Banater Deutsche Zeitung, Juli 1930 (Jahrgang 12, nr. 145-171)

1930-07-22 / nr. 163

me . ve EB HL 4 SETT 014 en > F Hienstäg, 22. Suli 1930" 7 T . Zum 50. Geburtstag Rudolf­ Brandichs Daß das schwäbische Volksbewußtsein auch zu jener Zeit, als die durch Banff, eingeleitete und­ durch seine Nachfolger planmäßig verfolgte Ein­­schmelzung unseres Volkes in den magyarischen Volkskörper am ärgsten wütete und ihre krassesten Blüten trieb, nicht gänzlich erloschen ” ist, danken wir neben denjenigen, die heute größtenteils schon heim­­gegangen sind, wie Dr. Ludwig Kremling, Rein­­hold Heegn, Eduard Steinacher, Dr. Karl E­r­­ling, Eduard Rittinger u. v. a. die indessen — mit Ausnahme Steinackers — aus unserem eigenen­­ Fleisch und Blut hervorgegangen waren, vornehm­­lich demjenigen Manne, der morgen, den 22. Juli, sei­­nen fünfzigsten Geburtstag begehen wird: Rudolf Brandid. Der Abstammung nach ein Siebenbür­­ger Sachte, aber ohne Lokalgebundenheit und nicht nur auf die Belange des eigenen Stammes bedacht, sehen wir ihn schon in jungen Jahren im Dienste der deutschen Gemeinschaftsidee, Die weder an Gren­­zen noch an einzelne Stämme des Deutschtums ge­­­bunden ist, sondern ihr "Ziel in der Zusammen­­fassung aller Deutschen zu einer großen Geistes- und Kulturgemeinschaft erblickt. Dieser großzügigen und weitherzigen Einstel­­lung ist es zu verdanken, daß er derjenige gewesen ist, der zwischen Sachsen und Banater Schwaben zum er­­stenmal eine Brücke zu schlagen versuchte und auf die wenigen beherzten Männer, die hier vor dem Welt­­krieg, troß der magyarischen Gefängnisse und Staats­­­anwälte, troß Haß und Verfolgung, das längst schon­­ in der Rumpelkammer befindliche " Banner des Deutschtums wieder zu entrollen und zum Siege zu führen versuchten, einen betretenden Einfluß gewann und sie in ihrem heldenmütigen und entschlossenen Kampfe stets zu festigen und zu stärken wußte. Wenn wir uns vor Augen halten, daß ohne diese wenigen Männer hier im Banat niemals eine Bollstumms­­bewegung und niemals eine Wiedergeburt unseres Bottes zu erhoffen, geschweige denn in die Tat umzus­­iezen gewesen wäre, so haben wir allen Grund und Ursache, in vem volkstümlichen Professor nicht nur einen unserer besten Freunde zu erblicken, sondern wir können ihm auch die Anerkennung nicht vorenthalten, daß er mit einer von denjenigen war, und wenn auch nur mittelbar, die an der heutigen Ge­­staltung unserer Schisale einen wesentlichen Anteil haben. Es sei uns daher gestattet, Dem­ großen Urkämpfer der Deutschtumsidee und der völki­­­schem Minderheiten anläßlich seines morgigen fünf­­zigsten Geburtstages sowohl unsere, als auch die Glückwünsche des ganzen schwäbischen Volkes darzu­­bringen. Möge der fünfzigste Geburtstag Rudolf Brandschs dazu beitragen, daß Sachsen und­­ Schwa­­ben einen noch innigeren Zusammenschluß und im Kampfe um ihre wesentli gleichen finden - Ziele Heil eine unerschütterliche Front bilden, Heil dem fünfzigjährigen Rudolf Brandich! —118, Söhne des sächsischen Volkes, dem Förderer und rast­­. Keiner der Führer auslandsdeutscher Volks­­­gruppen ist über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus so bekannt geworden wie der Siebenbürger Sachse Rudolf Bran­dic. Am 22. Juli 1880 in Mediasch geboren, studierte er an den Hochschulen in Klausenburg und Berlin Philosophie und Theo­­logie. Als 371-jähriger war er bereits Abgeordneter­ im ungarischen Parlament, dem er bis zur Ablö­­sung des Banats und Siebenbürgens vom ungari­­schen Staate angehörte.­­ Die klare Zielsicherheit seiner Grundhaltung sicherte ihm nach­­ dem volksdeutschen Zusammen­­bruch, in den entscheidenden Wochen des Jahres 1918, die unbestrittene Führung. Und wie er in un­­garischer Zeit stets für die Volksrechte der Sachsen und der Schwaben eingetreten war, so auch als Mitglied des rumänischen Parlaments und Vor­­figender des Verbandes der Deutschen in Großru­­mänien. Brandich gilt daher den Schwaben und darüber hinaus weiten Teilen der Aus­lands­deut­­schen als ein getreuer Ekkehard, als Wahrer des volksdeutschen Gedankens in Zeiten, als dieser seinen Tiefstand erlebte. Daher stand er auch, als die deutschen Volksgruppen Europas sich zusam­­menschlossen, von vornherein an der Spitze und in der europäischen Minderheitenbewegung, als es galt, die europäischen Minderheiten organisatorisch zusammenzufassen, in vorderster Linie, zumal er schon in ungarischer Zeit gute Verbindung mit den übri­­gen Nationalitäten gehalten und die grundsätziche Bedeutung der Volkstumsbewegung erkannt hatte. Wer die mächtige Gestalt dieses Deutschen und seine kluge, volkstümliche Rednergabe persönlich erlebte, spürte unmittelbar die tiefe Wirkung einer echten Persönlichkeit. Königin Maria wird zum Ehrendoktor der Klau­­senburger Universität promoviert. Wie man aus Klausenburg telephoniert, begeht die dortige Univer­­sität am 20. Oktober das Jubiläum ihres zehnjähr­­­önig und die Herrscherfamilie beteiligen. Bei dieser Gelegenheit wird Königin-Witwe Maria zum Ehrendoktor promoviert werden. km Bestehens. An der Feierlichkeit wird sich auch der : Banater Deutsche Zeitung Endreann will u von Hall aus dem­­ Bessarabien Gendarmerieaufgebot gegen die Freischärler Kischenew, 21. Juli. Der Präfekt von Jassy hatte gestern eine längere Konferenz mit den anderen Behörden, an der auch General Manu, der Kommandant der 14.­­Infante­­riedivision teilnahm. Es wurden alle Maßnahmen besprochen, um den Marsch Zelea Codreanus auf Bessarabien, der von Jassy aus beginnen soll, zu ver­­hindern. Die Behörden haben nämlich in Erfahrung gebracht, daß die Bewegung von Jassy aus ihren An­­fang nehmen soll. Dem Chef des Gendarmeriepostens Ciupeica wurde eine größere Zahl von Militär zur Verfügung gestellt, um diese Aktion zu verhindern. Die Gendarmen haben die Pruthbrüche von Sculeni besetzt, um den Zug der Curisten aufhal­­ten zu können. Die jüdische Bevölkerung ist ob dieser Nachrichten sehr beunruhigt. Es wurden ihr aber Zu­­sicherungen gegeben, nach welchen für die vollste Ruhe und Ordnung garantiert wird. Auch in die Gemeinde Spurilta wurden aus Balti größere Gendarmerieab­­teilungen entsandt, da man hier Unruhen befürchtet. zwei P­farrer und die Pfarrerin verhaftet­ e Marmarofchkiget, 21. Juli Mit Hilfe des nach Borsa entsendeten Militäraufs nebotes , sind die Geistlichen Berinde und Dumitrescu, die Seele der judenfeindlichen Bewegung in dieser Gemeinde, verhaftet worden. Die an Ort und Stelle erschienenen behördlichen Organe haben auch die Gattin des Priesters Berinde in Ge­­wahrsam genommen. Des weiteren wurden sec 3und­­zwanzig Bauern und ein Neffe des vorher genannten Geistlichen. Der Student ist, e­benfalls verhaftet. Die Verhaftungen wurden auf Anordnung des Innenmeisters durch Hauptmann Sieten vorgenom­­men. An die Geistlichen sahen, daß sie auf die Hilfe der Bauern nicht mehr rechnen können, fügten sie sich in ihr Schiksal, Hindenburgs Triumphzug befreiten In Speyer und Mainz „die Ansprachen des­ Speyer, 21. Juli Reichspräsident v. Hindenburg ist in Be­­gleitung des Reichsaußenministers Dr. Curtius, des Staatssefreiärs Meißner und seines tanzen, von Berlin kommend, hier eingetroffen. Adju- Er wurde auf dem Bahnhof von dem bayrischen Mini­­sterpräsidenten Held, von Mitgliedern der bayeri­­schen Regierung, den Vertretern des Landtages und dem Oberbürgermeister herzlich begrüßt. Die Stadt prangt in reichsem Flaggenschmuck. Die Straßen waren mit Menschen nicht gefüllt, die dam Reichs­­präsidenten begeistert zujubelten, als er eine Rund­­fahrt durch die Stadt unternahm und den Dom be­­sichtigte, wo ihn der Bischof an der Spitze des hohen Klerus empfing. Und eine erg Na­ ke An­­kunft begab er Invenburg in das Rathaus, wo er Ei nelse den Ministerpräsidenten, des Reichsministers sowie des badischen Staats­­präsidenten Dr. Schmidt und des Oberbürger­­meisters entgegennahm. Der bayrische Minister­­präsident Held betonte in seiner Begrüßungsrede an Hindenburg die Rolle der Pfalz als Angelpunkt der deutschen Außenpolitik und als treuer Grenzwäch­­terin des Rheins. Reichs­außenminister Dr. Curtiu 15 würdigte zunächst die Verdienste Stresemanns um­ die Rheinlandräumung und verwies sodann darauf, daß die Besezung der Rheinlande nicht nur eine unerträgliche Belastung, sondern auch ein Wi­­dersinn gewesen sei, da sie durch die politische Ent­­wicklung überholt war. Es sei anzuerkennen, daß das auf der Haager Konferenz gegebene Wort einge­­halten wurde. Die Tatsache, daß nunmehr eine ge­­fährliche Schranke zwischen Deutschland und Frank­­reich b­eseitigt sei, berechtige zu der Hoffnung, daß die Verständigung und Befriedung nach den Grund­­lagen der Gerechtigkeit fortschreiten werde. Reichspräsident v. Hindenb­urg Dank­e der Pfalz für die Treue, die ihre Bevölkerung trotz G­efängnisstrafen und troß Verbannung von Haus und Heimat dem Vaterland unerschüttlich gehalten habe. Er wies aber auch darauf hin, daß in der Pfalz die Bestrebungen schlechter Elemente, die die Lozsreißung deutschen Gebietes versucht hätten, be­­sonders stark gewesen seien. Sodann begab sich Reichspräsident auf dem damit es mit Deutschland­hafen endete. Hier bestieg er den seinen Stadt an Bord des Dampfers begrüßten und der des Rathauses, von wo aus er die Menge, die aufwärts gehe, ihn auf der Weiterfahrt nach Mainz begleiteten, be­­grüßte, ermahnte, dem Beispiel fruchtbarer Vater­­landsliebe, wie sie die Pfalz gezeigt habe, zu folgen und jeden trennenden gebiete der bayrischen Pfalz an, die stellen. Um halb 2 Uhr nachmittags trat der SZ jährige Reichspräsident eine Autofahrt durch die­se in Ludwigsa­­genden Rheindampfer der Köln-Düsseldorfer-Linie, der ihn zunächst nach Worms führte, wo ihn Hessische Staatspräsident Adelung und Vertreter der ihn Hindenbug um 7 Uhr abends ein und wurde dort vom Reichsinnenminister Dr. Wirth mit einer Ansprache empfangen. Curtius verlieh in seiner Rede dem Bedauern Ausdruck, daß Gustav Stresemann es nicht erleben konnte, sich mit an der Erfüllung seines Werkes zu freuen. Er sprach die Hoffnung aus, daß in Bälde auch das noch belebte Saargebiet dem Mutterlande wieder burg würdigte in des dienste Auch - Hinden­­die politische Größe verstorbenen Reichsaußenministers Stresemann. Während dem Festessen, das die Stadt zu Ehren des Reichspräsidenten und gab, überflog der „Graf den Regiermungsmitgliedern­ Zeppelin“ die Stadt und neigte seinen Körper im Gruß feierliche vor Hin­­denburg. Gelegentlich der Feier fanden in den ka­­tholischen und protestantischen Kirchen Festgottes­­ist nach­­­ tig durch die Gebiete - In Mainz traf Balkon wieder mittag nach Wiesbaden weitergereift, stürmisch Streit beiseite zu angeschlossen werden wird, seiner Rede vorwärts Namen statt. Reichspräsident Hindenburg und / tra­­der Jürstin - Beinzbraun - Betrügerin Die Karriere einer häßlichen Frau Emilie Elisabeth ist­­ Berlin, 21. Juli. Sziegmund ist die geschie­­dene Gattin des bekannten Berliner Chirurgen Pro­­fessor Sziegmund. Was vor allem an ihrer äußeren Erscheinung auffällt, die geradezu abschreiende Häßlichkeit. Sie hat ein in jeder Hinsicht ungewöhn­­liche Schisal hinter sich. Im Jahre 1910 heiratete sie den Fürsten Egon Witgenstein in London. Der Mann ließ sie später im Stich, wanderte nach In­­dien aus und die Ehe wurde geschieden. Im Jahre 1923 wäre sie bald zum zweitenmal Fürstin gewor­­den. Sie verlobte sich mit einem Fürsten Kassim, doch kam es nicht zur Eheschließung. In merkwürdigem Gegensaß zu diesen hohen Beziehungen steht das Sündenregister dieser Ange­­klagten. Sie bezeichnet sich als Schriftstellerin und die Anklage schildert sie als hoch begabte, künstlerisch veranlagte Frau zur Inflationszeit in sehr guten Verhält­­nissen gelebt hat und sich später durch schriftstellerische Arbeiten fortbrachte. Dann geriet sie in Geldschwie­­rigkeiten und nun festen ihre Betrügereien ein. Un­­ter der Vorspiegelung, daß sie mit einem Fürsten Isenburg verlobt sei und von ihm das Gut Blanken­­feld erhalten werde, sndte sie mehreren Personen Beträge heraus. Sie hat es auch verstanden, den Großmeister Des­ Internationalen Neologenordens zu veranlassen,­ ihr 3000 Mark zu „leihen“. In einem anderen Falle hat sie sich von einem Gutsbesiter für die Gründung einer Filmgesellschaft Geld verschafft. Frau S­ieg­­mund berichtet, sie habe unter ihrem Künstlernamen Ellen Kah­n einen vielgelesenen Roman „Die Magd Maria Burg“ geschrieben. Auch ein Filmmanu­skript habe sie verfaßt, dessen Titel „Die Tante aus Amerika“ lautete. Es sollte ein Tonfilmlustspiel wer­­­den.­­­­­­ Sämtliche der Beschuldigten zur Last gelegten Verrung 839akten wurden erwiesen und so verurteilte sie der Gerichtshof zu fünf Monaten Gefängnis. Dr.. Zoltan Szavay gestorben. Wie aus Budapest gemeldet wird, ist dort der Filmunternehmer und Dichter Dr. Zoltan Szavay, fünfundvierzig­ Jahre alt, für immer entschlafen. Der Heimgegan­­gene hat den bedeutendsten Abschnitt seines Lebens als Sekretär der Handels- und Gewerbekammer in Temeswar zugebracht. Er war ein starkes, ausgepräg­­tes lyrisches Talent und hat mehrere Gedichtbände erscheinen lassen. Nach dem Umsturz übersiedelte er nach Budapest, wo er ein Filmunternehmen gründete, das er troß der großen Wirtschaftsnot zu hoher Blüte brannte, die bis en

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