Bukarester Gemeindeblatt, 1921 (Jahrgang 13, nr. 1-40)

1921-03-27 / nr. 1

No. 1 Jahrgang XIII. Sonntag, 27. März 1921 Bukarester Gremeindeblatt Schrittleitung: R. Honigberger Geschäftsstelle: GemeindeKanzlei, Str. Luterana 10. Organ des Synodalverbandes der deutsch-evangelischen Gemeinden an der untern Donau So gellet Gott, was Gottes Ist! Nach fast fünfjähriger Unterbrechung soll das Bukarester Gemeindeblatt wieder zu erscheinen be­ginnen. Der Allmächtige, an dessen Tun und Wollen unsere menschliche Vernunft nicht heranreicht, vor dem wir ehrfürchtig verstummen müssen, hat in dieser für uns so langen, für ihn so kurzen Zeit gesprochen und geschrieben, und tmserm kleinen und dem grossen Leben der Welt neue Gesetze gesetzt. Uns evangeli­­^ sehen Christen ziemt es, seinen Entscheid zn verehren und uns in seinen' Willen zu ergeben, so schwer es manchem von uns auch werden mag. Der Kampf ist entschieden, u. der Friede ist geschlos­sen. Nun hat jeder durch erneute bessere Arbeit an seinem ihm von Gott angewiesenen Platz mitzuhelfen, dass die Wunden geheilt, die Verluste wieder einge­bracht, der innere Kern geläutert und gestärkt werde. Ein grosses Gut hat uns der Krieg nicht ge­nommen: unsere evangelische Gemeinde! Es ist im Gegenteil gelungen, den Verband der evangelischen Gemeinden innerhalb des alten Königreiches auf eine neue Grundlage und für immer sicher zu stellen, in­dem wir uns der älteren und grösseren Schwester, der Evangelischen Landeskirche A. B. in Siebenbür­gen, anschliessen konnten. Durch den am 8. Juni 1920 auf der 28. Landeskirchenversammlung gesetz­lich vorgenommenen Anschluss unseres gesamten Synodalverbandes ist ihm die Stütze und der Schutz gesichert worden, deren er bedarf. Nun gilt es, dass Unsere zu tun, diese Stütze und diesen Schutz zu verdienen, zu zeigen, dass wir wert sind, dass man uns stützt und schützt, und unser evangelisches Le­ben zu vertiefen und zu bereichern. Das kann der einzelne nur schwer; dazu gehört, dass wir uns kennen lernen, uns gegenseitig anregen und fördern. Wir brauchen Oeffentlichkeit, Aussprache, die Mög­lichkeit der Verständigung. Die Welt hat ein neues Aussehen gewonnen, neue Gedanken sind aufgetaucht, wir leben unter neuen Verhältnissen und müssen das, was wir für notwendig für unsere Art zu leben halten, unsern evangelischen Glauben, unsere evangelische Gemeinschaft, aufrecht erhalten, einordnen. So ist ein selbständiges Gemeindeblatt, wie es früher für be­scheidnere Bedürfnisse, in ruhigeren Verhältnissen, bestanden hat, notwendiger als je, wenn das, was aus dem Kriege gerettet worden ist, nicht doch noch verkümmern und verloren gehen soll. Darum'beginnt das Bukarester Gemeindeblatt, wieder zu erscheinen. Die Bukarester Gemeinde als die grösste im Synodalverbande hat sich zu dem Wagnis und dem Opfer entschlossen, es drei Monate zu versuchen, ob das Gemeindeblatt lebensfähig ist. Denn ohne tatkräftige Mithilfe, Förderung, Unter­stützung aller Evangelischen in Bukarest und im ganzen Lande, darüber wollen wir uns keinem Zwei­fel hingeben, kann bei den heutigen Preisverhältnis­sen die Bukarester Gemeinde allein sich die Ausga­be eines noch so bescheidenen Wochenblättchens nicht leisten; aber sie glaubt sich verpflichtet, die Anregung zu geben, die Sache in Gang zu bringen, zu werben für das, was für das Wohl aller not ist. Und es wäre traurig um unsere Sache bestellt, wenn nicht in kürzester Zeit das Gemeindeblatt von allen Seiten als das empfunden würde, was fehlte, als der geistige Mittelpunkt, der Vertreter, der Mund des evangelischen Gemeindewillens. Was dieser Mund zu uns reden soll, wie dieser Vertreter uns als Gesamtheit, das Ganze gegen den einzelnen und den einzelnen gegen das Ganze, zu vertreten hat, dazu bedarf es wahrlich keiner langen Voraussage: es liegt in den Umständen. Auf Lebens­fragen unserer kirchlichen Gemeinschaft aufmerksam machen, Meinungen dazu äussern, Meinungen heraus­fordern ; die neuen Gedanken, die sich in Kirche und Schule regen, bekannt machen und durchsprechen; die Verhältnisse und Nöte, die Freuden und Leiden des einen Teils dem andern nahe bringen; den in irgend eine Einsamkeit verschlagenen evangelischen Genossen einen Ausblick in die grosse Welt eröffnen, zu Gutem, Neuem, Schönem anregen und den Weg weisen, und vor allem das öffentlich machen, was eine grössere Anzahl angeht und sonst auf dem ge­sprochenen Wege von Ohr zu Ohr nur langsam und teilweise umkriecht, öffentlich machen für alle, die es angeht, durch das allen zugängliche gedruckte Wort. Das heisst also Aufsätze über die Notwendigkeit et­wa, die Frauen lebhafter als bisher am Gemeindele­ben zu beteiligen, über die Möglichkeit, Gemeinde­umlagen zu erheben, über das kirchliche Leben in den Landesfeilen, mit denen wir jetzt verbunden sind, Siebenbürgen, der Bukovina, Bessarabien, über die Anpassung der Lehrpläne unserer Gemeindeschulan­stalten an die siebenbiirgischen oder die notwendi­gen Vorbehalte, die in dieser Beziehung zu machen sind usw. usw., kurze Zusammenstellungen der wich­tigsten Ereignisse im Lande und draussen, Hinweise auf gute und neue Bücher und Kunstwerke, Erinne­rungen an Aelteres, besonders aber Mitteilungen aus dem Leben der verschiedenen Gemeinden, natürlich

Next