Banater Deutsche Zeitung, Juli 1928 (Jahrgang 10, nr. 144-169)

1928-07-22 / nr. 162

- Be... Wann TEASER TEN TOT­TIER | | > „Banater Deutsche Zeitung” re Sonntag, von 22. Juli 1929 Tagespolitische Umschau . Ahmed Zogus Königsträume „In Albanien sind soeben die fünfte gesetgebende Versammlung Wahlen für die im Gange. Es handelt sich eigentlich nur darum, daß mit Hilfe der Präfekten, die überhaupt nur „verläßliche“ Kandi­­daten zulassen dürfen, die 79 Volk­­vertreter gewählt werden sollen, von denen Achmed Beg Zogu die Umwandlung der Republik in ein erbliches König­­reich erlangen will. Sodann will sich Achmed mit ei­­ner ägyptischen Prinzessin vermählen. Die Sache ist an und für sich nicht neu, denn Königsplatz schon im Jahre 1926 Achmed hatte den und gab ihn da­­mals nur deshalb auf, weil er zu hochfliegende Ehe­­pläne gehabt hatte und seine Bewerbung um die Prinzessin eines Königshauses als aussichtslos er­­kennen mußte. Für die Weltpolitik ist es übrigens ziemlich gleichgültig, ob Achmed König wird oder nicht, da es der in Albanien derzeit dominierenden Mächtegruppe nur darauf ankommt, daß der Kurs beibehalten werde. Ahmed Beg Zogu konnte erst auftauchen, als im Jahre 1920 Essad Pascha, der übrigens auch König werden wollte, ums Leben kam. Achmed begann als Jugoslawenfreund und stürzte im Dezember 1923 den zur Macht gelangten Freund­­ Italiens Fan Noli. Im Jahre 1924 unternahm die­­ser einen erfolgreichen Gegenputsch. Sodann kam wieder mit jugoslawischer Hilfe Achmed ans Ruder, schwenkte aber, kurz entschlossen, um sich am Ruder zu behaupten, zur italienischen Richtung ab. Die weitere Entwicklung der Dinge ist bekannt. Jeden­­falls beweisen diese Antezedenzien, daß den Mächten gleichgültig ist, wie der Machthaber heißt, wenn nur der Kurs genehm ist. Der junge Achmed, der wenig über dreißig Jahre zählt, arbeitet systematisch an seiner Rangerhöhung. Er ließ die Verfassung ab­­ändern, die eine Art von Regentschaft vorsah, und schuf eine Republik mit einem auf sieben Jahre zu wählenden Staatspräsidenten, der 50.000 Dollar Jahresgehalt erhält. Achmed versuchte auch, aller­­dings vergeblich, Durch eine Amnestie und dann durch ein sogenanntes Versöhnungskabinett eine Basis für seine Königspläne zu schaffen. Seither arbeitet er mit der eisernen Faust und hat zur „Be­­sänftigung“ der Wähler, unmittelbar vor den Wah­­len, einen Hochverratsprozeß gegen die Anhänger seines gefährlichen Gegners, des in Wien im Exil le­­r­benden Hassan Beg Pristina, du Fünf Angeklagte wurden hingerichtet. Hassan wurde in contumaciam zum Tode verurteilt. Der Gegner soll also vom Befreten albanischen Bodens a­schroert werden. Er ist indes nie, ob s­­ie hilft, da Hassan Beh außerordentlich populär ist. Nichtsdestoweniger dürfte Achmed Beg Zogu im September an die Verwirklichung seines Planes schreiten und sich zum König ausrufen lassen. Dies ist freilich, wie schon im vorstehenden angedeutet wurde, eine Angelegenheit, die die Welt nicht we­­sentlich interessieren kann und keine politische Bedeu­­tung besigt. Europas Antwort auf den amerikanischen Kriegs­­abrüstungsvorschlag Die amerikanische Friedensoffensive, die seit Monaten den Gegenstand sehr intensiver Erörterun­­gen in allen diplomatischen Kreisen Europas leidete, scheint sich nunmehr ihrem erfolgreichen Abschluß zu nähern. In Washington rechnete man ursprünglich damit, die Unterzeichnung werde bereits am 4. Juli, also am Tage der­ amerikanischen Unabhängigkeits­­feier erfolgen können. Die europäische Diplomatie, die durchaus nicht auf der Eilzugs­geschwindigkeit der amerikanischen eingestellt ist, schien jedoch in die­­sem Falle in ganz besonderem Maße dem Grundsatz „Gut Ding braucht Weile“ zu huldigen, ohne sich viel darum zu kümmern, daß man in Washington of­­fenbar nicht bloß aus politischen, sondern auch a­us verwaltungstechnischen Gründen größten Wert da­­rauf legt, den Pakt noch vor dem Beginn der Wahl­­kampagne unter Dach und Fach zu bringen. Sowohl die Republikaner als auch die Demokraten sind sich dessen bewußt, wie tiefe Wurzeln die Kriegsächtungs­­bewegung in den meisten Schichten der Bevölkerung geschlagen hat und sie möchten e3 nicht darauf ankom­­men lassen, daß die Wähler sich gerade im entschei­­denden Augenblick wegen der Nichterledigung­­ dieser Angelegenheit verärgert zeigen. &3 ist also leicht be­­greiflich, daß die maßgebenden amerikanischen Kreise eine gewisse Ungeduld zur Schau tragen. Auch He­­rington Brown, der in Amerika als der geistige Ur­­heber des Kellogschen Kriegsächtungspaktes gilt, machte keinen Hehl daraus, daß es sich in Amerika mit diesem Vorschlag um einen „letzten Versuch“ handle. Wenn auch dieser Versuch der amerikanischen Diplomatie, den Friedensbestrebungen der europäi­­schen Staaten einen neuen Ansporn zu geben, schei­­tern sollte, so müßte dies ein völliges Desinteresse­­ment der Vereinigten Staaten an den Vorgängen in Europa zur Folge haben. Tatsächlich war der Stand der diplomatischen Besprechungen und juristischen Beratungen in Europa nor vor verhältnismäßig kurzer Zeit nicht gerade so trostreich. Von allem An­­fang an überwog zwar in der ganzen diplomatischen Welt die Ueberzeugung, daß Europas Antwort auf den Kellogschen Vorschlag unter allen Umständen­­ am legten Ende zustimmend ausfallen werde. Aber noch vor kurzem schien man weder in London noch in Paris die ausgleichende Formel gefunden zu ha­­ben, die in diesem Falle die Brücke zwischen Washing­­ton und Genf schlagen soll. Seitdem hat Frankreich die vorbehaltene Zustimmung zu den neuen Vor­­schlägen Kellogs ausgesprochen. Angesichts dessen darf man wohl sagen, daß der Krieg3ächtungspakt nicht mehr gefährdet erscheint. Was England betrifft, so unterliegt er nicht dem geringsten Zweifel, daß man in London alles aufbieten wird, um den Wünschen Kellogs nach einer ersprießlichen und möglichst be­­schleunigten Lösung nach Tunlichkeit entgegenzufor­­men. Man weiß es ja in England nur zu gut, daß ein eventuelles Scheitern der Kellogschen Aktion in Amerika auf der ganzen Linie die energischste For­­derung nach einer starken Erhöhung der Rüstungen zur See auslösen müßte. Die Bewegung hat näm­­lich jenseits des Ozeans bereit­s einen so starken ten Hoffnungen tatsächlich unberechenbare Emps- Grad erreicht, daß eine Enttäuschung über die Beset­­zung gegen Europa weden könnte. Und die nächste Folge wäre natürlich, daß auch die eifrigsten Gegner der Rüstungen ihren bisherigen Standpunkt verlas­­sen würden. Schon aus diesem Grunde war es also selbst zur Zeit, als nach der ersten Antwort Frank­­reichs die Schwierigkeiten unüberwindlich schienen, war, daß ein Abbruch der Verhandlungen unter al­ fen Umständen vermieden werden wird. Der heu­­tige Stand der Verhandlungen besagt, daß man schon tatsächlich über den Berg ist. Ob die Unter­­zeichnung des Vertrags einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und­ dem­ Völkerbund bedeuten wird, läßt sich im Augen­­blik nicht ermessen. Eine Annäherung ist jedenfalls erzielt und Amerika bisher stark betontes Desinte­­ressement an den Aktionen des Völkerbundes dürfte vielleicht Doch einer günstigeren Auffassung Platz mn­­en. Von da bis zum Anschluß Amerikas an den­ Völkerbund ist freilich noch ein sehr weiter Weg. Es ist nach wie vor sehr fraglich, ob er jemals betreten werden wird, führen lassen. ! I tel 5 VEG FEGOCHASES DOGOBOOVOGGOEEOSEOSSADODULNG: - Die Stadt schüßt die Interessen der Temeswarer Gewerbetreibenden und Arbeiter beim Kinobau auf alle Fälle Erfolg einer Syndikatsintervention beim Bürgermeister . Wie wir bereits berichteten, hatte das Ergebnis der Offertverhandlung bezüglich des Stinobaues, welches am aussichtsreichsten für die Arader Firma Josef Steiner spricht, in Kreisen der Temeswarer Gewerbetreibenden und Arbeiter starke Verstimmung hervorgerufen. Man befürchtete, daß auf diese Weise das hiesige, so schon schwer betroffene Gewerbe als auch eine große Arbeiterschar um eine Verdienst- und Beschäftigungsmöglichkeit kommen werde, auf die bei einem städtischen Bau jedenfalls brechtigten An­­spruch vor allen Dingen Temeswarer Einwohner und Steuerzahler erheben können. Im Namen des Syndikates der Gewerbetreiben­­den sprachen aus diesem Grunde Anwalt Dr. Viktor Veterany und Vizepräsident wiederholt beim Bürgermeister Dr. Stefan Kopacz Georgevici vor, der ihnen heute vormittags so beruhigende Er­­klärungen gab, daß sie befriedigt das Stadthaus ver­­ließen. j­er­­­gevici betonte zunächst nun sei­ Dr. Georgev­­­ner Antwort, daß" die Stadt bei der Verhand­­­ 2,0 lupe , eff fi ‚Offerte van hi­er BEB­ITTER vorge Hr Ale gehen und dem billigsten“ und vorteilhaftesten Antrag Felix Milleker: Mehala, 1723—1910. Ortsge­­schichte und Namendeutung. Banater Bücherei, 38. Werichet, 1928. Drud der Banater Buchdruckerei, Verlag der Artist. Anstalt J. E. Kirchners Witwe. A­ls man 1723 die Temeswarer Festung zu bauen begann, wurden aus den beiden türkischen Palanken die Serben verdrängt, welche sich gegen Nordwest niederließen und ihre Siedelung nach dem damals auf dem Balkan gebräuchlichen arabischen Worte mahalla = Häusergruppe, Stadtviertel, Mehala nann­­ten.“ Zu den Serben gesellten sich bald Rumänen, Deutsche und Ungarn. 1781 kaufte die Stadt Temes­­war das Gut Mehala, konnte es jedoch nicht aus­­zahlen. 1850 wurde die Mehala eine selbständige Gemeinde, welche 1910 in Temeswar eingemeindet wurde und nun mit seinen 10.000 Einwohnern des­­sen aufstrebenden 5. Bezirk bildet. Als Anhang wird der „Baschabrunnen“ erwähnt und die Vergangen­­den Vorzug geben müsse. Bei der großen Dif­­ferenz in den Kostenvoranschlägen der vier Be­­werber könnten daher auch nur die Offerte der Firma Josef Steine­r aus Arad (14­ Mil­­lionen) und der Baufirma Eremia aus Bukarest (15 Millionen) in Betracht kommen. Welches der beiden Anträge der günstigere ist, muß zunächst fachgemäß überprüft werden und dann erst wird sich die Stadt für die eine oder andere Annahme entscheiden. Der Bürgermeister pflichtete sodann dem Stand­­punkt der beiden Syndikatsvertreter vollständig bei, wonach bei dem Kinobau Temeswarer Gewerbetrei­­bende und Arbeiter beschäftigt werden sollen. Er erklärte, daß die Stadt, wer immer mit dem Bau betraut werde, den Unternehmer fontrastlich verpflichten werde, als ausfüh­­rende Organe in erster Reihe Temeswarer Interessenten zu beschäftigen. Dr. Veterany und Stefan Kovacs nahmen diese Versicherung freudig zur Kenntnis, betonten, daß sie auch keine Ungefetlichkeit fordern wollen und sich mit einer derartigen Verteilung des Kinobaues zufrie­den geben­­heit des „Präsidentengarten“ mitgeteilt. In Rumä­­nien zu haben in der Deutschen Buchhandlung in Temes­war. ( a N 0 a) Bei Appetitlosigkeit, schlechtem Magen, träger Verdauung, Darmverstopfung, Stoffwechselstörun­­gen, Nesselausschlag, Hautsuchen befreit das natür­­liche „Franz-Josef“-Bitterwasser den Körper von den angesammelten Fäulnisgiften. Schon die meister der Heilmittellehre haben anerkannt, daß Alt­­sich­ das Franz-Josef-Wasser als ein durchaus8 lässiges Darmreinigungsmittel bewährt. Er zuvor­­ist in Apotheken, Drogerien und Spezereiwarenhandlun­­gen erhältlich. Sein neuester Trick Von Reinhold Eichacher im Palasthotel war Hochsaison, Betrieb. Aus­­gewählte Gesellschaft. Politiker, Industrielle, Welt­­bummler, Exoten, Leute,die nichts zu tun hatten, als Geld auszugeben, und Leute, die Geld haben woll­­ten, um nichts mehr zu tun. Der lustigste Stammtisch war der in der Diele. Das kam durch Tom Sailer. Einen prächtigeren Gesellschafter gab es ja «nicht. Stets mit neuem Ulk bis zum Hals vollgestopft. Ueber jeden Menschen wußte der Junge Bescheid. Jeden kannte er selbst. Wußte Anekdoten von ihm und pikante Geschichten, bei denen man sich totlachen konnte. Auch die Hotelgäste kannte er alle. Zum Bei­­spiel war kürzlich ein Neuer gekommen. Fred Fiß­­gerald schrieb er sich ins Hotelbuch. Er saß stets al­­lein, mied die laute Gesellschaft, war kühl, zurückhal­­tend, vornehm, Gast erster Klasse. Gerade dadurch erregte er größtes Interesse. „Ich hätte ihn für einen Grafen gehalten“,­­ seufzte Maud Efferson in Sailers Ohr. „Er ist ja so fabelhaft schick und so vornehm. Es ist Doch zu dum­m, daß er immer allein bleibt.“ „Man­ sieht gut aus“, brummte Großkaufmann Goldfield, den Fremden taxierend. „Hat Geld, wie mir scheint. Trinkt nur Sekt, wie ich sehe.“ Nach drei Tagen hatte Tom Sailer schon alles heraus. Der ganze Tisch stelte die Köpfe zusammen, als Tom endlich b­elegte mit seiner Kenntnis. Die Sache war diesmal auch riesig romantisch, ganz au­­ßergewöhnlich. „Der Mann heißt nicht Fibgerald“, sagte Tom Sailer. „Er heißt Prinz Racoßky.“ „So hab's Doch geahnt!“ rief Miß Efferson er­­glühend. „Ja. Hem.“ — Tom sah schnell zu dem Frem­­den hinüber, der wieder beim Sekt saß. „Der Prinz ist ein Krösus, ein Nabob“ — die Fremdwörter machten den nötigen Eindruck — „märchenhaft reich. Aber menschenscheu. Leider. Er wurde stets ausge­­nußt in seiner Güte. Enttäuscht durch Das Leben. Er kann halt nicht nein sagen. Auch nicht bei Frauen. Unglaublich, wie er stets die Frauen verwöhnt hat. Er war ein Verschwender. Nun wittert er stets Feinde, die ihn schröpfen wollen. Und nicht leben, wenn er nicht geliebt wird. Er kann doch ist wirk­­lich tragisch!“ In Tom Sailers Auge stand still eine Träne, die er heimlich fortstrich, so heimlich, daß jeder die Träne bemerkte. „Ein guter Kerl ist er, der Sailer“, bemerkte Herr Goldfield zu seinem Nachbar. „Nur etwas zu weich. Viel zu weich für die Lehrzeit.” Tom Sailer fuhr fort, als er sich gefaßt hatte. „Seitdem reist er unter fremdem Namen. Damit kei­­ner weiß, daß er wirklich ein Prinz ist. Ein Spleen, zweifellos. Hat es sich in den Kopf gesetzt, Leute zu suchen, die ihm ihre Uneigenmüßigkeit schlagend be­­weisen. Durch irgend etwas. Närrisch, mas, solche Prinzen? Und heiraten will er. Ganz gleich, welches Mädchen. Hübsch, lieb muß die Frau sein und ihm

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