Banater Deutsche Zeitung, September 1925 (Jahrgang 7, nr. 196-220)

1925-09-15 / nr. 207

6, | Inland ganzjährig 720, halbjährig 360, vie, „Ich 60 Nei­­leitung im Temesvar 19 Lei * Angsland ganzjährig 7 . % ammer 3 Lei ; 7, Bahrgasg Volkspresse Schriftleitung und Berwallung: Temesvar, Stadt, Deutsches Haus Fernsprecher Nr. 14-18­0 2 Erscheint täelch 3 Uhr nachmittens Timisoaxa. „5var, Dienskag, den 15. September 1925 | No. 207 ER .­­“ N­n -Verkehrsminister Baitoianu hat abgedankt? Unstimmigkeiten in der­ Regierung — Beginnender Präfektenaustausch — Sie waren „wahlunfähig‘‘ Bukarest, 13. September, — „Romaria“ mel­­det : Gestern früh fiel wie eine Bombe die Nachricht von der Demissionierung des Verkehrs­ministers Ge­­neral Vaitoianu in das liberale Parteilager. Ist der Verkehrsminister auch noch so unzufrieden mit dem Ministerpräsidenten­­ Bratianu und besonders mit seinen Mitarbeitern, so wurde dennoch in Regie­­rungskreisen von Vaitoianu keine so kategorische Geste, erwartet. Der Verkehrsminister hat auch ein ausführliches Abdankungsschreiben verfaßt, das er vom König überreichen ließ.­­ Aus sicherer­ Quelle wird mitgeteilt, daß die Demissionierung amtlich nur nach der Rückkehr des Ministerpräsidenten veröffentlicht wird. Zu dieser Gelegenheit wird nicht nur die Abdankung des Ver­­kehrsministers, sondern auch die Regierungssituation überprüft werden.­­ Die polnische Kohle als­ Abdankungsursache. Betreffs "der Ursachen, die den Verkehrsminister zu diesem Schritt drängten, wird­ gesagt, sie stehen in­­ Verbindung „mit der Kohlenfrage, insbesondere mit "KG politischen“ Kohle, deren Einfuhr­ vor ku . + schwert worden ist. : Bukarest, 13. September. — Die Blätter der Die Vorbereituungsarbeiten zum Pröfekten­­austausch­­ sind in vollem Zuge. Nicht so sehr die Sorge um die­­ Gemeindeverwaltungen als vielmehr die Absicht, sich an den Präfekten, die sich bei den lezten Wahlen als „wahlunfähig“ erwiesen, zu rächen, ist der Grund. Eine ganze Reihe von Präfekten aus allen Teilen des Landes soll ausgetauscht werden. Schonung wird nur im alten Reiche walten, weil dort die Präfekten zumeist sehr stark mit den Mitgliedern der Regie­­rung verwoben sind, und in Siebenbürgen, weil hier die liberale Partei über keinen Ersaß verfügt. Hinge­­gen werden in der Bukowina, in Bessarabien und in der Dobrudscha­­ j für die meisten Komitate neue Präfekten ernannt. Bezüglich Siebenbürgens besteht der Plan, nur die Präfekten der Grenzkomitate auszutauschen, im alten Reich aber werden diejenigen Präfekten aus der Regierungsgnade entlassen, die keine ernsten Stützen unter den Ministern haben. In der Bukowina sollen von 11 Präfekten 6 ausgetauscht werden. In Bessarabien­ bekommen alle Komitate, in denen die Regierung bei den Wah­­len unterlegen ist, neue Präfekten. Ausnahme bilden bloß zwei „geschlagene“ Präfekten, die Günstlinge der­ Minister Marzescu und Tatarescu sind.­­" „Zu der Dobrudscha wird­ keiner der Präfekt von Konstanta, der Pe­­beg der liberalen Partei ist, muß gehen. Unter den Präfekten, die aufgefordert wurden,­­abzudanken, befindet sich auch der Präfekt des Arader Komitates. Da einige unter den Entlassenen von einflußrei­­fen Abgeordneten unterstüßt werden, so ist es nicht ausgeschlossen, daß heftige innere Parteikämpfe ent­­brennet werden. Der „Grabgesang“ des General Averescu Bukarest, 13. September. — General Ave­­rescu ließ in der „Indreptarea“, die das amtliche Blatt der Völköspartei ist, eine Erklärung veröffent­­lichen. Der Pakt, den die Provinzorganisationen sei­­ner Partei anläßlich der Landwirtschaftskammerwah­­len geschlossen­ haben, ist seiner Meinung nach der irr­­tümlichen Auslegung der von­ der Parteizentrale er­­lassenen Instruktionen zuzuschreiben. Zwischen der Volkspartei und den Liberalen besteht nur eine stille, durch das politische Gewissen vorgeschriebene Verbin­­dung, die zwischen der Partei, welche sich von der Spite des Landes entfernt und jener, die ihr folgt, üblich ist. Sierung muß gehen. Die ; Sonst war er immer gegen die Liberalen. Die­se­­vereinigte Opposition ist fähig, die Regierung zu stürzen, ist aber nicht regierungsreif. Das englische Beispiel beweist es, daß den inneren Frieden eines Landes nur eine Parteiregierung, die der Volkspartei, zu sichern vermag. ZUBER: 1 Bukarest, 13. September. — „Romania“ be­­faßt sich eingehend mit der Erklärung, mit dem „Selbstinterview“ Averescus und nennt es seine Grabaufschrift. „Neamus Romanesc" schreibt unter dem Titel: über „Lächerliche Bemühungen, eines „Parteichefs“ aus Eigendünkel stammende Unwissenheit.“ „Univer­­sul“ weist auf die Widersprüche Averescus hin. Zuerst sagt er, daß das Wahlbündnis mit den Liberalen in Interesse des Landes geschlossen wurde. Dann wieder, daß­ die Averescaner darum eine Niederlage erlitten, weil ihr Verbündeter seitens des Landes einer ge­­rechtfertigten Antipathie teilhaftig ist.­­ Opposition berichten : . . Meg 2­20...0088 digt.. Selbst... diesen Gegenstand : „Die Macht WaR bien Been Hehn Feuilleton Vorsehung Eine türkisch-persische Anekdote. Von Fatihet el Uyun 68 lebten einst in Beirut zwei Brüder, Söhne eines wohlhabenden Kaufmannes. Und es begab sich ferner, daß der Vater dieser beiden das Zeitliche seg­­nete und ihnen ein Barvermögen von vierzigtausend­e Dinaren hinterließ. Wir­ es nun bei Erbschaften so zu gehen pflegt, erhob sich ein heftiger Zwist unter den zwei Brü­­dern, denn sie konnten in der Teilung des Vermögens nicht einig werden. Der ältere behauptete, daß ihm kraft seines Vorrangs zwei Drittel des Geldes ge­­bühren, während der jüngere dawiderhielt, daß er allein das Geschäft des Vaters geführt und zu ge­­deihlichem Fortschritt gebracht habe und ihm daher zumindest die Hälfte der Hinterlassenschaft zukomme. Da die Brüder in diesem Streit zu keinem vernünf­­tigen Abkommen gelangen konnten, beschlossen sie, von Kadi Osman el-Makkar, das heißt „der Geb­e­­vene“, aufzusuchen und ihm ihre Angelegenheit vor­­zutragen. Wie gesagt, so getan. Die streitenden Erben er­­schienenss eines Tages vor dem Kadi und­ begannen ihm ihr Anliegen auseinanderzufegen. Der jlüge O23­ man el-Makkar hörte den beiden augenzwinkernd zu und schmauchte dabei aus einer gewaltigen Wasser­­pfeife. Als die Brüder geendet hatten und den Rich­­ter erwartungsvoll betrachteten, schloß dieser in tie­­fer Ueberlegung die Augen und verharrte einige Mi­­nuten in tiefstem Schweigen. Nach dieser weihevollen Pause tat der Kadi den­­ Mund auf und sprach : „Bevor ich eine endgültige Entscheidung in dieser Sache treffen kann, muß ich mit jedem von euch beiden unter vier Auger sprechen.“ Osman wandte sich an den jüngeren Bruder und sagte zu ihm : „Bleibe du einstweilen bei mir, dein älterer Bruder möge draußen warten.“ Es geschah nach des Kadis Geheiß. Als der Richter mit dem jüngeren Bruder, Ah­­med geheißen, allein war, stellte er folgende Frage an diesen : „Was hältst du von deinem Bruder, o Sohn des Wohlergehens 2“ : „So achte und liebe ihn, wo Richter, wie es mit dem Stammältesten gegenüber zukommt. Und ich ver­­lange auch nichts Ungebührliches. Aber mein Herz ist schwer, wenn ich daran denke, daß mein Bruder Ali das Gold mit allzu leuchtenden Augen betrachtet.“ „Ich höre deine Worte,­­o junges Reis, und werde sie erwägen.“ Und hiemit bedeutete der Richter Ahmed, er möge nun den anderen Bruder hereinsen­­den, selbst aber draußen warten. Als Ali eintrat, wandte sich Osman el-Makkar mit listig blinzelnden Augen an ihn und fragte : „Wie viel wirft der Obstbaum Früchte in mei­­nem Garten, wenn ich ihn ganz auf deinen Boden verpflanze ? Ali verstand des Kadi verblümtes Angebot und antwortete mit dem Anstand des gewandten Spiß­­buben. :­­ „E35 möge der vierzigste Teil meiner Meder bei dir gesät werden.“ „Nicht also, o Sohn der Glückseligkeit. Gott öffne die Pforten des Gewinnes.“ Ali steigerte die Bestechungssumme also auf den zwanzigsten Teil des V­ermögens, und so wurden die beiden handelseins. Osman el-Makkar rief­ Ahmed wieder ins Zimmer und setze sich umständlich eine große Brille auf. „Wir wollen nun zur Entscheidung kommen, ihr Früchte eines Stammes,“ sagte er und strich sich den grauen Bart. „Wolfet ihr, daß ich euer Vermögen teile nach Gottes oder­ nach der Menschen Ratschluß. Die beiden Brüder riefen einstimmig : „Wer kann gerechter teilen als Gott 2“. „Wohl denn,“ erwiderte Os­man el-Makkar. Du, o Ali, erhältst 39.000 Dinare und du, o Ahmet, ein volles Tausend.“­­ „Wehe mir,“ rief Ahmed. „Was ist dies für eine Teilung .“ Osman el-Makkar schmunzelte überlegen. „Hättet ihr von mir verlangt, ich solle nach Men­­schenart entscheiden, so hätte­ ich das Vermögen in zwei Hälften gesondert. Ihr aber fordert eine Tei­­lung nach Gottes Ratschluß. Allah aber wendet die Glückgüter dem einen im Uebermaße, dem andern fürglich zu, ohne darüber Rede stehen zu müssen. Nechtet also nicht über meinen Beschluß, von ihr habt nach dem Gutdünken der Vorsehung erhalten.“ Ahmed entgegnete heftig­­ : „O Richter, wie kannst du es wagen, im Namen Allahs eine so ungerechte Entscheidung zu treffen? Du spielst mit dem Namen der Vorsehung und ahnst nicht, daß du mit diesem Werke Allah gelästert hast." Osman el-Makkar sah Ahmed nachsichtig an und erwiderte : "„Lunger Mensch, aus dir spricht der Zorn und die enttäuschte Geldgier. Lerne dich bescheiden und deufe daran, daß der wahre Muslim des Glaubens ist, daß alles, was ihm widerfährt, im Buche steht. Wenn ich also im Namn Allahs teilte, so tat ich, wie ich mußte, ich war ein Werkzeug der Vorsehung, und mein Werk war keine Lästerung der höheren Mächte. Hafa el Kisme! Das Schicksal hat es gewollt !" Wohl oder übel mußte sich Ahmed der schlauen Redekunst des Richters fügen und traurig eilte er seinem­ Hause zu. Auf dem Heimwege begegnete ihm Helane, eine junge Christin aus seinem Bekannten­­„Freise. Ahmed, der ihrer nicht achtete, wollte eben ge­­senkten Hauptes an dem Mädchen vorübergehen, als diese ihn ansprach :­­ „Was hastet dein Blick so finster auf dem Wege, wo Ahmed 2?“ Ahmed sah auf, "grüßte Die Jungfrau Flüchtig

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