Bukarester Gemeindeblatt, 1915 (Jahrgang 11, nr. 1-52)

1915-01-04 / nr. 1

. 2. I \ Bukarester Gemeindeblatt­­­­­ ­ : jo. Phantastische Vorstellungen und Gedankengänge find­en, denen er nachhängt; — und dennoch, auch wir glauben an eine Erlösung der Kreatur. Und gerade, der moderne Entwielungsgedanke ermutigt, ung dazu. S Aus primitivsten Anfängen haben sich immer neue, immer schönere, vollkommenere Gestaltungen entwickelt. Einst war diese Erde ein feunrigs flüssiger Ball­ und organisches­ Leben auf ihr undenkbar. Dann aber bildete sich Festland und Meer, und auf der Erde wie in den Gemässern entstanden Lebewesen. Ungestüm und niedrig geformt zunäc­hst, doch in ewigen Kampf sich immer Schöner entwicklnd, bis hin zum Menschen, der Krone der Schöpfung. Auch der Mensch hat Jahrhunderttausende gebraucht, bis er zu dem ge­worden, was er ist, bis er zum Bewußtsein seiner selbst und seines höhern Berufs gelangt ist, und die Erde und was auf ihr freugt und feucht sich untertan gemacht. Aber wäh­­rend er herrschen gelernt über die Natur, baute er sich zugleich ein neues Reich, das Meid des Geistes, In Wissenschaft und Kunst, da ward er groß, und der Ge­­danke einer sittlichen Weltordnung und gegenseitiger Hilfe­leistung wurde stark in ihm unnd sein Geist lernte fliegen, bis hin zu­ den höchsten Höhen der Einheit mit Gott. Weld wundersame Entfaltung von jenem dunklen Willen und Drang des Urdhaos, bis zur lichten, klaren Vorstel­­lung, vom unbewußten Trieb zum Fühlen und Erfennen, bis hin zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Das Sehnen und Aengsten der Streatur, es war nicht ver­­geblich. — Und es wird nicht vergeblich sein! Denn so herrlich diese " Entwielung — das Leid ist noch nicht befeitigt. Noch gibt­­ es Gemalten, denen der Mensc nicht widerstehen mag, noch gibt es Ungleichheit und Ungereuigkeit — ad, zu viel, in der menschlichen Sesellschaft, — noch drüden Schuld und Sünde den Menschen, noch ist das Gottesreich auf Erden nicht verwirklicht. Oder klingt es phantastisch von solchen Dingen zu sprechen? Sollten wir die tiefsten, religiten Hoffnungen der Mensch­­heit drangeben, weil wir nicht sehen? Wenn, die Ge­schichte hat uns Superfikt gelehrt. Troß aller Widersprüche und Notfälle, es geht vorwärts, es geht aufwärts. Wie vieles galt noch vor wenig Jahren und Jahrzehnten als undenkbar und unmöglich, und nun ist es Wirklichkeit. Und: wenn das Können des Menschen so ins angemessene fortschreiten durfte, warum nicht auch sein Wollen und­­ sein sittliches: Tun? Sollte das eich, der Liebe nicht den­­noch sich ausbreiten können, sollte die gegenseitige Soli­­darität nicht dennochh triumphieren können, sollte es nicht möglich sein, daß jede Form von Sklaverei, Ungerechtig­­keit, Armut und Laster aufhören? Sollte jeder Fortschritt denkbar sein, nur der nicht, der am selbstverständlichsten erscheint, der sittliche nicht, nur die herrliche Freiheit der Kinder Gottes ing­leich der Träume gehören ? Q, wir haben Jesum! Er hatte die herrliche Freiheit der Kinder Gottes von allem vergänglichen, bösen Wesen, Und er war unser Bruder! Und er wirkt fort und hilft und. — No sind wir freilich nur in Hoffnung selig ; aber wir, hoffen und warten. Wer aber hoffen und warten kann, der wird auch, arbeiten. Noch, ist das Gottesreich nicht da. Aber jedes gute Wort, jede edle Tat bringt uns ihm einen Schritt näher. Leben wir nur so, daß dur uns, in unserm nächsten Kreis das gute gefördert werde. Wenn es nichts anders naben sollte, so daß dies, daß wir etwas von der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes spü­­ren und einen Abulanz vom Gottes-Neid im Herzen tragen, Und dann­ wird des Lebens rätselvolles Leid und nicht mehr quälen. 68 ist ja nur ein Stud Heimweh nach dem Himmelweih, Wo Heimmeh ist und Sehnsucht, da ist aber Hoffnung, wo Hoffnung ist, da­­ ist Kraft und Lust zur guten Tat, der guten Tat aber gehört der Sieg. Drum lassen wir und nicht vermirren von dem Geutzen der Kreatur und des eignen Herzens, vielmehr vertrauen und glauben wir, Vertrauend gehen wir dem Neuen Jahre entgegen! Einst wird die Stunde der Erlösung schlagen, das Gottesreich auf Erden wird erscheinen und aufhören wird aller Kampf, alles Leid und alles Seufzen. Sa, sein Meid fomme! Das sei unsere Neujahrsbitte. RE Aus der Gemeinde Suharek, Weihnachtsfeiern.’ Wie in den frühern Jahren, so wurden auch heuer an­­läßlich der Weihnachtstage eine Reihe von Feiern veran­­staltet, die durchweg einen schönen Verlauf nahmen. Sehr hübisch waren diesmal die Darbietungen in der Schul­­weihhnachtsfeier. Gesänge der Mädchen und Knaben wechselten mit gemeinsamen Liedern und einer solistischen Darbietung. Alles gleich stimmungsvoll und erbaulich. Eigene Veranstaltungen fanden sodann in der Mű b­ Henschule und in der Kleinkindersc­hule sowie im Waisenhause, ebenso im Kindergottes­­dienst im Jünglings- und im Jungfrauen­­verein statt. Besondere Mühewaltung erforderten­ in diesem Jahre die Weihnachtsbescherungsfeiern für die Armen der Gemeinde. Die Schwere der Zeit, die wir durchleben, mehrte die Zahl der Gesuchsteller und legte auch der Armenpflege und ihrer Frauenabteilung den Ge­­danken nahe, diesmal in möglichst weitherziger­ Weile den Bitten ihrer Schüglinge zu willfahren. Durch die Opfer­­willigkeit der Gemeindeglieder, die sich diesmal in ganz besonders erfreulichen Maße fund­gab, war es auch tat­sächlich möglich, den Anforderungen­ zu genügen. Wir ver­­öffentlichen im folgenden die Liste der Gaben, wobei mir hervorheben möchten, daß nicht nur die Geldspenden dies­­mal weiblicher flossen als sonst, sondern auch die andern Gaben so freigebig geschieft wurden, wie kaum im einem frühern Jahre. Wir waren dadurch in der Lage etwa 140 Er­­wachsenen und 80 Kindern eine reiche Weihnachtsfreude zu bereiten. Im­ Namen all­­ der Bescherten sei unsern Spendern Herzlichst gedankt! Dant aug allen Helfern und Helferinnen bei der Vorbereitung und Verteilung der Gar­ben. Ebenso Herrn Höhlmann Für die hübschen gesang­­lichen und deflamatorischen Darbietungen seiner Waisen­­finder. — An Geldspenden erhielten wir: i ©. Erz. Herr von dem Busshe Lei 100, Graf Wald­­burg 10, Bronjart von Schellendorf 10, Dr. Tjaben 20, Philippescu Lydia von 20, Bafret Louis 20, Schlawe 5. 2. 20, Barca Generala Romana 150, Petersen Otto 20, Sterling Mar 20, Banca de Credit Roman 100, Didin x RE .

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