weiter stattfindenden Ju­­­­biläumsfeierlichkeiten der 200-jährigen Niederlassung der Schwaben im Banat und der­­ Gründung Neu­­arads fand Sonntag, am 18. März die Schaffung der­ deutsch-schwäbischen Ortsgemeinschaft statt. ,. Schon zeitig am Morgen war fieberhafte Tä­­tigkeit der ganzen Einwohnerschaft zu bemerken. Zu dem Temeschburger Frühzuge, mit dem die­ Te­­meschburger Gäste Er­fs hatten, waren 50 Wagen, eine Musikklap­pe Neuarads,­­ wie auch die und die Honoratioren Arader Mitglieder des ‚Bolfsrates zum Empfang und zur Begrüßung der Gäste am Bahnhofe eingetroffen. Die Angekomme­­nen, Obmann der deutschen Volksgemeinschaft, Dr. Kaspar Muth, Schriftleiter Hans Beller, die beiden Sekretäre Schiller und Logel, Dr. Poth, Ingenieur­­ Beißer,­ Kaufmann Schmißer u. A. m. wurden durch­­ den Oberstuhlrichter, Gemeinderichter, Pfarrer, Rechtsanwalt Dr. Franz Neff und die anderen Herren des Komitees herzlich empfangen und zum Gemeindehaufe­n geleitet, wo der Ortsrichter­­ Deugk einige Worte der Begrüßung sprach, worauf die Gäste in ihre Absteigquartiere geleitet wurden.­­ Nachmittag um 2 Uhr fand im großen Saale: = Bl a re ah besuchter on a a . . Volkstag statt. Der Angekommenen waren so viele, daß nur die wenigsten Platz fanden und Vorhalle, Gänge und der Hof von einer­­ dichtgedrängten Zuh­örer­­menge beseßt waren. „Als erster Redner hielt­­.­­­ » Obmann Dr. Kaspar Muth eine Ansprache, die schlicht in der Form, einfach im­­ Gehalten, von sittlichem = Ernst und in ihrer Art ans Herz -greisenden Eth > erfüllt war, so daß sich die Rührung der Herzen aller Zu­­­­sB­hrer bemächtigte. 5 ben ai­r wollen sein­ ein einig V MEER Reihhere, im selher Not uns trennen und Gefahr: ' h (Schiller) An der de Dr. Muths konnte man die Wahrheit des Wortes erkennen, daß der Mensch mit seinem früheren Zwecke wachse.­­ Jeder fühlte, daß seine Worte aus dem­ Herzen kamen und dem­­nach auch ihren Weg zu den­ Herzen finden mußten. Nn einem Rückblic über die Stellung des aus „dem Mutterlande ausgewanderten deutschen Volkes , ium Osten Mitteleuropas, auf seine vielen Leiden u. spärlichen Freuden km. der Vortragende zu dem Erkenntnissatze: Nur ein solches Volk hat Aus­­sicht auf Bestand,“ das seine heiligsten Kulturgüter zu wehren verficht. Lopal und treu seinem Könige, dem Staate, dem es angehört, folgsam dem Gesteße und bereit, jederzeit dem Lande zu geben, was dem­ Lande gottut, will das schwäbische Volk sein Deutschtum treu bewahren, seine deutsche Kul­­tur ausbauen und zu Nuß und Fromen seiner Kin­­der betätigen. — Doch nur die Eintracht kann dies zu Wege bringen, nur dann kann von einem deut­­schen Kulturfaktor innerhalb des schwäbischen Vol­­kes gesprochen werden, wenn das Herz jedes einzel­­nen Mannes,­­ jeder Frau und jedes Kindes von der Überzeugung durchdrungen ist, daß sie alle einem Volke angehören, sozusagen eine Familie bilden und eintreten sollen „Einer für alle, Alle für Einen.“ Redner ging dann auf die praktische Ortsgemeinschaft­, Bezirks- und Gaugemeinschaften, worauf er mit lauter Stimme fragte, ob das Volk Neuarads eine Ortsgemeinschaft gründen wolle oder nicht. Ein einstimmiges „Ja“ war die Antwort. „Seite der Sache über, erläuterte den Begriff der „Nachbarschaften, Hierauf er<tiff das Wort al ana , enter feine er “ und kann er helfen, hilf4 er gern.“ (v. Treitschke.) In ausgezeichneter, Humorgetränfter, dabei aber doch tiefernster Rede verglich der Vortragende das Gründen einer Ortsgemeinschaft mit dem­ Sehen­­ eines Schößlings in die Erde, der sich dann, von Jahr zu Jahr wachsend, zu einem mächtigen Eich­­baum­e entwickelt, der seine­ Äste schoßend ausbreitet, und in dessen Schatten­ sich gut ruhen läßt. Dieser Eichbaum ist die Volksgemeinschaft, die sich aus den zahlreichen Ortsgemeinschaften entwickelt hat. Nur Opferfreudigkeit sind Hingabe für das gemeinsame Ziel können eine solche­­ Volksgemeinschaft zeitigen, die in­ guten und schlim­men Tagen ihren Angehö­­rigen. aneifernd, beratend, tröstend und helfend zur Seite steht. Sekretär Schiller, dessen humorvolle Bemerkungen und zahlreich­ eingestreuten Anekdoten le hafte Heiterkeit austösten, „wurde stürmisch bejubelt. Das Beste kommt immer zuleßt. Die fette Ansprache hielt “<< ; Schrift­­­­­­­­­­­­leiter Hans Bel­er. Mit­­ Ausfiehrungen war. der Kerne dunfe­ zu= if „ daß das­­„deutsch-s­wä­­­­­bische Volk, spät, aber doch, seiner deutschen Kul­­„Allen zu Liebe, niemand zu Leide“. Wir wollen der „ruhende Pol in der Erscheinung z­u Flucht“ sein, durch eifrige Kulturarbeit und innere Mission uns zum Deutschtum selbst erziehen, um damit verreisen zu machen, daß wir lange unseres Deutschtums vergaßen­. Gegen niemand richtet sich unsere Arbeit. Mit de­r­r Liebe wollen wir uns unseren fremdnationalen Nachbarn nähern, vermittelnd einwirken, Gegen­­säße ausgleichen. „Nicht mitzuhassen, mitzuliehen sind wir da". Doc fordern wir eins: Uns in­­ " s in unserem nationalen Ausbau, in der "Entfaltung unserer Eigenart nicht zu hindern, damit wir, wie auch bisher, treue Staatsbürger, aber auch gute Deutsche werden­­und bleiben­­ können. „Was du ererbt von deinen Vä­­tern hast, erwirbes, um «8 zu besißen“. (Goethe.)­­­­­­­­ Vor 200­ Jahren kamen schwäbische Bauern in dieses damals noch völlig unkultivierte, versumpfte Gebiet, um es seither durch unausgesezte Arbeit, allen Schweißes der, Edlen wert, zu dem­ heutigen blühenden Kulturlande zu machen. Dies Land, so hoffnungsgrün, dies Land, wo unsere Rosen blühn, wo­ unsere Träume wandelnd geh'n, wo unsere Toten aufersteh'n, das Land, das unsere Sprache spricht , wir bewohnen es seit 200 Jahren; wir haben seiner Erde Schäße entlockt, Generationen großziehen und sterben seden, wir haben Vermögen erworben, sind reich geworden, reich an irdischen Gütern, arm an Erkenntnissen, arm an unserem nationalen Bewusstsein. Aber nur dann sind wir der Erbschaft unserer längst vermoderten Altvordern würdig, wenn wir das hegen und pflegen, was je­­nen als ihr Heiligstes galt : Ihre deutsche Sprache, ihre Deutsiche Kultur. Reicher Beifall lehnte die aus innerster Empfindung kommenden Worte des Redners. Hierauf folgte ein Konzert der Philharmonie unter Leitung des als Seelenhirt, wie als Musik­­fenner und Komponist gleich ausg­zeichneten Pfar­­rers Joh.“ M­a­yer. Es wurden aufgeführt eine Freischußphantasie, sowie heitere Musik. Das liebreizende Fräulein Else Sch­mi­dt aus Berlin sang unter vielem Beifall Lieder mit klangvoller, ausdehnungsfähiger Sopranstimt­e. 1 Der Abend versammelte alle Teilnehmer zu­en Schulfeste der staatlichen deutschen Mittel­­ule. " © Alles in Allem : Ein außergewöhnlich gelunge­­ner Tag, wie wir deren dem deutschen Volke viele wünschen wollen.­­ A.L NEUESTE NACHRICHTEN.­ ­ (Titel beschlagnahmt.)­ ­ > Popovici (Banat) befaßt sich ausführlich mit den Reden der Senatoren Schullerus und Möller. Es sei eine politische Naivität, zu glauben, daß die Beschlüsse von Karlsburg möglich gewesen wären, ohne daß die Nationalversammlung im Rücken die rumänische Armee gehabt hätte. Deshalb sei der unbedingte Anschluß an Rumänien beschlossen wor­­den. Dabei hat aber das rumänische Volk den­­ Wunsch ausgesprochen, es möge den Mitbewohnern des Landes das gleiche Recht mit ihm gewährt werden. Er wundert sich, daß gerade von Seite der Schwaben und Sachsen diese Forderungen er­­geben werden. Den Schwaben gehe­ es so gut wie nie in­­ der ungarischen Zeit, denn jehr seien sie erst zu Deutschen gemacht worden. Und.­auch die Sach­­­­sen ständen. ix 1..Besi­ngen. =­ Schullerns un­terbricht den­ Redner, und wiederholt, daß es sich ihm nicht­­ um die Gegenwart, sondern um die Zukunft handle . Zeilen beschlagnahmt Kriegsgerichtliches Verfahren gegen Bischof Glattfelder Timifoara-Temesc­hburg. Das Regierungsblatt „Nedejdea“ greift in einem großes Aufsehen erre­­genden Artikl den scheidenden Bischof Dr. Julius v. Glattfelder wegen seinem Abschieds-Hirtenbrief­­ heftig an und meldet, daß die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen ihn einleitete, die Akten jedoch dem kompetenten Kriegsgericht übergeben hat, so daß man allgemein der Ansi­cht ist, daß eine Abreise verbinde­t wird. Die Siguranta arbeitet mit gro­­ßen Apparat, hat verschiedene Hausbuchsuchungen in der irisch! Aula vorgenommen und sämtliche zur Abreise gepackte Packete untersucht. Ein frondierender Liberaler. Vukarest. Das bekannte Mitglied der Libe­­len Partei Istrate Mitescu ruft durch Flugzettel und Plakate die Einwohner zu einer Protestversamm­­lung gegen den von seiner eigenen Partei ausge­­arbeiteten Berfassungsentwurf. Die Versammlung­ wird am Sonntag tagen. Der Kampf gegen die Verfassung auf der Strasse. . Bucurefil. Die Opposition hat als lezte Ma­hnung gegen den Berfassungsentwurf einige Straßenfundgebungen veranstaltet. Was Frankreich will. — Poincares fer­­tiger Plan. Paris. Laut Meldung des „Dail Mail“ hat Poincare gemeinsam mit der belgischen Regierung einen fertigen Plan ausgearbeitet und will Deutsch­­land folgende Bedingungen auferlegen : 1. Deutschland wird zunächst zu erklären ha­­ben, daß die Ruhrbesezung, die nach den 88 17 und 18, Anhang 2 zu Artikel 8 des Friedensver­­trages von Vers­ailes erfolgte, ein geseßlicher Akt gewesen sei. . . “ 2. Da Deutschland Verfehlungen­ begangen­­ habe, dürfe es nicht fordern, daß die fünfzehnjährige Bejagungsdauer der Rheinlande bereits begonnen habe.

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