Der Nachbar, 1915 (Jahrgang 67, nr. 1-52)

1915-10-24 / nr. 43

Zum 21. Sonntag nach Trinitati3. Mark. 10, 15. Wahrlich, ich sage eu: Wer wird nicht hineinkommen, enn der Herr Jesus seine Rede anhebt mit einem feierlichen: Wahrlich, ich sage euch!, dann handelt es sich allemal um besonders wichtige 2) und beherzigensnwerte Dinge, sehr oft auch um solche, die der menschlichen DVBernunft schrier, eingehen wollen, die er uns deshalb mit feinem Wahrlich bekräftigen muß, damit wir sie glauben. So auch hier. Was Jesus hier sagte, das war ganz gegen die Meinung seiner Jünger. Kindlein wurden zum Heiland gebracht, nicht nur heran­­wachsende Kinder, sondern die ganz kleinen. Was sollte Aefus mit diesen beginnen? Nach Absicht derer, die sie hintrugen, sollte er ihnen die Hände aufs Haupt legen und sie segnen. Da waren die Jünger ihnen in den Weg getreten nicht nur abmwehrend, sondern zornig sie anfahrend. Das Beifahren der Jünger ist uns wohl verständlich. Sie handelten so aus vermeintlicher Liebe zum Heiland. War er nicht den ganzen Tag angelaufen von Er­wachsenen, Kranken, Heilsbegierigen, Mühseligen und Beladenen aller Art? Nun wollte man ihm mit den kleinen Kindern noch neue Unruhe bereiten! Das durften sie nicht dulden, und die derartiges beabsichtigten, mußten mit hartem Wort zurückgewiesen werden. Dazu kam bei ihnen jedenfalls noch ein anderer Gedanke: Was konnte Jesus den kleinen Kindern sein, und was konnten diese, die noch ohne alles Verständnis waren, an ihm haben? gein Wirken war auf Erwachsene berechnet, auf Menschen, welche auf seine Taten merken, seine Lebens­worte durch ihr Ohr ins Herz aufnehmen, ihm beistimmen und sich dann ihm anschließen das Neid Gottes nicht empfählt als ein K­indlein, konnten. So kam man in das Reich Gottes, so gewinnt man das wahrhaftige Leben in der Gemeinschaft des Königs dieses Reiches. Das alles aber war für Kinder eine Un­­möglichkeit, darum eine Torheit, sie zu Sein zu tragen, und der Jünger gutes Recht, die unverständigen Träger dieser Kindlein abzumetzen. So dachten sie, und das klang ganz vernünftig. Wir hätten am Ende auch so gedacht. Aber da müssen sie, wie so oft, erfahren, daß des Herrn Gedanken nicht ihre Gedanken sind. Als er sieht, was seine Jünger tun, da wird er unmillig, tadelt sie und spricht: Laffet die Kindlein zu mir kommen, und mehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. Hört ihr's? Das Reich Gottes ist nicht nur für die Erwachsenen, es ist da für die Allerkleinsten. Der König dieses Reiches, der Größte und Herrlichste, hat ein Herz voll Liebe auf für diese Kleinsten, streckt die Hände nach ihnen aus, um sie in seine Arme zu nehmen, sie zu herzen und zu segnen. Welch ein Liebliches Bild: Jesus und die Kindlein. Es­­ würde uns etwas fehlen in den Evangelien, wenn mir diese Geschichte nicht hätten. Wir finden den Heiland überall als der Menschen Freund und treuen Helfer, unter der Masfe des Bolks, unter den Kranken, bei den Hungernden in der Wüste, unter den verachteten Zöllnern, auf einer Hochzeit und wiederum an Totenbetten und Gräbern. Aber nun missen wir, er ist auch der große Kinder freiund, keines von den Kleinsten wird von ihm übersehen. Von Menschen werden sie oft übersehen, ja bisweilen verächtlich beiseite gestoßen. Stetus nimmt sie voll Liebe in seine der SA - m

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