Banater Deutsche Zeitung, Juni 1925 (Jahrgang 7, nr. 122-143)

1925-06-25 / nr. 140

FS. - - Bezugspreis! Inland Tanach Zustellung in Temesvar 10 Lei 70, 7, halbjährig 360, vierte, 6 Ausland ganzjährig 7 Dv... Volkspreife 1 ze. Timișoara-Ti. er Nr. 1618 %, ar, Donnerstag, den 25.­­„Juni 1925 i Schriftleiknung und Verwaltung: Temesvar, Stadt, Deutsches Laus © 8 Erscheint täglich 3 Uhr nachmittags No. 140 EREN. Eine neue Konferenz in der Sicherheitsfrage ? ? ww. vor dem Zusammentritt des Völkerbundes­­­­ „Englische Stimmen über den Sicherheitspakt Berlin, 23. Juni. Aus London wird dem „Berli­­ner Tageblatt“ berichtet: In hiesigen diplomatischen­­ Kreisen verlautet, die Eröffnung mündlicher Ver­­handlungen zwischen den Alliierten und Deutschland werde im August vor Zusammentritt des Völkerbun­­des für wahrscheinlich gehalten. Als Ort der Ver­­handlungen wird London, Haag, Brüssel oder Genf genannt. Amerika wird an diesen­ Verhandlungen offiziell nicht teilnehmen, sondern nur als Beobach­­ter den Botschafter Hought­on entsenden. . RE ZEN = Streit um die Zulassung Deutschlands zur chemischen In­ternationale Frankreich nimmt auch hier gegen Deutschland Stellung - Bukarest, 23. Juni. (L.) Auf dem chemischen Kon­­greß wurde heute die vorbereitende Diskussion über die Frage der Zulassung Deutschlands zur cemischen­­ Internationale abgehalten. Die Meinungen waren geteilt. Die eine Gruppe steht auf dem Standpunkt, Deutschland müsse­ sofort zugelassen werden, da das Hohe Niveau der deutschen <emischen Wissenschaft eine­s d­en Internat derselben an den Arbeiten der M tionafes- 31 Bestrebungen und dem re entspreche auch rein in der Vereini­­gung. Diesen Standpunkt verfechten die Vertreter Dänemarks, Englands, Amerikas, Spaniens und Italiens. =. Die zweite Gruppe unter Führung Frankreichs „ist der Ansicht, daß die Zulassung Deutschlands von “ seinem Eintritte in den Völkerbund abhängig gemacht werden müsse; abgesehen davon, wurde auch auf die formellen Schwierigkeiten hingewiesen. Deutschland hat bisher nämlich nicht nur die Aufnahme in die rö­­­mische Internationale angesucht. Andererseits könne auch keine Einladung an Deutschland gerichtet wer­­den, so lange ein derartiges Ansuchen nicht vorliege. D­ie ersterwähnte Gruppe­efürwortet in dieser Frage eine Kompromißformell. Morgen wird in dieser Frage weiter verhandelt werden und wahrscheinlich wird man endgültige Be­­schlüsse fassen.­ ­ VER EEE FREE TEEN TEST SEINE FAB NNN RIEN kehlaugle auerläfitt Aid mache. Ein inter- <= - Len St RET Si­ari Men] Falsche Gerüchte über Truppenzusammenziehungen E83 werden die normalen Uebungen abgehalten Bukarest, 23. Juni. Das Kriegsministerium hat die Telegraphenagentur Rador beauftragt, die Ge­­rüchte in Abrede zu stellen, daß für­ den Herbst Zu­­sammenziehungen großer Truppenmassen geplant werden. In Wirklichkeit finden auch in diesem Jahre nur die üblichen Manöver im Rahmen des Budgets statt, sie werden jedoch keine besonderen Truppen­­konzentrationen nach sich ziehen. Studentendemonstration gegen einen Franzosen in Bukarest Der Sekretär der französischen Liga für rechte konnte keinen Vortrag holten Menschen­­: Bukarest, 23. Juni. (L.) Der gestrige Vortrag, den der Sekretär der französischen Liga für Menschen­­rechte Gu­ernut an Stelle des Sonntag untersagten im Journalistenheime halten wollte, artete zu einem großen Skandal aus. Eine Gruppe faizistischer Stu­­denten ließ den Redner trotz der heftigsten Proteste der Anwesenden nicht zu Worte kommen. Der Führer der Studenten, der Advokat Bacaloglu, der durch sein Attentat auf den Direktor des „Ade­­verul“, Rosenthal, bekannt ist, erklärte, der Grund der ablehnenden Haltung der Studenten sei darin zu suchen, daß in Paris unlängst mehrere Ver­­samm­lungen von den Personen, die der Liga für Men­­schenrechte nahe stehen, veranstaltet worden seien, in denen verschiedene Redner­­ unwahre und völlig entstellte Darstellungen über die Vorgänge bei­ung gemacht hätten und dadurch der kommunistischen Propaganda in Bessarabien und in Siebenbürgen neuen Nährstoff gegeben hätten. Es wäre die Pflicht Guernutz gewesen, diese Gerüchte sofort­ telegra­­phisch zu dementieren, nachdem er sich nunmehr an Ort und Stelle von deren Haltlosigkeit überzeugt hätte.­­ Als Guernut antworten wollte, ließen ihn die Studenten nicht zu Worte kommen. Sie änderten ihre Haltung auch nicht, als der Veranstalter der­ Ver­­sammlung Dr. Lupu und die Vertreter der Behör­­den auf sie beruhigend einzuwirken versuchten. Ein großer Teil der Zuhörerschaft, der überwiegend aus Angehörigen der I­ntelligenzschichten bestand, nahm in heftigen Worten gegen die Demonstranten Stellung. Die Versammlung mußte aufgelöst werden. Die Stu­­denten sangen zum Zeichen, daß sich die Demonstra­­tionen nicht gegen Frankreich richten, die Marseil­­laise. Guernut reiste mit dem Abendschnellzug nach Paris ab. Seeschiffe in der Donau Ein beachtungsvoller Vorschlag der ungarischen­­ Regierung Budapest, 23. Juni. Die Donaukommission hat laut einem Zeitungsberichte an die Staaten, die an dem Donauverkehr interessiert sind, die Anfrage gerichtet, ob sie bereit wären, die Schiffbarmachung der Donau auch für die Seeschiffe zu ermöglichen. Dadurch könnte ein bedeutender Teil Ost- und Mittel­­europas in den unmittelbaren Weltverkehr eingeschal­­tet werden. Die Finanzierung würde nach der von Ungarn vorgeschlagenen Lösung durch die Schaffung eines Fonds erfolgen, der aus Beiträgen der Donau­­staaten gebildet werden soll. Ungarn würde die be­­reits vor dem Kriege verfertigten genauen Entwürfe bezüglich der technischen Arbeiten liefern, unter denen die Vertiefung des Donaubettes im Eisernen Tor den wichtigsten Teil bildet, soll sich bereit erklärt haben, zu Lasten der zu bilden­­den Unternehmung im Wege des Völkerbundes eine Anleihe aufzunehmen, deren Tilgung den Donau­­staaten obliegen würde. Im Falle­­ de­s Scheiterns dieses Planes soll an eine Privatunternehmung BE SABINE auf höchstens fünfzig Jahre erteilt werden. Keine Kriegserklärung Japans Die übertriebenen Meldungen über eine Kriegs­­erklärung Japans an China haben sich nicht bewahr­­heitet. Die Lage ist zwar ernst, jedoch bestehen Hoff­­nungen, daß die Gegensätze noch beigelegt werden können. London, 23. Juni. In China hat sich die Lage wieder verschlimmert. In Warschau wurde der japa­­nische Zollchef ermordet. In Tsing-Kiang kam es zu japanfeindlichen Demonstrationen, wo auch der ja­­panische Konsul von den Demonstranten mit Steinen beworfen wurde; in Shanghai ließ der Sohn des General Tsang-Tsolin den Belagerungszustand ver­­fünden. Nach einer Reutermeldung aus Peking soll das dortige diplomatische Korps in unmittelbare diplo­­­matische Verhandlungen mit der chinesischen Regie­­rung getreten sein. Die Donaukommission . : Marghiloman und der Weltkrieg Im „Berliner Tageblatt“ veröffentlicht sein Bukarester Korrespondent Theodor Berke3 einen bemerkenswerten­­ Antrag über die­­ Rolle, die Marghiloman im Kronrat von Sinaia im­­ Jahre 1914 angeblich gespielt hat. Gerade fezt, wo die Haltung Rumäniens während der ersten beiden Kriegsjahre (1914-1916) durch die überraschenden­­ Veröffentlichungen des Auswärtigen Amtes in Ber­­lin aus den geheimen russischen Staatsarchiven, " ("Zawolski im Weltkrieg"), über die wir in unserem Blatt vom 21. Juni an dieser Stelle berichteten, eine eigenartige, in vieler Beziehung ganz neue Beleuch­­tung erfährt, dürften die Ausführungen des genann­­­­ten Blattes besonderem Interesse begegnen. Wir lassen sie hier folgen. Herr Berkes schreibt: Der kürzlich verstorbene rumänische Staats­­mann Alexander Marghiloman, dessen poli­­tische Autorität und politische und menschliche Integrität nach seinem Tode inh­altslos auch von­­ seinen Gegnern anerkannt werden, hat in­ seinem,­­ Testament angeordnet, daß­­ seine politischen Er­­innerungen durch eine Reihe rumänischer Politiker durchgesehen und herausgegeben werden­­ sollten. Sein Leibblatt fügt dieser Mitteilung hinzu, daß­­ Marghiloman namentlich auch im Besitze wertvoller­­ Dokumente 386 die wichtigen Jahre 1944 bis 1919 behandelt Die Ankündigung dieser Me­­­­moiren hat in­­ rumänischen Oeffentlichkeit einen großen Widerhall gefunden, und es wird gesagt,­­ diese ausführlichen Erinnerungen würden vor allen Dingen auch den wichtigen Sinaiaer Kronrat im Sommer 1914, die Frage des Eintritts Rumäniens in den Krieg, die Zeit der Ossupation, die Bukarester Friedensverhandlungen und die Forderung der Mittelmächte behandeln, den rumänischen Minister­­präsidenten Ionel Bratianu auszuliefern und dessen Kabinett in den Anklagezustand zu versehen. Vor dem Erscheinen dieses sicherlich interessan­­ten Mentoirenwerkes gibt nun vorerst der Direktor des Bukarester „Progres, des Leibblattes des Ver­­storbenen, eine erste Darstellung über jenen vielbe­­­­sprochenen Kronrat in Sinaia, der bekanntlich über den Eintritt oder Nichteintritt Rumäniens in den Krieg bestimmen sollte. Der Autor, M. A. Kiriacescu, erklärt, daß diese Darstellung von Marghiloman her­­rühre. „König Karol," sagte Marghiloman, „hat mir die Ehre erwiesen, mich direkt zu einem Kronrat ein­­zuladen. Das war das erste Mal, daß der alte König vom gewohnten Weg abwich und sich mit einem Telegramm direkt an einen Politiker wandte. (Es war mir sofort klar, daß sich Dinge von einer unge­­heuren Schwere abspielen mußten und daß man be­­sonderen Wert auch auf meine Anwesenheit legte, umso mehr, als der Ministerpräsident mir telephonisch­­ mitteilte, daß auch Peter Carp und Theodor Ro­­selli und die Parteichefs mit je zwei ihrer politischen Freunde eingeladen worden seien.­ch reiste am Morgen des Kronrates von Bukarest­­ in Sinaia, und ich hatte dort vor dem Kronrat ein Zusammen­­treffen mit Peter C­ar­p, meinem früheren Chef, von dem mich zwar viele politische Fragen getrennt hatten, vor dessen Verehrung mich aber keine Art von Ungerechtigkeit hatte entreißen können. Ich sebte ihm auseinander, was jeder von uns auf dem Kron­­rat zu sagen haben würde, aber ich erinnere mich nur­­ einer Sache: Peter Carp war sehr erregt geworden und er war von mir fortgegangen, ohne mir die Hand zu reichen. Wir begaben uns in den Kronrat. Ich war vorher jedem Kontakt mit Fremden ausge­­wichen, denn es herrschte in diesem kleinen Sinaia, wo alle Welt fühlte, daß sich sehr große Dinge für die Zukunft Rumäniens entscheiden würden, eine große Erregung. „Theodore Rosetti,“ fuhr Marghiloman fort, „sprach als Aeltester im Kronrat zuerst. Er sagte, daß Rumänien weder seiner administrativen, noch seiner finanziellen Lage nach sich für einen Konflikt engagieren könnte, der zu einem Weltkonflikt wer­­den könnte. Rosetti gab uns so den einzigen Rat, uns ruhig zu verhalten und zu versuchen, unser

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