Evangelischen Gymnasiums zu Kronstadt, Brassó, 1879

ÜEV 9fc MACrY.'AK^fl" E MIAj KÖNYVTÁRA I Ein Bild, nuis der alten. Scli\ile. (Episode aus meinem Leben. Vorgelesen in der Conferenz.) Ich habe irgendwo gelesen, das Wort, nunquam retrorsum, habe in der Pädagogik keine Geltung. Dieser Ansicht nun, stimme ich so vollkommen bei, dass ich sogar behaupte: der Pädagoge habe in seinem Vorleben einen lebendigen Born pädagogischer Weisheit, und dorthin habe er haupt­sächlich retrorsum zu gehen, um diesen immer mehr zu durchforschen. Gilt aber das, so dürfte es auch für die Schule nicht eben verlorne Mühe sein, sich ebenfalls in ihrem Vorleben etwas umzu­sehen, um es kennen zu lernen. —• Das Wort Göthes: Liegt Dein Gestern klar Dir offen, Wirkst Du heute kräftig, frei, Darfst Du auf ein Morgen hoffen Das nicht minder glücklich sei dürfte wohl auch auf sie eine Anwendung gestatten. — Diese und ähnliche Erwägungen haben mich bestimmt, Ihnen geehrte Herren Collégén, nachfolgende Episode aus meinem Leben vorzuführen, als etwas vom „Bild der alten Schule“. Sie soll einiges aus dem Zeitraum der letzten Hälfte der zwanziger bis zur Hälfte der dreissiger Jahre, also bis nahe zur Organisation, umfassen und zum Schluss einige Seiten aus dieser, als Gegenbild, mit hinein ziehen. Da will ich denn zuerst als Einleitung Einiges aus dem damaligen Knabenleben überhaupt, ganz kurz berühren, da dies gleichsam der Boden ist, in dem die Schule wurzelt, die Athmosphäre aus der ihr Geist Leben und Färbung gewinnt. Und merkwürdig! in dem Verhältniss, als seit jener Zeit das soziale und politische Leben mit nach und nach immer mehr ein öffentliches geworden, ist dieses immer mehr hinter Schloss und Biegel zurückgedrängt, ja, ist aus dem Leben gestrichen, mit all’ seinen Freuden und Leiden, seinen Wonnen und Schmerzen, seinen Strebungen und Idealen, während zu jener Zeit, wo Alles, von der Hütte bis zum ßathhaus innerhalb der vier Wände sieh entwickelte und vor sich ging, das Knabenleben, in der grössten Oeffentlichkeit der Gasse sich ent­wickelnd, in schönster Blüte gedieh und sich entfaltete. — Der Knabe gehörte der Gasse und war doch in weit strammerer Zucht, als er jetzt hinter seiner Einpferchung es ist. — Und wie? Die Gasse war nur der Versammlungs-, Erholungs- und Spielplatz nach der Schule und nach abgethanen Geschäften für die Schule und für das Haus. Auch für das Haus sage ich: denn da hatte der Knabe im Mittelstand und von da abwärts auch für das Haus seine bestimmte Feierabende abzumachen, wurde zu verschiedenen Verrichtungen und Geschäften angestellt und verwendet, und erst nach Absolvirung aller dieser Pensen kam die Volksversammlung auf der Gasse und war dann ein um so wahreres, gefühltes Vergnügen, war eine Erholung, Geist und Körper stärkend und be­lebend. Wie trefflich schlug da die Abendmahlzeit an, die ein stärkendes, kraftansetzendes Essen, nicht ein nervenerschlaffendes Kaisonnierwasser war, und verursachte keine bösen Träume. — Manchem musste freilich lange gepfiffen werden und das Herz wurde schwer beim Finkenschlag, bis der Vater endlich sagte: geh’ nur geh’, sonst hören sie nimmer auf zu pfeifen. Und wenn da im

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