Bukarester Gemeindeblatt, 1925 (Jahrgang 17, nr. 1-52)

1925-01-04 / nr. 1

No. 1 BUKARESTEK GEMEiNDEBLATT ’ S für Wort: „Gottheit du siehst herab auf mein in­neres, du kannst es, du weisst, dass Menschenliebe und Neigung zum Wohltun drin hausen o Men­schen, wenn ihr einst dies leset, so denkt, dass ihr mir unrecht getan, und der unglückliche, er tröste sich, einen seinesgleichen zu finden, der trotz allen Hindernissen der Natur, doch noch alles getan, was in seinem Vermögen stand, um in die Reihe würdi­ger Künstler und Menschen aufgenommen zu wer­den.“ Gewiss, Beethoven hat viel leiden müssen. A- ber bei aller Tragik darf er doch glücklich geprie­sen werden. Denn er hat schaffen und vollenden dürfen, ihm war es gegeben, sein Tiefstes in unver­gleichlicher Weise auszusprechen. Und fand er bei den Menschen nicht, was er, der Einsame, suchte, in Stunden h öchster Erhebung, fühlte er sich empor­gehoben .zu Gott und dadurch über alle Not des Lebens hinvveggetragen. Und er wusste, dass er so auch den Mitmenschen das Beste darreichte, was ihnen gegeben werden kann: Innere Förderung, Trost, Freude, Begeisterung, ja die Ahnung des Höchsten und Heiligsten. Und eben deshalb war er letzten Endes ein glücklicher Mensch! Man mag im einzelnen im Urteil über Beetho­ven verschiedener Meinung sein, darin sind sicher alle einig, dass wir in ihm einen der „würdigsten Künstler und Menschen“ die je über unsere Erde gewandelt sind, verehren müssen. Aus der Gemeinde. R. H. Weihnachten ist wieder einmal vorüber und die Aufgabe,, einen Bericht über die in der Fest­zeit innerhalb unserer Gemeinde abgehaltenen Feiern zu schreiben, ist in diesem Jahr dadurch erleichtert, dass es nicht mehr notwendig ist, auf zweierlei Arten von Feiern sich beziehen zu müs­sen, auf „deutsche" und „rumänische“ Weihnach­ten ; gehört doch nun der alte Stil endgültig zu den vergangenen Dingen. Und nun liegt dies gemüt­vollste aller Feste abermals hinter uns und1 ihm einen Gedenkstein zu setzen, hat etwas Wehmüti­ges. Aber dies wird wieder durch das Bewusst­sein gemildert,, dass alle diese Feiern durchaus .harmonisch verliefen und in ihren so verschiedenar­tigen Gestaltungen doch alle von der Weihnachts­freude durchweht waren. Weihnachten ist das Fest für Alle, gross und klein, jung und alt, arm und reich und so sehr auch ein einsames Fest seinen tiefen Segen enthalten kann, so ist es uns doch als Fest der Gemeinschaft von Kind auf ans Herz gewachsen. So eröffnete denn unsere Schulgemeinschaft den Reigen der Feiern am Sonnabend dem 20. Dezember; Chorgesänge der Knaben-Ele^ mentarschule und der höheren Mädchenschule, Vortrag des Weihnachtsevangeliums und einiger Gedichte sowie eine Ansprache weckten die rech­te weihnachtliche Stimmung. Am Nachmittag des gleichen Tages beging die Kleinkinderschule unter dem strahlenden Lichterbaum ihr Fest. Mit erwar­tungsfrohen Augen sagte eine Schar von Kindern weihnachtliche Gedichte auf und alle zogen mit Backwerk beschenkt, befriedigt nach Hause. Am Montag, dem 22. Dezember nachmittag fand die Bescherung im Hötschasyl statt, wo nach der Ver­lesung des Weihnachtsevangeliums in deutscher und rumänischer Sprache und gemeinsamem Gesang alle Insassen mit Geld, Kleidungsstücken und Nahrungs­mitteln reichlich bedacht wurden. Am Dienstag Nachmittag folgte die von der Armenpflege ver­anstaltete Bescherung; in ausserordentlich reichem Masse waren- diesmal die Gaben eingeflossen: so konnte die Verteilung auch um so reichlicher er­folgen. Im Anschluss daran wurde die Feier im Armenheim abgehalten. Auch hier war es mög­lich, in umfassenderer Weise Weihnachtsfreude in die Stuben und Herzen hineinzutragen als in den Vorjahren. Am 24. Dezember selbst fand im Waisenhause die Bescherung statt ;sie war wie in jedem Jahr sorg­fältig vorbereitet; alle Kinder, ob gross ob klein, waren an den Vorträgen von Gedichten beteiligt und sangen gemeinschaftlich Weihnachtslieder. Der Gabentisch war reich bedeckt und die Freude gross. Am heiligen Abend um 5 Uhr riefen die Glocken zu einer liturgischen Feier, die durch Frau Buders stimmungsvollen Vortrag zweier von- P. Cornelius vertonter Weihnachtslieder und Herrn jMetzners vorzügliches Geigenspiel reiche Ausge­staltung und Abwechslung erfahren hatte. Es Waren leider nicht allzuviele, vielleicht war diese Feier als die erste in ihrer Art nicht bekannt genug ge­worden, —- die sich von der Unrast .der Weihnachts­vorbereitungen in das rechte Festempfinden hinein­­versetzen Hessen. Dagegen bot unser Gotteshaus am ersten und zweiten Feiertage den Anblick einer auch Idie Gänge anfüllenden andächtigen Menge, auch d!ie Gänge anfüllenden andächtigen Menge. Den Abschluss bildete die vom Frauenverein am 28. Dezember für alleinstehende Frauen und Mädchen veranstaltete Feier, die durch Gesangs­vorträge 'durch Frau Markeli verschönt wurde und ein warmes Heimatsgefühl weckte. ------fl----­ Kirchliche Mitteilungen. Sonntag, den 4. Januar 1925 vbrmittags 10 Uhr Gottesdienst. Predigt: Herr Reisepre­diger Pfarrer W. Hächler. Amtswoche: Herr Pfarrer H. Petri. Pfarramtliche Sprechstunden wochentäglich von 9—12 Uhr vormittags in der Gemeindekanzlei. Amtshandlungen. Getauft: Hertha, Tochter des Landmanns Peter Dick, ev., aus Neustadt; Wilhelm, Sohn des Zimmerrnanns Paul Ruffledt, ev., aus Schlawe (Posen); Dinu, Sohn des Direktors der Berlitz-

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