Textil, 1928 (8. évfolyam, 1-26. szám) - Magyar Textiltechnologusok Lapja, 1928 (9. évfolyam, 1-10. szám)

1928-01-01 / 1. szám

Ein Blick in den Werdegang der Wirtschaft Von Sektionschef a. D. Dr. Alfred Bielka (Wien! Die Weltwirtschaftkonferenz hat in der Frage eines re­geren Güteraustausches, eines Abbaues der Zollmauern The­sen aufgestellt und zur Beachtung empfohlen, die im allge­meinen den Beifall der Versammlung gefunden haben, ohne aber dass man seither im allgemeinen oder im besonderen von einer praktischen Anwendung dieser Grundsätze etwas merken würde. Es will offenbar niemand den Anfang machen und es ist dies auch schwer möglich und nur in der Weise denkbar, dass sich zunächst einige Staaten zusammenschlies­­sen und einen erleichterten Verkehr untereinander anbahnen. Aber das hat noch seine guten Wege, politische Schwierig­keiten und wirtschaftliche Bedenken werden sich der Schaf­fung solcher Gebilde entgegenstellen. Halten wir uns einmal vor Augen, wie es zu dieser ge­genseitigen Absperrung gekommen ist. Anfangs waren es wohl währungspolitische Befürchtungen und die Bedachtnah­­me auf die Ingangsetzung der eigenen Erzeugung oder deren Anpassung an die nach rein politischen Gesichtspunkten, unter Ausserachtlassung der primitivsten wirtschaftlichen Erwägungen geänderten Verhältnisse, die eine Absperrung, sei es durch Einfuhrverbote oder durch Zollerhöhungen, ver­­anlassten. Allmählich aber konnte man wahrnehmen, dass alle neu entstandenen oder zu kaum erträumter Ausdehnung ge­langten Staaten zu der Auffassung neigten, sie könnten nicht nur als staatliche, sondern auch als wirtschaftliche Existen­zen selbständig und unabhängig sein. Ein allgemeiner Zug nach Autarkie machte sich geltend. Das führte zu Neugrün­dungen aller möglichen Industrieen in allen möglichen Staaten, zur Schaffung von Erzeugungsstätten, die an der Welterzeu­­gung gemessen sich als Zwergbetriebe darstellen und daher eines noch erhöhten Schutzes bedürfen, um bestehen zu kön­nen. Solche Bestrebungen haben natürlich zur Folge, dass die Äxportmöglichkeiten für die bisher bestandenen grossen, iiber den Bedarf ihres Landes erzeugenden Betriebe sich verringern, dadurch eine verminderte Ausnützung derselben und entweder die Notwendigkeit von Arbeiterentlassungcn oder die Unmöglichkeit der Einstellung neuer Arbeitskräfte sich ergibt. Wenn Agrarstaaten auch Industriestaaten sein wollen, so muss dies auch umgekehrt zur Folge haben, dass Industriestaaten auch ihre Agrarwirtschaft intensivieren und zwar in einem Masse, wie es wohl nicht der Fall wäre, wenn ein grösserer Teil ihrer Bevölkerung in der Industrie Be­schäftigung finden könnte. Auf die Dauer wird sich dieser Zustand nicht halten, weil eine Erzeugung über den Bedarf der Weltwirtschaft nicht rentieren kann und zum Zusammenbruch der wirtschaft­lich schwächeren, weil urlter ungünstigeren Bedingungen ar­beitenden Betriebe führen muss. Die fortschreitende Rationali­sierung der Erzeugung, unterstützt durch Kartellierungen, muss schliesslich dahin führen, dass die in den am zweck­­mässigsten arbeitenden Betrieben erzeugten Waren sich überall durchsetzen und auch durch Zollerschwerungen nicht aufgehalten werden. Was man heute schon bezüglich der Ge­schmackswaren beobachten kann, wird sich dann auch bet den Massenartikeln zeigen. So wird sich allmählich eir. na­türlicher Warenaustausch ergeben, ob dieser dann durch be­sondere private oder staatliche Abmachungen geregelt wird, oder durch die Kraft der wirtschaftlich Stärkeren, weil rati­oneller Arbeitenden sich selbst den Weg bahnt. Sollte aber dieser notwendigen Entwicklung da oder dort durch neue Zollerhöhungen oder sonstige Absperrmassnahmen, die eine direkte Aussperrung einer Ware bewirken, entgegengetreten werden, so werden solche Staaten schliesslich die Erfahiung machen müssen, dass sie auch als Lieferanten ihrer über den Eigenbedarf erzeugten Produkte ausgeschaltet und ihrer mit so viel Nachdruck bekundeten Autarkie überlassen werden. 1, Januar 1928. Die Rationalisierung der Industrie aus dem Gesichtspunkte der ungarischen Textilindustrie Von Dr. Ing. Viktor Dischka, Direktor der Ungarischen Tuchfabriks A.-G. Unter Rationalisierung der Industrie versteht man all­gemein alle Bestrebungen, die dahingehen, die Erzeugung der Industrieartikel möglichst ökonomisch und vollkommen zu gestalten. In diesem Sinne ist die Rationalisierung gleich­bedeutend mit einem fortwährenden Entwicklungsgang der Industrie. Heute versteht man unter Rationalisierung der Industrie eine wissenschaftlich-systematische Tätigkeit, die nicht bloss die Erzeugung der Einzelunternehmungen, sondern die eines ganzen Industriezweiges oder der Gesamtheit der Industrie zu vervollkommnen sucht. Während die Unterneh­mungen früher ihren Betrieb nur in ihrem eigenen Interesse — zur Hebung ihrer Konkurrenzfähigkeit — rationalisiert ha­ben, beansprucht heute die Rationalisierung oft Opfer von den einzelnen Unternehmungen, um den Interessen des ganzen Industriezweiges zu dienen Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, ist die Ratio­nalisierung der Industrie nicht mehr als internes Fachproblem der einzelnen Industrien zu betrachten, sondern als eine volkswirtschaftliche Frage, die eine grosse Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes hat. Diejenigen Län­der, in denen die Industrie auf der höchsten Entwicklungs­stufe steht, wie die Vereinigten Staaten von Amerika, England und Deutschland, behandeln diese Frage mit der grössten Sorgfalt. In diesen Ländern arbeiten die Regierung, die Ver­suchsanstalten, sowie alle bedeutenden Fachleute an der Rationalisierung der Industrie. Das Internationale Amt der Arbeitsorganisation in Genf steht in ständigem Kontakt mit den Rationalisierungsbestrebungen der einzelnen Länder, gibt dieser Tätigkeit eine einheitliche Direktive und trachtet sämtliche Länder für die Bewegung der Rationalisierung der Industrie zu gewinnen. Die diesbezüglichen Anregungen ha­ben auch beim ungarischen Staat Anklang gefunden, der sich jetzt mit der Organisation zwecks Rationalisierung der In­dustrie befasst, wodurch diese Frage bei uns nun aktuell wurde. Es ist nicht unsere Absicht, diese Frage hier wissen­schaftlich zu behandeln, wir wollen sie bloss aus dem Ge­sichtspunkte der ungarischen Textilindustrie besprechen und praktische Vorschläge in der Richtung unterbreiten, welche Wege im Interesse der Rationalisierung der ungarischen In­dustrie eingeschlagen werden sollen. Auf die Einrichtung und Leitung eines Industrieunternehmens können aussenstehende Faktoren nur einen mittelbaren Einfluss ausüben. Man kann in der Rationalisierung nicht so weit gehen, dass ein staat­liches Organ dem Unternehmen diesbezügliche Vorschriften mache. Der Staat kann dem Unternehmen nur mit Rat, Auf­klärung und eventuell mit materieller Hilfe an die Hand ge­hen. Wenn man den Unternehmer von Vorteilen der Rationa­lisierung überzeugt, so wird er sicherlich trachten, sich diese Vorteile zu sichern, nur müssen ihm die notwendigen Mittel zur Verfügung stehen. Zur praktischen Verwirklichung dieser Tätigkeit wäre die Organisierung eines Ausschusses für die Rationalisierung der Industrie notwendig, dessen Hauptauf­gabe darin bestände, die Rationalisierungstätigkeit des Aus­landes zu verfolgen, einen ständigen Kontakt mit den ent­sprechenden Organisationen der verschiedenen Länder auf­rechtzuerhalten und die im Auslande bewährten Methoden der Rationalisierung hier im Lande bekanritzumachen und zu verbreiten. Dieser Ausschuss muss sämtliche wissenschaft­lichen und wirtschaftlichen Kräfte des Landes und der Industrie in sich vereinigen und es müssten darin die Regie­rung, die technischen Anstalten, sowie die technische Hoch­schule und das Technologische und Materialprüfungsamt, weiter die Industrie- und Ingenieurvereine vertreten sein. Das technologische und Materialprüfungsamt ist eigentlich die , Vereinigung der Technischen Versuchs- und Materialprüfungs­anstalt mit dem Technologischen Gewerbemuseum, die auch ursprünglich dazu berufen waren, für die Industrie Forschungs­arbeiten zu leisten, was bereits ein Mittel der Rationalisierung ist. Leider ist es durch den Zusammenbruch unmöglich ge­worden diege Anstalt, so wie es ursprünglich geplant war, für die zwölf bedeutendsten Industrien auszubauen, so dass bis heute nur die Abteilungen für die Textil-, Papier- und Lederindustrie, sowie die chemische Abteilung errichtet wur­den. Mit geringen Mitteln und mit einer unbedeutenden Ver­mehrung des Personals könnte man diese Anstalt soweit entwickeln, dass sie auch der Rationalisierung der gesamten ungarischen Industrie dienen könnte. Der Ausschuss für die Rationalisierung der Industrie wäre ein staatliches beratendes Organ für Staat und Industrie, dessen administrative Arbeit das Technologische und Materialprüfungsamt als Sekretariat des Ausschusses versehen könnte. Dadurch wäre gleichzeitig der längst fehlende Kontakt zwischen diesem Institute und der Industrie hergestellt. Ausser diesen zwei Organen könnten auch die Gewerbe­inspektoren der Rationalisierung der ungarischen Industrie grosse Dienste leisten, indem sie ihre Tätigkeit nicht nur auf die Kontrolle der Betriebsicherheit beschränken, sondern sie

Next