Banater Deutsche Zeitung, Juni 1934 (Jahrgang 16, nr. 118-140)

1934-06-02 / nr. 118

Sreis 3 Lei Bezugspreis: ganzjährig 309 Lei, halbjährig 400 Lei, vierteljährig 200 Lei, monatlich 70 Lei — ZS Ausland monatlich 120 Lei. — Erscheint täglich ke­in USE W Lei monatlich. — I. Bern x nachmittags, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. — Anzeigen wa­r Tarif, der 16. Jahrgang SRZ Unng und Verwaltung: precher:­Schriftleitung Nr. 14-18. Verwal­tun und Verlag Schwäbischen Verlags - Aktiengesellschaft, FIN DIL: tung zx. 4 wm Timifonare, Samstag, 2. Auni 1934 Mr. 118 ! Tatarescu übergangsweise an der Spite des Heeresministeriums Der Minist­erpräsident wird heute wieder vom König empfan­­gen - General Lazarescu Interminister ? Ausarbeitung eines Planes zur Ergänzung der Heeresausrüstung Bucuresti, 1. Juli Marschall Presan, dem Justizminister Anto­­nescu im Auftrage der des Heeresministeriums Regierung das Portefeuille anbot, hat, wie man in wohlinformierten Kreisen wissen will, das Angebot damit abgelehnt, daß er auch weiterhin nur Soldat bleiben wolle. Ministerpräsident Tatarescu war gestern neuerdings beim König in Audienz. Bei dieser Gele­­genheit wurde endgültig beschlossen, daß das Porte­­­ l­is erst nach einer Stunde. Ministerpräsident Tata­­rescu wird bloß anderthalb Monate an der Spitze des Heeresministeriums bleiben. Während dieser Zeit wird der Plan zur Ergänzung der Ausrüstung der Armee ausgearbeitet. Der Kommandant des dritten Armeekorps, Ge­­neral Lazarescu, ist heute in der Hauptstadt ein­­getroffen. Man will wissen, daß General Lazarescu feuille des Heeresministers interimistisch Lazarescu an­geblich nehmen wird. Um vier Uhr e­reien Ops es: I h­a bei ep "was Pa­ er zum Unterminister im Heeresministerium ernannt wird, damit er Ministerpräsident Tatarescu in mili­­tärischen Fragen Ratschläge erteile. Bei der gestrigen Audienz Tatarescus kam auch die Herabsetzung der Zahl der Unterminister zur Sprache.­­ In eingeweihten politischen Kreisen heißt es, daß nur drei Unterminister bleiben werden und zwar im Ministerpräsidium, im Außenministe­­rium und Unterminister für Luftfahrwesen. Unter­­minister Jamandi soll zum Minister ohne Porte­­faille ernannt werden und beim Ministerpräsidium eine Einteilung erhalten. Unterminister Assan soll zum außerordentlichen bevollmächtigten Kopenhagener Gesandtschaft Rumäniens betraut werden. ‚ernannt werden und mit o der“Leitung der | | : ! . Heute hält die Regierung­ neuerdings einen Mi­­nisterrat, nach welchem Tatarescu wieder vom Kö­­nig empfangen wird. Man hofft, daß bei dieser Gele­­genheit alle persönlichen Fragen erledigt werden. Tatarescu wird heute nachmittags die Pressevertre­­ter empfangen und Erklärungen über die Ereignisse der fetten Tage abgeben.­elbst übern heftiger Angriff Barthous gegen Deutschland in Genf Sir Simon : „Fehlschlagen der Abrüstungskonferenz er <üttert die Autorität des Völkerbundes“ . Frankreich verschanzt ji hinter der Sicherheitsfrage Genf, 1. Juni Der britische Minister des Reußern Sir Jon Simon setzte im Hauptausschuß der Abrüstung3­­konferenz als erster Redner die Debatte über die ge­­genwärtige Situation der Konferenz fort. E83 besteht zurzeit, sagte Sir Simon, seine neue Basis, auf der eine Verständigung erreicht werden könnte. Wir ha­­ben zurzeit zu wählen zwischen einer Abrüstungs-­konvention,­­die eine bescheidene Rüstung 3% bei Kränkung enthalten würde, und dem Zus­­ammenbruch der gesamten Abrüstungsbestrebungen mit allen für den Weltfrieden bedenklichen Folgen. Ein Fehlschlagen der Konferenz würde die Au­­torität und die Aktionsfähigkeit des Völkerbun­­des ernstlich erschüttern. Am Schlusse seiner Ausführungen warf Sir John Simon die Frage auf, ob es nicht möglich wä­­re, in der geplanten ersten Abrüstungskonvention nur wenige Materien zu regeln. So sei in der Kon­­vention erstens :­­ der Krieg mit chemischen Mitteln, mit Giftgasen usw. zu­ verbieten. Zweitens könnten die Bestimmungen über die Publizität und die öffentliche Bekanntmachung der Militärbudgets aufgenommen werden. Dadurch wer­­de eine internationale Kontrolle der Abrüstungen erleichtert. Drittens könnte man, wie von verschiedenen Seiten vorgeschlagen wurde, eine ständige­­ internationale Abrü­­stungskommission ins Leben rufen. Was die internationale Kontrolle der Fabrikation und des Handels mit Waffen und Kriegsmaterial anbetrifft, so sei wohl die beste Methode, die Konvention vom Jahre 1925 betreffend den Waffenhandel zu ratifi­­zieren und in Kraft zu legen. Besser als keine internationale Konvention sei ein internationales Abkommen, das wenigstens die zwei oder drei erwähnten Gegenstände regle. Auf die Ausführungen des britischen Außenmi­­nisters folgte die Rede des Reußern Barthou, des französischen Ministers der Deutschland in der heftigsten Weise angriff, um die Verantwortung für das Scheitern der Abrüstungskonferenz von Frank­­reich abzuwälzen. Die französische Regierung hat erklärt, daß Frankreich an eine Abrüstung nicht denken kön­­ne, wenn Deutschland sofort, ohne Innehaltung ir­­gendeiner Frist mit einer Aufrüstung beginne. Diese Kundgebung der französischen Regierung sei­ darauf zurückzuführen, daß­ die deutsche Regierung Ende März ihr­ Militärbudget für 1934—35 veröffentlichte, das eine Erhöhung der öffentlich zugestandenen Rü­­stungsausgaben um 2.900.000.000 französische Franks enthielt Der französische Außenminister erklärte hierauf, en daß er für die großen kulturellen und wissenschaftli­chen­­ Leistungen Deutschlands die größte Achtung empfinde und wisse, was Männer wie Kant, Goethe, Bach, Beethoven und Wagner für die Menschheit be­­deuten. Eine andere Frage sei der preußische Mili­­tarismus und sein Wille, die Welt zu bedrohen. Frankreich jedoch nehme eine andere Haltung ein. ES bedrohe niemanden und es verlange nichts. Es habe am 1. Jänner 1934 einen konkreten Plan vor­­gelegt; zu dessen Verwirklichung sei jedoch eine L­ö­­sung der Sicherheitsfrage erforderlich. Dann sagte Barthou, sich an Sir Simon wendend; England bemühe sich eine Brücke zwischen Frankreich und Deutschland zu schlagen, die Frankreich aber nicht betreten werde, denn er wolle nicht ins kalte Wasser fallen. Deutschland habe sich zwar vom Wöl­­kerbund und der Abrüstungskonferenz zurückgezogen, sei aber dennoch bestrebt, in Genf unsichtbar seinen Willen den anderen Staaten aufzuzwingen. * Die französische Presse ist im allgemeinen von dem Ton, den Barthou in Genf angeschlagen hat, begeistert und stellt fest, daß sich „amtlich ein französi­­scher Politiker gefunden hat, der es wagte, die unge­­schminkte Wahrheit zu sagen.“ Tiefe Gegenjäße zwischen 6t­­ q England fühlt sich vor den Kopf gestoßen ! London, 1. Juni (Dp) Die englische Presse gibt ihrem Erstaunen über das Auftreten Barthous Ausdruck, „Times“ schrei­­ben, daß sich zwischen Barthou und Simeon tiefge­­hende Gegensätze gebildet hätten. Während nämlich der englische Außenminister ein Kompromis in Vor­­schlag brachte, erklärte Barthou schroff, daß Frank­­reich jedes Kompromis zurückweise und nie seine Zu­­stmmung zu einer solchen Lösung geben werde, die eine offene oder geheime Aufrüstung Deutschlands nach sich ziehen würde. Sehr peinlich hat es in Lon­­don berührt, daß Barthou sich soweit hinreißen ließ und Simon förmlich zur Ordnung rief, was der eng­­lische Außenminister mit bitterem Humor anhörte. Das führende englische Blatt stellt auch fest, daß in der Rede Barthous eine einzige positive Erklärung enthalten ist, u. zw. die, daß Frankreich eine Verhand­­lung über den von England am 10. April in Paris unterbreiteten Vermittlungsantrag zurückweist. Die französische Regierung lehnt eine Diskussion auch in dem Fall ab, wenn ihr entsprechende Garantien ange­­boten werden. Baris : Keine Trübung der französ­isch­­englischen Beziehungen Paris, 1. Juni Der französische Ministerrat hat sich gestern mit der Genfer Rede Barthous befaßt und diese in allen Stücken gutgeheißen. Die franz. Presse erklärt, daß der Gegensatz, der sich zwischen den Reden des fran­­zösischen und des englischen Außenministers gezeigt hat, in keiner Weise das gute Einvernehmen zwi­­schen den beiden Staaten zu beeinflussen, imstande sein könne. Es wird behauptet, daß Sir John S­i­­mon noch am selben Abend Barthou die Versi­­cherung gegeben hat, daß die Debatte die freund­­schaftlichen Beziehungen zwischen den zwei Staaten durchaus nicht getrübt hätte. Laut „Oeuvre“ werden sich all jene, die Glauben, daß sich zwischen Barthou und Simon Unstimmigkeiten ergeben, schwer täu­­schen müssen. Es müssen schon sehr ernste Dinge kom­­men, meint das Blatt, um die Freundschaft zwischen­­ Frankreich und England zu erschüttern. Zwischen Henderson und Barthou hat übrigens rl

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