Bukarester Gemeindeblatt, 1933 (Jahrgang 25, nr. 1-53)

1933-01-01 / nr. 1

BUKARESTER GEMEINDEBLATT 3 Nr. 1 Daselbe tun auch in der Welt die Menschen, wenn sie nicht in Gott leben: sie richten sich und ihre Mitmenschen zugrunde und denken nicht da­ran, sich selbst Schuld zu geben, dass ihr Leben unglücklich ist, sondern schieben einer dem andern die Schuld zu, manche aber auch Gott, weil er die Welt so schlecht eingerichtet habe, manche aber auch dieser Welt selbst, die, ebenso wie bei jenen der Einkehrhof, ihrer Meinung nach von selbst entstanden sei. Die Menschen müssen aber einsehen, dass die Welt nicht von selbst entstanden ist, son­dern dass sie der grosse Wohltäter, Gott, zu ihrem Wohle erschaffen hat; und sie müssen nur nicht das tun, was ihr Leben verdirbt und zugrunde rich­tet, so wird ihnen so viel Gutes daraus erwachsen, wie es nicht mehr vorhanden ist und vorhanden sein kann. Weihnachtsbescherungsfeiern. Mit grösserer Sorge als in anderen Jahren sahen wohl die verschiedenen Organisationen un­serer Gemeinde diesmal den Weihnachtstagen ent­gegen. Die wirtschaftliche Notlage brachte es mit sich, dass einerseits die Zahl der Bewerber um eine Unterstützung für Weihnachten noch grösser war als früher und dass andererseits die Aufbrin­gung der erforderlichen Mittel auf grössere Schwie­rigkeiten stossen musste als in normalen Zeiten. Wenn es trotzdem gelungen ist für Weihnachten im wesentlichen ebenso hohe Beträge zu sammeln wie sonst, so dürfen wir dafür umso dankbarer sein. Es ist ein sprechender Beweis dafür, dass in der Weihnachtszeit die Herzen von besonderer Gebe freudigkeit erfüllt sind und dass die eigene Sorge der Sinn für das Leid des Nächsten nicht ertötet sondern vielmehr steigert. So konnte zunächst die allgemeine Besche­rungsfeier der evangelischen Armenpflege etwa 180 Gesuche berücksichtigen und die Bewerber mit Geldgaben, Lebensmitteln und Kleidungsstücken bedenken. In vielen Fällen handelte es sich um recht kinderreiche Familien und es war den Ge­bern eine rechte Freude, dass unter dem strah­lenden Weihnachtsbaume neben den rein praktischen Geschenken doch auch allerlei Spielzeug und man­ches gute Buch für die Kleinen verteilt werden konnte. Die oftmals laut hervorbrechende Freude der Kinder brachte weihnachtliche Stimmung in die Feier, die angesichts der bedrückend in Erschei­nung tretenden Armut doppelt wohltuend wirkte. Dass zahlreiche Kinder durch die Schule direkt be­schert wurden, mag an dieser Stelle besonders er­wähnt werden. Sehr stimmungsvoll pflegt die Weihnachtsfeier im Altenheim Str. Popa Petre zu verlaufen. Sie nahm auch in diesem Jahre mit einer Ansprache Pfarrer Honigbergers ihren Anfang, worauf es an die Verteilung der Gaben ging, die von den 24 Insassen mit dankbarer Freude entgegengenommen wurden. Der Frauenverein unserer Gemeinde hatte es sich nicht nehmen lassen, sich auch diesmal mit seinen Gaben einzufinden Er war durch seine Präsidentin, Frau Julie Jakobi, Frau M. Staub und durch Frau O. Salzer, die Gattin des Altheim­inspektor Wilhelm Salzer, vertreten. Auch die Ar­menpfleger nahmen in grösserer Zahl an der Feier teil. Im Waisenhause spielte sich die Feier in be­sonders froher Weise ab. Sie war durch Liedervor­träge und Deklamationen der Waisenkinder ver­schönert und land ihren Höhepunkt in der Vertei­lung der Geschenke, die mit jubelnder Freude entgegengenommen wurden. Die Ansprache hielt hier Pfarrer H. Petri. An der Feier nahmen auch mehrere Presbyterialmitglieder teil. Die Feier im Hötschasyl, wo gleichfalls reich­liche Geschenke zur Verteilung gelangten, fand in herkömmlicher Weise statt. Wenigstens mit einigen kurzen Worten sei auch der Schülerweihnachtsfeier in der Kirche ge­dacht. Die zahlreichen Gesangsvorträge und Dek­lamationen, die die von Schülerinnen vorgetragene Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium umrahmten und die stimmungsvolle Ansprache des Herrn Lehrer M. Schüller waren dazu angetan, in den Kindern eine herzliche Vorfreude für das häusliche Weihnachtsfest zu wecken. Mögen Gross und Klein ein recht trohes und glückliches Fest haben feiern dürfen! Neue Kalender. Die altbewährten Haus- und Familienkalender des Verlages Krafft & Drol- 1 e f f A. G. Hermannstadt, der „Kalender des Sie­benbürger Volksfreundes“ und der „Neue Volkska­lender für Stadt und Land“ sind heuer in neuer geschmackvoller Ausstattung und mil besonders reichhaltigem und vielseitigem Inhalt erschienen. Ausser dem üblichen Kalendarium, den Orts-, Taufnamen- und Jahrmarktsverzeichnissen, allen wesentlichen Bestimmungen über das Post- und Stempelwesen und sonstigen nützlichen Hinweisen für das tägliche Leben bringt diesmal jeder der beiden Kalender an erster Stelle eine ausführliche Würdigung des Lebenswerkes unseres allverehr­ten Altbischofs D. Dr. Friedrich Teutsch durch D. G. A. Schuller. Dass im Anschluss daran auch schon der neue Träger dieses höchsten Amtes, das unsere Landeskirche zu vergeben hat — der ge­wesene Kronstädter Stadtpfarrer-Bischofsvikar und nunmehrige Bischof D. Dr. Viktor Glondys — in Wort und Bild weitesten Kreisen nahegebracht wird, ist sicher allen Lesern ebenfalls willkommen. In einem aufschlussreichen Rück- und Ueberblick aus der Feder Direktor Hermann Plattners gleitet das .schicksalschwere Jahr 1932 nochmals an un­serem geistigen Auge vorbei. Das Deutsche Aus­landinstitut Stuttgart steuert einige von hoher Warte *• • *

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