Bukarester Gemeindeblatt, 1908 (Jahrgang 4, nr. 1-52)

1908-01-06 / nr. 1

Neues Jahr! Nicht stürmisch mit Gläser­klang und Liedersang heisse ich dich willkom­men, Erwartungen, himmelhohe, hegt meine Seele nicht. Ich falte still meine Hände und bitte den Vater droben über den Sternen, dass du mir ein Freund werdest wie das vergan­gene, der mich mit liebem, leisem Schritt durch mein Leben weiter geleite. o Minek. Aus Câmpina. 20. Dezember 1907 / 2. Januar 1908. «Die Letzten werden die Ersten sein,» mit diesem Worte können wir Evangelische in Câmpina uns trösten. Vor einigen Jahren be­gannen hier einzelne Herren den Plan einer Gemeindegründung ins Auge zu fassen, und heute besteht hier einschliesslich der umliegen­den Ortschaften eine evangelische Gemeinde, j die woh gut hx» Seelen zählt. Wir stellen : somit heute nach der Zahl der Gemeindeglie- ; der an vierter Stelle im Synodal verband der deutschen evangelischen Gemeinden an der un- . Jeren Donau. Hoffentlich wächst die Gemeinde vie äusserlich so auch innerlich! Schon in den letzten Jahren fanden hier bis­veilen evangelische Gottesdienste statt; da aber mit der autblühenden Petroleumindustrie auch die Zahl der Evangelischen schnell wuchs, so wurde das Bedürfnis immer dringender, einen eigenen Geistlichen mit der Pastorisierung der Evangelischen in Câmpina und Umgegend zu beauftragen. Der Evangelische Oberkirchen rat zu Berlin er­klärte sich bereit mit Unterstützung des Gustav Adolf-Vereins, die Hälfte des Pfarrgehaltes auf­zubringen. Die andere Hälfte übernahm die Gemeinde auf ihre eigenen Schultern. Nun galt es eine Wohnung für den künf tigen Geistlichen zu besorgen. Bei dem grossen Mangel an Wohnungen in Câmpina und den hohen Mieten, schien es am ratsamsten ein eigenes Pfarrhaus zu erbauen. So wurde denn schnell eine Sammlung bei den Evangelischen veranstaltet und vom Ertrage derselben ein Grundstück erworben. Durch günstigen Ver­kauf dieses Bauplatzes waren die Mittel zum Ankauf eines grösseren vorhanden. Dieses wurde gegen ein anderes günstig eingetauscht und ; das nunmehrige Grundstück wieder verkauft. Für den Erlös wurde ein grosses Grundstück i gekauft, das auf der Nordseite von der nach dem Bahnhofe führenden Hauptstrasse begrenzt wird, nach Westen und Südwesten fällt es steil zum Tal des Prahova ab. Diese westliche Hälfe wurde für 12.000 Lei verkauft. Der Kirchen­gemeinde blieben noch gegen 5.000 qm. Bau­land und diese 12.000 Lei zum Bau. Im Juli 1907 wurde ein Komitee von 6 Herren mit den Vorbereitungen zum Bau be­auftragt und im August der auf 19.500 Lei veranschlagte Bau begonnen. Inzwischen waren Verhandlungen mit dem Evangelischen Oberkirchenrat in Berlin gepflo­gen werden zwecks Berufung eines Geistlichen nach Câmpina. Am 4./17. Oktober trat der Pfarrer Erasmus aus Teistungen (Eichsfeld) sein hiesiges Amt an. Seitdem haben hier regelmässig alle 14 Tage vorm. 10V2 Uhr Gottesdienste stattgefunden. Das soll auch in Zukunft so bleiben und zwar sollen am 1. und 15. jeden Monats hier die Gottesdienste gehalten werden, falls diese Tage Sonntage sind, sonst an den auf den 1. bezw. 15. folgenden Sonntagen. An den dazwischen liegenden Sonntagen hält der Pfarrer abwech­selnd in Baicoi, Buştenari und Moreni Gottes­dienst. Auch die kirchliche Versorgung von Sinaia und Azuga soll ins Auge gefasst werden. Nach Vereinbarung mit dem Baumeister sollte das Pfarrhaus, das auch den Betsaal ent­hält, schon am 15./28. Oktober 1907 fertig sein. Leider hat sich aber die Vollendung durch die Beschaffung der Dachziegeln sehr verzö­gert. Noch heute ist das Haus nicht bewohn­bar, und leider kann auch der Betsaal noch nicht benutzt werden. So müssen denn unsere Gottesdienste auch ferner noch in der deut­schen Schule abgehalten werden. Gestern fand eine Verhandlung mit dem Unternehmer statt, deren Ergebnis war, dass der Bau spätestens in 3—4 Wochen einschliesslich der Malerar­beiten beendet sein wird. Die Kosten werden sich auf fast 20.000 Lei belaufen, also nicht ganz 500 Lei mehr als der Kostenanschlag festsetzte. Als vorläufige Wohnung für den Geistlichen hatte die Steaua Romana der Gemeinde freund­­lichst eines ihrer Beamtenhäuser in Câmpiniţa zur Verfügung gestellt. Da die Gesellschaft hier aber nun ein Krankenhaus einrichtet, so muss der Geistliche die Wohnung räumen. Die genannte Gesellschaft hat ihm dafür in liebens­

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