Banater Deutsche Zeitung, Mai 1932 (Jahrgang 14, nr. 100-120)

1932-05-01 / nr. 100

[7­8 .. 4 x pr; - Die erschöpfte Steuerkraft 27 Milliarden Infosso im ersten Vierteljahr gegenüber 6,2 Milliarden, die das Budget als Einnahmen vorsieht Bukarest, 30. April. Man ist im Finanzministerium ganz bestürzt darüber, daß das Inkasso aus den direkten Steuern kaum einen Bruchteil dessen ergibt, was im Budget vorgesehen i it. Es zeigt sich nämlich, daß die Steuerkraft der Bevölkerung ganz erschöpft ist. Die indirekten Steuern, die einen Großteil, wenn nicht den größten Teil der Einnahmen des Staatssenates bildeten, sind auf kaum ein­ Viertel der budgetären Voraussichten gesunken. Die Einnahmen aus den Zolltaxen, die für gewöhnlich in den letzten Jahren an die 10 Milliarden jährlich ergaben, sind jetzt auf kaum 2 bis 2% Milliarden gesunken. Die Einnahmen aus den Stempeltüren für kaufmännische Transak­­tionen sind geradezu katastrophal zurückgegangen. Einzig die indirekten Steuern auf Kon­­sumortitel­ geben meh bemertersmwerte" Chr­men. Imt Zahlen stellen sich die Einnahmen im­er im ersten Vierteljahr (Jänner, Feber, März) wie folgt: 2.719,222.888 Lei Inkasso gegenüber den im Budget Lei. Das Vierteljahr vorgesehenen 6.249.000.000 s<ließt also mit einem Defizit von 3.520,777.112 Lei. Dies sind die Ziffern, des sogenannten ordentlichen Budgets. Nun hat Finanzminister Argetoianu große Hoffnungen auf das außerordentliche Budget gesetzt, das, wie er glaubte, ebenfalls Milliarden bringen sollte. Für Rechnung der außerordentlichen Budgets sind nun eingefloßen: Monat Jänner 32,123.040 Lei, im Monat Feber 71,361.564 Lei und im Monate März 54,344.647 Lei, Summen, die nicht einmal den zwanzigsten Teil dessen darstel­­len, was im Budget vorgesehen ist, womit also ge­­­rechnet wurde. Wobei außerdem noch zu berichten ist, daß in dem Inkasso dieses Budgets, das eine spe­ außerordentlichen Budget aus dem Jahre 1931 eingefloß Also nur ein ziemlich geringer Bruchteil dessen, was die Staatsverwaltung vorgesehen hatte und braucht­­­­en | &-" Preis 3 Lei « 14. Jahrgang Bezugspreis: ganzjährig 309 Lei, halbjährig 406 Lei, vierteljährig 200 Lei, monatlich 70 Lei == je in Teme 38 war 10 Lei monatlich. — Ausland monatlich 120 Lei. — Erscheint täglich nur nachmittags, mit Aus­nahme von Sonys und Feiertagen. — Anzeigen nach Tarif, Druck und Verlag der Schwäbischen Verlags - A­ktiengesellschaft, Temeswar. Timiforia-Temesmar, Sonntag, 1. Mai 1932 Beim Täter des Attentates in Shanghai noch eine Bombe gefunden Mehrere Koreaner verhaftet — Die Unterzeichnung des­schen Friedensvertrages verschoben­­­­— Shirokawa das Shanghai, 30. April (Dp) Der Attentäter, der gestern die Bombe auf die japanische Festtribüne geworfen hat, ist Mitglied der koreanischen Unabhängigkeitspartei. Bei­suchung wurde bei ihm noch eine Bombe der Unter­­gefunden, die er ebenfalls zu einem Attentat bewußen wollte. Auf dem französischen Konzessionsgebiet sind noch einige Koreaner verhaftet worden, die man verdäch­­tigt, bei dem katastrophalen Anschlag mitbeteiligt ge­­wesen zu sein. Es besteht Hoffnung, daß die schwer­­verletzten Generale dem Leben gerettet werden kin­­nen. " Die Fortsetzung der japanisch-chinesischen Frie­­densverhandlungen, die für Samstag geplant war, an welchen Tag auch die Unterzeichnung des Vertra­­ges hätte erfolgen sollen, ist solange verschoben wor­­den, bis die Umstände des Attentates nicht genau er­­mittelt werden. Der Attentäter Yılofiti, der im 25. Lebensjahre­­ sieht, gab an, vor 8 Monaten aus der Mandschurei nach Shanghai gekommen zu sein, wo er in einer französischen Wäscherei Beschäftigung fand. Er wei­­gert sich Hartnädig zu verraten, in wessen Auftrag er den Anschlag verübte. . Die Polizei hat auch einen amerikanischen Staatsbürger, namens Hilliard, verhaftet, der nach der Intervention des amerikanischen aber freigelassen wurde. Der schwerverlette japanische­­ Generalkonsul Murray hat im Spital seinen Rücktritt angemeldet; dasselbe tat der japanische Gendarmeriefomman- japanisch-chinesi­ Rush ein Amerikaner festgenommen Rinn zerschmettert dann, der angeblich vor das Kriegsgericht gestellt wird. Der Berichterstatter des „Petit Parisien“, der Augenzeuge des Attentates war, berichtet, daß außer den gemeldeten Opfern auch eine Frau und zwei Matrosen, verletzt wurden. Dem General U­dra wurden drei Zehen weggerissen, während Shirosawa das Kinn zerschmettert worden ist, so daß er alle Zähne verlor. Konsuls 45400 Schriftleitung und Verwaltung: Temeswar, Stadt, Deutsches Fernsprecher: Schriftleitung Nr. 14­-18. Verwaltung Br. a Nr. 109 Ins Maisabkommen mit. Argentinien Der Mindestpreis 33 franz. Franfen — Gemeinsame Einstellung der Einfuhr, wenn der Preis unter die Mindestgrenze sinkt Bukarest, 30. April „Das rumänisch-argentinische Maisabkommen, über dessen Abschluß in Paris wir bereits berichtet haben, jest nach amtlicher Mitteilung den Mindest­­preis für Mais nach der tatsächlichen Lage vom 7. April d. J. mit 5 Peso for Buenos Aires und 33 franz. Franken fob Braila für einen Meterzentner fest. Wenn sich Renderungen infolge Kursschwankun­­gen ergeben, wird eine neue Festsehung vorgenom­­men werden. Gegenseitige Mitteilungen sollen durch die Vertretungen beider Länder beim internationa­­len Landwirtschaftsinstitut ausgetauscht werden. Für den Fall, daß der Preis unter diese Mindest­­grenze finden sollte, ist in dem Abkommen die Ein­­stellung der Ausfuhr von Mais bis zur Erholung der Preise vorgesehen. Das Abkommen enthält eine dreißigtägige Kündigungsfrist. Bei den Wahlen in Frankreich Auf die deutschen Länderwahlen folgen jetzt am Sonntag die französischen Kammerwah­len, ihr. Er­­gebnis kann nicht nur für Frankreich selbst, sondern für ganz Europa und für die Welt von ausschlagge­­bender Bedeutung sein. Der Wahlkampf,­­ der vom Ministerpräsidenten Tardieu und den beiden Oppo­­sitionsführern Herriot und Leon Blum in einer er­­staunlich gemäßigten Tonart eingeleitet worden war, hat allmählich etwas lebhaftere Formen angenom­­men, wenn er sich an die maßlos heftigen Ausein­­andersezungen, die man bei früheren, ähnlichen Ge­­biet ..--- hindert werden können, ist politisch zu sehr geschult, um über den schönen Phrasen, die man ihm vorjeßt, gewisse, noch nicht allzu lang zurücliegende Dinge zu vergessen. Wenn sämtliche Minister heute das Erbe Briands für sich in Anspruch nehmen, so erinnert er sich noch durch­­aus des Tages, an dem dieser von den gleichen Leu­­ten am Einzug in den Präsidentenpalast gehindert und, bereits ein todkranker Mann, aus dem Außen­­amt verdrängt wurde, um verbittert und einsam, wie „ein Verbannter in seinem eigenen Vaterland“ (Her­­riot) zu sterben. Nimmt die Regierung es als ein Verdienst für Wirtschaftskrise sich in Anspruch, daß die Finanz­ und in Frankreich noch nicht die Aus­­maße angenommen hat, unter denen­ andere Länder zusammenzubrechen drohen, so weiß der Wähler, daß gerade Tardieu die Verantwortung dafür trägt, daß Frankreich jede rechtzeitige Vorsorge für die heran­­nahende Krise unterlassen hat, daß die Finanzkrise nur deshalb ihre vollen Auswirkungen noch nicht er­­reicht hat, weil Tardien aus Wahlrücsichten das be­­reits vorhandene Milliardendefizit auf spätere Re­­gierungen abzuwälzen verstand. So dürfte alle Regsamkeit der Regierungsmit­­glieder an dem Ausgang der Wahlen, wie er sich bereits mit ziemlicher Deutlichkeit abzuzeichnen be­­ginnt, nicht viel mehr ändern. Die Linke — Sozia­­listen und Radikale — hatte in dem zu Ende gehen­­den Wahlkampf den großen Vorteil, die Massen mit zugkräftigen Parolen bearbeiten zu können. Der Kampf gegen den Krieg und die ungeheuren Rü­­stungslasten, die Aufhebung der Finanz- und Wirt­­schaftssünden der Regierung, das Versprechen, auf außenpolitischem Gebiet die Ideen Briands weiter­­zuverfolgen, all das muß auf die friedliche, sparsame und ängstliche Bevölkerung Frankreichs einen tiefen Eindruck machen. Eine Stärkung der Linken läßt sich daher mit ziemlicher Sicherheit voraussagen. Schwieriger ist es allerdings, vorauszusagen, welcher Partei dieser Zuwachs zufallen wird. Vor einigen Monaten noch rechneten die Sozialisten mit einem beträchtlichen Gewinn an Stimmen und Kammerri­­siken; heute hat man den Einbruch, als seien sie etwas bescheidener geworden und erhofften im gür»«

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