Deutsche Tagespost, Juni 1920 (Jahrgang 13, nr. 117-139)

1920-06-10 / nr. 123

Bi _Rr. 128 - Sehriftleitung: Sermannfischt in j Beaugspfeife: Wü Bufkellung oder Roßversand monatlich Z BI (fei 1550), Vierteljährig sgasse Bı. x T. Procuratura de Statului Sibliu Schewisgasse, Justizpalais Türe 51/I. St. LE ULILUIHLUN Bernipreder: Ir 39. — Berwaltung: E 90 (Lei 45), halbjährig E 180 °­­ (Lei 90—), ganzjährig R BEO—­ (Zei 180 °), 11­ ih E 27 °, ganzjährig K de "Fa für German 180 AA ax [63 ng N Vierteljährig K 80’—, halbjährig K 160 ° — Hirmenskadt, Donnersteg den 10. Auni 1920. XI Jahrgang. ı N­­ ie in Der Schweiz... von Dr. Emil Fischer, (Bukarest). Voreinfgehegen ist in dem Gemach keine­ hohen Negierungsmannes­,einem Mitgliede­rd­entischen Volkspartei in Großrumänien,die ungnädige Bemerkung gemacht worden:Es ist singt­ask-Fehler von ihnen,«sich in der Bollst­­geteetung nicht schon bestehenden Gruppen an­­fließen,sondern eigene rationale Gefolgs Hase­ten zu bilden... In Rumänien gibt es feine Rationalitäten, sondern nur eine ein­e Nation... Man kann sich den Eindruck Diesen Erklärung auf unseren betifelten Bollarat darstellen, der noch gesteigert vnerden kann durch eine andere, einem anderen Deutigen gegenüber gemachte amtliche Bewterfung: 3 gibt Hier Ru­­mänen und rumänische Staats­­bürger. · ‚Beide Auffassungen über die Stellung der Deutschen in Großrumänien fordern dazu­ auf, Dagegen eine grundmäßliche Stellung einzunehmen, feinem zuliebe, feinem zuleide. * * Einer ungefähren Ehätung nach leben im neugeschaffenen Großrumänien in runder Zahl, sagen wir, eine Million Deutsche. Sie­ bilden also en­da den dreizehnten Teil der Landes­­bevölterung. Wenn sie­ wirtschaftlich und ihrem ausbudgets und nach nicht von größerer Bedeutung wären, an ihrer Kopfzahl nach, so wäre dag­­en, „ein­ großes ihn, groß der eierlichen Gelöbnisse von Alba-Sulia, die allerdings von mancher Seite nun einfach ver­­leugnet oder (je nach Bedarf) „ausgedeutet“ werden. Vielleicht paßt der Ausdruc „umge­deutet” noch besser. ‚Mit solchen Windbeuteleien geben sich ernste, ehrerwerte Numänen, ein Maniv, ein Baida­­r,voch nicht ab. Auch N. Dorga hat bei mehreren Gelegenheiten erklärt, daß die Sieben­­bürger Sachsen seine sog. Nationaltät, kein Volkssplitter, fordern eine Historisch gewordene, wohl ausgeprägte Nation­ sind, die ihre ihe gebührende­ Freiheit in tausend opfervollen Kämpfen errungen haben, und nicht etwa bloße armselige Duldung erbeitern, sondern die Ncc­t auf volle Anerkennung fordern dürfen, und zwar zum wohlverstandenen Vorteil des rumänischen Staates und Volks selbst. Nur wenn wir selber gedeihen, wirtschaftlich und geistig, nur wenn wir uns hier wohl fühlen, wenn «­ uns hier gut geht, nur dann werden wir die näglichen, ja notwendigen Arbeiter sein, deren der Staat zu seiner Erhaltung und Förderung so dringend bedarf. Ohne Mieberhebung, einfach im Gefühl, unserer Arbeit zentschlofferheit und unserer biß­­herigen Kulturleistungen, glauben mir «3 aus» sprechen iM dürfen, daß unser Staat, dem wir uns freiwillig angeschloffen Haben, von uns den größten Nugen nur dann haben wird und zwar auf allen Gebieten, wenn» wir, freudig und vertrauensvoll mittun dünner, und daß si dem entgegen der zweifchlofeste Schaden einstellen muß, wenn wir berdroffen, ohne Rechtssicherheit, ja mißtraulsch gemacht, unsern finat$bürgerlichen­­ Pflichten nachkommen. _ Belegt, doch nicht als Lehrer, hat auch der König uns die Zusicherung gegeben, Daß an den Beischlüffen von Alba-Julia nichts geändert werden wird. In den jüngsten Tagen hat gelegentlich der Empfanger in­ Hermannstadt General Adereden wohl auch für die Volksminderheiten eine wohl­wollende Bemerkung gemacht, die wir aus seinen Worten über den Geist der Ver­­brüderung und Harmonie, die er dort (in Siebenbürgen) entgeftelt habe, h­erauslesen dürfen. „Verbrüdern“ Ihm­en sich doch wohl nur Angehörige verschiedener Nationen, unter Bolfsgenossen ist es ja nicht erst nötig. Einstweilen wollen und dürfen wir also vertrauen. Aber auch uns darf man vertrauen. Wir Deutsche allein können gar nit, selbst wenn wir­ wollten — aufer, wir wären die ruchlosesten Dummtöpfe — „nach außen schielen“. Nach Ungarn und nach Rußland doch sicherlich nicht Mund das unglück­che Deutschösterreich und das Deutsche Reich sind so weit abgelegen, daß selbst ein vernünftiger Numäne uns Solche verräterische Anschluß­­gedanken nicht zumuten wird. Wir mössen also hier schen und hier sterben, wenn wir das Land nicht verlassen wollen. Aber die nicht geändert werden können, ist noch ein anderer Umstand vom vielleicht noch höherer, entscheidender Bedeutung vorhanden und das i unser Wille zu bleiben. Es ist in Siebenbürgen im Verlaufe von vielen Hundert Jahren, ja selbst im Altreiche — man diente an die Besiedelung des Difi­­ften Neamiu im XIT und an die Gründung von Langenau (Campulung) im XII. Jahrhundert — in fast gleicher Zeitdauer, in den jüngst angeschlossenen Landesteilen aber auch kon (zum Teil) in länger als ein Jahrhundert mährender, alter ren Er ist im Schweiß der Arbeit, in billigen Kriegen groß geworden, gewachsen und nun ist er da und befiehlt ung: Sederbach, hier bleibt JHr, Hier seid dr auch zu Hause, neben diesen zwingenden, erdfundlichen Tatsachen,­­: Ihr auch zu Hause, d. 5.: Neben Euch sind heute auch noch Andere da, die in geringer Anzahl, Hie und do, au {den vor End) da waren, Andere die nach Euch die Länder be­­siedelten und sich stärker vermehrten, wie Ihr, aber, wenn es wahr ist, daß treue Kulturarbeit ein Heiliges Necht auf den­­ bearbeiteten Boden gibt, dann seid Ihr Herrn auf dem Buch zu­­gefallenen Anteil dieser Erde. Ihr habt Euch das Vaterland — der Deu­tsche allein nennt er Heimat — für Euch und eure Kinder selber geschaffen. Ihr habt ein Necht darauf, baltet «8 in Treue fest. Über auch Andere wird­er Woll. Wir haben lange genug miteinander gelebt, um uns gegenseitig zum rennen, um zu willen, was uns not tut. Was uns Deutsche anbelangt — die un­­gefälschte Geschichte ist unser Zeuge — so sind wir auch im Altenreich dem Land und Wolt innerlich und äußerlich nichts sehuldig geblie­­ben. Grade unser Beispiel hat den ersten An­­stoß gegeben zu höherer, bürgerlicher, gefitteter Lebenshaltung und Lebensführung. Die Grün­dung der ein­deutschen Städte und Märkte im Lande geht auf uns zurück. Das Stadtrecht der späteren rumänischen Städte war Das­­ Magdeburgisch-Iglauische, die Zünfte waren größtenteils nach siebenbürgisch-sächsischem Vor­bild eingerichtet, Handel und Gewerbe von drüben mächtig beeinflußt worden. Die ersten Apotheker waren fast ausnahmslos wachsen, sächsische Aerzte hier sehr gesucht. Wie mächtig de­s Beispiel der sächsischen Kultur auf Rumä­­nien eingewirkt hat, dau Iere man bei Bogdan, Nicolaetcu, Chiera, Chendi, T. Maiorescu, Dianu, D. Golescu, Zitrati, D. Sturdzia, N. Forga usw. usw. nach. In der Moldau hat es sogar zwei säch­­sische oder halbsächsische Fürsten gegeben (Gas und Jancu Saul). Wie viele Deutsche haben ich für dieses Land aufgeopfert. Yener Rombs­dorfer (Gotnati), jener Herman (Getatea Alba), jener Kluger, Burghauptmann von Neamtu, der für seinen Fürsten Heraflides bei Buceava von Tomfa in Stüce gehauen wurde. Man denke an die deutschen Söldner von Eapotenie, at Die 4000 aöffen Hilfstruppen, die Sinan Paja bei Giurgiu besiegen halfen, an die­t Und in den jüngsten Kämpfen am der Abe, haben dort die jährlichen Eoiraten (Untere und Oberoffiziere) nicht in einer Waise ihren Mann gesteh­t, daß gerade ihrer seh­erfahrung Und ihrer unemüdlichen Stoßfraft —­chon zuständiger, unbe­flußter Sitte — ein entscheidender Zeil ds Erfolges zugesprochen wurde. Und jene andern jäcfsischen Offiziere Gm­­und Lößerer Grade­, Die von dem olichewisten verleitet werden sollten, zu ihren überzutreten, wadh fosen Liefe? Sie licken si nicht verführen, nicht laufen, sie hielten sich ab­­seits und haben dadnı die Niederzwingung de8 ne der Aufrührer urgeheuer er­­eichtert. Wie viele Leben kann ein rumäniscer Eoldot für sein Vaterland rom? Eins, nicht wahr ? Mehr hat er nicht. Nun, nicht um ein Haar weniger hat der heldenmütige Töcfilde Slieger Phleps für Rumänien beigegeben. Urd doc wurde das giftige Geifelwort verbrochen: „Die rumänischen Soldaten mühten Idommot werden, von fädlichen Offizieren bef­fehligt zu werden." Auch wenn sie zum Birge geführt werden ? Doc weiter. Wollten wir die Namen der deutsc­hen Bürger, die in hierzulande erhalten geblieben sind und die nicht damit gespart haben, ihre Fit geb­enlich zu erfüllen, aufzählen, «8 nähme sein Ende. Wie lange und ie auf­opfernd mögen, um nur noch ein Beispiel anzu­­führen, hier deutsche S Kindererzieherinnen und Lehrerinnen gewirkt haben, daß unter den Ru­­mänen der spracliche Ausdruck für eine solche Beschäftigung sich in dem Wort „nemtoica la copii“ festlegen konnte. Ist das nicht ein Ehrenzeichen? Und dabei war die „nemtoica“ spottbillig und band sich nebenbei auch roch die Schürze vor und half überdies auch in Küche und Haus wacer mit. Die Fronzölfin verlangt heute monatlich 500 Lei, die Schweizerin 700, die Engländerin € 00. 3 gibt eben seit dem Kriege keine „nemtoica“ mehr, die si um 200 Lei auäbenten sicher. Doch genug darm Steht doch eins fest —1·wenn es überhaupt erst bewiesen werden müßte-daß wir unsere Schuldigkeit ohne Rest erfüllt haben und bereit sind,in diesem Sinne weiter zu arbeiten. Aber Pflichterfüllung is ohne geihhmwertige Rechte ein Un­ding. Um Almosen zu Fried­en, dazu haben wir ‚­eine Ursache. Auch N. Jorga hat das in seiner marligen Redeweise anerkannt. x * * Eine Frage sei nun endlich hier erlaubt. Wer ist in der Schweiz ein besserer Bürger, der Deutsche (Alemanne), der Franzose oder der Italiener ? Jeder fühlt sich in seinem eigenen Wolfg­­­um am meisten heimlich und geborgen, und das mit Recht, und ist dennoch, fron dem, ein guter Schweizer. ·· | Keller,­­ · an dem zuschweegen,mich die doch dabeihn vorragende Deutsche waren? Nun gut, wird an einwenden: Gie waren eben geborene re ·­­’ Aer die Theodorhscher,Coevogt, Johanness Scherr waren keine Schweizer und haben als deutsche Hochschullehrer doch die Schweizer Jugend hingerissen durch den Schwung und Zug ihres hochzieligen Wesens.Auf alle Fälle braucht man also nicht einmal ein Eins geborener zu sein,um einem Lande wohlgesinnt und höchst nützlich zu werden.­­­ ­ . . . ° C. F. Meyer, Satob Burkhardt, um von­­ Pi Um von Rumänien zu sprechen. Waren die K­luger, Johannes­ Bommer, Wolfgang Schreiber usw. waren die Spatien: Winter­halder, Steege, Bauty, Flechtenmacher, Wach­­mann, Wleischlein, Dr. Wolf, Popel­­­le, Kremnig, die Moosheler - Transch, Alfdorfer, Grant­ow, ferner die Zwentschländer, Bofkl, E58, Oppler usw., obwohl sie nicht alle hier geboren, ja nicht einmal alle rumänische Staatsn­bürger waren, waren sie etwa­ nicht ebenfalls wohlgesinnte und ebenfals höchst tägliche Helfer am Fortschritt Ni­mäniens. Muß man ein mundlauter Lobhubler sein, muß man ein Trompetengeschmeiter anuzstoßen, um als Freund eins Volles zu gelten? Be­­weilen stille aber fordernde Taten e3 nicht viel bifi­r, daß man dies PO Wir verschmähen es, uns auf dem Markt anzupreifer, aber wir Ih­nen ung ebenso ett« Schiedin Dagegen auf, unsere Etaaidtreue bes zweifeln und darum unsere­­ Bürgerrechte ver­­ringern zu lassen. Wir haben im Sinne der eihn­lichen Entwi dlung unsere Entschlässe ger­en und sind ehrlich gewillt, dem neuen Staats­­verbonde unsere angelobte Treue zu halten, wie wir sie bisher in den andern Verhältnissen mit­telgültig bewährt haben. Gibt es bessere Bürger in den Vereinigten Staaten als gerade die Deutschen ? Der Ichte große Krieg war eine blutige Probe darauf. Und die Balten in den Ostferländern? Hatte das ehemalige Barenreich viel andern, Löhern Menscher ich­, der treffsichere Beamte, Offiziere und Arbeiter geliefert hätte ? *) bei gemachten­ unsere Szene durch True um Treue kann man mehr von uns erwarten oder verlangen, als daß wir Deutsche ebenso gute Bürger Großrumäniens seien, wie die Deutschen in der Schweiz ? *) Weitere Aufläge werden mir Gelegenheit geben, biefe und ähnliche Fragen, über die Wolga- - und Low-, über die Krim- und Kaukasusdeutschen, insbe­­sondere über die Balten und die 25 Millionen Deutsche in den U­­. A. ausführlich zu beantworten.­­ Tönnen. —— i en, Roc ein Wort zur Schulreform. Von Hermann Zeleli, Rektor der Stefan Ludwig Roti-Schule in Mediaich. (Sätuf.) 2.Vermehrung der Wahlfreiheit I auf der Oberstufe. Unsere zweite Forderung verlangt die Vers­mehrung der Wahlfreiheit auf der Oberstufe in der Messe, Daß von Wa an auch die Wahl zwischen Latein oder Französisch freigestellt wird. Auch diese Forderung will das Gefüge der Beschlüsse der Schulkonferenz nicht ausein­­andersprengen, sondern nur­ eine darin vorhan­­­dene sehr empfindliche Züge ausfüllen. ag­ dem Lehrplan der Schulkonferenz gabelt sich das künftige Realgymnasium bei Aufrechterhals er 9, Her­wig: Das Werden der Organismen. Bon Alfred Bomarius. Die folgenden Zeilen verdanken ihre Ent­stehung einem Aufiug von Stefan Klett in Nr. 109 dieses Blattes, betitelt „Die Hrisis des Darwiniämug.“ In­ diesem Auflag­­ wird e3 mit höchster Genugtuung verzeichnet, da der sehr bedeutendste deutsche Biologe Däfar Dertwig ich gegen die bis vor Turzem in der Biologie fost aus­­schließlich Herrschende Tarwiniische Buchtwahl­­theorie ausgesprochen hat; d. 5. genauer gesagt, ihr die Völigkeit abspricht, ein treibende und erstaltendes­ Prinzip in der Entwicklung der Organismenmwelt zu sein. Der Angriff Hertwigs ist niedergelegt in einem umfangreichen, vortref­lichen Werk: „Das Werden der Organismen. Zur Widerlegung von Darwins Zufallstheorie durch das­ Geset in der Entwickklung­, das im Jahre. 1916 in­ erster, 1918. in zweiter Auflage erschien (die erste Auflage hat als Untertitel nur „eine Widerlegung von Dartvins Zufallstheorie"). Für jeden, der dieses Werk kennt und wie‘ ich die Ansichten seines Berlafiers teile, ist «3 von höchst verwunderlich zu sehen, in wel west, würdigem Licht Hertwigs Wert bei Herrn Klett erscheint, dadurch, daß Dieter über das Buch schreibt, ohne es gelesen zu Bader. Wir fennen ja Klett? Arfichten über Die „zur­­modernen Abgöttin erhobene „erafte" Wissenschaft“ aus verschiedenen unzweideutigen Aeußerungen schon von früher (Aufsoh „Oftlend“). Sie Tchren in­­ Dieser Besprechung von Hertwigd Buch wieder und finden in folgenden Worten ihren Ausdruc: „Der menschligge Geist kenn nicht gespaltet Ichen mit der Wahrheit des unmittelbaren Exkemnin­g­­shierseits und der dieser widersprechenden Wissen­­schaft am­ Moor ‚der realen Außerwelt an« bererseit3*. „Wer an den Sieg der Wahrheit glaubt, steht unverrüct und unbeirrt inmitten der täglich steigenden und wechselnden Hochflut der Fi­eberstörzenden neuen aus ‚und Thronicchen.... Was ist die Geschichte der zur m­odernen Abgleitun­g „'zolten* Willen. Kalt anders, al die Folge immerwährender Berich­tigungen unumfänglich geglaubter wissen­­after Togmen ? Malerkh­­eive­erufte Miah­­uueg ihr jeden tiefer denkenden Menschen, feine Wellenschenung nit auf den flüchtigen Band vergänglicher naturwissenschaftlicher Theorien auf­­zubauen und eine noch ernstere Mahnung für alle, die si zu Apostelm der neuen Heilslehre unter unserem deutschen Volke berufen glauben.“ Serand der solche Ansichten vertritt, sonn xatärlich als konfrquenter Mensch ein Buch nicht lodes, daß die uralte Wissenschaft auf eine gun geschrieben Hat. Dadurch aber, daß Herr Jett das Werk nicht gelesen — ‚mie er selbt befennt — gerät er in die für unn Anhänger der Wissenschaft amterordentlich erheiternde Situation 618 unser eingefleischter Gegner einem Buche das Lob zu reden, das mit vollen Segeln im Fahrwasser der exakten Wissen fast segelt; und zwar ist er ein ziemlich uneingeschränktes Lob, denn beiwerfend. Daß er das Buch zwar nicht gelesen, fährt leit fort, „glaubte aber der Wahrheit wie anserem oftdeutischen Volk einen guten Dienst zu erweisen, indem ich Fury auf Ried bedeutende Wert deutlichen Erafied und deuticher Wahrheit?­­litbe Hinwies.* Wer diese Worte den soeben zitierten An­­sichten über den Wert exakter Wisfenschaft gegen» Aberficht, muß glauben, daß Hertwig derselben Meinung sei, wie Aleit, daß nämlich die exalte Biffenschaft zu berwerfen und das Heil de& Ba Minichen arderzwo gesucht werden müsse. Es ist wehrlich etwag Ieichssinnig vor einem ganzen Ball, für ein Buch einzustehen das man nicht kennt, um so mehr, wenn man am andere „eryfie Mahnungen“ richtet in Bezug auf ihr geistiges Gewissen dem diutschen Tolfe gegenüber. · Its Wirklichkeittist ezganertwig nämlich ganz anders bestellt als man rachobianuvae ktwatxeuzwütda Etist ein strenge-Anhänger der exakte-Wissenschaft»8ck.wiaqbskHumig selbstspreche-«tassstkmdkuSkquvpuutt«qu Ishekzubeleuchnann»dem­ Lande Uchtiger wissenschaftlicher Theorien«­gegenüber einnimmt : „In derselben Weise wie die leblose Welt, unterstehen auch die Lebewesen, ihre Entwiclung und ihre Erhaltung, dem allgemeinen Kausali­­tätsgefäß. Und da niemand diesen Grundjeh leugnen wird, farn auch die Aufgabe der Biologen zur in der Erforschung der gaßllosen verschiedenen Ursachen bestehen, welche die Ver­­änderung bei der Entwiclung und beim Werben der Organitimen, unabhängig von jeder Auswahl bewirken... Boher muß auch jeder Versuc­­h das Werden der Organianten zu vefichen auf eine Theorie der Direkten Bewirtung hinaus­­laufen. Die Gestaltung und­­ Organisierung des Stoffes vermölge der ihm i­nnerwohnenden Kräfte läßt sich auf allen Gebieten der Natur wilsensgaften als de# grofe­n­er Problem bezeichnen" S. 660—61. „Wie alle Natur wissenschaften Hat auch die Morphologie von dem Ariom auszugehen, daß alles Naturgesclieben sich nad bestimmten ik vollsicht, deren Er- Senntnis Aufgabe der Zorichung is. Beiwiscken der leblosen Natur und dem Reich der Leberwesen besicht nach dieser Richtung kein prinzipieller Unterschied, fanden nur ein Unterschied insoweit, als dort die Ber­ältnisse einfacher sind und si­­eicht er auf durchgreifende Gejege zurüc­kor, an welchem sich der Darwinismus in einen führen hoffen, während sie sich hier sehr viel mehr versick­eln und daher schwieriger in algemein s­passende Formeln einkleiden sohjen“, ‚Gleich den chemischen Körpern, deren Bu­­­ cmmenfegung fch in beflimmte Blindiur­­formeln ausdei­den läßt, sind euch die so viel femplizierter gebauten pflanzlichen und tierischen Gestaltungen im Segler Irflanz nur der Aus­bruch einem weiter Bildungsgeiege, von welchen das organische Gestalten beherrscht wird“ S. 669. Nicht weniger exalt wie Darwin, sondern ernfter als ex hat Hertwig sein wollen. Sein ert will ein Wendepunkt sein,­­der die Bio­­logie den exalten Methoden der Physis­ und Chemie zuführen sol. Das bemeisen folgende Worte: „Durch die G Selektionstheorie, besonders in der verschärften Fassung von Weismann, ist die Biologie zu den Zweigen der Naturwissen­schaft, Die von der unbelebten Natur handeln, in einen ausgesprochenen Gegenfall gebracht worden, worüber fi Die eingefleischten Durch­­rüsten doch endlich einmal Har werden Sollten, Physit und Chemie gehen von der V­orausfegung aus, daß die unter Der Herrschaft des Kausali­­tätsgewetes sich vollziehenden Veränderungen n­ach Naturgefegen erfolgen, daß bestimmte Urs­­achen in den von ihnen betroffenen Gegen­­ständen auch bestimmte Wirkungen hervorrufen und daß «5 die Aufgabe des Forschers ist, die hiebei bestehenden Gelegmäßigkeiten zu e­trennen und ihnen in möglichst einfachen Formeln, in Geseten und Regeln, einen Ausdruck zu geben. Nach der Gelehtionstheorie dagegen sind die Heinen Variationsdifferentiale der Dre­­ganismen, die das Ausgangsmaterial für die Zuctwahl­ bilden, richtungslos und regellos, sie werden daher auch als zufällige be­zeichnet... Im der Tat liegt hier meines Erachtens ein noch zu wenig beachteter Punkt scharfen Gegenfall zu den Aufgaben und Zielen der exakten en und auch zu ihren Forschungsmethoden gestellt hat. Für mich ist diese Erwägung auch bestimmend ge­wesen, um gleich das Wichtigere im Titel­ meines Buches hervorzuheben, anstatt von G Selektionstheorie, von einer Widerlegung der Darwin’schen Zufalls­­theorie zu sprechen und ihr als Gegenfaß gleich das Gefeb in der Entwicklung entgegenzuhalten, als die Aufgaben und Ziele, welche auch die Wissenschaft, von, der Biologie zu den ihrigen zu machen hat.“ S. 6693— 64. „Fr­age Hinsicht ist Die unwissenschaftliche Aufgabe des Biologen dieselbe, wie die Aufgabe des Che­mikers und Physikers, nur an einem anderen Objekte." S. 660, «Ottot­err Klett die eben mitgeteilten Sätze unterschreibt.Nach seinen bisher ge­äußerten Anschauungen über Wissenschaft, be­­sonders auch den oben zitierten, sicher nicht. Denn ich glaube kaum, daß die Anwendung einer Theorie der „Direkten Bewirkung”" auf den Menschen, der Doch auch ein Organismus ist, weniger „materialistisch” ausfallen könnte, aß die Anwendungen der Darwin’schen Zuchtwahls­theorie ausgefallen sind, über die Klett triumphiert. Er verdankt übrigens seinen Mitgriff nicht nur der Unvorsichtigkeit, Hertwigs Buch nicht gelesen zu haben, sondern auch noch einem zweiten lapfus, der ebenso schwer wiegt. Er hat nämlich Materialismus und Zuchtwahl­­theorie ohne weiters in einen Topf geworfen und daraus, daß jemand gegen Darwin sei, ohne­ weiters gefolgert, daß dieser nun sein Ges­­innungsgewesse sein müsse. 3 gehört aber entschieden ein gedarflicher Leichtsinn Das­zu, um aus der Tatsache, daß jemand gegen den Darwinismus ist, zu folgern, derselbe falle damit aus dem Rahmen der Entwicklungslehre «

Next