Bukarester Gemeindeblatt, 1942 (Jahrgang 38, nr. 1-51)

1942-01-04 / nr. 1

- 2 Bukarester Gemeindeblatt Nr. 1 heute möglich wäre, etwas Zusammenfassendes, Abschlie­­ßendes zu jagen. Es ist alles noch viel zu sehr im Fluß und in der Entwicklung, noch sind seine Entscheidun­­gen gefallen, die den Kämpfen ein Ende bereiten und eine neue Zeit des Friedens einleiten. Im Gegenteil: der Krieg hat in den legten Tagen eine Ausweitung erfahren, die ihn zum Namen Weltkrieg viel mehr be­­rechtigt als das große Ringen, das die Jahre 1914— 1918 ausfüllte. Wir dürfen aus dem Jahre 1941 mit dem Dank da­­für scheiden, daß der Sieg bei den deutschen Waffen war, daß gegen die Macht des Bolschemismus eine fast alle europäischen Länder umfassende Einheitsfront sich hat bilden können und daß weite Teile Nußlands nun von dem Schwedensregiment befreit sind, das zwei Jahrzehnte hindurch mit der wirtschaftlichen Selbstän­­digkeit aller Einwohner auch jede Möglichkeit öffentli­­cher Gottesverehrung raubte. Wir dürfen aus dem Jahre 1941 mit dem Dant dafür scheiden, daß Behntausenden unserer Glaubens- und Vorlagenojsen im südlichen Rußland die Stunde der Befreiung geschlagen hat, die Gotteshäuser nun nicht mehr entweiht sind, vielmehr in ihnen die alten Choräle wieder erklingen dürfen, die in schwersten Stunden vielen die Kraft zum Aus­­halten und zum Treubleiben geschenkt haben. Zur unsere Gemeinde hat das Jahr 1941 in sei­­nen legten Tagen die Entscheidung über die Trennung von Kirche und Schule gebracht ; in ihrer ein­vierteljahr­­tausend umspannenden Geschichte ist wohl kaum eine Entscheidung ähnlich tiefgreifender Art gefallen. Die Durchführung dieser grundtäglichen Entscheidung bleibt dem Jahre 1942 überlassen. So ist heute schon dafür gesorgt, daß es an tüchtiger und verantwortungsvoller Arbeit nicht fehlen wird. Im übrigen wird der Gang unseres Lebens im neuen Jahr ebenso wie bisher durch das große Welt­­weichehen bestimmt sein. Gott gebe, daß, wenn das Jahr 1942 zu Ende gehen wird, die Glocken bereits den Frie­­den versündigen. So scheiden wir aus einem großen, entscheidungs­­reichen Jahr voll Ehrfurcht vor dem, der in Sturm und Wetter regiert und gehen in das neue Jahr voll Ver­­trauen auf den, der uns nicht verlassen noch versäu­­men wird. In ihm sei’s begonnen, der Monde und Sonnen am blauen Gezelte des Himmels belegt. Du, Vater, du rate, lerfe du und wende! Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt. 9. B. Igner ist es für dich, daß du aug am Gottesdienst der Gemeinde nicht mehr teilnehmen kannst. Die grauen Augen des Gelähmten leuchteteten tief auf: „Kein Grund zur Klage; ich habe ja meine Bibel und meine Hände. Ich weiß, wozu ich beides habe!" Und dann fährt er fort: „Ja wenn meine Augen vom Lesen müde sind,­­ dann betrachte ich dieses wunderbare Kunstwerk, das Gott an mir und dir ge­schaffen hat, meine Hände! Ich staune immer wieder, wie großartig sie gebaut sind— wie sie sich biegen und streden können, wie groß und einfach ist schon dies Heine Stüdle in Schöpfung, und dann danfe ich dafür aus tiefstem Herzen.“ Was Menschenhände doch alles tun können. Es sind die besten Werkzeuge der Welt. Ueberall brauchen wir sie. Sie künnen Gutes und Schlechtes tun. Was können Menschenhände? Zunächst können sie arbeiten. Das wissen wir alle, Deine Hände künnen aber noch anderes, größeres. It dein Tagemwerf geschafft oder stehst du vor schwe­­rem Beginn, da dürfen deine Hände für eine Weile ich falten. Sie klopfen an an einer Tür, die sich öffnen muß, wenn es mit uns weitergehen soll. Was tum sie? Sie beten: Hilf mir, trage mich Dur! — Sie warten. Bete und arbeite! Wie herrlich, daß es dieses gibt. Bleib treu im Beten. Dann öffnen sich allmählich alle Kerkertüren deines Lebens und wir dürfen hinausschreiten in die Freiheit. In Polen fand man unter den ermorderten Bolts­­deutschen im Herbst 1939 eine Frau, deren Kopf fur einen Arthieb gespalten worden war. Ihre Hände umklammerten noch ein offenes Gebetbuch. Solche Bes­terhände sind die stärksten Hände der Welt. Wenn deine Hände schon zu aller Arbeit zu s­chwach sind, zum Falten und zum Beten taugen sie immer noch. Des­­halb sind sie wertvoll bis zum Lebten. Sei dessen getrost ! Und weg ist die Kunst der Hände noch nicht zu Ende. Du kannst deine Hand anderen reichen. Anderen, die einsam zu Hause figen, die verwundet am Wege liegen, die verirrt in den Sumpf geraten sind. Worte sind gut, wenn es gilt, Gemeinschaft zu bilden, Hände sind besser. Hände, die mortlos figy darbieten, treu festhalten. Wenn du in Zukunft einen­ Menschen die Hand reichst, denke immer daran, es ist etwas heilige, was du tust, du schlägst eine Brühe zum andern. Wie wohltätig ist die Hand des Verzeihenden. Wie herrlich wird der Augenblick fein, in dem die Völker, die jet Feinde sind, sich wieder die Hände reichen künnen. Neicht euch gerne und willig die Hände, bevor es zu spät ist, denn einst kommt die bittere Stunde, von der der Kamerad singt: Kann dir die Hand nicht geben! Was können deine Hände? Müssen sie od­­reiner werden? Haben sie noch viel zu lernen? (Nach Waldemar Reingel) Du hast Hände — wozu? Ein alter Professor saß gelähmt im Lehnstuhl. Ein Leben lang hatte er gearbeitet — als Naturforscher. Nun war er ausgeschlasen vom Marsctzug des Lebens. Er mußte anderen zusehen. Eines Sonntags besuchte ihn ein Freund, der gerade aus der Kirche kam: „Wie e­ s Gottes Hände. Gottes Hände halten die weite Welt; Gottes Hände tragen das Sternenzelt; Gottes Hände führen das Kleinste Find; Gottes Hände über dem Schidjal find. &-

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