Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde - Neue Folge, 1879-1880 (Band 15, nr. 1-3)

1879 / nr. 1

dem Hermannstädter Gymnasium zubrachte und abwartete,bis der in demselben Jahre nach Erkeden zum Pfarrer erwählte,wohlgesinnte Oheim im Stande sein werde ihm das benöthigte Reisegeld zugeben.Nicht mit Unrecht nannte denn auch ich,als Kind,den fresflichen Großoheim schlechthin­ Großvater,wie ich neben des mütterlichen Großvaters Namen auch seinen Taufnamen führe,weil derselbe wirklich an meinem Vater die Stelle des Vaters und zwar nicht TUUr auf der Universität sondern auch später in Schäßburg bei den dasigen,überaus ki­rglichen und auch so Jahre lang unausgezahlten Schulgehalten durch die will­­fährigste Mittheilung alles zum Haushalte Erforderlichen bis an seinen, im August 1787 erfolgten Tod vertrat.Zum Beweise seines väterlichen Wohlwollens hatte der Großoheim neben seinem einzigen,ihn über­­lebenden Bruder in Schaas auch den Vater,den Bruderssohn,zum Erben eingesetzt. Damit wollte der dankbare Großoheim höchstwahrscheinlich nur eine Schuld abtragen,welche er selbst zu seinen Universitätsstudien von einem wohlthätigen Mutterbruder,Fraanöhrig empfangen hatte.Dieser Fraanöhrig,in ein Urgroßoheim,war ebenfalls in Schaas geboren (das lückenhafte Kirchenbuch daselbst enthält den Geburtstag nicht)und nach musterhaft zurückgelegten Schuljahren in Schäßburg,wie die dasige alte Schulmatrikel aus den Jahren­ 1721—1723 mit dem Ausdrucke rühmt,daß er die,,vem Idea­ stu­di08i Th­eologiae’«sei,nach der Zeit mit einem andern Schaaser Landsmanne und Verwandten,Namens Frank, ins Ausland und zwar auf die Universität gegangen.Wegen Mangel an Reisegeld außer Stand von Jena ins Vaterland zurückzukehren hatte Nöhrig im S. 1731 zuerst nur auf drei Jahre in Liefland eine Haus­­lehrerstele übernommen und ist Seiner Schwächlichkeit wegen unver­heurathet geblieben. Frank dagegen hat in Niga als dafiger faiserl. Lycealprofessor geheurathet und eine Familie gestiftet. Der unverheurathete, aber nicht ganz unbemittelte Röhrig bekümmerte sich auch aus Liefland um seine Schaafer Verwandten, namentlich um seine Schwester und ihren Mann, Martin Binder, und versprach, selber immer nur conditionirend, auf erhaltene schriftliche Aufforderung im 3. 1750, seinen in Mediard studirenden Schweitersohn auf der Universität, wenn derselbe bis dahin käme, mit dem nothmendigsten, freilich sparsam zugemessenen Gelde unter­­frügen und zwar unentgeltlich unterfrügen zu wollen. Dieser­­ Schweiter­­sohn war der ihm, seinem Mohlthäter, persönlich unbekannte und auch immer unbekannt gebliebene Großoheim, Georg Binder, welcher durch die Fürsorge des bis an sein, nicht mehr zur Kenntnis der vaterländischen Verwandten gekommenes Lebensende in der Umgegend von Riga weilenden

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