Banater Deutsche Zeitung, Januar 1926 (Jahrgang 8, nr. 1-25)

1926-01-14 / nr. 10

Zen 3 Pr * Pa. * 7 : die 2/4. 48 - Preis 4 Lei „Scutit de taxa post,“ art. 8 din 1. dela 19 Martie 1904 x Bi / 8. Jahrgang Tit. Muzeul ASociatiunea er Sibin Bezugspreis: Inland ganzjährig 846 Dei, halbjähri­gstellung in Arolsen­ig “eic und zonafisch 78 Lei — Ausland "ganzjährig 7 = Lei, vierfeljährig Fe Lei 4- NEE oller. — Einzelpreis: Achteilig 4 Rat, zwölfseitig S für das Lei" Timisoara-Temesvor, Donnerstag, Schriftleitung und Verwellung: Temessar, Gradl, Deutsches Haus Salerafenaufstchme in der V­erwellung und bei Fernsprecher Re. 1418 — Griheim­ Iäeliı em Aum­onzen- Wire Uhr neämilis«s "den 14. Jänner 1926 Nr. 10 Vor einer Lösung der deutschen Regierungskrise Reichspräsident Hindenburg wird Donnerstag die Entscheidung treffen — . Wahrscheinlich wird wieder Dr. Luther betraut Berlin 12. Jänner. Bei dem Empfange der Vor­­­­sizenden der­ demokratischen und der Zentrumsfrak­­tion, der Abgeordneten Koch und Fehrenbach, die heute nachmittag stattfand, erklärte Reichspräsi­­dent u Hindenburg, daß er angesichts­­ der Ent­­schließungen des Zentrums und der­­ Leinokratischen Partei es für notwendig halte, ‚noch einmal den ersuch zu machen, im Reichstage eine stabile Mehr­­­heit'in der Form der axofßen Koalition zu schaffen. “Er richtete an die beiden Fraktionsvorfigenden das Ersuchen, bald Klarheit darüber zu schaffen, ob mit dem Zustandekommen der großen Koalition vor allem mit der Beteiligung der Sozialdemokraten zu rechnen sei oder nicht. Diesem Ersuchen fü­gte der Reichspräsi­­dent die Erklärung hinzu, daß die Neubildung der „Reichsregierung nicht mehr lange hinausgeschoren “werden könne. Die Entscheidung darü­ber, ob die­­ große Koalition zu Stande komme oder nicht, müsse bis spätestens Donnerstag fallen. Der Reichspräsi­­­dent erbat sich bis zu diesem Zeitpunkte „teilung der Abgeordneten Fehrenbach den Erfolg ihrer Bemühungen. Für den Fall des Scheiterns“ der Verhandlungen über die große Koalition kündigte der Reichspräsident für Donners­­­tag eine Innitiative seinerseits an. Diese Ankündigung wurde dahin verstanden, daß in diesem Falle am Donnerstag die Betrauung Doktor Luthers­ mit der Kabinettsbildung erfolgen wird. In parlamentarischen Kreisen rechnet man mit dem abermaligen Scheitern der Verhandlungen und der Betrauung Dr. as 05 durch Den Reichspräsi­­denten­ . Dr. Luther­ aber wird bei seinen Be­­m­ühungen, ein­ Kabinett auf der parlamentarischen Basis einer Koalition der Mittelparteien zu bilden, auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen, vor allem auf die Forderung des Zentrums und der Demokraten, daß auch ein Minderheitskabinett aus Pa­tlamen­­tarierm bestehe. Bei der Besprechung machte der Reichspräsident einen durchaus frischen Eindruck und dementierte da­­mit alle Gerüchte über eine schwere Erkrankung, die­­ Sonntag oder heute noch verbreitet waren. l­ Br 34 DES: 0787 a“ . RR vl a TRATEN NEE sh ERBE ER ae eine Mit­­und Koch über - : - "Sas Parlament wird erst « >. Welche Belegentwürfe werden verhandelt? — Unte­ r Bukarest, 12. Jänner. Die Wiedereröffnung des­ Parlamentes wird nicht am 18., sondern erst am 20. Jänner erfolgen. Wie Negierungstreffe versichern, wird dasselbe bis Ende März beisammen bleiben. Von den in dieser letzten Session gelangenten Gelegentwürfen Kultusgeset und die Wahlreform gerer Debatten bilden­ zur Beratung werden Das Alkoholgesetz, das Gesetz über die Regelung der Dienstverhältnisse, das Genossenschaftsgesetz, das Man glaubt daher, daß die Regierung sich schon aus Zeitmangel wird entschließen, müssen, eine ganze Anzahl von Gei­tentwürfen zweitrangiger Bedeu­­tung, die sie noch in dieser Session durchbringen wollte, zurückzuziehen. Bukarest, 12. Jänner. Der heutige Minister­­rat beschloß über Antrag Tatarescus, den durch die Ueberschwenkungen in Siebenbürgen und dem Banate geschädigten Gemeinden ausgiebige Unter­­stüßungen zukommen zu lassen. Die Nationalbank wird zu diesem Zwecke größere Kredite zur Verfügung stellen. Gegenstand : län­­ ar SE­T R =:­­ 55 Ein <2> * 3 da | di.­­ r übersch 24/8 eee - ei Eiger Massenverhaftungen in Sowjetrußland Moskau, 12. Jänner. Nach den vor einigen Tagen vorgenommenen Massenverhaftungen in der Ukraine, die mit der Aufhebung einer monarchistischen Verschwörung erklärt wurden, sind jetzt noch zahlreiche Verhaftungen — man spricht von 150 in den Städten des Kaukasus, Tiflis, „Batum und Jekaterinodar “ vorgenommen worden. Auch hier ist der Grund“ die Bildung von monarchistischen Zentralen, denen in Batum angeblich höhere Kommandan­­ten der Roten Armee angehört haben sollen, . Im Eis eingetchoffen Die Rettungsaktion für die deutschen Dampfer Stettin, 12. Jänner. Nach einem drahtlosen Tele­­gramm des Dampfers „Laura Kunstmann“, der im Fin­­­nischen Meerbusen im Eis eingeschlossen ist, lag das Schiff heute, morgen östlich der Insel Hogland. Das Eis steht. Die nördlichen Winde haben abgenommen. Proviant scheint noch für einige Tage vorhanden zu sein. In sichtbarer Nähe befinden sich noch anscheinend zwölf deutsche Dampfer. ee wn DETE pe He 12. Jänner. Es­ wurden neuerliche Versuche gemacht, den im Eis des finnischen Meerbusens blodierten Schiffen auf dem Luftwege Nahrungsmittel zu­­zuführen. Zwei Flugmaschinen, die dreihundert Dosen Fleischkonserven und Brot an Bord hatten, haben die Flotte von Wiborg aus erreicht. Sie stellten fest, daß im ganzen dreißig Dampfer im Eis eingeschlossen sind. Der russische Eisbrecher „Lenin“ und z­­ei weitere Eisbrecher, die sich bei der Flotte befinden, versuchten, wie beobachtet wurde, einen Weg nach der Südspitze der Hoglandinsel zu bahnen. In ihrem Kielwasser folgten fünfzehn Schiffe. Die Flugzeuge haben ihre Vorräte in der Nähe von zwölf wei­­teren Dampfern abgeworfen, die noch immer vom Gis ein­­geschlossen sind. Der neue Mond Vom­ Emmerich Prettenhofer Vollmondschein flimmerte über der unendlichen Grabsteppe. In der Ferne donnerte ein mächtiger Fall des Amazonenstromes, der brasilianische Auerhahn Mutum ließ von Zeit zu Zeit seinen tiefen, eintönigen Ruf hören. Jonathan Smith aus New Orleans stand vor einer seiner zahllosen Facenden mit der fünfzehn­­jährigen Tochter eines seiner halbindianischen­ Vieh­­hirten. Er zeigte ihr durch das Fernrohr den Ruß im Monde. „Ich werde nie einen Mann küssen. Aber daß dein Zauberglas mich armes Hirtenmädchen hinaufhebt in das Reich der Sterne, was läßt mein Herz vor Sehn­­sucht zittern wie beim Schlag der Drossel.“ Da küßte sie der doppelt so alte Mann im Lichte des Mondes. Er war durch überraschende Ergiebigkeit seiner ererbten Silberminen und Diamantgruben der reichste Mann Amerikas, somit der Erde, geworden. Das "Feuer ihres dunkeln Auges, die Biegsamkeit ihrer Gestalt, der Purpur ihrer Lippen, der helle Bronze­­ton ihrer Haut, die unbewußte Anmut ihres Wesens nahmen ihn so sehr gefangen, daß er sie im vornehm­­sten Kloster Rios als seine künftige Gattin erziehen ließ. Dort wurden ihr binnen Jahresfrist die Künste des Lesens, Briefschreibens, Gabelgebrauches und Tanzens beigebracht. Rechnen und Nähen war für die künftige Milliardärin unnötig, Abschleudern zierlicher Halbmonde von ihren Rosennägeln, Maniküren und Fächerspiel lernte sie von selbst — nur heimlich ver­­gnügte sie sich mit Ungezogenheiten. Jonathan besaß und genoß nun alles, was das Leben ziert, auch die schönste, feurigste, hingebendste Frau. Daß ihr Ge­­burtstag auf das Fest Mariä Gmpfängnis fiel, war sie voir den Gitern Goncepeton' genannt worden. Ste machte ihrem Namen Ehre, hatte in sechs Ehejahren je ein Kind geboren und versprach, damit bis zur Silberhochzeit fortzufahren. Sie hatte sich bald ihrer gesellschaftlichen Stellung inmitten der obersten Fünf­­hundert der Erde so angepaßt, als ob sie in der fünf­­ten Avenue Newy Hyorks geboren wäre, eine Entz­i>­­fung war aber ihrer Hirtenseele versagt geblieben. Sie wußte passiv zu flirten und aktiv zu modifieren, im übrigen hatte sie keinen Geist nötig, um als geist­­reich gerühmt zu werden. Es genügte, daß sie ihren Gästen zuhörte, in Gesprächspausen ihnen unter halbgesenzten, langen Wimpern einen Bli> zuwarf, der Verständnis vortäuschte, und ein bezauberndes Lächeln um den feingeschwungenen Mund spielen ließ. Das übrige zum Ruhme ihrer Anpassung be­­sorgte der französische Koch für die glänzende­ Gesell­­schaft, in der man alle Kunst­größen Europas singen hören und seine Diplomaten schweigen sehen konnte. Jonathan war stolz auf seine Kreation und küßte Concepcion vor allen Gästen; sie aber wünschte sich weit weg von ihnen, mit dem bewunderten Gatten allein auf dem Monde zu wandeln, der ihr seit jenem ersten Kuß als Stätte ungestörter Liebesseligkeit er­­schien.­­ Heute war wieder großer Empfang. Jonathan stand auf dem Gipfel seines Glückes. Eben war ihm die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten angetra­­gen worden. Er fühlte sich als ungekrönter König. Heute sollte zum erstenmal ein Glied eines He­rrscher­­hauses, Großfürst Paul, sein Gast sein. Eine Indiane­­rin hatte ihm gestern aus den Linien seiner Hand geweissagt: „Ueber die Grenzen der Erde reicht Deine Macht. Du wirst dein Land als neuen Stern zum Himmel heben um deines Weibes willen.“ . Unterbrifte Erregung summte in dem halb­­lauten Stimmengewirr der internationalen Gesell­­schaft, man erzählte von den zahlreichen Abenteuern des unwiderstehlichen Großfürsten. Nur mit zerstreu­­ter Höflichkeit hörte man dem berühmten Gäste zu, dem Astronomen von­ Cambridge George H. Darwin, dem Sohne des noch berühmteren Biologen Charles Darwin, als er angesichts des herrlichen Vollmondes, der hre­­pigen Inselberge des Golfes von Rio de Janeiro und weit hinaus das Meer verklärte, do­­zierte: . „Vor 60 Millionen Jahren hat sich dieser Mond infolge der Fliehkraft der rotierenden Erde von die­­ser losgerissen. Der Große Ozean rollt jett zehn Kilo­meter tief seine Wogen über diefer Wunde der damals schon fast ausgebildeten Erdrinde.“ Conception, der jeder EntwicklungsJzerankfe un­­faßbar war, scherzte ungläubig: „Schade, daß ich da­mals nicht dort war, den Krach hätte ich hören wollen.“ Jonathan fühlte sich schon als Präsident und Diplomat: „Eine glatte Lösung für alle Grenzstreitig­­keiten und Einwandererfragen der Mondrepublik.“ Darwins Reisebegleiter O. Kars war natürlich anderer Ansicht und behauptete, da er den ung um­­treifenden Mond nicht ableugnen konnte, dessen Vor­­gänger sei auf die Erde abgestürzt, Australien sei der aus dem Meere ragende Teil dieses einstigen Mon­­des. Der österreichische Ingenieur Hans Hörbiger, der Jonathans großartige Kühlanlagen in Rio einrich­­tete, entwickelte demgegenüber seine Welteistheorie: Der jetzige Mond, den eine 200 Kilometer tiefe Eis­­schichte bedecte, sei einst ein selbständiger Planet ger­wesen, bis er, in den Anziehungsbereich der Erde 36 langt, deren Trabant wurde. Er rückte ihr fest in­­

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