Bukarester Gemeindeblatt, 1907 (Jahrgang 3, nr. 14-52)

1907-04-08 / nr. 14

BnHare^ter '£>0C<r GetneindcM Geschäftsstelle: Gemeindekanzlei Strada Luterana 10. Jahrg. III. Sonntag 8./21. April 1907. No. 14 i die dem gleichen Ziele zustrebten; einStreit, indem es keine Unterlegenen gegeben, in dem allein die Gemeinde gewonnen hat. Auch über den zwischen den Diakonissen und der Gemeinde entbrannten Streit, der zur Lösung des ! bis dahin bestehenden Verhältnisses führte, und , dessen Folgen sich noch jahrelang in der Gemeinde schmerzlich bemerkbar machten, kann ich mit weni- I gen Worten hinweggehen. Fis ist auch dies ein Streit gewesen, dessen Ur­sachen sich schon vor Jahrzehnten geltend machten. Noch zu Meusebachs Zeiten traten Gegensätze prin­zipieller Natur zwischen der Gemeinde und der Lei­tung der Kaiserswerther Diakonissenanstalt zu Tage, und die Rechte der Gemeinde in ihren eigenen An­stalten wurden eingeschränkt. Im Jahre 1859 machte Kaiserswerth geltend, dass die Verfassung der An­­! stalt eine vollständige Ueberweisung des Eigentums der damals von Kaiserswerther Diakonissen gelei­teten Mädchenschule an das Mutterhaus der Diako­nissen notwendig mache, und notgedrungen musste die Gemeinde dieser Bedingung entsprechen. Erst in späteren Jahren, als sich die Unrentabilität erwies, kam die Gemeinde wieder in den Besitz ihres Eigentums. Auch in der Folgezeit gestalteten sich die Ver­hältnisse mehrfach so, dass es schien, als sollte die Gemeinde auf die Mitarbeit der Diakonissen ver­zichten müssen. Und als im Jahre 1896 Kaiserswerth tatsächlich seine Schwestern abberief, gründete die Gemeinde ein eigenes Mutterhaus. Die Ursache des Streites liegt nun eben darin, dass die Diakonissen dieses Gemeinde-Mutterhauses das Eigentumsrecht an dieser Anstalt für sich in An­spruch nahmen. Schriftleitung: Pfarrer E. H E I F T. Die deufscli-euangel. Gemeinde in Bukarest. (Schluss). Am 15. Januar 1877 wurde Dr. Gerdings aus Goslar als erster Schuldirektor für die Schulanstalten der Gemeinde berufen. Die Erwartungen, die sich an dessen Wirken knüpften, erfüllten sich indess nicht, und noch im gleichen Jahre trat Christian Karl Hart­mann aus Gera an seine Stelle. Bis zum 1894 hat Hartmann den Schulanstalten vorgestanden. Die dankbare Erinnerung an den biedern alten Herrn von echtem Schrot und Korn lebt noch fort, zumal in der jüngeren, nun auch schon herangewachsenen Generation, die grösstenteils zu seinen Schülern zählte. Ich übergehe die folgenden zwei Jahrzehnte, die dank der Opferwilligkeit der Gemeindemitglieder, dank dem Schutze der hohen Regierungen Deutsch­lands und Oesterreich-Ungarns und den der Ge­meinde von beiden Seiten gewährten Subventionen eine Zéit ruhiger Entwicklung und stetigen Fort­schritts darstellen. Im Jahre 1898 brach der in der Bukarester deut­schen Kolonie noch im frischen Angedenken ste­hende Gemeindestreit aus. Es ist ein Streit gewe­sen, der, wie es zeitweilig schien, die Organisation der Gemeinde bis in ihre Grundfesten erbeben machte ; ein Streit, der mit aller Schärfe des Geistes, des Wortes und der Feder geführt wurde, dem die be­deutsamen Prinzipien zu Grunde lagen, die in ihrem Gegensätze schon in früheren Jahrzehnten zu Tage getreten waren. Ein Streit sich achtender Gegner,

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