Banater Deutsche Zeitung, Juli 1925 (Jahrgang 7, nr. 144-170)

1925-07-22 / nr. 162

= - Seite 9 & vrt ne Te­rn] N Mittwoch, den 22. Jul 1925, m „w­er ED Die Nationalbank gegen das Abkommen der rumänischen Schuldner mit den amerikanischen Gläubigern­­ Geringe Dollarbestände Bukarest, 20. Juli. Zwischen den amerikanischen Gläubigern und den rumänischen Privatschuldnern­­ist bekanntlich, durch Vermittlung der Bukarester Handels- und Gewerbekammer ein Abkommen zu Stande gekommen, für dessen Ratifizierung sich­ der Kammerpräsident C­e­r <e 3 verbürgte.­­Wie nun „Argus“ erfährt, hat die Banca N3­ em die Gutheißung ihrerseits kategorisch­ abge­­ehnt.­­ Bei dem Abkommen wurde nämlich der mit den Gläubigern geschlossene Londoner Vertrag als Grundlage angenommen, laut dem die Banca Nationala sich verpflichtete, den Schuldnern das Pfund Sterling zum Kurs von 400 Lei zu überlassen, ihnen Zahlungsbegünstigungen einzuräumen und Die Prügelstrafe bei Kindern von Prof. Aurel Halarewicz In der Geschichte des allgemeinen Strafrechtes hat es Epochen gegeben, in denen die Rechtspflege grausamer Strafen bedurfte, um ihre eigene Schwäche zu verdecken. Folter, Verstümmelung, Bartonaden usiv. sind die carakteristischen Merkmale von Zeiten und Ländern, die durchaus nicht im Rufe guter Rechtspflege gestanden sind. Im Mittelalter hängte man jeden Dieb nur des­­halb, weil man nur jedes hundertsten habhaft wurde. Da man weder vorbeugen noch belehren konnte, suchte man durch grausame Strafen abzuschrecken, natürlich vergeblich. Die Strafe soll aber nicht nur abschieden und schüßen, sondern auch bessern, indem sie eine an­­gemessene Sühne für eine begangene Tat darstellt. Noch viel mehr gilt das für die Strafen in der Kinderstube. Wenn Eltern glauben, daß es ohne Prü­­gelstrafe nicht gehe, so beweisen sie damit, daß sie die übrigen Erziehungsmittel brachliegen lassen, weil sie zu bequem sind, sie zu handhaben, oder noch häufiger, weise sie von niemandem belehrt worden sind,sie zu ge­­brauchen. Alle " Strafmittel "der Einverstab„Hhäven“1ä auch nur dieselben Zwecke wie die gerichtlichen Stra­­fen, sie sollen schüßen und bessern. Die körperliche Züchtigung ist den kindlichen Versehen überhaupt un­­angemessen. Fehler, die sich aus der Unreife, der Kindlichkeit, der geringeren Hinsicht ergeben, verd­ie­­nen überhaupt keine Strafe, sondern Belehrung. Nur bei ganz kleinen Kindern, unter vier Jahren, die einem guten Worte noch nicht zugänglich­ sind, wird der schnelleren Wirkung halber ein kleiner Klapp hie und da gute Dienste tun, namentlich dann, wenn das Kind vor Selbstbeschädigung bewahrt werden soll. Später müssen durchaus andere Erziehungsmittel an­ sie vor den Valutaschwankungen zu schlagen. Im Londoner Vertrag aber hat die Banca Na­­tional" obige" Verpflichtungen amerikanischen Gläubigern gegenüber nicht übernommen. Das getroffene Abkommen wird­ durch diesen Umstand zwar nicht berührt, doch erschwert sich die Lage­ der rumänischen Schuldner durch die Stellung­­nahme der Banca Nationala insoweit, als sie den Dollar zum hohen Tageskurs kaufen müssen. Die Direktion der Banca Nationala­ motiviert ihr­ Verhalten mit der Erklärung, daß sie nicht über so große Dollarbes­tände verfüge, um dieselben unter dem Preis den rumänischen Privatschuldnern zur Verfügung zu stellen, gewandt werden. Damit soll keine­Swegs der allzu­­großen Nachsicht, Verzärtelung oder Schwäche das Wort geredet werden. Die prügelnden Eltern sind selten die Strengen und Zielbewußten, bei ihnen wechseln fast immer Zeiten völliger Gleichgültigkeit dem Kinde gegenüber mit solchen Schlagfertigkeiten ab.­­­­ Manchmal endigt die Prügelpädagogik tragisch, allein in noch erhöhtem Maße hat sie innere Tragös­­dien zur Folge, die mit einem vernichteten Menschen­­leben endigen. Die Vernichtung geht nicht rasch vor sich, sondern besteht in der unheilbaren Verwüstung einer Kinderseele. Die Angst, die dem so empfindlichen Gebilde der hinderlichen Gemüter unverlöschlich auf­­gedrückt wird, wirkt noch lähmend bis in spätere Jahre, die c­ und Demütigung knickt den Charakter in umso höherem Grade, in einem je krasse­­ren Verhältnis die Strafe zu der­­ kindlichen Unart steht. Ueberdies verbleibt dem Kind ein Gefühl der Verbitterung gegenüber den Eltern, die sein Idol sein sollen. Berechtigt sind Prügel fast niemals, denn es gibt wenig Fälle von kindlichen Vergehen, die ein so brutales Strafmittel rechtfertigen, noch weniger aber, bei denen Prügel Erfolg gehabt hätten. 1%?“ Warum schlagen­ also Erzieher und Eltern ihre Kinder doch?­ Sicherlich­,um­ in wenig Fällen aus bloßer Lust an der­ rohen Züchtigung. Leider kommt ja auch das vor, daß Eltern ihre Kinder aus bloßer übler Laune schlagen, oder aus noch schlimmern Ur­­sachen, die in den Abgründen der Seele verborgen lie­­gen. Solchen Eltern jedoch sollten eigentlich Staats wegen die Kinder abgenommen werden, von zu deren Erziehung sie nicht die erforderliche Eignung besigen. Aber die Geseßgebung erlaubt das nicht und greift nur ein, wenn die Sache kriminell wird. Der Staat kümmert sich ja auch nicht, wenn Kinder im Elternhaus verhungern, tuberkulös werten, sittlich entarten. Zum Glücen sind die wirklich schlechten Eltern in verschwindender Minderzahl. Es gibt jedoch Eltern, die, wohlmeinend und beflissen, dennoch in der körperlichen Züchtigung ein­ unerläßliches Erzie­­hungsmitel sehen. Es gibt ja leider sogar heute noch Leute, die, ohne gerade schlechte Menschen zu sein, für den Metternichschen Staatsabsolutismus schwärmen, weil sie sich noch immer einbilden, daß man auf die nur mit Gewaltmaßregen die Welt regieren­önne. « Das ist aber an Stelle der körperlichen Züchti­­gung zu sein? Das ist einfacher, als man glaubt. Jian muß dem Kinde, sobald es nur ein wenig der Logik zugänglich ist, seine Handlungsweise ruhig er­­klären, in strengstem­ Sinne auf Wiedergutmachung drängen und es die Konsequenzen tragen lassen. Diese in aller Ruhe. Je mehr man das Kind als erwach­­senes, verantwortungsvolles Wesen behandelt, desto mehr wird es ein solches sein wollen. Dazu gehört ja nichts anderes, als ein bißchen Selbstbeherrschung der Eltern; man prügelt sich ja auch sonst nicht mit jedem herum, der einen ärgert oder schädigt, so sehr man oft dazu Lust­ hätte; man­ haut ja auch sonst“ nicht jedem die noch so sehr verdiente „Watschen“ herunter, warum gerade vom wehrlosen Kinde, Zöglinge, Lehr­­buben? Wie soll denn das Kind ein rechter Mensch werden, wenn es bei seinen Erziehern, die in jeder Beziehung sein Vorbild sein sollen, eine solche Unbe­­herrschtheit sieht? Die Kinder sind zumeist sklavische Nachahmer ihrer Eltern. Sie sollen ihnen als be­­herrschte, selbsterzogene, gerechte, würdige, wenn auch strenge Erzieher erscheinen, nicht als ungerechte Prü­­gelprofosen. Die Menschen müßten sich auch heute noch an die vor siebenhundert Jahren von Walther von der Vo­­gelweide gedichteten schlichten Verse halten: Niemand kann mit Prügeln Kinderseelen zügeln. Dem, der tüchtig werden mag, Muß ein Wort sein wie ein Schlag. ' - * Achtung ! 3275n Achtung! Die schon seit­ über 3 Jahre in Bukarest, Strada General Berthelok 25 bestehende­­ PNF SE QA ii RE Arm­ie 4­56 Je Erste Spezial Kugellager Reparatur - Werkstätte Franz Peschl repariert nun auch in Temesvar, IV., Str. Gh.PopdeBäsesti9 (Eötvösgasse). Die Harfenspielerin Novelle von E. Korth E53 war ein herrlicher Sommerabend. Im Tier­­garten spielte die Kapelle. In einer hell erleuchteten Halle, die sich nach vorn weit öffnete, saßen die Mu­­siker und stimmten ihre Instrumente. Vor ihnen flimmerten elektrische Lampen zwischen leise schwan­­kenden Zweigen, und unter den Bäumen standen Tische und Stühle, die voller Menschen waren. Dann kam ein breiter, lichtdurchluteter Gang mit wogen­­den Spaziergängern, dahinter standen im Halbdun­­kel breite Kastanien über einem Rasenstü>, auf dem nichts. Versonnen schaute sie ins Leere, die Tulpen schliefen. Vorn an der Kapelle stand ein junges Mädchen an einen Baum gelehnt. Die Blätter flüsterten über ihr im Abendwinde, die Menschen an den Tischen neben ihr lachten und plauderten, sie aber hörte Wenn je­­mand wüßte, daß sie hier­ Abend für Abend vor der Halle stand und den Klängen lauschte, Die eine Welt von Schönheit und Herrlichkeit, aber auch von Schmerz und Traurigkeit in sich schlossen. Daß sie wie gebannt nach­ den Instrumenten schaute, aus denen diese Welt hervortönte, und daß sie keinen größeren Wunsch kannte als — Da traf ein weicher Klang ihr Ohr. Die Har­­fenistin rechts vorn, gerade vor ihr, hatte die Harfe angeschlagen. Der Dirigent stand am Pult nach rechts gewendet, wo die Harfenistin saß, und regierte mit dem Taktstoß leise und zart die Harfe. Luises Blik hing an den Fingern der Künstlerin. Eger Die Harfe schluchzte Wehmut. Ein sanftes Horn umschlang sie tröstend. Leiser wurde das Schluchzen, dringender sprach das Horn. Ein leises Weinen nur mehr entk­lang der Harfe, darüber schwebte die Stimme des Horns, bald leiser, bald stärker. Auch die Harfe fand­ jegt die ersten Worte, und der­ Geigen zartes Zittern legte sich heimlich scheu unter das Widerspiel. Bewegter, rascher fluteten die Worte. Tiefer wurde das Horn, es saugte in sich des Cellos tragender Ton -­ noch einer, schwächer,­­ als ob die Harfe starb.­­ Beifall brach los. Die weiße Gestalt am Baume aber regte sich nicht. Tränen füllen ihr Auge, aus solchen Saiten wieder zittern ja jede Sehn­­ihres jungen Herzens, mit ihr weinen, mit ihr ein, an Stelle jener Frau die Harfe spielen . Das Herz wurde ihr schwer, mit zuckenden Lip­­sie durch die schwapende, lachende Mancher Blick folgte vom schönen, traurigen Menge. Mad­­en. Ganz hinten, unter den alten­­ Kastanien, fern im ernsten Dunkel standen, da­ warf­ sie­ sich­ eine Bank, und Schluchzen erschütterte ihren­ Kör­­per. Und die alten Kastanien überfehh­mten breit und gütig das junge Menschenkind, das gleich ihnen ent­­flohen war dem grellen Licht. Nirgends, nirgends eine Möglichkeit, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Ihre Eltern konnten selber kaum leben von der kärglichen Pension und waren­­ angetrieben auf das karge Kontoristinnenge­­halt ihrer jüngsten Tochter. Woher sollten und Kosten der Ausbildung kommen?" da Zeit Nein, sie konnte nichts als Abend für Abend vor der Harfe stehen und den geliebten Tönen lauschen. So saß sie und durchquälte sich ihr junges Herz. Und dann kam es über sie, weich und lösend; es drückte ihr die Augen zu und glitt mit ihr in ein feines, glänzendes Zauberland. In lichtem Saale sah sie sich fiben, eine goldene Harfe in Und um sie waren Geigen und Hörner und der Hand Flöten, und alle dienten vor goldenen Harfe, und an dieser­­ saß sie selbst. Da wachte sie auf. Wo war sie? Alles dunkel im Garten? S­eine Lampe mehr? Wo war Da traf eine leise Stimme ihr Ohr. Fräulein, kann ich etwas für Sie tun?“ Sie sprang auf. Troß der Dunkelheit fie das ausdrucksvolle Gesicht des Dirigenten. „Ach nein, nein“, stammelte sie und trodnete Hastig­ die Augen. „Ic­h ich wußte nicht, daß es schon so spät war.“ „Ah“, lächelte es, „geträumt haben Sie? haben Sie geträumt, wenn ich fragen darf?“ „Oh, nicht, nichts­, entgegnete sie verwirrt. Er sah forschend in ihr Gesicht, nicht gerade von viel Glanz.“ Ja,­­ das Träumen! Es ist bisweilen schön! Und wovon „Mir scheint, Sie errötete und blickte zu Boden. Er fuhr fort: „Nur wenige sind Dazu bestimmt, ihr Leid allein zu tragen. Die meisten tun gut daran, ihr Herz einmal ordentlich auszuschütten. Und Daher möchte ich mir gestatten, Ihnen meine Begleitung anzubieten. Denn nach Hause müssen wir jehr wohl, wenn wir nicht eingeschlossen werden wollen." 63 lag in seinen­ Worten eine­ Herzlichkeit, die sie ergriff. ; "= ist zu gütig ==“ stammelte sie. Aber in­ ihr Herz fiel ein Funke von Hoffnung.­­Der berühmte Dirigent — vielleicht konnte er ihr helfen. Er zog sie fort. „Also kommen Sie nur mit.“ Fast eine halbe Stunde hatten sie bis zu Luisens Wohnung und Dr. Heynert ging mit, einen Umweg machte. 5 (Fortsehung folgt.) obwohl Als sie schieden, wußte die geheime Sehnsucht des Mädchens. Er hatte er um­­ ihr all die Schwierigkeiten geschildert, all das Elend, das vielleicht ihrer harrte. Aber Luise war weit entfernt, sich dadurch abschrecken zu lassen! Wie gern würde sie alles, alles auf sich nehmen! Beim Abschied sagte er ihr, sie solle am nächsten Tage zu ihm kommen, er wolle sehen, ob er etwas für sie u­mfönne.* 4548 Es pe — „eie | : pen eilte Saal? Wo sich aus ihrer Brust­ lassen | der Die goldene Harfe? Ein Stöhnen ! Oh, vie auf lichte rang TER „Mein erkannte | t er . c

Next