Banater Deutsche Zeitung, Juli 1926 (Jahrgang 8, nr. 144-170)
1926-07-01 / nr. 144
- - “ | N 9055 Preis 4 Lei R eee Woalinb geaujährig 8439 Det, Gaibiährig 435 Veh, sierleniäärig er Ba Rhediehang und Berpı ; Tomal WdE, Da Hehe Sr Ee WR Reine En Ben allange ba Padauz Annovzen-Birs GENRE IA Ze. 14-18 — Tesehoimi FOG 1 Arua miliagn Besuagrits: Busient geuziährie 3. Jahrgang Nu more 76 Det 7 Suflelang is Kewesaar 18 Dal msratlich gi Dagszayzeis FRI das — Ginzelpereist UhHffeilig 4 Dat, zwBisteig 9 243 Safer Timiloara-Temesser, Sonnersiag, X den 1. Juli 1926 - Me, 144 45666 REED EEE EEE ERBE LEE ZELLE. : , Konstituierung der deutschen Parlamentspartei Der erste Erfolg der Banater Parlamentarier bezüglich der Sperrstunde —Arg. Codreanu gegen Sipungen am Feiertag — Dr. Lupys Wortgefecht — Bintilas Sieg in der Emissionsfrage ? Bukarest, 29. Juni. Die Deutsche Parlamentspartei hielt heute ihre konstituierende Sitzung ab, in welcher die Parteileitung gewählt wurde. Zum Voreigenden wurde Dr. Hans Otto Roth, zum stellvertretenden Borsikenden Dr. Franz Kräuter, zum Sekretär Dr. Hans Hedrig wiedergewählt. Das Amt des Protofellführers wurde dem Abgeordneten Hans Beller übertragen. Aufhebung der neuen Sperrstume am 15. Juli „Die vom Arbeitsminister vor kurzem erlasfente neue Sperrstundenverordnung rief im ganzen Lande «< allgeireitig Unzufriedenheit +46 un j Emüflen gerade in die Hinausfmiedung pei ® rnyajısıperie e der freien Abendzeit weggenommen wurde. Aus vielen Gründen wurden überall Aktionen eingeleitet, die die Abänderung der neuen Sperrstundenverordnung verfolgen. Wie bekannt, spielte das Banat bei diesem Rückschlag die führende Rolle. Die Temesvarer Handelslammer und der Kaufmännische Verein, waren von den Berufsvertretungen der Kaufmannschaft die ersten, die sich gegen die nachteilige Sperrstundenverordnung in Bewegung rebten. Wir berichteten damals, daß sich die Temesvarer Handelskammer in einer Denkschrift an das Arbeitsministerium wandte und darauf hinwies, daß die Regelung der Sperrstunden ohne Befragung der interessierten Kreise nicht erfolgen darf. Diese Aktion der Handelsfemmer wurde nun von den neuen Parlamentsvertretern des Banats, vorzüglich von den deutschen Parlamentsvertretern Franz Blassovica und Hans Beller, dem vollen Erfolge zugeführt. Die Banater Senatoren und Abgeordneten Domprobst Franz Blaskovica, Hans Beller, Dr. Julius Tornoya, Dr. Gheorghe Jova und Apateanu lenkten die Aufmerksamkeit des Arbeitsministers auf die besonderen Verhältnisse des Handels in Banat, die eine von der jetzigen verschiedene Regelung der Sperrstunden verlangen. Die Intervention war von Erfolg begleitet. Wie uns aus Bukarest telegraphiert wird, lamentariern, daß er Die Sperrstunden abändern wird und zwar in vem Verussvertretungen der Bana fmannschaft “bei sagen haben. Der Nerders, DIE Henberenger MID ier.‘ a. in der Sperrstundenverordnng vom 15. Juli an gültig sein werden. Die Kammersitzung Bufareit, 29. Juni. In der heutigen Vormittags figung der Kammer wurde die Debatte über die Validierung der Mandate fortgesebt. Zu Beginn protestierte Zelea-Codreanuu im Namen der <ristlichen Liga dagegen, daß das Parlament heute an einem <ristlichen Feiertage Sigungen abhalte, anstatt daß die Abgeordneten ihren religiösen Pflichten nachkommen. Ein derartiges Verhalten atme den Geist der Freimaurerei. Er verlangte, da die Sihung Wenigstens unterbrochen werde, damit die Abgeordneten den Gottesdienst besuchen können. Präsident Meißner erklärt, man könne Gott überall und zu jeder Zeit dienen. Zelea Codreanu erwidert: „Auf diesem Standpunkte stehen auch die Adventisten.“ Der Antrag Zelea-Codreanus wird mit Stimmenmehrheit zurückgewiesen, worauf die Abgeordneten der christlichen Liga zum Zeichen des Protestes den Saal verlassen und sich korporativ in die Kirche begeben: === Die Kammern seht sodann die Debatte über Die Wahlen in den einzelnen Bezirken fort. Es kommt zur wiederholten Malen zu Heftigen Zusammenstößen zwischen der Mehrheit und Opposition, insbesondere bei der Erörterung der Fogarascher Wahlen. Auf einen Zwischenruf Dr. Lupu ein Abgeordneter der Regierungspartei? sagt diesem „Scheinbar kommen Sie gerade aus dem Wirtshaus Dr. Lupu erwidert ihm mit einer bekannten Verwünschung, die keine Drucschwärze verträgt. G3 entstand ein ungeheurer Skandal. Die Abgeordneten der Mehrheit wollen sich auf Lupu stürzen, den seine Parteifreunde schoßend umgeben. Nachdem die Ruhe mit harter Mühe hergestellt wurde, fordert der Präsident Dr. Lupu auf, seine Heußerungen zurückzunehmen. Dieser erklärt, dies nur dann tun zu wollen, wenn zuerst der Beleidiger sein Bedauern über das provozierende Benehmen ausspricht. Nach kurzer Debatte nehmen schließlich beide Streitenden ihre Beleidigungen zurück. Die Debatte selbst bot schließlich keine bemerkenswerten Momente. Keine Erhöhung des Banknoten: Nager Ailaufs Bukarest, 29. Juni. Laut „Adeverul“ ist die Re gierung von der insbesondere durch Garvorlid befürworteten Idee der Vermehrung des Banknotenumlaufes , abgenommen. Offiziell aus dem Grunde, weil die Mehrzahl ver hervor. Die neue Einteilung der Geschäftsstunden ist heute sowohl ..angestellte für die an ilig. Der Kundenkreis wird fa.“ 1 HOI ot. " =. 4177 + DIE" wie auch für die Handels- S wugisperrt UE nt Swan. 07 ” . Der Statistiker Skizze von F. Schrönghamer-Heimdal endlich hatten wir den alten Amtsrat so weit, daß er uns die Geschichte seiner Statistik zum Besten gab. Nur am Stammtisch, in vorgerückter Stunde konnt es es uns gelingen, ihm einen getreuen Sacebericht über den tatsächlichen Vorfall abzubetteln, der schon sagenhaft — wie alles aus der guten, alten Zeit vor dem Kriege — in den Köpfen spukte und die Wachmuskeln erregte. „Weil S' mir halt gar feine Ruh lassen.“ besgann der Ute, „will ich von Herren die Geschichte erzählen, wie sie wirklich war. Das ist Damals gewesen, wie in jedes Amt eine Statistik hat hermoffen. Ich sag' Ihnen, meine Herren, das war die reinste Staatsepidemie mit den Statistiken. Und was ist dabei herausgekommen? Nichts, gar nichts. Alle Statistiken waren falsch, wie sie's heute noch sind. Natürlich haben diese Statistiken im Nebenamt geführt werden müssen. War war eine Plag', meine erren! ' Unser Amtsvorstand = ich weiß's no wie heut'= überträgt das Ehrenamt der Statistik natürlich mir! Allch, denk' ich mir, schon wieder eine Arbeit und keine Zahlung dafür! Ic hab’ nämlich ohnedies schon mein Ressort gehabt als Oberinspektor, wie der Titel damals gelautet hat, und hab’ meine Bürozeit redlich abgesessen. Denn wissen S', wir haben damals bei Amt auch dreizehn Zeitungen lesen müssen. Dreizehn Beamte und dreizehn Zeitungen. Jeder hat eine andere bestellt und die haben wir gegenseitig ausgetauscht.. Sie, meine Herren, das will was heißen, alle Tag', die Gott gibt, dreizehn Zeitungen durchfinseln, von A bis 3, von hint’ un vorn, ober dem Strich und unter dem Strich. Und zu jener Zeitung eine Virginier ; . . . Dreizehn Zeitungen, dreizehn Virginier, und jeht auch noch die Statistik, noch dazu ehrenamtlich. Eines Tages kommen von der Regierung hundert grüngebundene Foliobände mit gutving Drei Zentner Gewicht ohne Kiste natürlich. Der Amtsdiener packt die Kiste gleich aus und stellt die hundert grünen Bände schön der Reihe nach ins Gestell — in meinem Büro natürlich. Der Herr Amtsvorstand -- Gott hab' ihn selig == behändigt mir die Vollzugsbestimmungen= also gewissermaßen die Gebrauchsanweisung, die ich natürlich ungelesen zu den Akten lege. Denn wie komm' ich als etatmäßiger Oberinspektor dazu, etwas zu lesen, wofür ich nicht bezahlt werde? "Wo wir ohnedies jeden Tag dreizehn Zeitungen zum Lesen hatten. Und die waren vielleicht interessanter wie die statistischen Vollzugsbestimmungen... Im Urlaub einmal, denk' ich mir, kannst Dir Dieses VBaragraphengewimmel zu Gemüte führen. Denn im Urlaub hab’ ich mehr Zeit, weil ich da bloß eine Zeitung zum Lesen hab’, nämlich die meine selber. Ich leg' also die Vollzugsbestimmungen zu den Akten und denke weiter nicht mehr daran. Eines schönen Tages aber fällt mir ein: Halloh, für die Führung der Statistik könntest du eigentlich eine Zulage herausschinven. „ Ich mache also ein säuberliches Gesuch, der Herr Amtsvorstand begutachtete, und die Regierung genehmigt mir daraufhin hundert Mark Monatszulage. Sie, meine Herren, das war fein damals noch ein Geld!a ee Wie die Zulage gelaufen ist, Hab’ ich doch mit der Statistik angefangen. Das heißt, ich hab alle Wochen einen Band numeriert und die Seitenzahlen eingetragen. : 8 Weil das Jahr 52 Wochen hat, hab’ ich zum Numerieren der hundert Bände nicht ganz zwei Jahre gebraucht. : . Inzwischen hab ich natürlic auch die Vollzugsbestimmungen schon gelesen gehabt, und zwar im Urlaub. 3 Ich sag' Ihnen, meine Herren, mir hat gegraust! Was da alles verlangt worden wär’! . . So was hat man sich nur von einem Beamten vom alten Schlag zu verlangen trauen. Ich hab also meine hundert Bände schön durc hnumeriert. Zu etwas Weiterem bin ich natürlich nicht gekommen. Denn wenn man ohnedies sein Heim fort hat und außerdem noch täglich seine dreizehn Zeitungen = da können sich die Herren leicht denken, daß ich in den acht Bürostunden nichts anderes mehr tun konnte. : 8 Und fest, meine Herzen, kommt das Interxeffante, : „I< weiß ed noch wie heut... Ich fig im Büro auf meinem Rohrflugl und bin bei der dritten Virginier. Da kommt der Sekretär heraus und sagt: „Bitt' schön, Herr Oberinspektor, ich brauche zwei Unterschriften für diese Formularien!“ „Was,“ sag ich, „gleich zwei?!“ — Und frieg eine Wut, weil er mich grad’ im Roman gestört hat, ich weiß's noch wie heut‘, „Blaue Nelken“ hat er geheißen, der Roman — Und in meiner Wut fahr ich die Schreiberseele an: „Ihr Himmelherrgott3iedersuchser, Eu< soll doch gleich der Teufel holen, dreimal kreuzweis soll er Euch holen!. Eine solche Störung verbiete ich mir!“ IEE, . - .