Banater Deutsche Zeitung, Januar 1933 (Jahrgang 15, nr. 1-24)

1933-01-14 / nr. 11

Breis 3 Lei Bezugspreis: anzjährig 309 Lei, halbjährig 400 Lei, vierteljährig 200 Lei, monatlich 70 Lei — T Ausland monatlich 120 hr nachmittags, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. = Anzeigen nach Tarif,­du­ellung in Temeswar 10 Lei monatlich. — Lei. — Erscheint täglich 15. Jahrgang Schriftleitung und Verwaltung: Temeswar, Stadt, Deutsches Haus, BERRFEr Ner: Schriftleitung Nr. 14--13. Verwaltung Nr. 66. Drud und Verlag der Schwänischen Verlags - Aktienbereitschaft, Temeswar. Timișoara-Temeswar, Samstag, 14. Jänner 1933 | Nr. 11 ern. Ieren della 19 nostala art.1­9 Martie 10904, 15 in Ardeal ASOVTSERTUNRE; Baida mit der Kabinettsbildung betraut. Endgültige Antwort in einer Audienz am Nachmittag Drei ungeklärte Fragen : die Marinesen-Affäre, die Bedingungen der Parteileitung und die Zusammenarbeit Vaidas mit Titulescu : Bukarest, 13. Jänner. (R.) Ueber den Verlauf der Audienzen Manius am gestrigen Tage wird berichtet :­­ Der Ministerpräsident begab sich 12 Uhr mittags zum erstenmal zum König und stellte an den Monat­­en das Verlangen, daß der Bukarester Polizeipräfekt Marinescu auf längere Zeit beurlaubt und eine Betrauung im Ausland erhalten solle. Dr. Alexander Vaida gehört hatte, nahm er nachmittag die Abdankung der Regierung an und gab Maniu in diesem Sinne einen Bescheid. Nach erfolgter Abdankung des Gesamtkabinetts fand abends eine kurze Zusammentritt der Regie­­rungsmitglieder statt. Laut „Dimineapa“ hat Mas­niu dort erklärt, daß er nach seinem Rücktritt als Mitglied der Regierungspartei in deren Reihen Platz nehmen und die nachfolgende Regierung unterstützen werde, falls diese aus der national-zaranittischen Die Hauptsache Bartei hervorgehe, sei, die Einheit der Partei auf­­recht zu erhalten und in deren I­nteresse müsse alles getan werden. In ähnlichem Sinne sprach auch Mi-­ZE der betonte, daß jedes Opfer zur Wahrung der Parteieinheit gebracht werden müsse. Seit 5. Jänner sein Geld angewiesen Mihalache dementiert die Behauptung des „Vii­­torus“, wonach er seit Ausbruch der Regierungskrise aus dem Dispositions­fond des Innerministerriums 9 Millionen Lei angewiesen habe. Er erklärt vielmehr, daß seit dem 5. Jänner, als sie die Symptome einer Regierungskrise nur noch sehr schwach erkennen ließen, die Regierung keinen Bann angewiesen habe. „Viitorul“ denke wahrscheinlich an die Gewohn­­heiten seiner Gesinnungsgenossen, die bei dem Abtreten von der Macht stets größere Geldsum­­men der Staatskassa einnahmen und unter sich aufteilten, Baidas Berufung nach Butarest Der Senatspräsident Bostahescu und der Sommerpräsident Gh­io-P­op, die vom König ge­­stern abends in Audienz empfangen wurden, haben dem Herrscher als neuen Ministerpräsidenten Dr­ . Alexander Vaida empfohlen. Dr. Baida trifft heute vormittag halb 9 Uhr in der Hauptstadt ein und leistet damit einer tele­­graphischen Berufung durch den „König rascheste­­ Folge. Im Laufe des Vormittags wird Vaida zuerst „ mit Maniu und andern Führern der Regierungs­­une um 12 Uhr“ beim­­König in Audienz erscheinen. Es ist wahrscheinlich, daß er eine Betrauung zur Regierungsbildung er­­halten wird, weil der König unter F sei­­nen Umständen jetzt einen Regime­­wechsel eintreten lassen will, denn ein solcher würde die Ausschreibung der Neuwahlen nach sich ziehen. Daran könne aber nur in dem Fall die Reihe kommen, wenn sich die Bildung einer national-zaranistischen R­egierung als Unmöglichkeit erweisen losste. Unter welchen Bedingungen Dr. Vaida geneigt sein wird, die Betrauung anzunehmen und welche Forderungen seine Partei an die Unter­sützung seiner Regierung knüpfen wird, kann man jetzt selbstver­­ständlich noch nicht wissen. Schwierigkeiten einer Regierungsbildun­gur< Vaida Daß der König eine Regierung Baida wünscht, kann­ man aus dem Verlauf der gestrigen Audienzen folgern. Wenn die Betrauung erfolgt ist, wird Vaida­­ vorerst „vor der Parteileitung erscheinen und um die Unterfragung ersuchen. In welchem Maße sie ihm zugesagt wird, ist noch fraglich. Vaida muß jedenfalls die Hindernisse erledigen, die Regierungs­krise hervorriefen. Wenn er dazu vom König bevollmächtigt wird, erfolgt die Ka­­binettsbildung. Ein anderes Problem, das be­­reinigt werden muß, ist die Titulescu-Affäre. Nach Ansicht politischer Kreise ist dasselbe nicht 2 undö 2bar. Aus dem Umstand, daß Titulescu seinen bisherigen Staatssekretär zum Gesandten ließ, folgert man daraus, daß er in London ernennen sich nicht mehr im­ Am­sland begeben, sondern im Inlannd bleiben und die Regierung Vaidas unterstützen will. Man weiß zwar noch nicht, wie die Titulgcu-Frage erledigt werden wird, doch rechnet man bestimmt darauf, daß heute noch die Form gefunden werden wird. Der Vollzugsausschuß der national-zaranisti­­schen Partei ist für heute Nachmittag einberufen wor­­den, damit er einen Bericht über die Ereignisse ent­­gegennehme. Wie „Curentul“ überzeugt ist, wird Vaida die „Betrauung zur Regierungsbildung erhalten und wenn er sie annimmt, dürfte er noch heute ein Kabi­­nett bilden, das morgen den Eid ablegen könnte. Wer Mitglied dieses Kabinetts wird, bezüglich dessen herrscht unter den Politikern wahrscheinlich dieselben Personen die Ansicht, daß es sein werden, die der früheren Vaida-Regierung angehörten. Aende­­rungen dürften sehr geringe sein.­­ Maniu hat erklärt, daß er sofort nach Uebergabe­ der Landesleitung an die neue Regierung ins Aus­­land fahren werde, weil er der Erholung bedürfe. Dr. Alexander Vaida empfing vor seiner Ab­­reise aus Klausenburg unseren dortigen Berichter­­statter und er spielte sich folgendes Gespräch ab: — Werden Exzellenz unter den j­ungen Umstän­­den die Regierungsbildung übernehmen? > — Daran kann ich keine bestimmte Antwort ges­­ ben. Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich sie unter allen Umständen übernehmen. Io bin eine Kampfnatur und für mich ist es unter solchen Geges benheiten, wie es die gegenwärtigen sind, eine Freude zu regieren. Das Regieren reizt mich in Dr. Alexander Vaida begab­ sich vormittag 11.45 Uhr zum König. Er blieb 1 Stunde beim Herr­­­scher und wurde mit der Bildung der neuen Regie­­rung betraut. Dr. Vaida erbat sich vom König bis nachmittag Bedenkzeit, da er vorher mit der natio­­nal-zaranistischen Parteileitung eine Besprechung halten müsse, schweren Zeiten mehr, als in solchen der Ruhe, wo die Arbeit des Ministerpräsidenten aus nichts ande­­rem, wie aus fortlaufenden und eintönigen Unter­­schriften besteht. Von Sr. Majestät habe ich jeden­­falls eine Berufung nach Bukarest erhalten. Diesem Ruf folge ich mit Freude, weil ich mich nie vor Ar­­beiten im Interesse des Landes verschließe, wenn sie eine Notwendigkeit darstellen und man mit einem Ersuchen an mich herantritt. Es ist nun aber die Frage, ob ich überhaupt eine Betrauung zur Kabi­­nettsbildung erhalte und wenn ja, unter welchen Be­­dingngen mich die Partei unterstützt. — Im Falle der Betrauung, welches Programm haben Exzellenz? Wie würden Sie die Mari­tescu- Affäre­ erledigen ? — Aufrichtig gesagt, ich hätte die Sache nicht sehr tragisch aufgefaßt. Wenn ein Beamter dem Mi­­nister Opposition macht, so ist dafür das Disziplinar­­gericht da, I< hätte den betreffenden Beamten vor das Disziplinargericht gewiesen. Die Einzelheiten fenne ich natürlich nicht. Aus einer Entfernung von einigen hundert Kilometern kann man die Sachlage nicht so klar sehen. Wahrscheinlich hat ja Mihalache in vollem ar Recht, — Welches Program haben Sie bezüglich der Genfer Verhandlungen ? — Dasselbe wie Manin. Mit Genf muß eine­­ Vereinbarung zustande kommen, jedoch ohne Preis­­gabe der Landes­souveränität. Unser Berichterstatter stellte die heikligste Frage zum Schluß und sie lautete: — Wie werden Exzellenz mit Titulescu zu­­sammenarbeiten? — Dies hängt von den Umständen ab, antwor­­tete Vaida; die Sache scheint aber nicht unmöglich zu sein. | ' | -

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