Bukarester Gemeindeblatt, 1924 (Jahrgang 16, nr. 1-52)

1924-01-06 / nr. 1

2 BUKARESTEK GEMEINDEBLATT No. 1 unser Vorschlag dahin: die Gemeinden über­nehmen vom 1. IX. d. J. an die Besoldung der Lehrer und zwar laut Beschluss der Synode vom 30. IX. 1920 im Ausmasse der Slaätsge­­hälter. Bei dieser Besoldung kommen in Be­tracht: a) Grundgehalt, h) Teuerungszulage, c) Alterszulage. Dabei wird vorgeschlagen: Das Grundgehalt und die Teuerungszulage zahlt die einzelne Gemeinde und zwar die Teuerungszu­lage in Weizen, die Alterszulage wird vom Konsistorium ausgezahlt, welches die Gelder dazu durch Beiträge von den einzelnen Gemein­den aufbringt. Diese Beiträge müssen von der Synode bestimmt werden. Die Verwaltung wird folgendermassen ge­dacht : Oberste Behörde für Kirche und Schule ist das Konsistorium, welches aus Vertretern aller Bevölkerungsklassen zusammengesetzt wird. Im Konsistorium werden Sitz und Stimme ha­ben Geistliche und Laien, darunter auch Lehrer. Die Schulaufsicht führen gewählte und besolde­te Fachleute, die Angestellte des Konsistoriums und zugleich Referenten sind. Jede Gemeinde hat ihren Kirchenral (für Kirche und Schule), und Gemeinden eines Kirchenspicls haben ihren Kirchspielskirchenrat (für Kirche und Schule). In diesen Kirchenräten sind aber nicht nur Pastor, Küster und Kirchenvormünder, sondern auch die Lehrer vertreten. Die jetzt bestehenden Kirchenräte müssen durch Hinzuwahl von Lehrern und Gemeinde­gliedern entsprechend erweitert werden. Der Kongress vom 29.—31. August dieses Jahres hat den Ausführungen zugestimmt und die Vorschläge mit einigen Abänderungen nicht prinzipieller Natur angenommen. Gott gebe dem ernsten Wollen ein glück­liches Gelingen ! —0-“— Bus der Bukarester Gemeinde, Am 26. D zember d.J. bat der Gesandte der Nieder­lande, S. Exzellenz Herr Muller van Werendvke, Bukarest verlassen, um die Interessen seines Vaterlande* an ande­rer Stelle zu vertreten. Die Bukarester Gemeinde verliert an dem geraden, aufrechten Manne nicht nur eines ihrer treuesten Mitglieder, das als Kirchen^esucher vielen als Vorbild gelten konnte und es sich nicht nehmen liess, noch am Abend vor seiner Abreise zum Weilinachts­­.gottesdienst zu erscheinen, sondern auch einen hilfreichen und tatkräftigen Förderer ihrer evangelischen Sache. Sie wünscht dem Scheidenden, dem sie jederzeit eine dank­bare Erinnerung bewahren wird, jeden schönen Erfolg in seinem neuen Wirkungskreise lind sich selbst viele gleich ehrliche und zum Eintreten für ihre Ueberzeugung stets bereiten Gönner und Freunde. Von der 7. Vorstandssitzung, die am Dienstag, dem 4. Dezember, stattfand, ist vor allem zu berichten, dass sie den Entwurf der Satzungen der Pensionsanstalt mit einigen Aenderungen endgültig zur Vorlage an die ausser­ordentliche Gemeindeversammlung genehmigte und die Weihnachtsferien für die Schulanstalten für die Zeit vom 6.-20. Januar 1024 n. St. festlegte. Auf Vorschlag des Besitzausschusses wurde der Bau eine* Pferdestalles in Aussicht genommen, falls sich für die zwei vorläufig im Wirtschaft,sbereich des Friedhofes untergebrachten Pferde kein Stall in der Nähe der Strada Lutherana zu mieten fände; das Verbleiben der Pferde an ihrem gegenwärti­gen Standort bedingt eine zu starke Inanspruchnahme der Tiere durch unnötige Verlängerung ihres Weges. Die Anstellung des Herrn W. Krause als Kauzleiheamten an­stelle des auf seinen Wunsch ausgesehiedenen H. Drotleft' wurde zuslimmend zur Kenntnis genommen und die An­stellung eines Sekretärs für den Gemeindeschulrat grund­sätzlich beschlossen. Unter den zur Erledigung gekom­menen Eingängen sei des Beitrages von Lei 5000.— ge­dacht, den S. E\. der Herr holländische Gesandte zur Kirchenreparatur beigesteuert hat. Herr Dr. Frank stellte schliesslich noch die Frage zur Erörterung, durch welche Massnahmen dem Abgänge eines starken Prozentsatzes gerade evangelischer Schüler aus den unteren Klassen vor Erreichung des Anslallsziele* zu steuern sei. Der Mangel von Nachwuchs evangelischer .Tugend mit abge­schlossener Mittelschulbildung, der sich durch die Not­wendigkeit bei den schwierigen Lebensverhältnissen zum Unterhalt der Familie möglichst früh beizutragen, erkläre, sei höchst bedauerlich. Eine Reihe von Massnahmen zur Abhilfe wurde besprochen und beschlossen, die Frage weiter zu verfolgen. ♦ + Es weihnachtet sehr, wie Theodor Storm gesagt hätte. Obwohl auch in diesem Jahre noch, hoöentiich nun wirklich zum allerletzten Male, das Schisma zwischen altem und neuem Stil uus auf die Weihnachts f e r i e n und ihre Weihnachtsfeier warten lässt. Wieder waren, um auch denen gerecht zu werden, die das Fest zeitlich mit ihren Lieben über den Bergen zusammen feiern wollen, die beiden westlichen Weih­nachtsfeiertage, Dienstag, der 25., und Mittwoch, der 20., schulfrei. Au ihnen gab’s denn auch Feiern aller Art, in vieler Leute Zimmern und Zimmerchen, aber auch in der Schule, in der Kirche. Einzelne Klassen veranstal­teten sie, im Knabenschulheim dessen Leitung. Hier ver­lief der Abend stimmungsvoll im Rahmen des Vorjahres. Weilmachtslieder, Gedient vor träge, Verlesung des Weih­nachtsevangeliums durch Bruder Wartenberg, eine An­sprache des Leiters, Herrn St. Binder, die Bescherung durch Knecht Ruprecht, der jedes Jahr mehr in seine Rolle hineinwächst und sehr hübsch zu improvisieren versteht. Herr Binder wusste auch diesmal den Herzens­ton zu finden, der hei Kindern anklingt, wenn er die Bitte an sie richtete, die innere Berechtigung ihrer Weili­­naohtsfreude durch neue gute Vorsätze in allen christ­lichen, Schul- und kindlichen Tugenden zu erweisen und so den Erwachsenen einen Abglanz der eigenen Weih­­uachtsstimmung aus der verlorenen Kindheit ins Gemüt zurückzuzaubern. Dem gemeinsamen festlichen Abend­essen unter dem brennenden Baum fehlten Aepfel und Nüsse sicher- nicht, Mandelkern allerdings wohl, was den kindlichen Teilnehmern die Erinnerung nicht weiter frühen dürfte. Das war am heiligen Abend, Montag den 24. Am 25., Dienstag, abends um '.) Uhr war die liturgische Weih­nachtsfeier in der auch wieder von zwei Weihnachts­bäumen erhellten Kirche. Ohne als Laudator temporis acti gelten zu wollen, sei erlaubt zu sagen, dass die Be­leuchtung etwas zu grell ist; das Dämmern der Kerzen­­baleuchtung ist anheimelnder als die strahlende Helleder elektrischen Lampen. Um *o wärmer, zu Herzen gellen­der war die Feier selbst. Der Cellist Herr Thaler spielte das Andante aus dem Goldermannkonzerl in A-moll mit vollendeter Zartheit. Meister Buder begleitete auf der Orgel. Auch diesmal fehlte eines der Peter Corneliusschen Weihnachtslieder nicht, Frau Frank sang ansprechend und rein das »Christkind« betitelte. Ein anderes Cello­stück mit Orgelbegleitung, »Sonntag Morgen« von C. Dávi­dod, leitete zu Pfarrer Petris Ansprache über, die, aus der Tiefe schöpfend, tief wirkte und aus der Fremde des Einzelschicksais in das Heimatland evangelischen Geistes der Liebe weihnachtlich zurückversetzte. Der Ertrag der

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