Deutsche Tagespost, Oktober 1919 (Jahrgang 12, nr. 223-245)

1919-10-01 / nr. 223

HEN Derwaltung: Großer Ring Ar, 13. Schriftltu­n­g: Hermannstadt in Siebenbürgen, Wintergasse Zr. 9, Lernsprecher: Le, 319. Süg Sermannstadt ohne Sutellung: Ganz. K 112 °, halb­. E­as, viertelj, K zu, monatl. Ks, mit Zuftellung oder Postversand: Ganzj. K ıs0—, halbj. K 76­——, viertelj, K 38 °, monatl, K 14 °; Einzelnummer für Bermannstadt so h, auswärts os h. Stesngspreife Herm­annstadt, Mitten den 1. Oktober 1919. XIL Jahrgang. Die Lage in Hugern. b. Der Bolschemismus ist nun wohl schon lange tot, teoßdem man man auch heute noch nicht von einer Gesundung der inneren Lage in Ungarn sprechen. Das Kabinett Friedrich, Das sich troß Dreimaliger Ab­­lehnung Durch die Entente noch immer am Ruder befindet, tut nichts, um den Wiederauf­­bau des in eine so armselige Lage geratenen Landes auch nur vorzubereiten. Den Leuten genügt es, daß sie sich Meinister heißen können, Berordnungen herausgeben, die seinerlei Exis­­tenzberechtigung haben und schon wiederholt von dem rumänischen Militärk­ommando für muls und nichtig erklärt werden mußten, im Übrigen aber mit Hilfe eines elend geleiteten Regierungsblattes. Das nichts anderes versteht, als Tag für Tag die Greueltaten der Bolfihe­­witen auf mehreren Seiten immer wieder auf­­zutischen, sie das Volk gefügig zu machen. Alle Mühe ist aber vergeblich, denn mit Aus­­nahme der Klerikalen und Antisemiten will niemand von Heren Friedrich und dessen Existenz­­berechtigung etwas willen. Und in Diesem Punkte treffen sich Die jüdischen Finanz und Handels­­leute mit den Arbeitern und dem liberalen Bürgertum. Insbesondere bei den Arbeitern ist die Erbitterung infolge ihrer völligen Zurüc­­kkegung, aber auch der sträflichen Untätigkeit der Regierung, deren schlimme Folgen in erster Reihe gerade Die Arbeiterschaft in dem­­ allgemeinen Arbeitsmangel zu befragen hat, be­­sonders statt angewachsen, so dab ich nicht voraussehen läßt, was in Budapest geschehen wird, wenn einmal nicht mehr die rumänisc­hen on über Ruhe und Ordnung wachen werden. Welche erbärmliche aufk­ommen müssen, wenn Hngarn um i­nsbeson­­dere Budapest nicht in die­­ allerschlammste Lage geraten sei. Sie sorgen für Lebensmittel,­­die zum großen Teil in dem ungarischen Bachlande von der Entente reguliert werden müssen, weil die Bauern der Regierung Friedrich fest ebenso wenig gut gesinnt sind, wie der Mäteregierung, sie warfen Kohlen herbei und sorgen sogar­ dafür, daßs die von den­ m weißen­ Barben verübten Ziffe­­raten geahndet werden und ji nicht mehr wiederholen. Zeiber exiszedt ji die Wirksam­­keit der ‚Ententekommissionen nur­­ aus Budapest und hefjen weitere Umgebung, «wogegen in Den Gebieten _jenseits der Donau eine schlimme Militärdiktatur der weißen Garden herrscht. Die treibenden Kräfte sind La­­bie, ehemaligen aktiven Offiziere unter Dam Oberkommando Des jüngeren Bızeadmirals Horxthy, Die nichts anders als die Wiedereinlegung Der Gababurger ‚und Die Wiedergewinnung Deufichweilungarnd und — man stoune — Siebenbürgen aufstehen. Zu diesem Bwerke zesentieren sie recht eifrig und zwingen Die Bauernburschen mit Gemalt unter die Waffen. Diese Art der Selbsttäuschung und des GSeiofsbetzuges, wie sie sich Heute an ge­wissen Magyaren offenbart, grenzt nachgerade ans Wunderware. Sie können ihre Züge un­­möglich begreifen und phantasieren,­­als ob sie geradezu den Beistand verloren hätten, von der baldigen Wiederaufrichtung des tausendjährigen Neic­es. Zurzeit haben die weißen Garden in Westungarn sich zur Aufgabe gemacht, jenen Zeit Deutschwestungarns, der an Oesterreich ab­­getreten werden muß, nach Noten auszuplündern und die dortige Bevölkerung ihrer guten deutschen Gesinnung wegen zu drangsalieren. Unter solchen Umständen hat die Not in Budapest noch immer sein Ende erreicht. Die Lebensmittelgeschäfte sind wohl mit den schönsten und besten Dingen angefüllt, die Preise aber, die man dafür zahlen muß, können nach wie vor nur die Reichen erschwingen. Butter, Tett, Sped und Fleisch sind für die mittlere und arme Klasse nicht zu erschwingen. Auch für Doft werden übermäßige Preise verlangt. Was da­­gegen an Gehältern und Zöhnen gezahlt wird,­st wieder lächerlich gering. Viele tausende Arbeiter und Angestelle, die kurzerhand ent­­lassen worden sind, erhalten überhaupt nichts, und auch einem großen Teile der Staatsbeamten geht &8­ne so, weil der Staat sein Geld hat und seine Schaffen leer sind. Die Österreichisch-ungarische Bank aber will nicht mehr herhalten. DInfolgedessen war ein großer Teil der staatlichen A­ngestellten am 18. Sep­­tember noch mit im Relege des September­gehaltes. Ein besonderes Kapitel bildet die Deutsche Bewegung in Ungarn Da der berüc­­higte Magyarone Dr. Bleyger an Die Sorge des Nationalitätenministeriums gestellt worden ist, ist es augenblicklich um Die Deutsche Sache nit zum besten bettelt. Die Hintermänner Bleyers Haben freie Hand und sind eifrig am Verse. Die Deutigen Hauern für ihre antinati­­nalen Umwege einzufangen. Die wird ihnen allerdings ziemlich wer gemacht, denn die Deutschen Ungarns gehen heute gar wenig auf die Polität ihrer noch immer volfsfremden tatgolischen Geistlichen und außerdem ist ihnen in­ der vor kurzem von einigen Mitgliedern des früheren deutschen Bollsrates für Ungarn ge­­gründeten d­eutigen Bauern- und Bürgerpartei ein tätiger und­­ eifriger Gegner entstanden. Diese Bartei hat insbesondere in der Sywäbischen Pürkei (Bespan- Schaften Zolnau und Baranya) jede­­ eijzige Zäigkeit entfaltet und die­­ dortigen, ehr stark national fühlenden deutschen Bauern für ihre guten Absichten gewonnen. ernennen a der Der im englischen Unterhaus Negierungsvertreter eine Anfrage­­ auf; vorliegt it aber von dieser Tage Hasmamworth auf den angeb­ Ligen Friedensführer vom Sommer 1917 abgegeben: Der­ Inhalt -Dieser- Antwort, die­ jent ausführlich in mehr als einer Hın­­fit von Interesse. Sie hatte den „Münchener ge­neh­m­ihten“ zufolge folgenden Wort: „Die Negierung bat die Absicht, Sobald wie möglich dem Parlament Die hierauf bezüglichen Dokumente zu unterbreiten. Am 21.­­August 1917 erhielt Der britische Besandte beim Ratifan eilang, ‚den Kardinalstaatssek­etär dahin zu unterrichten, Daß die britische Negierung nicht sagen könne, welche Antwort im gegebenen falle auf die Friedensvorschläge des Wapstes erteilt würde. Denn sie hätte ihre Verbündeten noch nicht­­ befragen können, und dab­ei für alle Fälle analog erscheene. Die Herbeiführung eines Ab­­kommens zwischen den krieg führenden Mächten­­ zu versuchen, bevor die Weittelmächte einige An­­­gaben über Die tele gegeben­ hätten, zu deren Erreichung sie den Strieg fortseßten. In seiner Antwwort schränkte Gasparri das Aktionsfeld ein und teilte mit, daß Die deutsche Regierung ihre absicht Fumdgeben ließ, Die Unabhängigkeit 1917, die Diejolution des Reichstags zugunsten eines anregionslosen­­ Friedens fragte. Der Vertreter Englands meinte, daß die britische Regierung keinen authentischen X­­eje8 Dolm­ents "de­­“Fißge, d­es Amin­­. Is. VIWDMUPMJ RIichöeng habe eine BoUmacht,über diesen Punkt zu entscheiden. An 24. August teilte Der Kardinal mit, das folgendes Telegram­m als Antwort auf das britische Telegramm abgesandt wurde: ‚Der Kardinalstaatssekretär behält sich vor, auf das Telegramm zu antworten, nachdem er von Deutschland eine formelle Erklärung über Belgien erhalten hat.’ Kardinal Gasparri fragte den englischen Vertreter um seine Meinung über diese Antwort. Dieser lebtere antwortete, daß eine Er­­klärung über Belgien ihm wü­nschenswert er­­scheine, denn die Frage sei wichtig, insbesondere für Großbritannien. Um die britische Regierung den Bericht über diese Unterhandlungen erhalten hatte, fügte sie bei, daß es unzwertmäßig sei, si in fragmentarische Erörterungen Dieser Frage H­ineinziehen zu lassen, und daß die Mittelmächte, wenn sie zu Verhandlungen bereit seien, ihre Friedensbedingungen im einzelnen bekanntgeben sollten. Der englische Vertreter erhielt infolgedessen Weisungen, in denen er aufgefordert wurde, in seiner Weise im Die eine englische „Srievensfühler“ Geb­ärung Hat Belgiens wiederherzustellen, indem sie sie auf ! Verhandlungen des Vatikans und Deutschlands einzugreifen und sich,wenn man ihn von neuem um­ die Bekanntgabe seiner Ansicht fragen würde, zu weigern,sie bekann­tzugeben.Dabei blieb es. Denn die deutsche Regierung gab keine Er­­klärung über BelgienI ab.Es ist de­shalb klar, daß die britische Regierung zu dieser Zeit Deutschland kein Friedensangebot machte,doch war sie natürlich bereit,im Einvernehmen mit den Verbündeten jeden aufrichtigen Vorschlag zur Herbeiführung des Friedens zu prüfen, den sie von der deutschen Regierung hätte empfangen können.“ « Das genannte Blatt fügt hinzu! Aus dem Textchefchatworter gibt sich zweierlei beinahe mit Gewißheit: Einmal,daß die Londoner Regierung in kein detadiumver Erbtterung daran gewacht hat,aktiv einen Friedensführer nach Deutschland auszustrecken,und daß der englische Gesandte beim Vatikan,als er auf eigene Faust versuchte,eine Erörterung über Belgien m­nß zuvt­ngem von seiner Regierung wür der­ Begründung res­­­avouiert wurde,daß sie es für unzweckmäßig halte,sich in fragmentarische Besprechungen ein­­zulassen Die Londoner Regierung ging sogar soweit,ihremvatitauischen Vertreter für den Fortgang der Ereignisse jedes weitere Wort zu verbieten, ablehnte, in der Tatsache zu finden war, daß­fig die deutsche Regierung konsequent weigerte ihr Friedensprogramm Effentling bekanntzu­­geben, wie es die Entente mit ihrer Antwort auf die Wilson Note schon zu Anfang des Jahres 1917 getan hatte, freilich in einer Som, die in Deutschland von Scheidemann u­n3 Westarp auf entrüsteten W­iderspruch stieß. Wenn hiernach nicht anzunehmen ist, hat eine auf Belgien beschränkte und im Sinne Pacellis formulierte Antwort auf seinen Brief vom 30. August unmittelbar Friedensgespräche mit der Gegenseite hätte in Gang bringen können, so erhebt sich mit umso größerer Dringlichkeit die Frage, warum es Die damalige Regierung weder vorher noch nachher gewagt hat, einmal ganz klar und offen zu jagen, wie sie sich positiv den Frieden erstelle, den sie sich wünschte. Wäre dies in unzweideutigen Worten geschehen und damit dem häßlichen Spiel ein Ende, gemacht worden, daß jeder aus den Deutschen Regierungs­­erklärungen Die Striegeziele herausresen konnte, die seinem Geschmach entsprachen, dann wäre wenigstens der Gegenseite das formelle Argument aus der­ Hand gewunden worden, mit dem­­ sie ihre ‚Absegnung von Friedenserdhierungen­­‘ bequem begründen konnte, und Jie hätte Syarbe betennen möüssen.. Es war das Verhängnis Kevifion Des Friedensvertrages. Die Agenzia Stefani meldet: „Die sjozia­­­­istische Minderheit Der­ Parlamentari mussion, Die mit der Prüfung des Bersailler- Vertrages beauftragt ist, hat Der Sammer ein vom Deputierten Modigliani verfaßtes M­emoran­­dum eingereicht. Das Memorandum führt aus, daß die Sozialisten, die von jeher Gegner des Krieges warm, beim Vertragsanschluß nicht mispelfen könnten. Wenn die Sozialisten Die Macht besäßen, wü­rden sie den Vertrag vielmehr zunichte machen. Das Memorandum hebt hervor, daß Italien die fühne Zat unternehmen und ich zur Ini­­tiantin Der Revision des Vertrages machen solle. Dies um so mehr, da Italien gegen jeden Solidaritätsinn in der Rangfolge der Wiedergutmachungen an legter Stelle stehe. ‚Italien wurde gezwungen, ‚alle Barrechte in Der Verteilung der al­ernotwendigsten Rohmaterialien fahren zu lassen. G3 mußte zusehen, wie Die Territorien und die­­ Wiedergutmachungen der Besiegten andern zugeteilt wurden. G3 wurde vom Kolonialdefig ausgeschlossen. Bei ven durch geilen. Bei den neuen wirtschaftlichen Abkommen bezüglich der Flußsgiffagee war s die Zölle erwachsenen Vorteilen wurde es vecs übernachläßsigt, nämlich Ducch. Die Stranfeln würden mehr als Diejenigen, irgend eined Dee Si­e die Stalien an der 2W Wiederaufnahme des Waren­­­austausches hindern, sei es mit Den besiegten oder neuerstandenen Völkern, mit denen er vor dem­ Kriege bessere Handelsbeziehungen gehabt hatte, oder sei es mit einem Volke, von Dem «3 hoffe, in Zukanft solche zu Haven. Das Memorandum fährt Dann fort: Wa­­rum soll sig Dtalien ourcy den Psriedenäper­­­trag, aus dem ihm seine Vorteile erwachsen, davon abhalten Lafsen, eine Tat der Unerschrocken­­heit und der Gerechtigkeit zu voll­ringen, aus der er sowohl wirtscaftliche und poli­tische wie moralische und historische Vorteile ziehen könnte. Das Recht der­­ Selbst­­bestimmung und der Unabhängigkeit der Völker ist vergewaltigt worden. Der Bersailler-Berscag­it unseren Schmerzen sschreien gegenüber taub geblieben. Der Icon Lange herbeigerehnte Belfer­­bund ist nichts anderes geworden als ein Kom­­­promiß zwisgen einigen Imperialisten auf der einen Seite und der ganzen übrigen Menschheit auf der anderen. Wenn nicht alle Nationen, vor allem Die besiegten, dem W­ölferbunde beitreten und die Entwaffnung nicht garantiert ist, was „om... “ « · zo Zum ersten Male sah ich sie im Winter am Abendblorfo in der Seltauergasse, zu einer Zeit, da die Stadt ein bisher ungewohntes, fremdes, oorientalisches Gewand anlegte. Auf den Fußsteigen haftete der auf- und abwärts haftende Strom liebes- und lebenshungriger Jugend; halbvermummte, fremde Gesichter, ge­schm­iegelte Offiziere in bizarren Uniformen, ge­schminkte Damen aller Stände und Berufe, Arbeiter, Soldaten, Dienstboten, schreiende Rettungsjungen drängten, fließen und schoben. fi, ein unbelanntes Etwas suchend, durchein­­ander. ch meinte, die wohlbekannte Symphonie des Großstadttorfes zu vernehmen; er war aber etwas anderes, etwas­ was Unbehagen ver­­ursachte. Meiner Gewohnheit und momentanen Stimmung folgend, ging ich­­ abseits des Geh- Reiges und gab mich angesichts Dieser neuen Tonung der Dinge den Gedanken an die Ver­­gangenheit — an die gute, alte Vergangenheit — hin. Halb träumend erlannte ich, Daß Die Heimat mir fremd geworden war. Wie Fan War ich denn unter all Diesen Menschen der Einzige, der nicht Des Gedränges und der heimlich da und dort in glänzenden Augen aufzüngelnden Leidenschaften wegen müßig ging und die­ Unannehmlichkeiten und Häßlichkeiten des sinnlosen Gewühls mied ? Damals sah ich sie zum ersten Male. Sie mußte mir auffallen, schon weil sie so wie ich, einsam abseits des Menschenstromes ihren Weg suchte. Aber noch etwas anderes war es. Ganz dicht an mir sing sie vorbei, langsam, ihr halbernstes, vom Wiedersihein der großen Aug­­lagefenster grell beleuchtetes Profil zeigend, ein Gesicht, Dessen weiche, ruhige Züge, dessen gesammelter, in die Ferne streifender Blick mich an etwas erinnerte, Das ich schon Tanne und das mir heimlich war. Ich Tanne sie nicht, hatte sie niemals gerannt, und Do war es mir, als hätte ich einen alten, treuen Freund gefunden, ein Stück aus der Vergangenheit, das zu mir gehörte und mir wohltat. Lange sah ich ihr nach, dann war sie im Gewühl von Wagen, flimmernden Eispfüben und schattenhaft im Hintergrund mwimmelnden Menschen verschwunden.. Jemand, ein Häßliches Ding aus einer häßlichen­ Gester anun hatte ich ein Erlebnis:Ich sah sie wieder,an derselben Stelle,imhellen Herbstsoauenschein.Die Vision des Stern abends belebte sich; zarte, Liebe Klänge er­­wachten und erhoben ihre Stimme. Über neben ihr ging diesmal Einer, ein Welt, dessen Anblick die Harmonie dieser Klänge schon im Hauch brutal zuriß. Sinnend folgte ih dem Paar: Bretter, Schewisgaffe, Erlenpark ; dort drehten sie sich exit­umentichloffen und ließen si dann auf einer Bank nieder. Derseldein nahm ich meinen Weg in die Miete, suchte eine Stelle, die mir die Gunst der Beobachtung sicherte und — wartete. Auf was ich wartete — ich weiß es nicht; aber etwas wie Offenbarung mar über mich ge­­kommen, wie lähmende Preugierde. Sie redeten miteinander, lachten leise und schienen mit si und der Welt, so wie sie war, zufrieden. Sie aber wollte und konnte dieses midersinnige Spiel Der Natur nicht begreifen. Digello und Desdenona! Ein Wort Goethes fiel mir ein: Die Natur ‚hat immer Hecht, und dad am meisten, wo wir sie am wenigsten ver­ fiehen. War e3 bloßer Zufall, Der Diese beiden jungen Menschen zusammengeführt hatte, war e8 Buneinung, war e3 bloße Etikette, der sie gehorchten ? Oder war es gar mehr als Bu­­neigung ? Michel Weld ein Mysterium! Wer vermag es zu ergründen. Und doch Hält uns die Natur täglich ihren gligernden Spiegel vor, worin wir bis zur Lächerlichkeit verzerrt unsere eigenen Züge erkennen. Dihello und Desdemona. Ein Gieb­el für Pet­­Pein modernes Herz Seden fan­d eine versität. Selbst die hellsichtige Wissenschaft un­­seres­ Jahrhunterts siegt mit dem einfältigen Staunen des Ignoranten vor diesem Phänomen, die sie als Verirrungen der menschlichen Seele brandmark­. Saum eine Weisheit. Die irriger ist als Die mönchische vom Gegensat zwischen Körper und Seele; es ist nicht möglich, den natürlichen Trieben eines MWeibes Zwang auf­­zuerlegen, Der sich nicht unauslöschi­d in feine Büge­l prägt, unschuldigen Augen und reiner Stien den Glanz raubt. Und da mußte ich plöglich, was mich an jenen Winterabend so unwiderstehlich ange­­zogen, eine wohlbekannte Saite in meinem ‚Sinnern angeschlagen hatte. Ich fege gespannt zur Bank hinüber , sie späht nach der­­ Serne, ihre Lippen sind Halb geöffnet, das blonde Haar leuchtet im Sonnen- Itein. Bormehen und ruhig trägt ihr Beofil den Stempel der Herkunft: der guten ange­sehenen Familie Mädchen aus dem Bolle haben oft etwas Grupilied. und Einfältiges. Das Sofiät dieser jungen Dame aber sagt mir: meine Wege sind bestimmt; im Winter danze ich „und gehe ins Theater, im Somm­er gehe ich aufs Land und spiele Tennis. Von all dem, wovon jegt so dies die Mede ist, v­erstehe ich nicht? ; Die Frau in der Maffe als politische ti­efelt mich, ich habe nichts gemeinsam wit ihr. Aber m­ehr noch sagt mir ihr Gesicht. In einer Oper Marieneiß tanzt ein arm­er Mann vor dem Bilde der Madonna; er Hofft wie die andern Erwählten ,ihre Gnade zu ge­­winnen, stirbt aber daran; er stirbt für seine S­usion. Armer Teufel! wie­ wahr bist du doch und wie unsterblich zugleich. Denn Die Sorte, die vor dem Bilde unserer lieben Frau ihre Tänze aufführt, sticht nicht aus. Die Illusion, die gemollte wie Die ungemollte, sie ist­ der leßte, unentbehrliche Anstrich alles wirklich Schönen. Italien nicht Teilnehmer, sondern Zuschauer. Seine Interressen ewig, wie alle Werke Gottes und des Teufels; es Fällt, erhebt sich, fällt und erhebt sich wieder, aber es stirbt nicht. Du selbst aber bist es, der mit deiner Ilusion der Natur den Firnis reicht, der­­ scheinbare Gö­tterwerk über alles Freische erhebt. « Echte Weiblichkeit klingt immer schwächer und schwächer ausvenohrenbetäubenvenGes räuschen diesecue netydemokratischen Welt.Wohl hörst du das Weib,aber die Geste des­ Mannes ist dies ei an Sie drängen sich in alle Berufe und begehren mit rauher Stimme Einlaß.So fordert es der Zug der Zeit,der die Frauen häßlich macht.Eine beckmesselnde Frau umwehrt auf die eines unseres geschmacklosen Zeitalters. Du aber, holde Dame, schöne und schlichte Fremde, deren Stimme ich nie gehört und wohl niemals Hören werde. Du bist das, was wir schon lange verloren haben; das Mädchen. Deine Lippen haben noch Anmut und bescheidene Innigkeit, dein schimmterndes Aug noch Träume, Deine helle Stirn no jugendlichen Freimut. Ein unaus­­sprechlicher Zauber ruht auf Dir; Deine Züge prägen sich im jedes em­pfängliche Herz; man trägt sie mit ich fort und spinnt sonnenhelle, einfache Legenden aus Dem Gold Deiner Haare, and Dem edlen Weiß Deiner Glirn, aus dem­ sanften Feuer deiner blauen Augen. All Ges danfen an dich baut fir die bessere Welt von jelost, dad Gewirr der Stimmen, der übel« tlingende Chor des Alltags verstummt und ich höre aus dem freigelegten Bereich der M­ensche b­egkeit­endlich wieder ein Herz schlagen. Wie selten ist doch Diefer Ton geworden. S­inter deinen Aügen getrahre ich das Weib, das­ Weib, welches wir mit dem Verlust des Paradieses bezahlt haben und das bei uns blieb, uns einen neuen Himmel zu bereiten. Der Anbli eines Mädchens, Dem wir unsere Ihdaften und edelsten Träume verbanfen und anvertrauen, ergreift und. Die Gedanken alle erheben sich und treten Die Wanderschaft an ins ewig verlorene Land der Kindheit und Zünglings­ iräume. Wenn wir da Geheimnis­ des Lebens erfaßt, und mit ihm vertraut gemacht haben, dann freut er uns nicht mehr; Es ist tot, das Wunderbare davon ist abgestreift und der feine Barbenschimmer, den er hatte, als wir es aus dem unerschöpflichen Weer der Wunder haben. Alle Mensgen empfinden das gleich, alle­ sehen wir auf die Tage Der Stindheit als auf die glätt« lichsten zuend, weil «­ Die Tage der Wunder, des unbegrenzten Staunens und der himmel­­ansteigenden Phantasie waren. Damals, als wo der blaue Himmel genügte und »er meite Bogen Dund­er Wälder und Höhen, damals hatte das Leid Des Lebens noch nigpig Bitteres und Designiertes ; die Sehnsucht war doppelt schön, weil sie nur ein unbestimm­­te We­­in ji trug und man grollte nicht der Vergänglichkeit. Jeht kennt man sie und mißt alle Werte des Lebens mit ihrem trügerischen, unzulänglichen Mab. Dean wandert abwärts und fühlt immer deutlicher, wie schön und ein» jom n­o rätselhaft e3 dort oben zuging auf den Hügel der Jugend, als Die Sonne ihr legte rötliches Licht Über Heimat und Baterland ergoß. Dort oben stehst jet: bu, junge Dame, ein Schatten verschwundener Träume, eine Statue des Abschiedes und der Vergänglichkeit. Ich aber bin jepen ziemlich weit unten im Tal und blicke zurüc nach Dir, DIS die violette Tyerne Dee Ver­gangenheit ihren Duftigen Schleier auf dich und meine Träume legt. Sch ging. Der Zufall führte mir einen Bekannten: des MWegs daher. Ich bat ihn um Auskunft Über die Dame. „Ob, ich renne sie wohl, der Name ist mir leider .. .* „tut nichts . . . Nationalität ?* „Sähfin — natürlich !“ „Dante, das andere interessiert mich nicht,“ de, . Und das Schöne sticht nicht aus; es it en | ,

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