Bukarester Gemeindeblatt, 1930 (Jahrgang 22, nr. 1-52)

1930-01-05 / nr. 1

Í o Nr 1 BUKARESTER GEMEINDEBLATT der Kirche so dringend riefen, müsse das Refor* mationsfest mit ihnen feiern, u. fuhr zum letzten Mal in die Dörfer. 12. HEBER DIE HOHEN BERGE! Möchte gar gerne hinübersehn über die hohen Berge, Seh’ nur immer den Gletscher stehn, Höre nur immer die Wälder wehn, möchten gleicn nur von dannen — ob sie sich je ermannen? Adler schweben mit starkem Schlag über die hohen Berge, rudern im jungen, prachtvollen Tag, senken zu Tal sich, wo jeder mag, stillen ihr schweifend Gelüste, . spähn nach der fremdesten Küste. Soll ich denn niemals, niemals fort über die hohen Berge? — Bis hier im Kerker das Herz verdorrt, bis mir erfroren das letzte Wort bis sie nach Hangen und Harren mich hier drinnen verscharren. Einmal, das weiss ich, da reicht es hinaus über die hohen Berge. Wartest du, Herr, schon im Himtnelshaus? .— Führe mich, Höchster, durch Todesgraus! Deine Tore stehn offen — darf ich, o Ewiger, hoffen? — Dieses Gedicht Björnsens fand ich damals in einem Kalender unter unsern Büchern, u. ergriffen vom Rhythmus der ersten Strophe begann ich, es vorzulesen. Es enthielt unser eigenes Schicksal. * * * ■ Wie ein dunkler Traum ist mir jene letzte Fahrt in der Erinnerung, ln Tschukurova bat ich die Schwester, im Pfarrhause zu-bleiben. Dort nahm ich einen Fahrgast mit, einen jungen Allianz* brúder, der auf eigene Faust im Lande evangeli* sierte. Der Wind kam kalt vom Norden, der Himmel war hoch von einer grauen Wolkendecke überzogen. Zu spät dachte ich daran, dass ich mich wärmer hätte kleiden müssen. Das Rütteln des Wagens duldete kein Ge­spräch, jeder hing seinen Gedanken nach, grauer Himmel, kahle Erde, entlaubter Wald — gram* volles Elend! Ach, dass du den Himmel zerrissest und stiegest herab! Ach dass doch eine Hilfe käme!" Ich wandte mich von mei nem Gefährten ab, um meine Tränen zu verlier* gen. Da erschrak ich. Dort lag ja am Wege ein Kirchhof, den ich nie bemerkt hatte. Aus Gras und Gestrüpp ragten die niedrigen Steine hervor. — Hoffnungslosigkeit! Einen langen Abhang hinunter hatten wir Holzwagen vor uns. Als wir sie erreichten, setzten sie sich in Trab und Hessen uns nicht vorbei. Das waren Deutsche aus den untern Dörfern. Sie lach* ten blöde. Ich konnte mich night beherrschen und rief ihnen zornige Worte zu. — < Was es in den Dörfern zu tun gab, ist mir ent* fallen. Das eine war klar aus der Vollendung der Kirche wurde für längere Zeit nichts. loh erin* nere mich aber dunkel des Gottesdienstes in Ta* riverde, dass mich einige mit grossen Augen an* blickten, halb lächelnd, zweifelnd und fragend, und dass ich dachte: was ist an dir, warum sehen sie dich So an? Die Gedanken waren nicht bei den Worten, die Gefühle gingen gespensterhaft in die Irre. Bilder von Hause standen vor den Augen auf und quälten mich mit unablässigen Fragen. Zum ersten Male, dass wir noch am glei* chen Tage zurückführen. Der Wettersturz trat ein; er brachte erst Regen, dann Schnee. Des alten Baumeisters Prophezeiung erfüllte sich die Ra* ben hätten so kläglich gesebrien, das deute auf einen frühen. Winter. Er hatte den Turm nicht mehr verputzen wollen. Jetzt fror der Kalk ab. — Mitten auf dem Wege überfiel uns die Nacht. (Fortsetzung folgt.) Die Tuberkulose und ihre Bekämpfung. Von Dr. Hermann Czikeli, Facharzt für innere Krankheit in Craiova. Meine Damen und Herren! Anlässlich der Für­sorgewoche, welche von der evangelischen Landes­kirche Grossrumäniens angeordnet worden ist, um die Mittel zum Bau einer Lungen'heilanstalt zu schaffen, habe ich vom löblichen Vorstand der Ge­meinde den Auftrag erhalten, Ihnen über die Tu­berkulose und ihre Bekämpfung ein Bild zu geben. Viele von Ihnen werden sich fragen: Ist die Tuberkulose wirklich so gefährlich' und bedroht sie tatsächlich soldi breite Massen unseres Volkes1, dass ein Einsenreiten von Seiten unserer Landes­kirche dringend notw endig ist? Ich will Ihnen vor­­wegnehmend die Antwort geben: Der Kampf gegen diese „weisse Pest” ist dringend notwendig, es geht um das Leben unzähliger, wertvoller Men­schen, welche durch rechtzeitiges Einschreiten ihrer Familie und ihrem Volke erhalten werden können. In Europa sterben ca. 1 6—1 8 aller Men­schen an Tuberkulose, die zum grössten Teil im ju­gendlichen Alter von 15—30 Jahren ihrer Krankheit erliegen. Zahllose junge Menschen werden von dieser Krankheit dahingerafft, und zwar in einem Alter, wo sie eben in das Berufsleben eintreten sollten, wo die viele Mühe und Pflege und Kosten, welche sie ihrer Familie verursacht haben, durch die langersehnte Möglichkeit des genügenden Ver*

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