Banater Deutsche Zeitung, August 1934 (Jahrgang 16, nr. 167-192)

1934-08-01 / nr. 167

N * wreis 3 Lei Scutti de taxa possala art.. 9 din­­ ia lerea dela 49 Martis 4904; vigeoare inkrifong T:Museul AsY.iatim­e Sibiu BY Spreiß: ganzjährig 890 Lei, halbjährig 409 Lei, vierteljä Zu Jung in Timișoara 10 Lei monatlich.­­ = A Uhr nachmittags, mit AusSaug 9gmue 16. Jahrgang a 200 Fe mohnttih 70 Lei — usland monatlich 120 Lei. — Erscheint tägli von Sonms- und Feiertagen. — Anzeigen be­tet Timișoara, Nr. 167 Schriftleitung und Verwaltung: Timisoara einsprecher: Schriftleitung Nr. 1., Str. Lonovici (Deutsches Haus). 14--18. Verwaltung Nr. 66. zud .und Berlog der Schwäbischen BVerlags-Aktiengesellschaft, Timisoara, ­ Mittwoch, 1. August 1934 Geständiger Dollfuß-Mörder bedauert seine Tat Nur in Notwehr hätte geschoffen werden dürfen . Die Auslandsbewegung in den leßien Zatlungen Wien, 31. Juli Das militärische PERI das für die Ver­­handlung des Prozesses der nationalsozialistischen Aufrührer eingesebt worden ist, hat gestern nachm­ 6 Uhr mit den Verhandlungen begonnen. Präsident des Gerichtes ist General Oberweger. Die Mit­­glieder sind vier Offiziere und ein Richter. Die An­­klage vertritt der Staatsanwalt Tup­py, während die Verteidigung von Rechtsanwalt Führer ver­­sehen wird. Die Verhandlung findet im Gebäude des Landesgerichtshofes statt. Das Gebäude ist von einer halben Kompagnie Kaiserjäger gegen unangenehme Ueberraschun­­gen und zur ge ee der HENRI ge: 2 F: ERS: ] I 5 ° rs > olf Re: D fü­r Fr "Banetta, Eger wie es sich a aus seinen 4 Akten eststellen ließ, Otto Plametta, wurde im April 1899 in Mähren geboren. Er ist nach­ Wien zustän­­dig, verheiratet, aber ohne Kinder dem Berufe nach Handelsangestellter. Er war bis 1933 Soldat. Er bekennt sich des Mordes für schuldig, bestreitet jedoch, den zweiten Schuß mit Vorsatz ab­­gegeben zu haben und schildert den Vorgang fol­­gend. Die Waffe ging einfach los Al­s ich das Stiegenhaus hinauf auf den ersten Stoß des Bundeskanzlergebäudes rannte, sah ich mich einer geschlossenen Tür gegenüber. Als ich die Tür öffnete, tat sich ein dunkler Raum vor mir auf, durch den sich mir ein Mann nä­­herte. Im Hintergrund­ sah ich noch zwei Schat­­­ten sich bewegen. Ich bin heftig erschrocen und in meiner ruhenden Hand ging die Waffe los. Vorsitzender: Wie können Sie, als gewe­­sener Soldat vom Erschre>en reden? Planetta: I< wurde außerdem auch noch durch jemanden gestoßen. Ich bemerkte erst, als ich den vor mir Liegenden näher betrachtete, daß es der Bundeskanzler­ war. Vorsitzender: Aber Sie nn doch zwei­­mal geschossen? Planetta: Die Waffe von doppelt funktio­­niert haben. Der Vorsitzende läßt daraufhin einen Waffen­­sachverständigen. ove 20­9 N, daß sie Maier 9 über Tr hat daß : m tadellos funktioniert und Be funktionie­­­­­­­rier ausge­hen des Mechanismus ges­t­schlossen sei. Im weiteren Verlaufe seines Verhöres erklärte Planetta, daß sie die Waffen in der Stiftkaserne be­­kommen hätten und daß Franz Holzweber vor der Abfahrt angeordnet hat, daß nur aus Notwehr werden dürfe. Niemand geschaffen solle also seine Waffe auf den Kanzler oder einen der Minister heben. Man hat ihnen, bevor sie den Putsch in Szene setzten gesagt, daß auch Staatsbeamte daran beteiligt seien. Er erklärte, es tue im sowohl vom menschlichen, wie vom getötet politischen Standpunkt aus“ leid, den Kanzler zu haben. Von wo die Waffen EN, hat Blanetta nicht verraten. - | v 7 - Dollfuß hat zugunsten Rintelens abgedankt Aufsehen hat derjenige Passus "seiner Aussage­­ erregt, laut welchem Dollfuß angeblich vor sei­­nem Tode zugunsten Dr. Rintelen" abgedankt haben soll. Der zweite Hauptangeklagte im Prozeß ist Franz Holzweber. Er ist 1904 in Wien geboren, verheiratet und Elektrotechniker von Beruf. Er spielte im Auf­­stand eine führende Rolle und er war es, der beim Putsch gegen das Kanzlergebäude den Wachkomman­­danten entwaffnete. Er wies in seiner Aussage mit besonderem Nachdruch darauf hin, daß Sicherheitsminister Fey ihnen zweimal sein Ehrenwort auf den freien Abzug gegeben habe. Der Vorsitzende ordnet darauf­hin das Verhör Feys an. Fey erklärt, daß man ihm, schon nachdem er vom sc­hwerverwundeten Kanzler entfernt worden war, die Mitteilung machte, daß Dr. Dollfuß zugun­­sten Rintelens abgedankt habe. Gleichzeitig haben ihn die Aufständischen dazu gebracht, daß er das auf einen Zettel niederschreibe. Er tat es, wie er dann auch den deutschen Gesandten telephonisch ins Kanz­­leigebäude bitten ließ, um das Uebereinkommen auf freien Abzug zu bestätigen. Der Gesandte wollte zuerst nicht ins Haus, lei­­stete dem Rufe aber doch Folge, als ihm mitge­­­­teilt wurde, daß die Vereinbarung ohne seine Zuk­enntnisnahme keinen Sinn hätte. In der Anklageschrift, die ein genaues Histori­­fum der Geschehnisse darstellt, werden die Ereignisse des 25. Juli wie folgt geschildert. Am 25. Juli, mittags 1 Uhr, fuhr ein Privat­­auto und 11 Lastautos, auf denen etwas 140--200 bewaffnete Männer Platz genommen haben, vor dem Reichskanzlergebäude auf dem Ballhausplatz vor. Der Personenwagen und 4 Lastwagen fuhren in den Hof des Gebäudes ein; die Bewaffneten sprangen von den Kraftwagen und drangen, nachdem sie die Wache entwaffnet hatten, mit schußbereiter Pistole in sämtliche Räume des Bundeskanzleramtes ein. Der Kanzleidiener des Bundeskanzleramtes,­­ Eduard Hendiiser sah die Lastautos­ anfahren und die Bewaffneten abspringen. Gleich darauf ver­­nahm er Lärm im Stiegenhaus und im Korridor. Er schloß die Türen zum­ Arbeitszimmer des Bun­­des­fanzlers ab und trachtete, Dr. Dollfuß in­­ Sicher­­heit zu bringen. Er dachte, den Kanzler durch die Räume des Archivs zu einem hinteren Ausgang­­ ge­­leiten zu können. Unterwegs jedoch wurden sie von einer Gruppe Aufständischer gestellt. Bundeskanzler Dr. Dollfuß hob, von den Re­­volvermündungen bedroht, die Hände zum Schutz vor den Kopf. In diesem Augenblick krach­­ten auch schon in schnellem Hintereinander zwei Schüsse und der Kanzler fiel zu Boden. Hendii­ek wurde daraufhin mit erhobenen Händen mit dem Gesicht gegen die Wand gestellt, so, daß er nicht sehen konnte, was weiter geschah. Die Anklageschrift erörtert dann den Tod Dr. Dollfuß, der durch Verbluten eintrat. Die Räumung des Gebäudes ging um 7 Uhr abends vor sich. Die Aufständischen hatten zum Teil ihre Waffen wegge­­worfen. So gelang es im Gebäude nach Abtrans­­port der Putschisten, Revolver, Fabrikat Steyr, 21 Seitengewehre, sowie 1269 Patronen aufzulösen.­­­ Gegen die 14 Angeklagten,­­ die das Rawagge­­bäude besetzt hatten, ist eine separate Anklageschrift verfaßt worden, wie denn auch der Prozeß separiert von dem anderen behandelt und verhandelt werden wird. Handelte es sich doch darum, die Putschisten sogleic nach ihrer Kapitulation was versprochen worden über dahin die Verteidiger dankt ab Die Anklageschrift - Grenze nach Deutschland zu schaffen. Betreffs des freien Abzuges erklärte Fey, daß er nicht sein Wort habe geben kön­­nen. Er habe sich bloß geäußert, ist, auch gehalten werde Det Ber­­­mie Darf­uf hin, da Bei Schuß­us einem „Revolver behauptet, Seine Behauptungen klingen umso mehr komisch, als sich Zeugen gefunden haben, die erklärten, das Pla­­netta nach der Tat gezeigt hat, wie er die Schüsse ab­­gegeben hat. Da die Verhandlung sich bis spät in die Nacht hinein erstreckte, erklärte der Verteidiger Führer, er sei müde und lege sein Amt nieder. Der Vorsitzende macht ihn aufmerksam, daß er sich freiwillig zur Verteidigung der Angeklagten mel­­dete und wissen müßte, daß die Verhandlungen lange dauern werden. Falls Führer bei seinem Ver­­zichte verbleibe, müsse von der Advokatenkammer ein Verteidiger von Amts wegen verlangt werden. Füh­­rer hat darauf­hin seinen Verzicht auf das Amt des Verteidigers zurückgezogen. Die Verhandlung­­ wurde spät nachts. geschlossen, um heute vorm. fortgefeßt zu werden, daß alles, Dr. Kurt Schuschnigg, Oesterreich neuer Bundeskanzler

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