Bukarester Gemeindeblatt, 1938 (Jahrgang 30, nr. 1-52)

1938-01-02 / nr. 1

Nr. 1 BUKARESTER GEMEINDEBLATT nen lässt. So in der Mitte stehend, hinter uns die Vergangenheit und vor uns die Zukunft, befehlen wir uns dem Ewigen und Unveränderlichen mit den Worten des Psalmisten : „Meine Zeit stehet in Dei* nen Händen“. Als Morgenstern erscheint er wieder, der Abendstern mir heute war. Neujahrsgruss der evangelischen Kirche Deutschlands. „Am Ende des allen und auf der Schwelle des Neuen Jahres grüsse ich die Gemeindeglieder und die Geistlichen in den Deutschen Evangeli­schen Synoden und Gemeinden des Auslandes mit dem Segenswunsch „Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt!“ Mannigfach sind die Schicksale gewesen, die uns in diesem Jahr von Gott bereitet wurden Es gibt Gemeinden und Kirchen in der weltweiten deutschen evangelischen Diaspora, die in diesem zu Ende gehenden Jehre hart 8m Rande des Ver­derbens gestanden haben. Weit getrennt und zer­streut sind unsere Gemeinden. Ueber Länder und Meere hin grüssen wir uns. Gemeinsam aber ist uns die unlösliche Schick­salsverbundenheit mit unserem Volk und die grosse Verantwortung, dass unserm deutschen Volk das Evangelium von Jesus Christus als die frohe Bot­schaft verkündigt werde und in allem Wandel der Zeiten erhallen bleibe. Gemeinsam ist uns die Ge­wissheit, dass hier allein d'e Quelle des Lebens liegt, ohne die wir verdursten müssen. Gemeinsam haben wir wiederum Weihnachten halten und es hören dürfen, dass der Heiland der Welt auch zu uns kommt, auch unser Bruder, auch unser Herr sein will. Gemeinsam blicken wir auf ein Jahr zu­rück, das nun wie eine Welle im Meer der Zeit versinkt. Gemeinsam blicken wir auf ein neues Jahr, ein Jahr unbekannter Dinge und verhüllter Zukunft. Aber es ist auch ein Jahr, das aus Got­tes Händen kommt, ein Jahr, dem wir gebunden an die göttliche Verheissung entgegengehen: „Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ _______ Neujahrsfruss des Gustav Adolfs-Vereins. „Ms evangelische Christen stehen wir beim Uebergang in das Jahr 1938 wieder in ernster Be­sinnung. Sie legt uns die Frage nahe, wie sich die Dinge auf den verschiedenen Gebieten des Lebens weiter entwickeln werden und welchen Weg wir einhalten sollen inmitten des gewaltigen, oft ver­wirrenden und beängstigenden Geschehens, das sich heute überall in der Welt vollzieht. Die rech­te Antwort und Weisung gibt uns die Jahreslosung für 1938; „Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“. Für die Diaspora und ihre Freunde, insbe­sondere für alle Mitarbeiter am Gustav Adolf-Werk enthält dieses Wort tröstliche Gewissheit, selige Wahrheit und einen stolzen Auflrag. Diese Ge­wissheit soll uns immer wieder Iroh machen zu unermüdlichem Dienst draussen in der Diaspora und daheim für die Diaspora. Diese Wahrheit soll uns frei machen von aller menschlichen Weisheit und Torheit, von aller kleinlichen Ichgebundenheit, mit der wir so gerne unsere Arbeit hemmen und stören. Der Auftrag aber soll uns willig machen zu der Liebe Christi, die des Bruders Last miiträgt und bereit ist, zu stärken, was zu sterben droht. Solche Botschaft soll uns treu machen, dass wir mit all unserem Schaffen und Sorgen nichls an eres wollen oder ausrichten als Seine Königs­herrschaft verkünden und Sein Reich zu bauen, vor allem in unserem deutschen Volke, das wir lieben, soweit es sich über die Erde zerstreut hat. Es weiss und hat eindrücklich immer wieder an sich erfahren, dass die Wurzeln seiner Kraft nur solange gesundes Leben spenden* als sie in den tiefen Grund des Glaubens hinabtauchen. Unser Blick richtet sich dabei auf ganz be­stimmte Einzelheiten. Wir denken an Oberschlesien. Welch erschütternder Not stehen wir dort — aber nicht nur dort — gegenüber. Wie gewaltig sind die ganz neuen Aufgaben, welche uns in Brasilien entgegengetretf n. Wie dringend brauchen uns die sudetendeutsehen Gemeinden. Wie bangt ständig das Stanislauer Werk um die Fortsetzung unserer Hilfe. Wieviel Tausende in Oesterreich, die den Ruf des Evangeliums gehört haben, warten auf rechte Betreuung durch eine evangelische Kirche und Schule. Wie erschreckend gross ist die Zahl deutscher evangelischer Kinder, die in Polen, den Streusiedlungen im Buchenland oder in den La Plata Staaten jeglichen deutschen Religionsunter­richtes entbehren und inJGefahr stehen, ihren Glau­ben zu verlieren und damit ihrem Volkstum ver­loren zu gehen! „Jesus Christus, gestern und heute und der­selbe auch in Ewigkeit“. Wenn wir das unsere Jahreslosung für 1938 sein lassen, dann braucht die Diaspora nicht zu zagen um der Heimat wil­len, dann braucht uns nicht nicht zu bangen um der Diaspora willen! Darum grüssen wir die Dia­spora und alle, die ihr dienen im Werke der Lei­tung und in der Arbeit der Liebe, mit diesem Lo­sungswort und bitten Gott, dass Er es ihr und uns zum Segen werden lasse“. Das Jahr 1937 im Leben unserer Gemeinde. Verschiedene Ereignisse und Aufgal en ganz besonderer Art haben dem nun abgelaufenen Jah-

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