Deutsche Tagespost, Juni 1919 (Jahrgang 12, nr. 121-143)

1919-06-11 / nr. 127

sz MWVPEBZMUWMDASDW iuG und Verwaltung: Hermannstadt in Siebenbürgen, Wintergasse tr.­­9, $ernsprecher: Nr. 519 Bezugspreise: Für Hermannstadt ohne Zustellung: Ganzj. K 112 °—, halbj. K 56 °—, viertelj. K 28 °—, monatl. K 10 °—, mit Zustellung oder Postversand: Ganzj. K 150 °, halbj. K 76 °—, viertelj. K 38 °, Einzelnummer 50 h. Schriftleitung Nr.­­127. Hermannstadt, Mittwoch den 11. Juni 1919. «­­XI. Jahrgang. «­­= Sie Pfingsttagung. Die Pfingsttage des Jahres 1919 haben für das Deutschtum Großrumäniens geschicht­­liche Bedeutung erlangt. Zum ersten Male seit der rumänische Staat seine Macht, in Ueber­­einstimmung mit dem Willen der Mehrheit der diese Gebiete beiwohnenden Bevölk­erungen auch auf Siebenbürgen. Die angrenzenden Teile Ungarns, die Bulowina und Bessarabien aus­­dehnte, fanden sich in diesen Tagen Vertreter der einzelnen deutschen Siedlungsgruppen Groß­­rumäniens in Hermannstadt­ zusammen, um mit­einander Fühlung zu nehmen und über die dem Deutschtum P des vergrößerten rumänischen Staates gemeinsamen Fragen der Erhaltung und Entwiclung seiner Kultur und Bolfskraft zu beraten und zu beschließen. Wie bei einander bisher ferngehaltenen Mitgliedern einer und der­­selben Familie bedurfte es seiner Mühe, sie ein­­„ ander innerlich näher zu bringen. Von Anfang an standen sie miteinander in jenem Kontakt der Seelen, wie ihn nur die gleiche Abstammung, die gleiche völfische und kulturelle Gemeinschaft möglich machen kann. "" Mit hoher Freude mußte dieser Tatsache alle jene erfüllen, denen es bergönnt war, in sich selbst mit einen ihrer unmittelbaren Zeugen zu fehen. Die Gesamtheit der Deutschen Groß­­rumäniens wird diese Freude nicht nur­ teilen, sondern mit Genugtuung davon Stenntnng nehmen, daß die erste Fühlungnahme der Teil­­nehmer an der Hermannstädter deutschen Pfingst­­tagung auch schon zu dem praktischen Ergebnis der umfassenden Organisation eines Bundes der Deutschen Großrumäniens geführt hat. Mit dieser Organisation ist nicht nur dem Deutschtum unseres P Vaterlandes die unent­­behrliche Grundlage einer fruchtbaren Zusammen­­arbeit geschaffen, sondern auch ein weiterer Orts ‚Schritt in der Festigung de Staatsgefüges er­­zielt worden. Den zentrifugalen Kräften, die die ungestörte Entwiclung des Staates beein­­trächtigen könnten, ist eine neue im ihrer zähen Kraft, Ausdauer und Entwiclungsmöglichkeit nicht zu unterschäßende zentripetale innere Bindung entgegengeseßt worden, die mit dazu beitragen wird, dem Lande jene Huhe in sich selbst zu sichern, deren es bedarf, um seine Be­­rufung als am weitesten in den Osten vorge­schobene Varmacht westlicher Kultur voll erfüllen zu künnen.­­ Ein Wort ist bei dem pfingsttäglichen Ge­­dankenaustausch der deutschen Gauvertreter Groß­­rumäniens immer wieder ausgesprochen worden : „Wir wollen treue Bürger unseres Staates sein.“ Daß es der Ausdruch eines ungeheuchelten ehr­­lichen Willens ist, wird niemand ernstlich be­­zweifeln können, der einigermaßen die Geschichte der Deutschen in der Zerstreuung fennt. Die Deutschen in Rußland haben ihre Pflicht dem rufsischen Baterlande gegenüber ebenso gewissen­­haft erfüllt als jene in Ungarn und in jedem andern nichtdeutschen Staate der Welt, ist ihnen die vaterländische Pflichterfüllung im allgemeinen wahrlich nicht leicht gemacht worden. Uebereit wurden die Anforderungen bei Außer­achtlaffung verbürgter Rechte Höher und in gleichem Maße die Gegenleistungen, die Schul­­digkeiten der betreffenden Staatsgemeinschaften tiefer angeseht.­ Die Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben haben in lebhafter Erinnerung, wie weit Dieser Entrechtungsprog.5 in dem alten Ungarn bereits vorgeschritten war. Auch Die vom einseitigsten Standpunkte geschriebene Ge­­schichte des ungarischen Staates wird jedoch den Nachweis dafür nicht zu liefern im Stande sein, daß Schwaben und Sachsen in der Er­­füllung ihrer Bürgerpflichten je erlahmt seien, wenngleich­ sie sich allmählich nicht mehr in den — auch gefühlsmäßigen — innigen Zusammenhang mit dem Staatsgeschehen gestellt sahen, den eine­ wahrhaft gedeiflige Zusamm­enarbeit aller Staatsbürger ohne Unterschied der Abstammung zur Vorausseßung hätte haben müssen. Mit Gewalt wurde in dem Deutschen Ungarns jede Vaterlandsliebe, jedes Gemeinschaftsgefühl schon im Keime ersu­ct. Das Beispiel der ungarischen Staatsmänner werden Die rumänischen nicht befolgen. Die Geschichte ihres Volkes Lehrte sie die nationale Duldsamkeit, die sich in der Historischen Tat der Karlsburger Beichläffe zum erstenmale sc herrlich dokumentiert hat. Bleibt der Geist, der in­ dem Beschlusse von Karlsburg lebendig ist für das politische Geschehen in dem gesamten großrumänischen State bestimmend, so geht das Deutschtum in ihn einer verheißungsvollen Entwicklung entgegen, Die reiche Früchte zeitigen wird. S­ein anderer Bü­rger des Staates wird sich dann inniger and Vaterland, anschliegen Dabei mit Deut­ sctheatem(Nordgrenze Grenze mit­ der Tschechoslowakei).Die bestehenden adk­ontnisteativen Grenzen is die ehemals in die Beyknzens Böhmen und Mähren von Ober- und Nieder- Österreich trennten. Diese Grenzen werden gewissen Berichtigungen zweiter Ordnung unterworfen, insbesondere in den Gegenden von Gmunden und Feldsberg (?) und längs des Flusses March. 2. Grenzen im Westen und Morbtreiten (Grenze mit Bayern). Die bestehende Grenze wird aufrechterhalten. Westgrenze Nena mit der Schweiz­. , Keine Aenderung dieser Grenzen wird durch den­­ Friedensvertrag vorgenommen. 3. Südgrenze gegen Italien. Eine Linie, die ausgeht vom Kamm Reichen und im allgemeinen der Wasserscheidelinie zwischen Inn und Drau im Norden und dem Molige der Biave und des Tagliamento in Süden folgt. Diese Linie, die hinübergeht Über die Spige des Brenners und die Dreiherenfige schließt im Die italienischen Grenzen das Tal Serten und die Muschel von Tara ein. 4. Grenze gegen den Serbisch-kroatisch-lowenischen Staat: In dem westlichen Teil muß durch die Hauptmüche der Verbündeten und Assoziierten eine jenseitige inie festgefegt werden. In dem östlichen Teil zieht sich die Grenze gerade im Oosten von Bleiberg, fegt über die Drau ober­halb ihres Zusammenflusses mit der Levante, und zieht sich weiter im Horden der Drau, in­­dem sie dem serbisch-kroatisch-slowenischen Staat Köl­erreich, « nördlich von diesem legten Dct vereinigt fn Marburg und Nabfersburg überläßt­ gerade je Binte milder ungarischen Omen > „5. Ditgrenge. E83 ist in dem Friedensvertrag seine Veränderung in Aussigt genommen was betrifft­ die alte Grenze zwischen Ditzrreich und Ungarn . politische Klauseln. Teil 3 enthält die politischen Staufeln, welche ss auf Europa beziehen. Die hohen, vertragsschließenden Parteien erkennen und nehmen die Grenzen Bulgarien, Griechenlands, Ungarns, Polens, Rumäniens, des Serbisch-kroatisch-sloweniischen Staates und des tschechoslowak­ischen Staates so an, wie sie gegenwärtig bestim­­t sind, oder so wie sie später festgestell werden können. Oesterreich verpflichtet sich die Bestimmungen anzuneänten und vermittelnd einzutreten für die Gebiete, welche jenseits seiner neuen Grenzen liegen. Der jugoslawische Staat, Die für Rusland boibehaltenen Klauseln. Oesterreich muß die voll­­ständige Unabhängigkeit aller Gebiete des früheren Rußlands anerkennen, und muß die Nichtigkeits­­erklärung des Vertrages von Brest-Litowäf und aller andern nachfolgenden Vergleiche anlehnen. Die Verblindeten behalten sich alle Rechte von Seiten Rußlands vor, um von Oesterreich Wieder­herstellung und Genugtuung auf den Brandingen des gegenwärtigen Vertrages zu erhalten. (Schluß.) vs | | niens. Deutschösterreich. Deutschösterreich wird Die Friedens­­bedingungen annehmen. Prag 9. Inni. Die Schechische Bresse ver­­öffentlicht Wiener Situationsberichte, wonach die Wiener Bevölkerung den Friedensvertrag akzep­­tiert, nur um Die Ruhe und Ordnung auch weiter aufrecht zu erhalten sowie die weitere Zu­­fuhr von Ententelebensmitteln ungestört zu be­­wirken. Zu diesem Zweck führen die Zeitungen eine Beruhigungskampagne für Die Unterfertigung de Friedensvertrages und zwar mit vollkommtener Zestimmung der Bevölkerung. (TA. D.) Rumänien Wiedereröffnung des Buufarester So­­zialistentrube. Bufarest, 9. Juni. Die Bufarester Ne­­gierung hat die Wiedereröffnung des Bufarester Sozialistenklubs gestattet. (Ted. D.) Ents­aftung der früheren Minister Arion, Stere etc. Bufarejft, 9. Juni. Die wegen Komplett uftantin Stere, Nenitescu, Costache Lupu, Simionescu, Ramniccanu, Birgil Arion, Batras­­canu und die­se Angeklagten wurden heute enthaftet und auf freien Fuße gestellt. das f Be ( ED) Wen dierumännicheskrone angeklagten Minister Die K­irchenvereinigung in Großen­ mänien, Bukarest, 9. Juni. Im Laufe dieser Woche beginnen zwischen dem Bukarester Sul­­tusminister, dem­­ Metropoliten der Moldau und dem Bischof Dr. Kriften die Verhandlungen bei Gropruma­­(T.9. D.) äfglich der Vereinigung Der Kirchen -­­ Ticherhajlomatet. Eine Erklärung des Präsidenten Der tineiischen Rationalversammlung. Prag, 9.­uni. Der Präsident der tschechischen Nationalversammlung, der bekannte tschechische Dichter Tomajch erklärte, Das ganze Volk der tschechoslowak­ischen Republik sei bereit, alles zu unternehmen, um die w magyarischen Greueltaten zu ahnden. Der Dichter Tomajch reift morgen zur Front, wo er den Truppen die Grüße der tschechoslowakischen Bevölkerung sicherbringt. (TAN. D.) Au­sänderung der deutschähniic­hen­­ Politik. BEIRMAIG Prag, 9. Juni. Die Prager Deutsch­­böhmen erklären, Daß Die slowak­ischen Ereignisse die Deutschen zwingen, ihre bisherige Passivi­­tätspolitik aufzugeben und an den weiteren Ent­­scheidungen mitzuwirken. (TA. ©.) Der neue Generalisiimus der Tibehr- Howatei. Prag, 9. Juni. Die Juniereignisse auf dem S­lowak­ischen Kriegsschauplag beschäftigen fortgelegt die Öffentliche Meinung. Der Präsi­­dent der tscheehoslowakischen Republik, Masarys, übertrug das Oberkommando der gesamten tschechoslowak­ischen Streitkräfte dem General Pelle. Gemäß dem Beglaubigungsschreiben, das auch die Weisungen der Entente enthält, wird die Tschechoslowakei den Krieg mit Ungarn­­fortießen, das sie Heimtäu­fch überfallen hat und hiedurch auch die Ententebefehle mit Füßen trat. Es sind genügend Bürgichaften vorhanden, die den nenten Generalissimus Pelle mit vollstem Vertrauen erfüllen. Der französische General Paiffe begrüßt die Ernennung Pelles ge Ge­­neralissimus, ZUD)­­Kundgebungen der tichechischen In­­dustriellen. Prag, 9. Juni. Die Industriellenver­­sammlung gibt ihre einmütige unbedingte Opfer­­bereitschaft, find für die zeitlose Durchführung der Bariser Konferenzbeschlässe und für den Schuß der tschechoslowakischen Grenzen gegen­­über Ungarn. (TA. D.) Allgemeine Mo­­ilisierung im der Litomalei. Preßburg , Juni. Das tschechische Ministerpräsidium hat in allen slowakischen Ge­­­meinden die allgem­eine Orfentierung der 20. bis 50-jährigen angeordnet. (Z.4. ©.) Kundgebungen der Offizierärdersamme­ ­­lungen. Prag, 9. Juni. Der Wehrausschuß des Rationalverteidigungsministeriums hat Die Wider­­rufung der Demobilisierung der 5 jüngeren Jahrgänge verfügt. Die derzeit im Hinterlande weilenden tschechoslowakischen Offiziere Halten Vollversammlungen ab, in welchen sie die inner­­politischen Kämpfe­ aufs Schärfste verurteilen. Gleichzeitig erklären sie, daß die Nation solida­­risch die Regierung unterfrügen möüsse um die militärische Schmacht zu verwischen. (TA. D.) Stürmische Begeisterung abmarschie­­render Truppen. Prag, 9. Juni. Die gestern nach dem Kriegsschauplag abmarschierten Prager Truppen wurden von der Bevölkerung der­ Hauptstadt stürmisch affamiert. Der Kampfgeist der Truppen­­ ist bewinderungsm­­thig. (EA. ©.) Die Zustände in Vpregburg. Preßburg, 9 Juni. Die in P­resburg eingelegten tschechischen Behörden amtieren und gestört und es sind­ keinerlei Beschwerden oder Unannehmlichkeiten zu verzeichnen. Das Blab­­kommando hat die Ablieferung aller Art von Waffen und, die vollständige Abendsperrung der Öffentlichen Lokale in Preßsburg angeordnet. (TA. D.) Die Greueltaten der roten Garde in der Stomates. Brag, 9. Juni. Die Zeitung „Venton“ konstatiert eine erfreuliche Besseiung der Kriegs­­lage in der Slowakei und schildert die Durch­ die magyarischen roten Gardisten verübten» neuen Greueltaten als Himmelschreiend. „Ben­­fov“ erzählt: Die ungariischen Eisenbahnbedien­­steten hätten tschechoslowak­ische Studenten ver­­stümmelt und T Frauen­­ aufhängen lassen. Der« zeit herrscht aber in der Slowakei vollständige Ruhe und Ordnung. (TU. D.) Die kriegeri­ge Stimmung in der , Tiiechoslowakei. 2 Das deutsche Theater in Kronstadt.?). Bemerkungen zu Emil R.—n gleichnamigem Nachruf im 3. Heft der Zeitschrift. „Das Bier”. Echter Humor. ist eine seltene Perle. Des­­halb gibt es auch nicht gute Schau- und Trauer­­spiele, als gute Lustspiele oder Schwänze. Und "Hauptsächlich aus demselben Grunde sind auch die Libretti der meisten Opretten so schlecht.­llerdings hat die Hergiere Zatjoche noch­ andere Gründe: die literarische Urteilslosigkeit der­­ meisten Operettenkomponisten und den un­­erzogenen Geigmod der Mafie.­­ Die Heitere Muse im Allgemeinen und die Operette im Besonderen sind aber nicht nur stets ein integrieender Zeil der dramatischen Künste gewesen, sondern sie bilden Heute sogar immer mehr jenen Zeil, der die stärkste Zugs­traft auf das Publik­um ausübt; denn die trau­­rigen Ereignisse der rechten Jahre verlangen immer gebieterischer ein Gegengewicht Durch Die heitere Kunst. Dieses Verlangen nach Entladung und Ausgleich beruht auf einem Naturzeieg und wird sich Teer­en­ behaupten, soviel auch von einzelnen kurzsichtigen und pharisäischen Gemü­sathleten­ dagegen geschrieben wird. Der tiefer blickende Seitiker verdammt da­­­r nicht Die Operette als solche, sondern nur je Schlechte Operette. Die Operette über­ Haupt abschaffen wollen, ließe nicht nur, das­s­ Wir geben biesen Ausführungen der in ihnen an­­­­geinittenen grundjäßlichen Fragen wegen Raum in unserem Blatte, indem wir uns eine Stellungnahme unserer Kette ausdrüdlich vorbehalten: ®. .. Kind mit dem Bade ausschütten, sondern FY hieße zugleich, blind und unüberlegt das lächer­­lige Unternehmen des Kampfes gegen die Natur beginnen. Wir brauchen die Operette Na­türlich nur die gute Operette ! Diese Forderung ist bezüglich der Hauptsachre schen erfüllt: wir haben eine ganze Reihe musikalisch wertvoller Operetten, und unter den d­eutigen Opretten­­komponisten befinden sich­ starre und interessante Talente. Dagegen ist es ein Sammer, in welch fcaffem Gaming zur Mufik gewöhnlich das Libretto Pr Lernt man den Tert­exit nach der Mufik kennen, so wirkt er meist wie ein faires Bad; man greift sich an den Kopf und fragt, wie es möglich war, daß der Komponist soviel feines und tiefes Empfinden bei der Ber­­tonung eines oft geradezu gräßlichen Zertes aufbringen konnte. Die­ Lösung­­­ieser Stage besteht meistens in dem Umstand, daß die Musik das Primäre war und der Terz unterlegt wurde. Was der Operette dringend wottut, ist, daß ich den Komponisten ebenbürtige Libret­­tisten zugesellen mögen. Und sobald das Libretto auf eine literarisch Höhere Stufe gehoben wird, folgt das moralische Element automatisch nach. Dieses ist unsere Forderung an die Ope­rette. Unsere Forderung an das Theater ist, daß «­ nur bessere Operetten und — d­a diese bis noch äußerst­­ spärlich gesät sind — wenig Operetten darbiete. Wir sähen es gerne, wenn man mehr Gewicht auf gute Schauspiele legen würde, wobei wir freilich das V­orhanden­­sein der nötigen Kräfte voran­ießen. Denn wir sehen immer noch lieber ein mittelmäßiges, aber leicht aufführbares­ Stüd gut gespielt, großes und schweres Werk verschandelt, ‚ Ueber die­ Truppe Direktor Bauers wollen i wie unsere Unzufriedenheit sein end­gültiges Urteil sprechen Lassen, bevor wir ihn selbst nicht angehört haben. Außergewöhnliche Umstände er­­fordern außergewöhnliche Beurteilung. Ich bitte Heren Direktor Bauer, uns im Wege der Presse Über Die Gründe Der Unzu­­länglichkeit und der Reduzierung seines Personals aufurklären, sowie uns mitzuteilen, welche Plänen und Aussichten er betreffs Vermehrung und Ver­­besserung seiner Truppe hat. Ich spreche diese Bitte nicht nur im ‚Interesse der Allgemeinheit, sondern auch in dem Direktor Bauer‘ aus; denn ich bermute, daß seine ‚Aufklärungen dazu beitragen“ werden, daß ihm in Zukunft von ungeschickten Ueber­­treibern und oberflächichen Infeitern nicht mehr vorgeworfen werde, er habe „unsere Zeit und unser Leid entwürdigt“.­­ Ich habe Emil R.hiemit in zwei wenig schmeichelhaften Kategorien eingereiht und trete den Beweis an. Emil R. schreibt : „. . .. dicled Leo Bauer- Theater stellte gewiß feine Anforderungen an unsere edleren Eigenfaften; er wendete sich nur an das Tier in und... der Here Direktor Fe 8 nur... auf das Sexuelle abzeg­eben..." Bunt Beweis seiner Behauptungen führt NR. dann bruchitädweise das Repertoire des Leo Bauer-Theaters in Kronstadt an, wobei er mit einer Schon an Böswilligkeit renzenden Einseitigkeit nur das Tadelnswerte Bra über das Gute aber schweigt. für Baldes „Jugend“ Hat er meingstend ein anädiges „Hm!“, Wildgans’ er nicht eines Wortes. IH muß zu R.—3 Ehre annehmen, daß er über Wildgans aus La­­tenatals schweigt. Und darum muß ich ihm sagen, daß gerade der herrliche Anton Wildgans „unserer Zeit und unsrem Leid" so tief ins ‚Herz gesehen Hat, wie unter Henhn­­tausenden faun. Einer! NR, möge nur den Gedigtzyklus „Und hättet der Liebe nicht... .* lesen, dann dürften ihur die Augen auf — und hoffentlich auch Adergegn. ..­­·«« schönherrs»Esde«,die zwar nicht im­ Ges­lingen,übe­ immerhin in der Absicht ebenso tief und ernst ist,wie»Glaub­ und Hei­rat«, wird gar nicht genannt. Dieses Stück sah ich zu­­fällig in Kronstadt von Günther, gell und YindH teefflich wiedergegeben. Allerdings trat auch die Unzulänglichkeit der Bauerischen Ge­­sellshaft zu Tage: das Eingreifen Rosa Schmidts zerriß jedesmal schmerzlich die Ilusion. Ich bin leider nit informiert, welches Die anderen, von R. ebenfalls verschwiegenen Schau­­spiele sind, weiß auch nicht, welche Stücke „aus der Sudermannschen Eageos-Fabrik” aufgeführt wurden, möchte jedoch dem Verfasser eindringlich zurufen: .­­­­Bauer-Theater),aber immerhin wie ein auss­­ ’ « »L’srtost disicio­lo,luoritiquoost niede« wirkbunensroh sein,daß wir Männer vom Kaliber Sudermanns habent Alles in Allem ergibt sich aus R.—s Zusammenstellung immerhin daß 17 Schauspieler undlS Operetten aufgeführt wurden. « Nach den einleitenden beiden ersten Teilen seines Aufsatzs gsg stürzt sich R»zwa-nicht wie ein»moralisches Stinktier«(so nennt er das sch kann mie beim besten Willen nicht voriteen, wer sonst vor heißen Wangen und glühenden Augen vor Scham erröten könnte, als ein abnormal Veranlagter! Solche aber sollten nicht im „Biel“ reden, das im der gleichen Nummer ausruft: „Wir brauchen Lebens­­freude... und vor allem Jugend, Jugend !* Si könnten e3 höchstens in einem „Biel“ ohne BL... „Wieviel Schmubß gi; birgt das ‚Bang, lang ist er Her! fährt R. fort und erinnert zum Beweis an den „Iaseiven Gesang" : „An Prag 9 Juni. Die „Pravo Lidu“ schreißt, daß der ausgezeichnete Kam­pfgeist der­­ tschechoslowak­ischen Truppen ein Grund sei, mit vollem Vertrauen in die Zukunft zu blicken. „Bravo Lion“ versichert, die Gesamtheit des gehungertes­­ Individ­uum auf sein Opfer, auf sein eigentliche Thema: die Operette. Und wie der spanische Stier wü­tend das rote Tuch zer­­feßt, und glaubt, er habe den Toreador vor sich, so zerreißt R. das­ Libretto und spricht immer von der Operette. Operetten aber nur nach dem­ Libretto beurteilen und die Music totschweigen, in dasselbe, wie Wagneropern nur nach­ dem Tert schähen. Was bedeutet eine Wagneroper ohne die Wut? Kein Hahn würde nach dem Dichter Richard Wagner kläfen, wäre er nicht zugleich der geniale Musiker gewesen ! R. „nimmt einige der aufgeführten Operetten durch und greift so zufällig aus der enormen Schmubfüle nur einige Blüten Gerans*. Zu­­­erst kommt die „Heuiche Susanne“: Er­st ordinär, wie Die ganze Berlind ® populäre Kunst. Aber darüber entjegt sich R. gar nicht; er exreitet vielmehr als „halbwegs. Kultivierter Mensch vor Scham“ bei Der Zertitele:­­ „Higeunergeigen und­­ Neigen dreht si der ganze Saal. Und Naden Heiße und Wangen heiße, die Augen sie glühn ... , uns ein ; „Armut“ würdigt.

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