Arader Zeitung, Januar-Juni 1930 (Jahrgang 11, nr. 1-76)
1930-01-24 / nr. 10
Bezugspreise: für jeden Sonntag, Mittwoch und Fre ganzjährig Lei 400.—, für Amerika 4 Dollar, sonststag ges Ausland Lei 700.--. — Für die ärmere Bevölkerung, wöchentlich einmal Sonntag, ganzjährig Lei 200.--. 10. Folge, Schriftleitung und Verwaltung: Arad, Ede Fischplatz. Fernsprecher Nr. 6/39. Fernsprecher Nr. 6139. 264. dik 8. „tech Arad, Freitag, den 24. Jänner 1930. Fr N RE Sing E24: elion reise? Der Quadratzentimeter kostet auf der Inseratenseite Lei 4 und auf der Textseite Lei 6, „Kleine Anzeigen“ das Wort Lei 3, fettgedruckte Wörter werden doppelt berechnet. — Einzelnummer Lei 4m 10. Jahrgang. Das Parlament iv „auf. ‚eine Woche reinberufen. “ „Bukarest. Am Montag ist das Parlament zusammengetreten. Es verbloß das neue Wehrgeiet und es betreff der staatlichen Waldungen verhandelt werden können, denn am Samstag schon vertagt sich das Parlament, damit die Parlamentarier während der Vorbereitung der Komitatswahlen zuhause sein können. Für die Herabsehung der Eisenbahntarife. Bukarest. Der Vizedirektor im Verkehrsministerium, Joanid, hat einen Antrag auf Herabsetzung der Eisenbahntarife sowohl im Personen- als Warenverkehr ausgearbeitet. Der Antrag wurde der Generaldirektion der len vorgelegt. — Wenn hie * Eisenbahn aus dem Defizit heraus will, muß sie unbedingt von der bi8 ne unsinnigen Tarifpolitik abgehen. Einfügung aller Militärpflichtiger, die ihrer Dienstpflicht nicht entsprochen haben. Bukarest. Das Kriegsministerium hat angeordnet, daß sämtliche Militärpflichtige unter 50 Jahre, die ihrer Militärdienstpflicht nicht entsprochen haben, zur aktiven Dienstleistung einrücken müssen. — Diese Verordnung hat besonders im Altreich große Aufregung verursacht, weil es dort viele Leute geben soll, die sich der Dienstpflicht entzogen haben. Im Sinne der wiederholten Amnestie wurden diesen Militärpflichtigen die Strafen nachgelassen, doch sollen sie nun nachträglich ihrer Wehrpflicht Genüge leisten. 400.000 Waggons Mais unverfauft. Laut amtlicher Feststellung wurden bis zum heutigen Tag kaum 5000 Waggons Mais von der letzten Ernte exportiert. Geerntet wurden aber ungefähr 600.000 Waggons, so daß, dennlandsverbrauch abgerechnet, zumindest 400.000 Waggons exportiert werden könnten. Unser Hauptabnehmer würde Deutschland sein, wenn die Regierung die Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit Deutschland endlich zum Abschluß bringen würde. — Einstweilen steht es furchtbar um unsere MaiSausfuhr und die Landwirte haben wenig Gutes zu erhoffen. Prüfungen im Temeschwarer Deutschen Staatsgymnasium. Die Direktion des Deutschen Staatsgymnasiums gibt bekannt, daß die Privatprüfungen Montag, den 27. d. M. 8 Uhr früh beginnen. Jung-Gesellen-Bal in Lovrin. Die Lovriner Jung-Gesellen hielten Samstag ihren heurigen Ball, der sehr gut besucht war und die Jugend in einem engerem Land vereinigte. Österreich zahlt nichts! Wien. (Radiomeldung.) Dienstagabends wurde der aus dem Haag heimkehrende Bundeskanzler Schober und die ihn begleitende Delegation am Westbahnhof von einer regen Menschenmenge empfangen, die in zu den erzielten Erfolgen, im Haag beglückwünschten. Namen der Regierung und riesigen Menschenmenge sprach der Vizekanzler lobende Worte und schilderte die Verdienste, nicht zuletzt den bei der Haager Konferenz beteiligt gewesenen Vertreter die sich Bundeskanzler Schober für das unter schwerer Last leidende Oesterreich erworben hat. In leutseliger Weise antwortete Bundeskanzler Schober und bedankte sich für die Kundgebung, die eigentlich nicht ihm allein, sondern dem ganzen österreichischen Volke und aller Herren Länder gebührt. Bundeskanzler Schober betonte, daß er im Sinne seines Auftrages den Vertretern der Großmächte und Nachbarstaaten einmal reinen Wein eingesenkt und die Lage in Oesterreich gebildet hat, wie sie ist. Ein derart zugestutztes Land, welches soviel Arbeitslose hat und schließlich an dem Weltkrieg nicht allein die Schuld trägt, nicht immer und ewig zahlen kann. Dieses offene Einbekenntnis habe auch die Vertreter der Großmächte gerührt und das ran war, daß man von jedwelcher Zahlung Oesterreichs Abstand genommen hat, damit er wieder seiner friedlichen Arbeit nachgehen kann, um dasu schaffen, was der mörderische Weltkrieg vernichtet hat, Die Liberalen drohen mit Gewalttätigkeiten, x “ en Se * 3% Bukarest. Im Vollzugsausschuß der liberalen Partei hielt Vintila Bratianu eine Rede, die eine schwere Anklage gegen die Regierung enthält. Bratianu erörterte zunächst die an den Regentschaftsrat gerichtete Denkschrift und bedauerte, daß der Regentschaftsrat den Vorstellungen der liberalen Partei kein Gehör schenkte. Bratianu sagte dann unter anderem folgendes: „Die Voinic-Organisation hat bisher unter dem Schutz der Regierung schon eine Reihe von Gewalttätigkeiten begangen und wenn es so weiter geht, werden die Voinic’s nicht nur die persönliche Leven, sondern auch die Verfassung selbst Krieg entgegengehe. Wir, die liberale Partei, sagte Bratianu weiter, können nicht untätig. Ereignissen entgegensehen, die zum gefährden. Ich betonte es vor dem Regentschaftsrat, daß das Land unter solchen Umständen dem BürgerUmsturz der heutigen staatlichen Ordnung führen müssen, an wird uns nicht unvorbereitet treffen, ich muß aber erklären, daß wir jede Verantwortung von uns abwälzen für alles, was folgen wird.“ Nach dieser wuchtigen Rede Bratianus’ wurde nach lägerer Verhandlung ein Beschlußantrag angenommen, in welchem gegen die Voinic- Organisationen Protest erhoben wird. Die liberale Partei wendet sich außerdem in einem Aufruf an das ganze Land und fordert, daß man mit ihr vereint gegen die nationalzaranistische Partei kämpfen soll. — Der Aufruf wird nur schwaches Echo erweden, weil das ganze Land es weiß, wie die liberale Partei in der Vergangenheit hauste und jeder davon überzeugt ist, daß sie noch ärger hausen würde, wenn sie wieder ans Ruder gelangen sollte. Große E Elend in Ganzfound. Mehr als 80 Landwirte sind infolge der hohen Bankzinsen und schweren Wirtschaftskrise zugrundegegangen. Viele verlassen fluchtartig Haus und Hof und wandern nach Kanada oder Südamerika, Neusanktanna. Das Elend scheint in unserer Gemeinde den Höhepunkt erreicht zu haben. Der größte Teil unserer Landwirte, die noch vor Jahren als reich, sogar sehr reich galten, ist heute voller Bankschulden und steht infolge der hohen Zinsen und schreilichen Wirtschaftsnot vor dem Ruin. Mehr als 80 Landwirte sind bereits an den Bettelstab gebracht worden und die meisten verlassen fluchtartig Haus und Hof, welches sie den sie drückenden Banken zurücklassen. Eine Familie flüchtete sogar vor der Erequierung, ließ das beschlagnahmte Haus samt Möbeln zurück und nun steht das Haus ohne Herr offen. Die Banken wieder sind infolge ihrer Wucherpolitik ebenfalls nicht auf Rosen gebettet, haben eine Menge Häuser, Weingärten und Felder bei . Person in 008 FE den Lizitationen selbst übernehmen müssen, besitzen zwar viele Realitäten aber nur wenig Geld. Und das Ende vom Lied ist, daß alles nach Kanada oder Südamerika auswandert und die Heimat, in welcher sie so schwere Enttäuschungen erlebt haben, für immer meidet. : n. Rod eine Girafanordnung. Laut dem Gesetz des Matrikelamtes müssen alle Geburtsfälle in Termin von 3 Tagen beim Matrikelführer angemeldet werden. — Die Todesfälle müssen in 24 Stunden angemeldet werden. Wer die Anmeldung über diesen Termin macht, wird mit einer en agp von 500 bis 1500 Leibe € 4 Listen bei den Temesch-Torontalen Komitatswahlen. Aus Temeschwar wird berichtet, daß anläßlich der Komitatswahlen 4 Listen eingereicht wurden. Eine Liste ist die sogenannte amtliche, mit den Kandidaten der Regierung, Volksgemeinschaft, und Magyarische Partei. Eine Liste hat Peter Hollinger eingereicht, auf welcher deutsche Landwirte und Gewerbetreibende figurieren. Eine dritte Liste ist die liberale und eine vierte ist die der nationalzaranischen Landwirte, die von der amtlichen Liste mit den vielen Advokaten nicht wissen wollen und vereint mit der deutschen Fraktion der Nationalhigh eine Liste ausstellen,enn man im Temesch-Torontal an allem so reich wäre wie an Listen, dann wäre es sehr gut. Drei Stuhlbezirke im Temesch-Torontal aufgelöst. . Im Sinne der Neueinteilung der Komitate werden im Temesch-Torontaler Komitat die Stupit 9 petsch, vom IM U D 80 aufgelassen. Die bisherigen bereublrichter werden in ihrer heutigen Znteilung verbleiben, nur der Oberwuhlrichter des aufgelösten Neupether Stuhlbezirkes Johann Mezin wird den Zentralstuhlbezirk und der bisherige Stuhlrichter von Großlombsch Kornel Pincu den Großsanktnitolaufer Stuhlbezirk leiten, Eine Zenscheler Frau an Gehirnoperation gestorben. "wohlhabenden Landwirtes Aus Bentschet wird uns geschrieben: Am 15. d. M. wurde die Gattin des Adam Maurer, Frau Eva Maurer, unter aroher Beteiligung der Bevölkerung zu Grabe getragen. Die Verstorbene wurde im Dr. Eschker'schen Sanatorium in all wiege operiert und ist nachher gestorben. Sie wird von ihrem Gatten, drei Kindern, Geschwistern und einer großen Verwandtschaft betrauert. ; Geselliger Abend in Sigmundhausen. Wie und aus Sigmundhausen ges meldet wird, veranstaltete der Neuarader Sportverein „Titanus“ im Sommerischen Gasthause eine mit Teeabend und Sandheitskonkurrenz verbundene Tanzunterhaltung, wobei Frl. Margareta Armbruster den ersten, Frl. Magda Stoß den zweiten "und Frl. Ilonka Kirch den dritten Preis erhielt. Todesfall in Engelsbrunn. Wie uns aus Engelsbrunn gemeldet wird, ist dort der kürzlich wegen seines Lungenleidens heimgekehrte 39-jährige Nik Dudarm, als er am Samstag um Mitternacht von einer Dilettantenvorstellung nachhause ging, auf der Gasse vor seinem Hause plötzlich gestorben. Das Leichenbegängnis fand am Montag nachmittags unter großer Beteiligung der Bevölkerung