Banater Deutsche Zeitung, Juli 1939 (Jahrgang 21, nr. 144-169)

1939-07-01 / nr. 144

Hauptscriftleiter Robert Reiter, verantwortlicher Scriftleiter Ernst Schuller. Eigentümer: Schwäbische Verlags-A.-G. Eingetragen in das Verzeichnis der regelmäßigen Veröffentlichungen beim Gerichtshof Temes<-Torontal unter Nr. 28/1938. Fernruf: Schriftleitung 13­61, Verwaltung 13­60, 21. Jahrgang Momanız Soutit aet.9. 42 din taxa 49284 | 4904 in vigosre .postala 19 Mart­in Ardeal e Munseul Anoc­ätiung | Timisoara-T­emeschburg, Samstag, 1. Juli 1939 SIRBRIE Schriftl. und Verw.: Timisoara-Temescburg L, Lonovichgasse 2. Bezugsgebühr: 70 Lei monatlich, 200 Lei für 3 Monate, Zustellung in Temeschburg 10 Lei monatlich. Erscheint täglich 5 Uhr nachmittag mit Ausnahme der Sonne und Feiertage. Nr. 144 Metropolit Niecodem zum Patri­­archen Rumäniens gewählt Bukarest, 30. Juni Heute vormittags wurde im Festsaal der Patriarchie in feierlicher Weise der neue Patriarch Rumäniens gewählt, dem als Oberhaupt der rumä­­nisch-orthodoxen Kirche die große Aufgabe zufällt, das Werk des verstorbenen Patriarchen Dr. Miron Cristea fortzusetzen. Als Kultusminister Zigre die königliche Bot­­schaft über die Durchführung der Wahl des neuen Patriarchen verlesen hatte und die Übrigen Forma­­­litäten erfüllt waren, erhob sich Metropolit Nicolae­­ Balan von Siebenbürgen und teilte dem heiligen Synod der orthodoxen Kirche und den übrigen Wäh­­lern mit, daß er für die Wahl des Patriarchen nicht kandidieren werde, da er in Siebenbürgen bleibe und dort eine große Mission zu erfüllen habe. Des­­gleichen hat der Bukowinaer Metropolit Visarion auf seine Kandidatur verzichtet. Die Abstimmung wurde von Ministerpräsident­­ Armand Cali­ne­scu eingeleitet, nach dem Kul­­tusminister Zigre Senatspräsident Argetoianu und andere Persönlichkeiten ihre Stimme abgaben. Schon im ersten Wahlgang wurde Metropolit Nicodem mit 406 Stimmen zum Erzbischof von Bu­­karest und Patriarchen von Rumänien gewählt. Metropolit Nicolae Balan und Metropolit Bi­­sarion erhielten je 12 Stimmen. Auf Archimandrit Simendria fiel eine Stimme, “Halifax über die Einfressung­­und die Kolonien Die Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland — Alles, was zu einer Verständigung führen könnte, „augenblicklich“ nicht möglich London, 30. Juni (R) Im Institut für zwischenstaatliche Angelegen­­heiten sprach gestern Außenminister Lord Hali­­fax. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Ver­­handlungen mit Rußland bald zu einem Erfolg füh­­ren werden, betonte die Einigkeit der engl. Nation Über die Richtlinien der Außenpolitik u. wies auf die militärischen Anstrengungen hin, die England für den Fall eines Angriffes macht, in welchem er seinen Verpflichtungen anderen Ländern gegenüber vollauf nachkommen werde. Dann befaßte sich Lord Halifax mit den Bezie­­hungen zwischen England und Deutschland. England werde nie, meinte er dabei, vor der Gewalt oder der Verleumdung weichen. Wir haben uns mit anderen Nationen verbunden, weil wir gemeinsam dieser Ge­­fahr entgegentreten wollen. Dies wurde dahin aus­­gelegt, daß wir die Einkreisung Italien­s und Deutschlands anstreben, was jedoch nicht der Tatsache entspricht. Deutschland isoliert sich selbst durch e3 verfolgt, behauptete dann Halifax, die Politik, die Das Problem des Lebensraumes kann nur durch eine kluge zwi­­senstaatliche Neuregelung gelöst werden­­ und durch die Verbesserung der Beziehungen zwischen den ein­­zelnen Ländern. Deutschland ist so lange sein über­­bevölkertes Land, sie lange et ne fremde Arbeiter benötigt. Das Drama der Gewalt verschließt den Weg einer allgemeinen Verständigung. Wenn dieses Drama aufgegeben wird, dann können alle schwe­­benden Frauen mit Leichtigkeit geregelt werden. Der „Deutsche Dienst“ schreibt Berlin, 30. Juni zu den Ausfüh­­rungen des englischen A­ußenministers, in London wisse man die Auffassung zu vertreten, daß die Weberzeugungskraft der Redensarten mit der Laut­­stärke der Betonung anwachse. Man heuchelt in glei­­hem Atemzune mit der Begründung der Einfrei­ Amtspolitis auch ehrliche Friedenschlichtsz. Die Kolonien bilden heute nicht mehr nur eine Rohstoffquelle. Die heilige Mission der Zivilisation erfüllt unsere Kolonialpolitik. Verstehen sich die Völ­­ker in dieser Richtung, dann können alle an der Ausbeutung der Rohstoffe der Welt teilnehmen. In diesem Falle sind wir bereit, auch in der Weltwirtschaft so weit wie auf dem Gebiete der Politik zu gehen und die Anwendung der Grundsätze, die heute in den Mandatsgebieten gelten, auszudeh­­nen. Das System der regionalen Bündnisse von heute, setzte Halifax fort, kann als Anfangsstadium eines noch besseren Systems betrachtet werden. Zwei Grundsäße leiten die britische Außenpolitik: 1. Wi­­derstand gegen die Gewalt und 2. Wir wollen der Welt die Möglichkeit bieten, eine konkrete aufbauende und friedliche Rolle zu spielen. Wenn wir sehen das­ andere denselben Men­sc­­hen, dann können wir die Probleme der Kolo­­nien, der Rohstoffe, der Wirtschaftsbarrikaden, des Lebensraumes und der Rüstungsbeschrän­­kung einer Ueberprüfung unterziehen. Augen­­bliclich ist dies aber nicht möglich. Das Gebot der Stunde ist die Vorbereitung zur Ab­­wehr des Angriffes. Wenn wir einmal zu einer Ver­­ständigung und zu einer Regelung der Zwistigkeiten kommen sollen, dann muß dafür eine solidere Grund­­lage geschaffen werden; mündliche Versprechungen gewinnen dafür nicht. Auf beiden Seiten muß der gute Wille vorhanden sein, schloß der englische Außenmi­­nister. (Zurü­ckung auf Seite 5). Zum wiederholtenmal stellen englische Staats­­männer fest, daß Großbritannien fest entschlossen sei, gegen jeden Angriff in die Schranken zu­­ treten. Wo findet man die Angreifer? In der englischen Ko­­lonialgeschichte die unverwischbare blutige Spuren aufweist und in der brutalen Vergewaltigung neu­­ die deutsche Antwort: Englands Ziel ein Präventivkrieg +54 % Siebzig Fahre­run Eisenbahne “Die rumänischen Eisk BRRRIR feiern in diesem Jahre die­­ siebzigste Wiederkehr der Eröffnung der ersten Linie. Eine Ausstellung in Bukarest zeigt wirkungsvoll die Geschichte der Bahn. Mehr noch aber als dieser Anlaß ist es die große Rolle, die den rumänischen Bahnen und ihrem weiteren Ausbau bei der auen, durch das deutsch-rumänische Wirtschafts­­abkommen eingeleiteten ,wirtschaftlichen Er­­schließung des Landes zufallen wird, die einen Ueberblick über die rumänischen Staatsbah­­nen , in dem an guten Straßen armen Land das weitaus wichtigste Landverke­hrsmittel­­ angebracht erscheinen läßt. Am 19. Oktober 1869 wurde die erste rumänische Bahnlinie eröffnet: von Bukarest nach dem 67 Kilo­­meter entfernten Donauhafen Giurgiu. Auf dem Ge­­biete des heutigen Rumänien war es allerdings nicht die erste Bahn, in den bis 1918 österreichisch- ungarische Landsteilen gab es solche schon seit 1858. Zu ersten Bahnbauten im damaligen affen 550 ga ef 594 e V­­r­sionen erst 1880 vom Staat rückgetauft wurde. Erst in diesem Jahr bestehen die Rumänischen Staatsbah­­nen (CFR). Das Liniennetz war­ damals 1379 Kilo­­meter lang. Bis zu dem 1916 erfolgten Eintritt Ru­­mäniens in den Weltkrieg wurde das Netz auf 3588 Kilometer ausgebaut. Vor dem Kriege gehörten die rumänischen Bahnen — ohne eigene Industrie, wur­­de das Beste an rollendem und liegendem Material aus dem Auslande bezogen — zu den besten Europas. Sie warfen in den letzten Vorkriegsjahren im Jah­­resdurchschnitt einen Reingewinn von 31,6 Millionen m­ nach heutiger Währung etwa 1,4 Milliarden ei­­n Neuer Anfang Der Weltkrieg warf die CFR weit zurück, sie mußte nach Kriegsende fast von vorne anfangen. U­ber 2300 Kilometer waren mehr als zwei Jahre in der Hand des Feindes, auf den restlichen 1300 Kilometern wurden zunächst 760 Lokomotiven und über 14.000 Waggons von den fast 26.000 bei Kriegs­­ausbruch vorhandenen zusammengepfercht, bis man tausende einfach über die Böschung werfen mußte, um für die Truppen- und Nachschubtransporte Platz zu bekommen. Mit Kriegsende und der Schaffung Großrumäniens war das Bahnnetz zwar von 3583 plötzlich auf 11.000 km angewachsen, aber im gan­­zen waren nur 170 brauchbare Lokomotiven, 500 meist schadhafte Personen- und kaum 4000 brauch­­bare Güterwagen vorhanden. Gleich dem altrumä­­nischen hatte, vielleicht noch mehr, auch das 638 km lange Bahnnetz des Buchenlandes durch den Krieg ganz außerordentlich gelitten. Die 1221 km Strecken in Bessarabien mußten nicht nur von Breit- auf Normalspur umgenagelt werden, sie hatten auch alle, mit Ausnahme der Hauptlinie Jassy--Kischinew-­­Tighina einen ganz minderwertigen Unterbau. Die Bahnlinie Kischinew--Galatz wurde von den Russen 1877 während des Krieges gegen die Türkei gebaut und später verbessert, zwei weitere Linien wurden flüchtig während des Weltkrieges gelegt. Etwas bes­­ser, aber natürlich auch infolge des Krieges vernach­­lässigt, waren die 5562 km ehemals ungarischen Strecken. Dazu kam, daß nicht nur die Reihen des eigenen Personals gelichtet waren, sondern die Bah­­­nen der angeschlossenen Gebiete zum größten Teil ohne Personal­ übernommen wurden, und zunächst nach viererlei Systemen und Dienstvorschriften gear­beitet werden mußte. Von den ungarischen und öster­­reichischen Bahnen wurden nur 381 Lokomotiven und etwa 16.000 brauchbare Waggons übernommen. ES sah also trostlos aus, man mußte von vorne be­­ginnen. Der rumänischen Ciaatabahnen beharrte un­­­iw

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