Banater Deutsche Zeitung, Juni 1939 (Jahrgang 21, nr. 120-143)
1939-06-11 / nr. 128
Sateliten Robert Reiter, verantwortlicher Scriftleiter Ernst Schuller. Eigentümer: Schwäbische Verlags-A.-G. Eingetragen in das Verzeichnis Veröffentlichungen beim Gerichtshof Temesch-Torontal unter Nr. 28/1938. Fernruf: Schriftleitung 13-61, Verwaltung 13-60. 21. Jahrgang der regelmäßigen 80mvIit de taxa Er wet. 9. din portala legea 19 Mart IH) in vigoare-in Ardeal Kloeul Asocietiune N SIBIV Scriftl.. und Verw.: Timijoara-Temescburg L, Lonovichgasse 2, Bezugsgebühr: 70 Lei monatlich, 200 Lei für 3 Monate. Zustellung in Temeschburg 10 Lei monatlich. Erscheint täglich 5 Uhr nachmittag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Timișoara-Temeschburg, Sonntag, 11. Juni 1939 Nr. 128 Außenminister Gafeneur Bolls gruppenfrage Großes Interesse an einer glüklichen und endgültigen Lösung Rumäniens Beitrag zur allgemeinen Befriedung — Der Beitrag mit Deutschland als Vorbild für eine europäische Gesamtregelung wirtschaftlicher Fragen " Bukarest, 10. Juni In dem großen politischen Exposé, das Außenminister Grigore Gafencu gestern vor dem Parlament hielt, sagte er u.a.: Die Freundschaft, die uns von allen Seiten gezeigt wird, ermöglicht es ım3, allen Reibungen zum Trotz, alle Verpflichtungen mit seelischer Ruhe, Gerechtigkeit und Friedenswillen zu erfüllen. Diese Verpflictungen sind umso zahlreicher, je allgemeiner Div un Far „Unter den fremden Stimarg zu einer ES, als Sueh int nationalen Politik die Lager in Sampfstellung gegeneinander Aufstellung genommen haben eine neue Formel vorzuschlagen ? Wir antworten darauf: Bar nicht? Rumäniens neue außenpolitische Formel: Europa Die Formel, die wir vorschlagen, ist gar nicht neu. Ihr Name, der in allen Gewissen Widerhall findet, heißt Europa. Dieses Europa kann nicht leben, wenn wir nicht alle zusammen das Mittel finden, um nebeneinander zu leben und wird bei seinem Zusammenbruch uns alle begraben. Ich habe die europäische Idee in allen Hauptstädten angetroffen, die ich besuchte. Die Bedeutung der europäischen Einigkeit kam mir betont“13 zum Bewußtsein, als mir der Führer eines großen Reiches erklärte, daß nach einem Kriege Sieger und Besiegte auf verwüstetem Boden unter denselben Ruinen liegen werden. Wir leben heute aufgeregte Zeiten, in denen weder Krieg noch Friede herrscht. Der Gedanke, diesem Zustande durch Gewalt ein Ende zu bereiten, ist noch nicht verschwunden. Wir sehen, wie die Rüstungen sich überall vermehren, die Schützengräben sich vertiefen und die Kampffronten sich auf der einen wie auf der anderen Seite ein &3 sind militäri 1he und heldische dulldig einen Zeiten, denen, jedes Volk die BE “Die Münze“ führen, daß es so nicht mehr weiter aehen kann und erwartet unge n Ausmnen aus dieser Aufregung. Selkafie Achsen und Bündnisse einander gegenüberstehen, werden auch die internationalen Beziehungen starr bleiben. Diese dürfen aber nicht geschwächt werden. Nur durch ihre Vermehrung und nur durch die Beseitigung des Bildes eines entzweiten Sontinentes kann der einzige Ausweg aus der heutigen aufgewühlten Zeit gefunden werden, dessen Ziel ein neuronetes europäisches Leben in einer Atmosehäde des Verstehens und des guten Willens ist. Die Frage des Lebensraumes In der lechten Zeit wurde sehr viel vom Lebensraum gesprochen. Unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen seit jeder Staat irgendwie in den Lebensraum des anderen, denn Um leben zu können, benötigen die Staaten einander. Wenn die Formel Lebensraum, ungenau und unbegrenzt, einige Besorgnis aufkommen lassen kann, so kommt dies davon, daß die von den wirtschaftlichen Zusammenhängen zwischen den Staaten TERASTIENAN Probleme unbeachtet blieben. In dem Maße, in welchem die Staaten ihre Lebensbedürfnisse defen werden, entweder durch direkte wirtschaftliche Verbindungen, durch Erleichterungen im internationalen Handel oder durch einen größeren Plan, der alle Bioduste und alle Bodenschäze umfaßt, wird auch dem Begriff Lebensraum die notwendige Begrenzung gegeben werden können. Rumänien hat diese Probleme im Geiste der europäischen Solidarität geprüft. Das Land hat sein Verständnis für die Wirklichkeit durch die abgeschlossenen Wirtschaftsverträge bewiesen. Der Raum, der sich zwischen den Grenzen des Landes erstreckt, bleibt jedoch an ein und allein der Mission vorbehalten, die von dem rumänischen Volke erfüllt werden muß. Rumänien und die Boitstruppen. Weber die Volksgruppen sagte der Außenminister folgendes:Ich möchte auch das Problem der Minderheiten berühren, das zwar mehr die Innenpolitik betrifft, Fortsetzung auf Seite 7). . Außenminister Gafencu dbi Waren 4: KAE ESER EREN EEN zugganmgreRBe me Rußland entscheidet über Krieg oder Frieden — H -= Der betonte Zweck der politischen Verhandlungen zwischen England und Rußland ist der Abschluß eines Uebereinkomens zur Sicherung des Weltfriedens. Zu Reval wurde seinerzeit auch ein Bündnis mit Rußland abgeschlossen, das ebenfalls den Frieden wahren sollte und in 1914 den Krieg entfesselte. Die Lage von heute gleicht verhängnisvoll der Lage von damals. Und doch ist sie wesentlich anders. Die Lenker des zaristischen Rußland hofften von einem Außenkrieg die Erstarkung des Nationalgefühls, um den im Inneren wühlenden Internationalismus niederzuringen. Im schlimmsten Fall hofften sie die Schwächung der Stoßkraft des Proletariats durch starken Blutverlust. Die Rechnung war falsch. Der Krieg hat dem zaristischen Nationalismus das Grab geschaufelt und der “Internationalismus gelangte an die Macht. Der durch den Zusammensturz des Zarentums, als Folge des verlorenen Krieges, zur Macht gelangte Internationalismus führte seither ununterbrochen einen Weltanschauungskrieg gegen alle Fronten. Das Ziel war, durch Zersetzung der bürgerlichen Weltanschauung die bestehende Ordnung zu vernichten und den Völkern die bolschewistische Gewaltherrschaft aufzuzwingen. In Spanien hat der russische Bolschewismus sogar mit den Waffen in der Hand den Nationalismus zu vernichten versucht. Den bis ins Herz Mitteleuropas getragenen Angriffskrieg der bolschewistischen Ideen hat Hitler im Jahre 1933 zum Stillstand gebracht und Deutschland, das eine Zentrale des bolschewistischen Internationalismus war, ist alsbald zum Bollwerk des nationalen Sozialismus geworden. Rußland mußte vor dem Nationalsozialismus später auch seine Hochburgen in Wien und Prag räumen. Der bolschewistisch-demokratische Krieg in Spanien endete ebenfalls, mit dem Sieg des Nationalismus und Faschismus. Durch den Sieg des Nationalsozialismus und Faschismus wurde die rote See in Europa bis hinter die nach Kriegsende gezogenen russischen Grenzen zurückgedrängt. Der Bolschewismus hatte aufgehört, eine Gefahr für Europa zu sein. Nun war der Zeitpunkt zu einer Verständigung zwischen den demokratisch-nationalen zwei Großmächten, England und Frankreich, einerseits und den faschistisch-nationalen Staaten, Deutschland und Italien, gekommen. Im Herbst 1938 hatten sich die demokratisch-nationalen Großmäcte auch einen Anlauf gegeben und setzten sich — ohne Rußland — in München mit Hitler und Mussolini zum Verhandlungstisch. Rußland soll den Demokratien helfen Das Abkommen von München dünkte den faschistischen Staaten der erste Meilenstein auf dem Wege der Verständigung zu sein. Die demokratischen Großmächte aber bezeichneten München später als Grenzstein ihrer Nachgiebigkeit. Und als Deutschland die auf Grund des Münchener Uebereinkommens, zum Teil noch selbständig gebliebene Tschecho-Slowakei — früheres Reichsgebiet — einverleibte, weil sie ein gefahrdrohendes Bollwerk , Moskaus war, — brandmarkten die demokratischen Mächte diese Abwehrhandlung gegen den Bolschewismus als Bedrohung des Friedens. Die später an Polen gerichtete Forderung Deutschlands, das in 1919 begangene Unrecht aus eigenem Antrieb, durch Freigabe Danzigs und Gewährung eines Korridors quer über den Korridor, teilweise gutzumachen, wurde zu einem weiteren Anschlag gegen den Frieden gestempelt und Polen durch die Zusicherung der weitgehendsten Beistandleistung zur Verweigerung der deutschen Forderung bewogen. Üher den Krieg, als daß die heutigen Schicksalslenker der demokratischen Großmächte zum Teil gutmachen ließen, was ihre Amtsvorgänger vor | 2