Bukarester Gemeindeblatt, 1923 (Jahrgang 15, nr. 1-52)

1923-06-10 / nr. 23

Xo 2Ţ, 12Q Bukarester Gemeindeblatt Gottesacker, den der Staat für das österreichische Militär annol854 geschenkt hatte, denn es starben damals Hunderte von Soldaten am Typhus. Bald darauf kam Pfarrer Neumeister aus Bukarest in unsere Gemeinde. Mein Bruder bat ihn, bei ihm einzukehren, und so hatte ich die beste Gelegenheit. Herrn Pfarrer folgendes Gedicht zu überreichen: (Das Gedicht ist von der Krau verfasst). 1) Sei du uns willkommen, lieber teurer Hirt; mit Herzen voller Wonne begegnet dir die Herd ! Ach, schon seit langen .lahren begrüsset uns nichts mehr- gleich verlorenen Schafen irrten wir umher. 2) Wir schmachten .lahre und Tage nach einem Seelen­hirt ; vergib doch unsere Klage, wenn sie dir lästig wird. Sieh, keine Glocke tönt zur Andacht uns ans Ohr und unseren Seelen stellt man Gottes Tisch nie vor. 3) Ohn’ Klang und ohn’ Gesänge, oft ohne ein Gebet* geht man den letzten Gange gleich einem Tier zur Erd! Die Witwen und die Waisen stehn trostlos da im Schmerz, denn keine Rede tröstet ihr gebrochenes Herz. 4) Sieh’, Hirte, so ergeht es bei uns Verlassncn hier; drum flehn wir so inständig um einen Rat von dir. Viel­leicht war es doch möglich durch Gott und deine Gi'it’, dass auch uns noch Armen dereinst gepredigt wird. 5) Dass wir am Tag des Herren, vereinigt mit Gebet, gemessen gute Lehren durch einen frommen Hirt, der uns und unsere Kinder die Allmacht Gottes lehrt, uns aus dem Heidenstande zum Christentum bekehrt. 6) Ach, könntest du dies erringen, wie gross war nicht dein Lohn und Dank, den wir dir bringen dereinst vor Gottes Thron. Vielleicht ruft manch ein Seiger vor uns «Gott will’s» dir zu, «Heil dir, der du mein Leben und Seel’ gerettet du!». 7) Dann kannst dereinst du sagen: Sieh’, Vater, sie sind hier, die in der Wüste zagten, ich führte sie zu dir. Dann wird der Preisruf tönen, den Gott dir selber weiht­«Geh’ ein, mein treuer Diener, zu deines Herren Freud!». Als der Herr Pfarrer das gelesen, sagte er: «Die­ses Gedicht ist jä an mich gerichtet. Ich werde es mir auch zu Herzen nehmen und werde mein Möglichstes tun. Gott wird mir dazu beistehen». Er tat es auch wirklich. Bald darauf reiste er dienstlich nach Deutsch­land. Von dort brachte er unserer Gemeinde 200 Taler, um einen Giund zu kaufen. Derselbe wurde erworben. Und so mit Gottes und des Gustav Adolf-Vereins Hilfe stand 1866 ein schönes Bethaus da. Und Herr Pfarrer Neumeister schickte uns einen Geistlichen. Nach etlichen Jahren wurde auch eine Schule gebaut. Nun haben wir nicht mehr zu klagen. Unsere Kinder genossen deut­schen Unterricht, und die Gemeinde konnte ungestört Gottesdienst halten. Doch leider muss ich bekennen, dass unsere kleine Strohhütte oft nicht genug Bänke für die Andächtigen hatte, denn selten blieb eines von unserer Gemeinde aus. während jetzt unser schönes Bethaus öfters leer steht, trotzdem unser Herr Pastor Staakc sich viele Mühe gibt.. Anmerkung des Herausgebers : Obige Aufzeichnungen stammen von einer hiesigen Tischlersfrau, die sich um das Zustandekommen dşr evang. Gemeinde grosse Ver­dienste erworben hat und stets ein treues Mitglied derselben war. Als das Bethaus eröffnet wurde, verfasste sie ein ergreifendes Gedicht. «Die Erinnerungen einer deutschen Frau aus Piteşti» tiagen kein Datum. Sie dürften aus der Zeit 1898 bis 1900 stammen. Die Ver­fasserin starb, im Jahre 1914 im 82. Lebensjahr. H. K. Kirchliche Mitteilungen. Sonntag den 10. Juni 1923, vormittags 10 Uhr, Gottes­dienst. Predigt: Herr Pfarrer H. Petri. Amtswoche: Herr Pfarrer II. Petri. Pfarramtliche Sprechstunden wochentäglich von9—1/2l2 Uhr vormittags in der Gemeindekanzlei. Amtshandlungen. Getauft: Ilse Marie, Tochter des Prokuristen Bruno Spilke, evang., aus Warschau; Alfred Robert, Sohn des Kaufmanns Walter Thumm, ev., aus Niederlaunitz (Baiern), Getraut: Paul Schöpfer, evang., Chauffeur, aus St. Gallen, und Josefine Banek, kath., aus Craiova. Beerdigt: Johann Diener, Insasse des Altenheims, evang., ans Kronstadt; Katharina Ungar, geb. Wagner, Zimmermannswitwe aus Klein-Schenk. Mitteilung. 10s wird den Gemeindeniitgliedern bekannt gemacht, dass die Gebühren für Schulgeld und für die Schulheime für Kinder von Gemeindemitgliedern nicht gedrückt worden sind, sondern bei der Wiederanmeldung bzvV. Neuein Schreibung von Kindern an der Kasse zu erfahren sind. Gleichzeitig wird.erneut darauf hingewiesen, dass die recht­zeitige Wiederanmeldung zwischen dem 1.—15. Juni, die Neuein­schreibung zwischen dem 16.-25. Juni erfolgen muss, falls den Schülern bzw. Schülerinnen ihr Platz gesichert werden soll. Wer rechtzeitige Wiederanmeldung bzw. Neueinschreibung unterlässt, hat keinerlei Anspruch, dass seinem Kinde ein Platz in der betr. Klasse und Schule Vorbehalten bleibe. Der Vorstand der Evangelischen Gemeinde zu Bukarest. An unsere Leser! Die Leser unseres Gemeindeblattes werden höfl. ersucht, den Bezugspreis für das am 1. April be­gonnene neue Bezugsjahr recht bald bei unserer Gemeindekasse Str. Lutherana 10 gefl. begleichen zu wollen. Bestellt die „Deutsche Tagespost“ das führende Organ der Deutschen in Grossrumänien! Hermannstadt, König Ferdinandplatz No. 10,

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