Bukarester Gemeindeblatt, 1907 (Jahrgang 3, nr. 14-52)

1907-08-05 / nr. 31

benbürgen noch im Einzelnen einzugehen. Die­selben dauerten bis zum Uebergang Sieben­bürgens unter das Haus Habsburg (1690). So­fort begann nun die katholische Propaganda ihre Tätigkeit und zwar mit so gutem Erfolg, dass unter Bischof Theofil tatsächlich ein grosser Teil der Orthodoxen die Union mit der römisch-katholischen Kirche einging und die Oberhoheit des Papstes anerkannte. Damit war eine Spaltung in die griechische Kirche getragen worden, die bis zum hentigen Tage andauert und die wohl auch trotz zahlreicher Wiedervereinigungsversuche nicht sobald wird beseitigt werden können. In neuerer Zeit sind die Unionshoffnungen zwischen Protestanten und Orthodoxen auch nicht völlig aufgegeben worden. Insbesondere haben englische Theologen wiederholt der Idee einer Verbindung zwischen anatolischer und anglikanischer Kirche Ausdruck gegeben. Eben­so wurde von altkatholischer Seite in diesem Sinne gewirkt. Aber man kommt mehr und mehr zur Einsicht, dass das höchste, was vom Orient zu erwarten ist, die Herausbildung und Festi­gung einer freundlichen Stimmung gegen die nichtrömischen Kirchen des Westens sein wird. An dieser freundlichen Stimmung fehlt es nun allerdings nicht, weder bei den Laien, die oft­mals ihrem Wohlgefallen an protestantischen Gottesdiensten und Amtshandlungen Ausdruck gehen, noch auch in den offiziellen Kreisen. Insbesondere zeigen sich orthodoxe Theologen hier und da für die wissenschaftlichen Ergeb­nisse der neuern evangelisch deutschen Theo­logie zugänglich. Aber zu einer wirklichen re­­formatorischen Bewegung werden solche Re­gungen in absehbarer Zeit nicht führen. Zu vieles steht dem hinderlich im Wege. Da ist zunächst der ausgeprägt konservative Zug, der dem Slaven im allgemeinen eigen ist, und welcher naturgemäss auch der meist unter Slaven (oder von slavischen Einflüssen stark durchtränkten Völkern) heimischen orthodoxen Kirche anhaftet. Dieser Konservativismus hin­dert oft sogar die Durchführung ganz gering­fügiger Neuerungen, wie viel mehr wird er eine energische Kirchenerneuerung unmöglich machen. — Dazu kommt der tief eingewur­zelte abergläubische Zug, der sich auf dem Ge­biete der anatolischen Kirche oft bis in die höhern Stände hinein beobachten lässt. Da aber die orthodoxe Kirche diesem Zuge weit mehr entgegenkommt als irgend eine andere Kirche, da ferner gerade der Protestantismus allen Aberglauben aus seiner Mitte verbannt, so ist oftenkundig, dass der Protestantismus auf dem Boden der anatolischen Kirche recht schwer festen Fuss fassen wird.—- Eine eigen­tümliche und dennoch erklärliche Erscheinung ist ferner, dass, während auf der einen Seite noch der krasseste Aberglauben herrscht, auf der andern Seite sich zugleich die grösste Gleich­giltigkeit gegen die Kirche und völlige Glau­­henslosigkeit zeigt. Die Kirche spielt bei den meisten gebildeten eine durchaus äusserliche Rolle; und da sie ihrerseits ernste Versuche, die religiösen Bedürfnisse der Gebildeten zu befriedigen, gar nicht macht, so verschwindet allmählich auch das religiöse Bedürfnis. Wo es aber einer echten und starken religiösen Begeisterungsfähigkeit fehlt, da ist natürlich eine Reformation nicht denkbar.—Erwähnen wir endlich noch, dass der allgemeine Bildungs­stand auf dem Gebiete der anatolischen Kirche ein viel zu niederer ist, als dass hier auf Ver­ständnis für theoretisch-theologische Lehrmei­nungen gerechnet werden könnte, so begreifen wir, warum alle Reformationsversuche hier er­folglos bleiben mussten. Noch ist die Zeit nicht erfüllt! Aber einst wird auch für die anatolische Kirche der Mor­gen anbrechen, und das wird ihr gewiss zum Heile gereichen. R. H. Die deutschen Schulen in Rumänien. Unserem Versprechen gemäss bringen wir im nach­folgenden auszugsweise den bereits in der vorigen Nummer unseres Blattes erwähnten beachtenswerten Aufsatz, welcher unter obigem Titel im «Sieben­­bürgisch-Deutschen Tageblatt» erschienen ist. Der­selbe lautet: I. Lesern unseres Blattes, die den Anzeigenteil gebührender Aufmerksamkeit würdigen, kann nicht entgangen sein, dass im Konkurs zur Be­setzung einer Lehrerinnenstelle an der Volks­schule der Papierfabrik Buşteni folgendes zu lesen war: «Auf Grnnd des Erlasses des hoch­löblichen evang. Landeskonsistoriums A. B. in den siebenbürgischen Landesteilen Ungarns, Zahl 2896 vom 8. November 1906, sind der Lehrerin alle betreffs Anstellbarkeit, Anstellung,

Next