Banater Deutsche Zeitung, Juli 1927 (Jahrgang 9, nr. 143-169)

1927-07-01 / nr. 143

Seite 3 - ‘ nn era SA „Banater Deutsche Zeitung” RER IE 1 Freitag, den 1. Juli 1927 Gendarmerie gegen die Kandidaten Nebelgriffe werden zum System -- In Arad dauert die Knebe­­lung fort -- Die gestrige Wahlpropaganda Gestern wurden von den deutschen Kandidaten der kartellierten Minderheitsliste im Komitate Te­­­­mesch-Torontal ins­gesamt 26 ‚Gemeinden be­­sucht. Was die Stimmung und die Begeisterung der Landbevölkerung anbetrifft. Darüber liegen erfreuliche Berichte vor. Kaum jemals nur vor einer Wahlkampagne hat unser Volk so einmütig seinem unbeugsamen Willen und seiner vertrauen­­den Anhänglichkeit zu seinen Erwählten für Volksvertretung Ausdruck verliehen, wie gerade die in diesen heißen Tagen. Betrübend ist aber die Feststellung, daß es mit der sogenannten Freiheit der Wahlen, die von Bukarest so oft betont wird, oft ziemlich schlecht bestellt ist. In unserem Komitate sind die Versammlungs­­gesuche zwar bewilligt worden, die Gendar­­merie hat aber Ordre erhalten, sich den Minder­­heitskandidaten an die Fersen zu heften und gestern sind Fälle vorgekommen, wo die einbe­­rufenen Versammlungen überhaupt nicht abgehalten werden konnten. In Arad ist die Situation ganz skandals, und jeder einzelne Besuch der Minderheitskandidaten in den Gemeinden, ist mit Gefahren und Begrabungen verbunden.­­ Lugosi hat auch seine besondere Pikanterie, so daß man wegen Berichten nicht in Verlegenheit kommt. Dr. Muth Volksgemeinschaftsobmann Dr. Kaspar Muth bereiste die Gemeinden Deutsch-Stamora, Mora­­wita, Groß-Scham, Klopodia und Berlod. Er wurde überall begeistert empfangen und konnte in­­allen Gemeinden seine Programmrede, die mit der größten Aufmerksamkeit angehört wurde, abhalten. Die Stamoraer Wählerversammlung wurde in­ Johann Lech , Gemeindegasthaussaal, abgehalten. Dr. Muth wurde von Ortsgemeinschaftsobmann Peter Schummer jun. begrüßt. Nach der Wahl­­rede wurde er bezüglich des „Eisenrings“ durch seinen dortigen­ Gruppenobmann Jakob Fang­­häuser interpelliert. Nach erhaltener Aufklärung riefen die „Eisenring“-Mitglieder: — Wir stimmen für die Minderheits- Liste! Wir sind Deutsche und wissen, wo unser Plat­t­ ist! In Morawita begrüßte Dr. Muth Ort3­ ‚gemeinschaftsobmann Nikolaus Wagner. Die Versammlung wurde im Gasthause Nikolaus Sc­hlitter abgehalten. Sie verlief glänzend und ohne Störung. In Groß-S<am hatten sich troß der­­ Schnittzeit eine­ große Anzahl „Deutsche“ im Saale des Johann. Fischerschen Gemeindegasthauses eingefunden. Dr. Muth3 Rede wurde auch hier mit der größten Aufmerksamkeit angehört. Nach dersel­­ben richtete an ihn im Namen der Groß-Schamer Deutschen Filipp Klein einige herzliche Danfes­­worte. In Klopodia wurde die Wählerversamm­­lung im Pfeifferschen Gasthause unter dem Vorsitz des „Eisenring“-Ortsobmanns Peter Pallmann abgehalten. Auch hier wurde Dr. Muth herzlich empfangen. Die letzte Station war die Gemeinde Perko3, wo das Auto erst abend 3­8 Uhr anlangte. In allen Gemeinden mußte man mit Freude die Be­­geisterung anerkennen, mit der sich unser Volk hinter seine Führer stellt. Dr. Kräuter Der Spitzenkandidat der Minderheitsliste unse­­res Komitates, Dr. Kräuter sollte gestern in den Gemeinden Lippa, Neudorf, Guttenbrunn, Aliosc­h und Blumenthal Programmreden Lippa konnte sowohl er, als auch sein Begleiter, Dr. Schmit ungehindert reden, als er aber in Neudorf ankam, war der Gendarm gerade daran, die­­ Orts­bewohner, die Dr. Kräuter erwarte­­­ten zu zersprengen. = Man darf Versammlungen nur mit Be­w­i­l­­ligung abhalten — damit Fandivaien, empfing er — Sehr richtig, antwortete Dr. Kräuter, da ist die Bewilligung, gefertigt vom Prä­­Dr. Kräuter zeigte ihn nun, daß die Ver­­sammlung unter 3. 7886. des Division 53 Kom­­­mandos eb ebenfalls bewilligt worden sei. Der Gendarm, dem die ihn zugeteilte Rolle sehr peinlich zu sein schien, schwenkte, er­ wolle telephonisch Weisungen einholen. Man ging auf die Post, rief von Brimpretor an, dann die Präfektur, die die Versammlungen bewilligt hatte. Die leugneten ja nicht, daß es mit der Bewilligung in Ordnung sei, weigerten sich aber viel­ vom Gendarmen mitzuteilen: er müsse selber wissen was er zu tun habe. Nach langem Feilschen, stellte Dr. Kräuter vor den Orts­bewohnern fest, daß er am Reden mit Ge­­walt gehindert werde und begab sich mit Dr. Schmitz zu einem Bekannten zum Mittagessen. Der Gen­­darm folgte ihnen auf den Fersen und­­ wich nicht, bis Dr. Kräuter und Dr. Schmit die Gemeinde verlassen hatten. In den anderen Gemeinden wurde Dr. Kräu­­ter schon von den Gendarmen empfangen. Dieselbe Komödie spielte sich wieder ab zur großen Entrüstung der Orts­bewohner, denen man schon Tags vorher amtlich mitgeteilt hatte, daß die Versammlung en­der und bewilligt worden seien.“ regelrecht angemel- Dt. Reitter Dr. Emmerich R­eitter, dessen Erscheinen in den Gemeinden stets besondere Erwartung auslöst, " besuchte gestern die Gemeinden Jahrmarkt, Brucenau, Charlottenburg, Altringen, Bogdarigosch und Kö­­nigenhof. Ueberall konnte er vor den außerordentlich zahlreich besuchten W­olfsgenossen seine fesselnden und wirklich gewinnenden Programmreden halten und mit den besten Eindrücken schloß er den gestri­­gen mühevollen Tag ab. Interessant war das Zustandekommen der Volksversamm­lung in Bogdarigosch. Die Gemeinde­­vorstehung h­tte verlautbaren lassen, daß die von der Volksgemeinschaft für nachmittags 1 Uhr einbe­­rufene Versammlung erst um 8 Uhr abends statt­­finden werde. Mit dieser Verlautbarung hatte es ja wohl seine Richtigkeit, nur wurde vergessen hinzu­­zufügen, daß die liberalen Kandidaten um, 8 Uhr die Gemeinde begraden werden. Dr. Reitter traf programmäßig um 1 Uhr Bogdarigosch ein und wunderte sich nicht wenig, daß in das Volk nicht zu sehen war. Es dauerte aber keine 10 Minuten, so waren sämtliche Wähler beisammen und die spitfindig verschobene Versammlung konnte zu beiderseitiger vollster Zufriedenheit abgehalten werden. Dr. Andreas Konrad fand in­ Josefsdorf, Giselläheim, Pannowa und Re­­kasch ein dankbares Publikum für seine Ausführun­­gen und überall gab sich ihm das große Vertrauen kund, das unser Volk seinen Führern bei dieser Ge­­legenheit besonders beweisen will. . . Er “ „7. Prof. Peter Heinrich besuchte in Begleitung treuer Hatfelder Folia, Woilek, Gataia und Moritfeld und Liebling, auch er konnte überall seine Programmreden entwickeln. Der Besuch der Volksversammlungen ließ nirgends zu wünschen­ übrig und es ist sicher, daß die deutschen Wähler in diesen Gemeinden nicht im Zweifel sein werden, welcher Wahlliste sie ihre Stimmen abzuge­­ben haben. „Hans Beller dem man im Arader Komitat außergewöhnliches Vertrauen entgegenbringt, ist leider nicht imstande, seine große Programmreise zu verwirklichen. . Gestern mußte er sich zufolge der nicht erteilten Versammlungsbewilligungen mit einem Besuch von Neu- und Altsanktanna begnügen und selbstverständ­­lich war es ihm nicht gestattet, zu seinen Wählern so zu sprechen, wie sie es erwarteten. Kurze Erklä­­rungen, die aber genügend verstanden wurden, war alles, was der Gendarm an allen Orten gestattete. Prof. Josef Strieg­ war in Galscha, mußte aber gleichfalls sein Tempe­­rament zügeln, weil eben der Wahlfreiheit in Arad eine Zwangsjacke­­übergestreift wurde. Über die Gendarmeriechifanen kann Hochwürden Pfarrer Josef Springer ein Kapitel berichten. Er bereiste in den legten Ta­­gen Szentl­anyfalva, Fab­ert, Altsanktmartin, Mat­­scha, Kurtitsch, Neupanat und Glogowaß und es war eine förmliche „Einschleicherei“, durch die es überhaupt möglich wurde, sich den Wählern zu ihm zei­­gen. Das Volk ist außerordentlich erbittert über die Instruktionen, durch die das Verhalten der Gen­ Darmerie den nichtliberalen Kandidaten gegenüber zu förmlichen Verationen wird. So passierte er Herrn Springer,­daß ihm der Gendarm im Matscha, wo er früher die Pfarrstelle bekleidete, in barschem Tone verbat, auf der Gasse mit Bekannten zu stehen und ihm befahl, sich in das Haus seiner Gastgeber zu verfügen. In Glogowaß wurde er gerade Zeuge, wie am Samstag Bop:Cicio, ein führendes Parteimit­­glied der National-Zaranisten, von der Gendarnerie in Gewahrsam genommen wurde, troßdem der­­selbe die Versammlungserlaubnis von der Präfektur aufweisen konnte. Kaum hatte Polo-Cicio aber Arad verlassen, als die Gendarmerie in Glogowaß ein Telegramm erhielt, wonach dieser Kandidat am Sprechen gehindert werden müsse, weil sein Erlaub­­ern das Visum der Militärbehörde nicht be­­se. Wahlterror in Lugosch Aus Lugosch wird uns von der eigentümlichen Rolle berichtet, die die Polizei spielt.­­ E53 werden einfach die Gewerbetreibenden, Kauf­­leute, Handwerker usw. zur Polizei zitiert und man beschuldigt sie verschiedener Delikte, die ihnen aber nachgesehen werden, sobald sie eine Erklärung un­­terschreiben, in der sie sich verpflichten, auf die Li­­beralen zu stimmen. Ein anderes Mittel ist, daß man den antiliberalen Wählern die Wahllegitima­­tionen abnimmt, um sie so an der Ausübung ihres Rechtes und ihrer Pflicht zu hindern. Im Gegensat dazu wurde die Gemeinde Eben­­dorf gezwungen, die liberalen Kandidaten mit der Musikkapelle und Böllerschiffen zu empfangen. In der Klissura wütet der Bewegungszwang in ganz besonderem Maße. Der Besuch dieses Donautales, in dem sich viele serbischen Dörfer mit etwa 5000 Wählern be­­finden, wurde von einem Gendarmeriekordon förm­­lich abgesperrt und den Kandidaten der National- Zaranisten gestattete man nicht, hier irgendwelche Propaganda zu betreiben. Die Volksversammlungen am kommenden Sonntag Die Abgeordneten- und Senatorenkandidaten des Komitates Temesch-Torontal beenden am­ Sonn­­tag, den 3. Juli ihre Programmreden in den von Deutschen bewohnten Gemeinden. Die Organisa­­tionsgruppen der Deutsch-schwäbischen Volksgemein­­schaft werden auf nachstehendes Reiseprogramm aufmerksam gemacht und ersucht, zur Veranstaltung dieser Wählerversammlungen sofort die entsprechen­­den Vorbereitungen zu treffen, nachdem sowohl die Zivil- als auch die Militärbehörden hierzu, wie dies bereits verkündet war, ihre Erlaubnis erteilt haben. Merczydorf um 9 Uhr morgens, Orczydorf um 11 Uhr morgens, Kalatscha um 3 Uhr nachmittags, Winga um 5 Uhr abend3, Kowatschi um halb 8 Uhr abends, um Sanktandres um 9 Uhr morgens, Neubeschenowa 11 Uhr morgens, Billed um 1 Uhr nachmittags, Kleinjetscha um 3 Uhr nachmittags, Großjetscha um 5 Uhr nachmittags,­­Warjasch um 9 Uhr morgens, Perjamosch um 11 Uhr morgens, Neusanktpeter um 2 Uhr nachmittags, Sarafola um 5 Uhr nachmittags, Denia um 9 Uhr vormittags, Detta um 11 Uhr vormittags, Kleinomor um 4 Uhr nachmittags, Großsanktnikolaus um halb 11 Uhr vormittags, Nerau um 2 Uhr nachmittags, Marienfeld um 4 Uhr nachmittags, Albrechtsflor um 7 Uhr abends, Hodoni um 9 Uhr vormittags, Knez um 11 Uhr­­ vormittags, Barathaufen um Monostor um 4 Uhr nachmittags, 2 Uhr nachmittags, Kistelep-Chetfel um 6 Uhr avends, Kleinsanktpeter um 8 Uhr abends. ""Banlai um 9 Uhr vormittags, Tolvadia um 11 Uhr vormittags, Dolatßz um 2 Uhr nachmittags, Gier um 4 Uhr nachmittags, Tschawosch um 6 Uhr nach­­mittags, Tschonad um 9 Uhr vormittags, Keglevich um 11 Uhr vormittags, Alibeba um 3 Uhr nachmittags, Alexanderhausen um 9 Uhr vormittags, Neu­­siedl a. H. um 11 Uhr vormittags, Vizes3dia um 3 Uhr nachmittags, Triebewetter um 5 Uhr nachmit­­tags, Lovrin um 8 Uhr abends. Volksversammlung in Hatzfeld. Am Freitag, den 1. Juli hält die Hatzfelder deutsche Wählerschaft mit behördlicher Erlaubnis um 7 Uhr­ abends, eine Volkesversammlung ab, in­ welcher Obmann der Volksgemeinschaft, Dr. Kaspar Muth, Dr. Emme­­rich R­eitter-Lovrin, Prof. Peter Heinrich u. a. sprechen werden. ZD 3X gr­halten. In sekten — Aber e3 brauche auch die K­ommando?. ist hier unseren Belagerungszustand, Bewilligung ich des“ Divisions­­3 Das Wahlzeichen der kartellierten­ Minderheitsliste ist: = In diesem Zeichen mü­ssen wir siegen ! ne, avard 'Bercheloft 063 73 K Ressuthgasse) is, Welephom 21-59-78 - Temesvar,.. E - Mi u

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