Bukarester Gemeindeblatt, 1909 (Jahrgang 5, nr. 1-51)

1909-01-04 / nr. 1

| | | x Ki | - | "DIVO Bukarester Gemeindeblatt den geistigen Gütern, die uns frei, stark und fröhlich machen. . Aus der grossen Zahl von Missionsgebieten greife ich ohne lange Wahl eins­­ heraus, dessen Geschichte reich ist an schlichtem Heldentum, und das insofern etwas Besonde­­res hat als die Arbeit auf ihm nunmehr als abgeschlossen gelten kann: die Eskimomission­­ in Grönland. Wer hätte nicht schon etwas von dem ge­­heimnisvollen Zauber an sich verspürt, der von dieser in Nacht und Eis versunkenen Rieseninsel im höchsten Norden ausgeht! Auch unsere germanischen Vorfahren haben sich ihm nicht entziehen können. Unerschrockene «Nordmänner», deren Lust es war, Sturm und Wogen Trotz zu bieten, sind die ersten gewesen, die vor Zeiten mit ihren Drachen­­schiffen an der unwirtlichen Küste Anker warfen. Aber sie hielten sich nicht lange dort oben auf. Dann landete ums Jahr 1000 der aus Island verbannte Normanne Erich der Rote zur Sommerzeit an der Westküste. Er nannte die neue Heimat «Grönland», weil der grüne Moosteppich des schmalen Küstensaumes vorteil­­haft abstach von den glänzend weissen Schnee­­flächen und Eisgletschern der Umgebung. Viele seiner Landsleute folgten ihm und siedel­­ten sich an den weltentlegenen Fjorden an, wo heute noch die Reste ihrer gewaltigen Quaderbauten zu finden sind. 400 Jahre lang haben sich die Normannen, die damals schon Christen waren, in heldenhaftem Kampfe mit den Elementen in dieser Eiswüste gehalten. Dann aber verschwand die Kolonie fast spur­­los, und keiner von diesen ersten­ christlichen Siedlern kehrte zurück. Dauernde Not und verheerende Krankheit mögen sie wohl ge­­schwächt haben, bevor sie um 1400 den «Skrällingern» (d. h. Scheusalen), wilden Grön­­ländern, unterlagen. Fruchtlos­ verliefen alle späteren Fahrten zur Auffindung der Ver­­schwundenen. Und doch konnte man sie in der Heimat nicht vergessen. Um 1700 war es, als der junge norwegische Bean, Ar Egede (ausgesprochen: £&jede) den Entschluss fasste, seine Pfarre aufzugeben, um seinen verschollenen Landsleuten, die er­­ im Geiste in heidnisches Wesen zurückgesun­­ken schaute, das Evangelium zu bringen. Zwar wollte seine Kirche von einer Missionsarbeit in Grönland nichts wissen, aber für seinen unbeugsamen Willen gab es keine Hinder­­nisse. Nach langen zeitraubenden Verhand­­lungen wurde er endlich vom Könige von Dänemark, der damals auch über Norwegen herrschte, auf einem Handelsschiffe ausgesandt und landete im Sommer 1721 mit seiner Fa­­milie an der Westküste, wo er die heute noch bestehende Kolonie «Godthaab» (Gute Hoff­­nung) gründete. Hier wartete seiner die erste Enttäuschung: die kleinen Menschen mit dem platten, dicken Gesichte, die in ihren leichten Booten neugierig herangerudert kamen, waren zweifellos keine Normannensöhne. Er hat auch nie welche gefunden. Oft aber ist ihm später von den Eskimos erzählt worden, dass ihre Vorfahren die Fremden, die «Kablunat», welche einst unter ihnen gewohnt, bis auf den letzten Mann vernichtet hätten.­­ Wie ganz anders kam nun alles, als Egede es sich gedacht hatte! Reformator unter sei­­nen eigenen Volksgenossen hatte er werden wollen und wurde nun Heidenmissionar. Aber unter was für Schwierigkeiten! Der kurze Sommer war schnell vergangen. Der Polar­­winter kam mit seiner furchtbaren Kälte, mit all seinen Schrecken. Tür und Wand des kleinen Hauses waren bald von Frost über­­tüncht, der Schornstein bis auf den Herd dick von Reif überzogen, sodass sich der Rauch nur durch eine kleine Oeffnung mühsam hin­­durch winden konnte. Egede schreibt: «Die Tinte fror beim Feuer und das Bier am Ofen, in Werk eingewickelt. Alle starken Getränke, sogar der Spiritus, wurden­ dick wie gefro­­renes Oel. Die Fleischfässer muss man in Stücke hauen, wenn man das Fleisch heraus­­nehmen will und in Schneewasser auftauen ; und wenn man’s übers Feuer setzt, so ist das Aeusserste gar gekocht, während das Innerste sich mit Mühe zerreissen lässt.» Das Queck­­silber im Thermometer wurde fest, die See rauchte vom Frost wie ein Ofen, und die un­­geschützten Körperteile erfroren binnen kurzer Zeit. Schon im ersten Winter trat solch eine Notlage ein, dass die meisten von Egedes Begleitern nicht mehr bei ihm aushalten woll­­ten und nach Hause zurückkehrten. (Fortsetzung folgt) Ww. ER NERE Be Pn

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