Banater Deutsche Zeitung, August 1926 (Jahrgang 8, nr. 171-196)

1926-08-01 / nr. 171

aa) Be ER REE m vor dem Sturz des Bolschewismus ? Schwere Meinungsverschiedenheiten in der kommunistischen Parteileitung Rußlands­­. Abgebaute Führer — Terrorakte Die Alarmnachrichten aus Rußland mehren sich. Nachdem erst vor kurzem eine Meldung auftauchte, daß der Führer der Tscheka Dsc­herschynski vergiftet wordeni sei, nachdem bekannt wurde, daß Sinowjew in Ungnade gefallen und gestürzt worden war, sollen weitere sensationelle Verhaftungen in Rußland vor­­genommen worden sein. Sinowjew soll, wie verlautet, in seiner Woh­­nung interniert und von Agenten der Tscheka scharf beobachtet sein. Laszewicz wurde verhaftet und die ihm unterstellten Regiment­­er nach dem Ural verlegt. Nach umlaufenden Gerüchten soll auch Kamenew von seinem bisherigen P­osten enthoben sein. Sie aufsehenerregenden Meldungen mus, Ruß­­land kamen für die Eingeweihten nicht unerwartet. Schon vor längerer Zeit hat das in Berlin erschei­­nende Zentralorgan der russischen Sozialdemokratie, „Der sozialistische Bote", einen Bericht aus Moskau veröffentlicht, worin unter Bezugnahme auf die be­­vorstehende Sigung des kommunistischen Zentral­komitees angekündigt wurde, daß­ eine entscheinende Schlacht zwischen der ver­­einigten Opposition und dem an der Spite des Parteiapparats sehenden Generalsekretär der Partei, Stalin, stattfinden werde. Es ist von Interesse, daß sich neuerdings eine gemeinsame Front der Opposition gegen Stalin ge­bildet hat, die von Trogii,Radel, Sinowjew und Kamenew geführt wird. In führenden kommunistischen Kreisen Mos­­kaus herrscht insbesondere Unstimmigkeit dar­­über, ob die Stellung der kommunistischen In­­ternationale zum englischen Kohlenarbeiter­­streik und die Tätigkeit des englisch-russischen Komitees von Interessen der russischen Außen­­politik entsprechen. Um sich an der Macht zu erhalten, sehen sich die maßgebenden Führer der russischen kommunistischen Partei genötigt,­­ von Wünschen der großen Masse der russischen Bauernschaft, und zwar nicht der armen, son­­dern der mittleren, besißenden Schichten, in weitgehender Weise Rechnung zu tragen. Was mit den anderen Führern der Opposition geschehen soll, wird der Oeffentlichkeit vorläufig nicht mitgeteilt. Es kann aber keinem Zweifel unterlie­­gen, daß Stalin gegen sie mit derselben Brutalität vorgehen wird, die ihn im inneren Parteikampf seit jeher ausgezeichnet hat. Er wird viels um so mehr, alss in der gestern mitgeteilten Entschließung der Exekutive der kommunistischen Internationale offen zugegeben wird, daß die kommunistische Partei Rußlands von der Ge­­fahr einer Spaltung bedroht werde. = | : Der ungarische Innenminister und die ungarische Partei in Rumänien Bukarest, 30. Juli. Die Nachricht mehrerer ost­­garischer siebenbürgischer Zeitungen, daß der ungarische Innenminister Rakovski zum Besuch­­ von Verwandten in Târgul Mureș eingetroffen ist und mit mehreren Führerm der ungar.-siebenbü­r­­gischen Partei eine Unterredung hatte, veranlaßt „Vütorul“" zu der Bemerkung, angesichts dieser Tat­­sache könne die ungarische Partei wohl nicht mehr­ leugnen, daß sie ihre Weisungen von Budapest erhalte, : Große Unterschlagungen in Galaß ,Bukarest, 30. Juli. Großes Aufsehen erregt in der Hauptstadt die Nachricht von Mißbräu­­&­en und Unterschlagungen beim Bau des neuen Ju­­stizpalais in Galab, der bereits 'W Jahren begonnen wurde, vor mehr als Die Haupte­schuldigen sind mehrere leitende Ingenieure und Architekten, von denen einige gestern verhaftet wurden. Bisher wurde ein Schaden von ungefähr 8 Millionen Lei festgestellt. Die Untersuchung ergab, daß eine Anzahl von Arbeiten drei- bis vier» mal bezahlt worden ist. Eine Betonmauer wurde bisher sogar sechsmal bezahlt. Große Quan­­ttäten Baumaterial wurden von den Schuld tragenden anderweitig verwendet, +­­ u EEE EEE TEE „Meilen Deutsche Zeitung“ « DEE TE HSE ENINGEN I ES ERSTE EEE) ELREIIRE SRERBULTE Alarmierung der merikaniiden Truppen Newyork, 30. Juli. Die mexikanische Regierung hat für die Truppen den Alarmzustand angeordnet, der­­ Baracken halten, heute abends um 6 Uhr beginnt. Sie will die Truppen in bis die augenblinliche Spannung sich gelegt hat. Infolge der katholischen Boykottber­egung hat der Geschäftsverkehr um 50 Prozent abgenommen. ' - Ein Pistolenduell zwischen einem Ing nspektor­­ehr und einem Polize­­i Herkulesbad Hin aus Herkulesbad wird uns gemeldet: Infolge eines heftigen Wortwechssels zwischen Dem Ingen­ieur Gheorghe Ionescu aus Klausenburg und dem Polizeiinspektor Miu Gheoarghiu aus Craiova kam es zu einem Pistolenlduell, bei dem­ Ingenieur Jomeser am Fuße ver­­toutmldert wurde. Die Gegner versöhnten ss nicht nach dem Duell. Die Lugoscher Staat­santwaltschaft hat im den Ane gelegen­heit die Untersuchung eingeleitet. EEE = EY (BZD HATTE RETTET EEE ERSTE << warn / Sonntag, dem­ 4. August 1926 Die Kriegsanleihen werden ausgefolgt In den ersten Jahren des Imperiumwecsels war die brennendste Tagesfrage jene, ob die neue Staat macht, die Kriegsanleih­eobligationen aus erkenmen­­ werde oder nicht. In spaltenlangen­ Artikeln ver­­suchten­ die Blätter zu beweisen, daß es Pflicht des rumä­­nischen Staates sei, die Kri­egsanleiihel­ligationen einzu­­lösen, da es doch in den reichen­ Naturschätzen der neuen Gebikite gehörige Deckung für die Lasven, welche die Aner­­ken­ung der Kriegsamnleilhe bedeuten­ würden, bekommen habe. Die Kriegsamleilhe bedeutete vielen keimen Leuten die Geissteng und es sind unzählige Fälle bekannt, früher wohlhabende Leute, die ihre ganzes Vermögen wo­m­ Kriegsanleiher anlegen, nach dem materiellen Zusam­­mensturz irrsinnig geworden sind. Ginen­nungsch din ließ die Verfügung aufkommen, blassen Hoffe daß vor 5 Jahren die Kriegsanleiheohligationen bei dem zuständigen Finanzaldmin­istrationen Depomiert werden mußten, Walter geschah aber auch nichts. Die Regierung hüllte fi­nn­tliches Schweigen. Scheinbar erreichte sie ihr Ziel, denn die Frage den Kriegsanleih­e verschwand allmählich von der Tagesordnung. Kürzlich traf bei der Finanzadminis­ration eine Verordnung des Finanzministers ein, uach welcher die Briegsanleiheobligationen an ihre Eigentümer auszufolgen seien. Darüber verlierst die Verordimng kein einziges Wort, ob sie eingelöst werden. Aller Wahrscheinslichk­eit nach nicht. Die Finanzadministration ist aber­ derzeit mit Arbeit derart überhäuft, daß bei dem herrschen­den Beamten­mangel vorläufig nicht an die Auf­­gabe gedacht werden kann. Das Publikum wird seinerzeit durch die Blätter auffgefor­dert, die Kri­egsamleihen zu Übernehmen, wenn Die Reihhenfolige um die Ausfolgung Dersselben gelangt. . - m Tod der Mutter Rathenaus. Auf ihrem Schloß in Treienwalde ist gestern nacht ohne wvorhergegangene Krankheit die Mutter Walter Rathenaus, Frau Gehein­­­rat Rathenau, im Alter von 82 Jahren gestorben. An der Beschattun­gsfeier wird als Vertreter der Reich­sr­e­­gierung wahrscheinlich Reichsinnenminister Dr. Kul 3 teilnehmen. Reichskanzler Dr. M­ax­x wird an die Fami­­lie namens der Reichsregierung ein Beileidstelegram­m­­­er ER­SCHNME-SA2. ON 3 . Zusammenschluß der Banater periodischen Blätter. Die Herausgeber der in Temesvar erscheinenden politi­­schen, volfswirtschaftlichen und literarischen Wochenblätter am­ gestern eine Zusammenkunft ab, an welcher e­­instimmig die Gründung des „Syndilkat8 der Banater pertoldischem Blätter“ beschlossen hatten. Die gründene Gene­ralversamml­ung des Syndilkat" findet nächste Woche statt. EEE SSRI­ERGE RINN WIE: SPIE ET ET REESE TEE IEEE 2 n­ 4a < uu „Lar ENE da ER Lar“ Eine kurdische Legende, erzählt von W. Bapıflan Deutsch von Dr. Artasches Aveghian Dort, an der reizvollen Ufern des Euphrat- Flusses lebte Hasso. Er war der Schönste und Tapferste unter der Jugend des Landes. Kein Mensch vermochte ihn zu entwaffnen. Kein Räuber wagte, in die Nähe seiner Herde zu kommen. Nicht einmal der Wolf kam seinen Schafen zu nahe. Hasso war emp­fänglich für das Gute, aber im gleichem Maße verab­­scheute er das Böse. ER Hasso hatte ein hübsches Gesicht. Er war, wie die aufgehende Sonne. Die erwachsenen Mädchen des Landes waren außer sich, wenn sie ihn zu Gesicht bes kamen. Und sein Pfeifenspiel erst! Die aus seinem­ Röhrchen hervorquellenden Töne waren wie Engel­­stimmen, so bezaubernd und so rührend waren sie an­­zuhören! Sie waren getragen und melancholisch und flüsterten wie ein ruhiges Bächlein, wie das süße Lied einer verliebten Nachtigall. Ob Menschen oder Tiere, alle kamen dann unbewußt in seiner Nähe und waren von den Tönen hingerissen. Sie waren be­­strebt, sich keine der Melodien entgehen zu lassen. Hasso pflegte sich beim Spielen auf den Gipfel eines Felsens­ niederzulassen, die Augen auf den Horizont gerichtet. Der Euphrat-Fluß schlängelte sich zu seinen Füßen, der kühle Westwind spielte mit seinem Haar, Hasso spielte ununterbrochen. Er lohnte sich dann auch zuzusehen, wie die Hir­­tenhunde, den Kopf­ auf ihre Pfoten legend, die Augen nach dem Rohr Hassos gerichtet, bitterlich weinten und winselten. May mußte gesehen haben, wie auch die dummen Schäflein bei seinen Spiel vergaßen zu werden und seiner Stimme näher kamen. Hassos Lied ließ den Fluß erzittern, die Natur erstarren, den Westwind anhalten und vermochte so­­gar den Neid der Götter wachzurufen. So war Hassos Spiel! Wie könnten da seine Schafe ihm nicht ge­­horchen? Er rührte sich nicht von seinem Plate; durch die Töne seines Spiels ließ er die Schafe zu sich kommen. Wenn er seine Schafe weiven wollte, spielte er den „Berik“, wenn er sie tränken wollte, spielte er den „Khaosath“; wollte er die sanftmütigen Tierchen um sich sammeln, spielte er den „Schaf-Rof“. Hörten die Schafe dann diese Melodien, ließen sie alles im Stich, wanderten von weit her und sammelten sich um ihren Hirten Hasso. Hasso lebte also glücklich, fern vor den Menscher­, im Schoße der Natur und der Berge; er war glülich wie ein Fürst, geliebt von seiner Herde und seinen Liedern ergeben. : EF x Eines Tages sah Hasso­vas einzige Töchterleit “ Agha, des Stammesfürsten. Salche war ihr ame.­­ Salche war schön. Ihre Augen waren bezau­­­bernd, ihr Wuchs hoch und schlank, ihre Augenbrauert­­ glichen vom Himmelsgewölbe. Ihre Wangen war ert zart. Auch Salche sah den Hasso. Salches und Hassos Herzen fingen an, miteinander zu flüstern. Von da an aber wurde Hasso traurig. Er verlor seine Heiter­­keit und seine Ruhe. Tage­lang umfkfreiste er das Schloß Agha, wenn auch seine Herde dort nicht­ zu weiden bekam. Seine Augen ruhten dann auf dem Schloßturm und er fing an, traurige Weisen zu spielen. Sein ganzes Herz legte er in sein Spiel und vergaß Tränen. Auch Salche hatte Liebesschmerzen. Sie pflegte hinter dem Fenster ihres Gemaches zu stehen und wandte kein Auge von Hasse und das Ohr nicht von seinem Spiel. Weder aß, noch trank sie, ihre Liebe quälte sie fortdauernd. Sie wußten aber beide genau, daß sie voneinander durch eine tiefe Kluft getrennt waren: die Tochter des Agha konnte nicht die Frau eines Hirten werden.­­ Aber die Liebe ist ja ein Bettesfeuer, ein mäch­­tiges Feuer! Es überbrückt alle Entfernungen und dringt in alle Tiefen. Die Liebe kennt keine Unter­­schiede und keine Entfernungen. Der Agha aber war klug und weitsichtig. Er be­­merkte bald die Schmerzen seines Hirten. Er zürnte und wütete gegen den frechen Hirten und wollte ihn sogar töten, aber er war vorsichtig genug, um den guten Ruf seines Stammes zu erhalten und sich nicht: dem Blutvergießen" an einen" Hirten schuld­­g zu machen. Aber was würde das Volk sagen, wenn es erführe, daß ein Hirte wagte, Die Augen zu seiner Tochter aufzuheben? Man mußte also Hasso entfer­­nen; er sollte willig und von selbst fortgehen, oder er mußte ein Opfer der List werden. Lange Zeit überlegte ver Agha diesen Gedanken und fand­ endlich ein Mittel, den Hirten zu beseitigen. Er schi>te nach Hasse und sagte zu ihm: „Ich weiß es wohl, daß du meine Tochter lieb­haft. Du bist ja ein tapferer Zunge; wie ich erfahren habe, spielst . .'

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